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Star Wars - Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas FluchtDas Erbe der Jedi-Ritter Bd.10 - Jainas Flucht
Bewertung:
(3.1)
Von: Nico Bracht
Alias: Cut
Am: 13.01.2008
Autor:Elaine Cunningham
Übersetzer:Andreas Helweg
Typ:Roman
Setting:Star Wars - Krieg der Sterne
VerlagBlanvalet / Randomhouse
ISBN/ASIN:978-3-442-24347-1
Inhalt:384 Seiten, Taschenbuch
Sprache:Deutsch

Jainas Flucht

Das Star Wars Universum nach den Filmen:

Nach den Ereignissen der mittlerweile sechs Star Wars Kinofilme autorisierte der Erfinder von Star Wars, George Lucas, in den 1990ern erstmals die Fortsetzung der Star Wars Saga.

Die ersten drei Romane, die mit dem Lucas' Segen erschienen, wurden von Timothy Zahn geschrieben.

In der sog. „Thrawn Trilogie“ (Erben des Imperiums, Die Dunkle Macht und Das Letzte Kommando) übernahm der letzte verbliebene Großadmiral des Imperators fünf Jahre nach dessen Tod bei der Schlacht von Endor das Kommando über die verbliebenen Streitkräfte des Imperiums. Das Imperium hatte die Gründung der „Neuen Republik“ nicht verhindern können und war von Coruscant, der Zentralwelt der Alten Republik und des Galaktischen Imperiums, vertrieben worden. Weiterhin litt das Imperium unter massiver Materialknappheit und es mangelte besonders an Offizieren und Nachwuchs bei den Truppen. Gerade mal ein Viertel des Raumes, der einst unter imperialer Kontrolle stand, war noch erhalten. Doch dann kam aus den Tiefen der Unbekannten Regionen Großadmiral Mitth'raw'nuruodo, kurz Thrawn genannt, zurück.

Dieser Alien war der einzige Nicht-Mensch, der unter Imperator Palpatine jemals in den Rang eines Großadmirals aufgestiegen war. Unter seiner brillanten Führung brachte er das Imperium wieder nach vorne und die Neue Republik an den Rand des Untergangs.

 

Mit diesen drei Romanen begann, was der Star Wars Fan heute als das Expanded Universe kennt. Thrawn wurde in Computer Spielen wie „TIE-Fighter“ eingebunden und es folgte eine Vielzahl von Roman-Publikationen sowie Computer- und Konsolenspiele. Neue Helden wurden eingeführt und agierten neben den Figuren aus den Filmen. Zumeist erschienen die Abenteuer in Trilogie-Form. Manchmal gab es aber auch Einzelromane. Dabei erschienen wie üblich sehr gute und sehr schlechte Romane. Auch Spiele wie „Dark Forces“ und die „Knights of the Old Republic“-Reihe fügten Mosaiksteinchen zu dem immer größer werdenden Gebilde „Star Wars“ hinzu.

Helden heirateten, bekamen Kinder. Neue Figuren traten auf die Bühne und traten wieder ab. Dennoch blieb der Kern der Figuren, die die Filme überlebt hatten, immer im Fokus der Abenteuer.

 

Fast zehn Jahre gab es für sie viele Abenteuer zu bestehen, doch am etablierten Kontext änderte sich wenig. Dies änderte sich dann 2001 mit der Ankündigung, es solle eine neue Roman-Reihe erscheinen, die das Star Wars Universum kräftig durchschütteln würde.

Die neue Serie sollte im Englischen den Titel „Star Wars - The New Jedi Order“ tragen und Änderungen am Expanded Universe mit sich bringen, die bis dahin so noch nie da gewesen waren.

 

Die Serie war auf unglaubliche 18 (!) Titel ausgelegt und sollte durch einige der bekanntesten Science Fiction und Fantasy Autoren geschrieben werden. Am Ende wurden es (zumindest es in der deutschen Übersetzung) sogar 19 Bücher.

25 Jahre nach den Ereignissen des Star Wars Filmes „Episode IV: Eine Neue Hoffnung“ angesiedelt, sehen sich alte und neue Helden des Star Wars Universums in der 18-teiligen Buch-Reihe, die auf Deutsch „Star Wars: Das Erbe der Jedi-Ritter“ betitelt wurde, einer neuen, großen Bedrohung ausgesetzt.

 

Das Erbe der Jedi-Ritter:

Im ersten Roman „Vector Prime“ (zu Deutsch: Die Abtrünnigen), der von keinem anderen als R.A. Salvatore geschrieben wurde, erreichen rücksichtslose, komplett anders denkende und äußerst kampfstarke Invasoren aus einer anderen Galaxis in Welten-Schiffen die uns so bekannte weit, weit entfernte Galaxis. Sie nennen sich die Yuuzhan Vong und schicken sich an, die Galaxis zu erobern und zu verändern.

Die Yuuzhan Vong sind ein religiöses Kriegervolk. Ihre Götter, so glauben sie, haben das Universum geschaffen, indem sie sich selber Körperteile abgenommen und daraus alles geformt haben. Das führt dazu, dass die Religion der Yuuzhan Vong den Schmerz verehrt und in der rituellen Verstümmelung des eigenen Körpers große Ehre sieht.

Da die Götter alles aus dem lebenden Material ihrer Körper geschaffen haben, lehnen die Invasoren jede Art von Maschine, die auf Technik und nicht Biologie beruht, als Grässlichkeit und Abscheulichkeit ab. Droiden, künstlich erschaffene Lebensformen, werden sofort vernichtet. Technische Dinge wie künstliche Gliedmaßen, Werkzeuge, Waffen oder auch Raumschiffe lehnen die Invasoren als grobe Beleidigung der Götter ab.

Ihre eigenen Schiffe und Waffen bestehen aus lebenden Materialien. Die Schiffe z.B. aus Korallen, die sie Yorrick nennen. Sie tragen lebendige Panzerungen und Waffen, etwa den schlangenförmigen Amphistab, der in der Lage ist, als peitschenartige Waffe eingesetzt zu werden oder aber sich zu einer Art Klinge zu verhärten, die scharf genug ist, fast alles zu schneiden und einem Lichtschwert zu widerstehen. Obendrein können diese Stäbe auch noch ein tödliches Gift spucken. Viele Käferarten sind von den Yuuzhan Vong gezüchtet worden, um als Waffen zu dienen; sie bedienen sich auch biologischer Kampfstoffe wie etwa giftiger Pilz-Sporen.

Sie können mit sog. Villips, kleinen Wesen, über interplanetare Entfernungen hinweg kommunizieren und nutzen DovinBasale , Wesen, die Gravitationsanomalien erzeugen, als Waffen, Schilde und Antriebe ihrer Korallen-Schiffe. Und sie opfern ihren blutrünstigen Göttern lebende Wesen auf qualvolle Weise.

Obgleich die Yuuzhan Vong so viel mit lebender Materie zu tun haben und einem Krieger fast keine größere Ehre zu Teil werden kann, als eine seiner Gliedmaßen von einem eigens als Körperteilspender gezüchteten Tier ersetzen zu lassen, haben sie doch eine unglaubliche Eigenart, die sie zur größten Bedrohung der Neuen Republik macht, der diese je ausgesetzt war: Die Yuuzhan Vong sind aus ungeklärten Gründen nicht in der Macht präsent.

Sie werden von den Jedi nicht wahrgenommen und sind in der Lage, sich maskiert mit einem Wesen, das sie Ooglith nennen, unerkannt unter die Völker der Galaxis zu mischen und diese gegeneinander auszuspielen. Die Yuuzhan Vong erscheinen unaufhaltsam. Sie erobern System um System.

 

Die Administration der Republik und das Militär sind hilflos.

Der Jedi-Orden ist in sich zerstritten. Millionen Menschen fallen als Sklaven oder schlimmer noch als Opfer an die Invasoren.

Unaufhaltsam streben die Yuuzhan Vong ihrem Ziel, den Welten des Inneren Kerns, entgegen. Und nun ist auch noch das Herz der Neuen Republik gefallen...

 

Das Cover:

Es war auch an der Zeit, dass die Serie mit einem ordentlich gestalteten Titelbild aufwarten würde. Jainas Flucht zeigt, wie könnte es auch anders sein, Jaina Solos Gesicht groß auf dem Einband. Daneben gibt es eine Aufrisszeichnung des X-Wing Sternenjägers zu sehen und (interessanterweise) das Symbol der alten Rebellenallianz.

 

Das Buch:

Erneut keine Änderung und keine Überraschung in diesem Bereich: Klares Druckbild, angenehm große Schrift und ordentliches Recyclingpapier, das viel haltbarer ist, als das schlechte Papier amerikanischer Romane.

 

Die Geschichte geht weiter...

Spoilerwarnung: In nachfolgender Zusammenfassung kann das eine oder andere elementare Ereignis der Reihe vorweggenommen werden. Wer sich dieser Gefahr entziehen möchte, sollte diesen Abschnitt überspringen und bei dem Punkt „Die Bedeutung des Romans für die Serie“ wieder einsteigen.

Am Ende von Das Ultimatum standen einige große Änderungen des Settings: Coruscant, die Zentralwelt der Alten Republik, des Imperiums und später auch der Neuen Republik, ist von den Yuuzhan Vong erobert worden.

Anakin Solo ist tot und sein älterer Bruder Jacen ist in der Gewalt der Invasoren.

Elaine Cunningham spinnt in ihrem knapp 300seitigen Roman nun die Geschichte um Jacens Zwillingsschwester Jaina weiter: Jaina hat sich bereits in der Vergangenheit gefährlich nah an die Dunkle Seite der Macht heranbewegt. Diese Annäherung geht nun weiter. Vom Zorn erfüllt, flieht sie mit den Überlebenden Mitgliedern des Jedi-Kommando-Teams in einer gestohlenen Yuuzhan Vong Fregatte vom Planeten Myrkr. Doch dort mussten sie Jacen zurücklassen.

Um an Anakins Leichnam zu kommen, setzte Jaina sogar bewusst Kräfte der Dunklen Seite ein. Darauf angesprochen, reagiert Jaina abweisend, kalt und schroff. Jaina ist verbittert und von dem Gedanken besessen, schnellstmöglich nach Myrkr zurückzukehren, um zu versuchen, Jacen aus der Gewalt der Invasoren zu befreien.

Die überlebenden Mitglieder des Jedi-Kommando-Teams beschließen, in den Hapes Cluster zu fliegen, um sich neu auszurüsten und dann eine Rettungsmission zu starten.

Tenel Ka, Mitglied des Jedi-Teams, Jedi-Ritter und ihres Zeichens auch noch Tochter von Prinz Isolder und Königin Teneniel Djo von Hapes, soll dem Jedi-Team einen sicheren Hafen im traditionell eher jedifeindlich gesonnenen Kornacht Sternencluster eröffnen.

Doch da taucht Jacen noch einmal für alle spürbar glühend in der Macht auf, um dann komplett zu verschwinden. Das Team um Jaina ist verzweifelt und geht mit dem Verlöschen Jacens von dessen Tod aus.

Zeitgleich bewegen sich viele Evakuierungsschiffe von der ehemaligen Zentralwelt der Republik auf Einladung der hapanischen Königin Teneniel Djo nach Hapes.

Allerdings macht sich der bislang abgelegene Kornacht Cluster, durch die Hohe Anzahl an Flüchtlingen in seinen Grenzen, zu einem interessanten Angriffsziel für die Yuuzhan Vong, die in großen Flüchtlingsansammlungen nur eine große Opfermöglichkeit an ihre Götter sehen.

 

Elaine Cunninham erzählt nun mehr oder weniger flüssig von den anstrengenden Wandlungen und Problemen Jainas. Durch ihre kompromisslose Art, alles gegen die Yuuzhan Vong einzusetzen, was ihr nur irgendwie zur Verfügung steht, zieht sie sich verstärkt die Aufmerksamkeit des rebellischen Jedi-Meisters Kyp Durron zu. Dieser bemüht sich sogar darum, Jaina zu seiner Schülerin zu machen.

Jainas Weg mit seinen deutlichen Tendenzen zur Dunklen Seite steht im Mittelpunkt dieser Charakterstudie.

 

Die Bedeutung des Romans für die Serie:

Es ist nicht zwingend erforderlich, den Roman gelesen zu haben, um dem Gesamtplot der Yuuzhan Vong Invasion folgen zu können. Es gibt ein paar durchaus interessant geschriebene politische Ränkespiele auf Hapes, welche aber nie den Tiefgang eines Michael Stackpole Plots erreichen.

Viele Seiten werden mit pubertierendem Gehabe Jainas und Diskussionen über das Für und Wieder der verschiedenen Verwendungsarten der Macht im Kampf gegen die Yuuzhan Vong gefüllt. Wer dachte, diesen philosophischen Teil mit den Abhandlungen Jacens in vorangegangenen Büchern hinter sich gelassen zu haben, wird an dieser Stelle eines besseren belehrt.

Weiterhin hat man das Gefühl, dass ein Generationenwechsel im Star Wars Universum eingeläutet wird. Figuren wie Han und Leia werden ständig als alt bezeichnet oder stellen sich selbst so dar.

Nun sind die Figuren aus dem Anbeginn des Star Wars Genres sicherlich älter geworden, dennoch geht für meinen Geschmack das Star Wars Gefühl der Reihe in dem Maße verloren, mit dem die alten Figuren in die zweite Reihe gedrängt und die Story zum Großteil von den neuen Figuren getragen werden soll...

Das ganze gipfelt in einer Unterhaltung zwischen Kyp und Jaina, in der dieser eben diesen Generationenwechsel auf den Punkt bringt: Der Krieg gegen das Imperium und die Errichtung einer Neuen Republik sei eben der Kampf der Generation um Luke, Han und Leia gewesen. Dagegen sei der Kampf gegen die Invasoren von außerhalb der bekannten Galaxie und der Untergang der Neuen Republik nun eben der Kampf der jungen, neuen Generation. Das heißt der Kampf von ihm, Kyp Durron, sowie jungen Jedi, wie Jaina, Jacen und den andern jungen Mitgliedern des „Neuen Jedi Ordens“.

 

Passenderweise trägt die Serie ja auch im englischen den Titel „The New Jedi Order“!

Einige wenige Elemente der Handlung haben dann doch noch mit Sicherheit größere Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Serie. Jainas Entdeckung über die Yuuzhan Vong Biotechnologien, der Eintritt der Hapaner in das Kriegsgeschehen und die Ankunft eines Beobachtungsduos der Chiss lassen auf einiges schliessen, was im folgenden Band Rebellenträume von Aaron Allston zu erwarten ist.

Einzig die Situation um das von den Yuuzhan Vong angestrebte Zwillingsopfer in Form der Gefangennahme und anschließenden rituellen Tötung der beiden Solo Zwillinge wird nicht vorangebracht. Auch bleibt Jacens Schicksal weiter komplett im Dunkeln. Wobei mit dem erneuten Auftritt der enigmatischen Figur Vegere im letzten Roman große Spannung erzeugt wurde und der Leser auf eine Fortführung dieses Handlungsstranges hofft.

 

Die Übersetzung:

Andreas Helweg scheint sich mittlerweile etwas besser im Star Wars Setting zurechtgefunden zu haben. Er fühlt sich sichtlich wohler. Das merkt man seiner Übersetzung an. Wenngleich er nicht immer alles optimal löst, liest sich die Übertragung von Jainas Flucht leichter und runder als die von Das Ultimatum. Weiterhin bestehen bleibt aber meine Kritik an der ungleichen Benennung der Schiffe und Jägerklassen in den einzelnen Büchern.

 

Das Fazit:

Jainas Flucht ist wieder ein Band der Serie, der die Entwicklung einer einzelnen Figur in den Mittelpunkt der Handlung stellt. Elaine Cunninham vertieft dabei Jainas Charakter um ein Vielfaches und zeichnet ihr einen grenzgängerischen Weg zwischen der Dunklen Seite und der Hellen Seite der Macht vor. Sie ist deutlich vom Krieg gegen die Yuuzhan Vong gezeichnet.

Jainas Flucht ist kein Buch, welches für die Weiterführung der Rahmengeschichte um die Invasion der bekannten Galaxis durch die Yuuzhan Vong unerlässlich ist.

Dennoch lohnt es sich halbwegs das Buch zu lesen: Hier wird ausnehmend deutlich eine Weichenstellung vorgenommen, weg vom etablierten Personal der Filme und der ersten Romanreihen des Expanded Universe hin zu den erst im Expanded Universe eingeführten, ja erst dort geborenen Figuren, der nächsten Generation also.

Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Trend in den kommenden Bänden der Serie fortsetzen wird und ob Star Wars eine solche Umstellung tatsächlich verkraften kann. Ich bin da eher skeptisch.

Schriftstellerisch ist Cunninghams Stil etwas angenehmer als der von Troy Denning. In der Summe bekommt Jainas Flucht daher mit 3,1 Punkten eine leicht bessere Bewertung als Band 9 der Reihe.