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Die Kormyr-Saga 1 - Dunkle Fänge
Bewertung:
(3.9)
Von: Mario Schmiedel
Alias: Quel’Thalas
Am: 22.12.2007
Autor:Ed Greenwood & Jeff Grubb
Übersetzer:Marcel Bieger & Cornelia Köhler
Typ:Roman
System:D&D
Setting:Vergessene Reiche / Forgotten Realms
VerlagBlanvalet / Randomhouse
ISBN/ASIN:978-3442244195
Inhalt:634 Seiten, Softcover
Sprache:Deutsch

Die Kormyr-Saga Bd. 1 - Dunkle Fänge

Einleitung

Die Überraschung war groß (zumindest bei mir), als bekannt wurde, dass der Blanvalet-Verlag weitere Bücher der Vergessenen Reiche veröffentlicht, die nichts mit der Drizzt-Reihe oder den Elminster-Büchern zu schaffen haben. Dennoch ist Blanvalet ein kalkulierbares Risiko eingegangen und hat sich für einen Roman aus der Feder Ed Greendwoods entschieden. Auf „Cormyr – A Novel“, welches er 1996 zusammen mit Jeff Grubb verfasste, fiel die Wahl. Jeff arbeitete damals sehr eng mit Ed zusammen, denn beide stellten für TSR.Inc das erste Kampagnen-Set der Forgotten Realms zusammen.

Im Deutschen trägt das Buch den Namen „Die Kormyr-Saga Band 1 – Dunkle Fänge“ und bildet den Auftakt zu einer dreiteiligen Serie, dessen in sich abgeschlossene Nachfolgebände (Beyond the High Road von Troy Denning [1999] und Death of the Dragon von Troy Denning und Ed Greenwood [2000]) erst Jahre später, mit Erscheinen des dritten Bandes, offiziell mit Cormyr – A Novel zu einer Serie zusammen gefasst wurden.

 

Art, Aussehen und Layout

Hervorzuheben ist bei diesem 634 Seiten starken Taschenbuch-Wälzer der Preis, der mit nur 8,95 Euro zu Buche schlägt. Hier wurde nicht das tolle Coverbild Ciruelos der Originalausgabe verwendet (dieses habe ich zum Glück mit Widmung, dank der Spiel 07 in Essen, über meinem Schreibtisch hängen). Dennoch sind das letztendlich verwandte Bild und die Gestaltung des Bandes sehr ansehnlich. Das Originalbild aus dem Jahre 1996 kann mit aktuellen Bildern der dritten Generation von D&D mithalten, während die Cover der beiden Folgebände nicht mehr so recht in die heutige Zeit passen. Deshalb ist meiner Meinung nach die Entscheidung des Verlages richtig, hier auch das Bild auszutauschen, um der Serie so ein einheitliches Aussehen zu verleihen.

Auffallend ist sofort, dass Blanvalet hier auf das Logo der Forgotten Realms verzichtet hat. Warum? Das weiß der Geier. Es ist sogar eine sehr unkluge Entscheidung seitens des Verlages. Wenn das Buch schon nicht das Originalcover besitzt, so sollte es doch wenigstens jenes Logo tragen, damit Leute im Vorbeigehen darauf aufmerksam werden und nicht nur, wenn sie jedes Buch genau betrachtend in den Händen halten und so bemerken, dass dies ein Vergessene Reiche-Roman ist.

 

Inhalt

Das Buch gliedert sich in zwei Erzählstränge, die sich von Kapitel zu Kapitel abwechseln. Der erste Strang erzählt die Geschichte Cormyrs (ich schreibe das Wort in der C-Schreibweise, alles andere tut meinen Fingern und Augen weh) vom Anbeginn des Entstehens des Waldkönigreiches (-400 TZ) und schildert in Zeitsprüngen die verschiedenen Ereignisse – wie etwa die Verbannung des uralten schwarzen Purpurdrachens Thauglor und seiner Drachensippschaft in die Gebirge, die Ankunft und Herrschaft der Elfen, bis hin zu den ersten Menschensiedlungen, denen auch die Bauernfamilie der Obarskyrs angehören – die dazu führten, dass die Familie Obarskyr zu der bekannten Königsfamilie wurde, die das Land noch heute führt. Der andere Strang bedient sich keiner Zeitsprünge und erzählt fortlaufend die Geschichte des Attentates auf König Azoun bei einem Jagdausflug im Jahre 1369 TZ durch ein gorgonenartiges Wesen und der damit verbundenen politischen Machtkämpfe und Intrigen im Königreich und am Königshof selbst, als besagter König im Sterben liegt. Während Azouns ältere Tochter, die Kronprinzessin Tanalasta, endlich einen jungen Edelmann gefunden zu haben scheint, den sie ehelichen würde, zieht ihre jüngere Schwester Alusair mit den Rittern des Hofes aus. Währenddessen verfolgt der berühmte erste Magier des Landes und Berater König Azouns, Vangerdahast, ganz eigene Pläne. Die zwei Erzählstränge (geschichtliche Vergangenheit mit großen Zeitsprüngen sowie kontinuierlich fortlaufend in der Gegenwart) erinnern stark an Elaine Cunninghams Evermeet: Isle of the Elves.

 

Übersetzung

Marcel Bieger zeigt sich für die Übersetzung des Buches mitverantwortlich. Ihm zur Seite stand eine Frau Cornelia Köhler. Erfreulich ist, dass aus Fehlern vergangener Forgotten Realms Übersetzungen gelernt wurde und mittlerweile vieles mit der gewohnten und lieb gewonnenen Bezeichnung benannt wird (nach der Lektüre eines Elminster-Buches suchte ich doch vergebens nach der Stadt Wassertief auf meiner Posterkarte). Auch wenn es jetzt größenteils Zauberspruch und nicht mehr Zauberbann heißt, so haben sich dennoch wieder einige Fehler eingeschlichen. Beginnend beim Namen des Königreiches und somit des Buches. Kormyr (oder auch Cormanthor bzw. Cormanthyr) mit einem „K“ geschrieben. Auch fällt auf der ersten Seite sofort die Bezeichnung für die Zeitrechnung auf: Talrechnung anstatt Taliser Zeitrechnung wird es hier genannt. Einem jedem Vergessene Reiche Fan tut so etwas einfach nur in Ohren und Augen weh.

Aber kann man hier dem Übersetzerteam einen Vorwurf machen? Ich denke: Nur bedingt. Blanvalet hat nichts mit dem deutschen Rollenspiel zu schaffen. Der Verlag muss es noch nicht einmal zwingenderweise kennen. Auch besteht die Zielgruppe seiner Fantasyromane nicht in solchen Maßen aus uns Rollenspielern, wie es bei Feder & Schwert der Fall ist. Ein breiteres Publikum liest Blanvalets Romane und viele, wenn nicht gar die Mehrzahl, wird die Begriffe in keiner anderen Formulierungs- bzw. Schreibweise kennen. Dennoch ist zumindest Marcel Bieger, seitdem er den ersten Elminster-Band übersetzt hat, die Problematik und das dazugehörende Rollenspiel mit seinen seit fast zwei Jahrzehnten im Deutschen bekannt. Unter anderem habe ich ihm damals selbst eine E-Mail geschrieben, die er erfreulicherweise sehr ausführlich beantwortet hat (das nur am Rande). Wieso ist es so schwierig, sich ein Kampagnen-Set zuzulegen und somit nicht nur den Teil der Käufer glücklich zu machen, der von der Rollenspielwelt nichts weiß und zufrieden ist, ein gutes Buch in den Händen zu halten, sondern auch den Teil der Käufer, der die Begriffe seit eh und je so kennt? Das werde ich wohl niemals verstehen. Zumal eigentlich ein „Befürworten“ einer korrekten Schreibweise vorhanden sein müsste, da der Blanvalet Verlag zur Random House Group gehört und diese wiederum in den USA die Romane aus dem Hause Wizards of the Coast vertreiben.

 

Fazit

Ich, der ich kein großer Fan der Schreibkunst Ed Greenwoods bin, aber immer wieder zugreife, wenn ich eines seiner neuen Bücher entdecke, habe mich auch an diesen Band herangetraut. Und ich bin mehr als positiv überrascht. Das Buch ist angenehmer zu lesen als viele der anderen Werke Greenwoods. Ob es daran liegt, dass er es nicht alleine verfasst hat oder es aber andere Gründe geben mag, ist letztendlich egal. Kormyr Band 1 ist sehr gut gemachte, solide Realms-Unterhaltung, die zwar nicht so verworren Züge annimmt wie andere Romane des Autors, bei dem ich aber dennoch über den 15-seitigen Begriffs- und Namensglossar am Ende des Buches froh war. Das Autorenteam Greendwood & Grubb weben hier einen abwechslungsreichen faerûnischen Geschichts-Mix, der unterhaltsam intrigante Machenschaften mit allerlei Fantasyelementen schmückt. Dabei bleibt das Erzähltempo fast immer konstant hoch und nur an wenigen Stellen wird das Buch langatmig oder überschlägt sich bei seinem Voranschreiten. Es gehört ins obere Drittel der deutschen „Vergessene Reiche“ Romane und somit vergebe ich eine 3.9.

Spannend bleibt nur die Frage, was Blanvalet wohl als Nächstes von Ed Greenwood in Angriff nehmen wird: Die Shandril Saga oder die Reihe um die Ritter Myth Drannors? Über beides würde ich mich besonders freuen.