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Bernhard Hennen hat sich innerhalb kürzester Zeit einen Spitzenplatz in der deutschen Fantasy Szene erschrieben. Sein Buch „Die Elfen“ war ein Bestseller.
Der Band „Die Elfen“ erzählt die Abenteuer der beiden Elfen Farodin und Nuramon und deren Freund, dem Menschen, Mandred Torgridson.
Ich selber habe das Buch nicht gelesen, bevor ich das Hörbuch in die Finger bekam.
Spoilerwarnug: Ich werde sicherlich während dieser Besprechung nicht umhin kommen, das eine oder andere „Geheimnis“ des Buches zu verraten. Der Leser sei also gewarnt, wenn er sich entscheidet, weiterzulesen.
Das Setting hat einige Ähnlichkeiten mit bekannten fantastischen Welten und stellt dabei auf den nordischen Kulturkreis ab. Einige Ähnlichkeiten mit Sagen- und Spielwelten wie z.B.Midgard fallen auf.
Hennen teilt das Setting in drei eigenständige Welten. Die da wären:
- Die Welt der Menschen, die von den Elfen auch als die Andere Welt bezeichnet wird
- Die Zerbrochene Welt, eine Zwischenwelt, die seit dem letzten großen Krieg in Trümmern liegt
- Die Welt Albenmark, in der die Elfen leben
Die Alben sind die Ahnherren der Elfen und anderer Völker wie etwa der Zwerge, der Trolle und der Gnome.
Die drei verschiedenen Welten sind durch Portale verbunden. Diese Übergänge sind an Punkten gelegen, an denen sich verschiedene, sog. Albenpfade kreuzen.
Die Alben haben sich seinerzeit in die Welt Albenmark zurückgezogen, nachdem sie einen letzten Krieg gegen die Devanthare (Dämonen in der Form halb Mensch, halb Eber) gewonnen hatten. Diese Davanthare waren mächtige Dämonen, Meister der Täuschung und stark in der Magie.
Einige wenige Elfen heutiger Tage haben diese Zeiten noch erlebt. Unter diesen ist die Königin der Elfen Emerelle. Sie verfügt außerdem über ein mächtiges Artefakt aus diesen vergangenen Tagen: Einen der wenigen verbliebenen Albensteine. Dies ist ein Gegenstand größter magischer Macht.
Die Elfen, ihr Schicksal und das Mondlicht: Wenn Elfen sterben und während ihres Lebens ihr „Schicksal“ erfüllt haben, gehen sie ins Mondlicht. Haben sie dieses nicht erfüllt, werden ihre Seelen in einem neuen Elfen wiedergeboren. Diese Wiedergeburt ist aber kein allein „elfisches“ Phänomen. Auch die Trolle, die in Hennens Geschichten beginnend die Rolle eines Widersachers, später dann die eines Verbündeten einnehmen, kennen diese Wiedergeburt der Seele in großen Persönlichkeiten. Menschen haben jedoch auch in diesem Setting nur ihr eines Leben.
Wesen wie Kentauren, Trolle und Zwerge (die Nachfahren der sog. Dunkelalben, während die Elfen die Kinder der Lichtalben sind) bevölkern das Setting. Daneben gibt es noch die Menschen und Dämonen. Klassische „böse“ Völker wie Orks und Goblins trifft man nicht.
Anfangs sind die Trolle noch eine Bedrohung, später, etwa ab der Mitte des Buches, werden die menschlichen Priester des Gottes Tjured und ihre Heere zum Hauptgegner der Helden aufgebaut.
Das Produkt: Der Hörverlag präsentiert den ersten Band der Elfen-Saga geschrieben von Bernhard Hennen (mit dem Co-Autor James A. Sullivan) in einer gekürzten Lesung auf sechs CDs. Die CDs werden in einer Pappbox geliefert. Diese ist schlicht, aber ansprechend aufgemacht und in Grüntönen gehalten. Das Cover der Box entspricht in etwa dem der Buchausgabe. Die einzelnen CDs sind schlicht in dünne Plastikhüllen verpackt. Nicht wirklich doll, aber in Orndung. Abschließend gibt es ein kurzes und knappes Booklet.
Dieses enthält eine kurze Zusammenfassung und (was viel wichtiger ist) ein Glossar der Namen und besonderen Ausdrücke der Welt. Dies ist sehr, sehr hilfreich und absolut angebracht. Denn Hennen führt eine Vielzahl von ungewohnten (und sperrigen) Namen ein: Farodin, Nuramon und Mandred sind noch die zahmsten. Ich habe das Glossar oftmals zu Rate gezogen. Auch für diese Rezension war das Glossar wichtig, da ich sonst kaum gewusst hätte, wie die diversen Namen zu schreiben sind.
Die Box ist weniger opulent in ihrer Aufmachung und Ausstattung als die (vollständigen) Lesungen bekannterer Werke wie etwa aus der „Harry Potter“-Reihe oder der „Der Herr Der Ringe“-Reihe.
Gelesen wird das Hörbuch vom bekannten Schauspieler Hans Peter Hallwachs.
Der Autor und sein Stil: Bernhard Hennen hat laut den Informationen, die es zu ihm im Faltblatt gibt, Germanistik studiert. Ich riskiere jetzt einmal, polemisch zu klingen. Ein eingehendes Studium der deutschen Sprache merkt man dem Sprachgebrauch des 1966 geborenen Hennen und seiner Erzählweise nicht zwingend an. Weder sein Sprachgebrauch noch seine Erzählstruktur überzeugen. Der Stil Hennens gefällt mir nicht.
Dies mag mit daraus resultieren, dass Hennen sein Werk „Die Elfen“ episodenhaft aufbaut. Man hat – zumindest in der gekürzten Hörbuch-Version – nie das Gefühl, dass die einzelnen Teile gut und direkt ineinander greifen. Es werden (zu) viele Handlungsbögen angelegt, von denen sich aber keiner zu einem Haupthandlungsbogen zu spinnen scheint. Vielmehr hat man das Gefühl, dass die Ideen nacheinander abgearbeitet werden, ähnlich den Folgen einer TV-Serie.
Einzig die Dreiecks-Geschichte zwischen Farodin, Nuramon und der (später von der Königin verbannten) Elfe Noroelle zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Geschichte. Dass diese Dreiecks-Beziehung enttäuschend aufgelöst wird, hat mich schon gar nicht mehr verwundert.
Gegen Ende tauchen denn dann aber doch die Zusammenhänge von kleineren Versatzstücken auf. Einige Steinchen fallen zusammen und bilden so etwas wie ein übergreifendes Handlungs-Mosaik. Im Großen und Ganzen überzeugt die Verwebung der Teile nicht.
Bis hier hinhat Hennen weder als Erzähler noch als Schriftsteller überzeugen können.
Als dann auch noch eine der Hauptfiguren des Bandes durch die Kugel einer archaischen Handfeuerwaffe den Tod findet, war ich endgültig bedient. Wie selten unpassend für einen Fantasy Roman. Die Enttäuschung wurde komplettiert.
Was mich sehr störte, waren die ständigen Zeitverwerfungen, die durch die permanenten Wechsel zwischen den Welten begründet werden. Jedes Mal, wenn die Helden ein Portal durchschreiten, vergehen mal mehr und mal weniger Jahre. Nie vergeht die Zeit in der Welt, in der sich die Helden aufhalten, genauso schnell wie in den anderen Welten. Es kommt immer zu zeitlichen Verwerfungen. Dadurch verliert der Zuhörer schnell die Übersicht; viele Figuren, wie z.B. Alfadas, der Sohn von Mandred Torgridson, oder der Sohn des Devanthars Guillaume, werden eingeführt, nur um wenige Minuten später wieder veraltet zu sein oder getötet zu werden. Ein paar mal kann man diesen Zeit-Effekt sicherlich nutzen, aber bei jeder Passage die Figuren durch ein Portal springen zu lassen ist arm. Der Effekt nutzt sich ab. Es wird langweilig.
Auch wirkt die ständige Zeitverschiebung einer Bindung mit anderen Figuren und der guten Lesbarkeit des Werkes entgegen. Im Gegensatz zu vielen Fantasy-Fans habe ich nichts gegen die Elfen einzuwenden. Ich finde das Volk gehört zu den Völkern, welche die Fantasy-Literatur interessant machen. Leider stellt Hennen die Elfen nicht so dar, wie ich es mir erhofft hatte.
So ist bspw. die Königin der Elfen Emerelle oftmals kalt, berechnend und hartherzig dargestellt. Dazu gibt es viele weitere kleine Dinge, die einfach nicht ins Bild passen wollen. So etwa während einer Flucht durch einen kalten Fluß: Da rettet ein Elf einen anderen Elfen, und zwar, indem er ihn an den Haaren durch das Wasser zieht. Unvorstellbar. Dies ist kein Umgang für Elfen untereinander. Wenig vorher rettet der gleiche Elf auch den Menschenkrieger Mandred. Auf die gleiche Art und Weise. Schon hier ist es unpassend, aber unter seinesgleichen ist es unvorstellbar. Was sich der Autor bei einer solchen Darstellungen von Situationen denkt, bleibt sein Geheimnis.
Weiterhin streut Hennen unnötig brutale Momente in die Erzählungen ein. Z.B. sind die Strafen der Menschen der Stadt Eskendria drakonisch gewählt und werden äußerst bildhaft dargestellt. Auch sind die Schilderungen der Kämpfe und Schlachten in meinen Augen unnötig brutal. Ich hatte das Gefühl, Hennen kostet diese Momente aus. Hin und wieder berauscht sich der Autor an Bildern, die einen Fantasy-Roman nicht weiter bringen. So etwa lässt er den Leser an dem Zeugungsaktes zwischen Noroelle und dem Devathar teilhaben. Diese Schilderung brauchte das Buch nicht. Ich hätte es auch gerne gesehen, wenn diese (unbeholfen und platt erzählte) Stelle bei der Bearbeitung für die Hörbuch-Version des Buches unter den Tisch gefallen wäre. Da die sechs CDs nicht genug Platz für eine vollständige Lesung bieten, wurden Teile der Geschichte vom Verlag zusammengefasst und vom Leser paraphrasiert. Diese Teile sind dadurch zu erkennen, dass sie mit dem Geräusch von wehendem Wind unterlegt sind.
Mich haben weder die Geschichte noch der Stil des Autors überzeugen können.
Dies ist für ein Hörbuch eine schwere Hypothek. Bleibt aber noch zu hoffen, dass sich vielleicht der Vorleser besser schlägt.
Der Sprecher: Hans Peter Hallwachs ist ein älterer (geboren 1938) und durchaus bekannter deutscher Schauspieler. Er ist schon häufiger als Sprecher in Film und Fernsehen aufgetreten und spielte zuletzt in Michael „Bully“ Herbigs „(T)raumschiff Surprise“ eine Rolle. Dass Hallwachs im Rahmen seiner Schauspielausbildung eine umfassende Sprachausbildung genoss, wird schnell deutlich. Hallwachs betont gekonnt und lässt es sich nicht nehmen, den Großteil aller „Rs“ zu rollen. Was bei den fremden Namen wie Nuramon oder Farodin noch einen gewissen Effekt erzielt, nervt doch mit der Zeit in der Art und Weise, wie Hallwachs es einsetzt.
Mir persönlich sagt die rauchige und leicht angegriffen wirkende Stimme Hallwachs nicht sonderlich zu. Dies kann aber sicherlich von Hörer zu Hörer variieren.
Was mir neben dem Klang der Stimme nicht gefällt, ist die Aussprache vieler Laute. Es blafft - in Ermangelung eines besseren Wortes dafür - die Stimme. Insbesondere bei den „F“-Lauten ist mir dies aufgefallen. Und da Worte wie „Waffe“, „Elfen“ und „Schiffe“ häufig vorkommen, fällt dies schon ins Gewicht.
Hallwachs Lesung ist aber nicht nur negativ zu bewerten.
Wie gesagt sind seine Betonungen gut und er liest in der richtigen Geschwindigkeit. Dies ist gut so.
Dennoch bin ich dieses Mal mit der vom Hörverlag getroffenen Wahl des Lesers nicht recht glücklich.
Fazit: Die Geschichte „Die Elfen“ Bernhard Hennens ist eine deutsche Fantasy Geschichte. Das der gekürzten Lesung zugrunde liegende Buch war ein Bestseller. Leider erreicht das Werk aber nie das Niveau, welches ich erwartet (oder erhofft) hatte.
Die Geschichte selber dreht sich um die beiden Elfen Farodin und Nuramon und ihren Freund, den Menschen Mandred Torgridson. Die Erzählung wird episodenhaft aufgebaut, da das Durchqueren diverser Portale dafür sorgt, dass man in diesem Band fast 300 Jahre erlebt. Dies ist leider handwerklich nicht gelungen, wirkt konstruiert und gleichförmig. Ich hatte mir mehr von diesem hochgelobten Werk erhofft.
Den Kunden eine vollständige Lesung zu ersparen, war eine gute Entscheidung von Seiten des Hörverlages. Allerdings stehe ich wohl mit meiner Einschätzung eher alleine da, denn die beiden Folgetitel der Serie „Elfenwinter“ und „Elfenlicht“ sind ebenfalls als Lesung im Programm des Hörverlags erschienen.
Wer allerdings großen Gefallen an der Romanversion des Buches hatte, kann hier sicherlich zugreifen, ohne enttäuscht zu werden. Allen anderen rate ich zur Vorsicht und empfehle vor dem Kauf die kostenlos angebotene Hörprobe auf der Homepage des Hörverlages.
Alles in allem vergebe ich die enttäuschende Note von 2,7 Punkten, die sich mehr aus der schwachen Geschichte begründet, denn aus der doch recht soliden (technischen) Bearbeitung des Hörverlages.
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