Links zur Rezension NebenanDas Buch ‚Nebenan’ spielt in der heutigen jetzigen Zeit in Köln, dem gegenüber steht das Reich der ‚Dunklen’, eine Fantasiewelt, die nicht bunter sein könnte. Dort lebt die Magie noch und es werden alle möglichen Fabelwesen angetroffen, von Elben über Drachen bis zu den Märchenfiguren der Gebrüder Grimm.
Der Protagonist ist Till, ein Germanistikstudent, der kurz davor ist, seine Abschlussarbeit zu schreiben. Sein Professor, Mukke, sieht die Welt mit anderen Augen, und lehnt dessen Arbeiten über ‚Oswald’, in dem der Träumer Till einen Seelenverwandten sieht, ab.
Obwohl der Hauptcharakter am Boden zerstört ist, muss er an dem Samhaim-Fest teilnehmen, welches seine Freunde die ‚Ui Tailchu’ organisiert haben. Worin die Mittelalterfans und Rollenspieler nur einen Spaß sehen, eine Geisterbeschwörung durchzuführen, wird schnell Wirklichkeit, denn die Magie ist in der Samhaim-Nacht besonders stark. Sie öffnen ein Tor nach ‚Nebenan’ und einige der so genannten ‚Dunklen’ gelangen in ihre Welt.
Wer nun allerdings Bösewichte erwartet, die die Welt erobern möchten, liegt falsch. Die ‚Dunklen’ sind der Erlkönig, Goethe lässt grüßen, der eine Form des ‚Ökoterroristen’ darstellt, und Cagliostro, ein Adliger aus dem 17.Jahrhundert, der eigentlich nur seinen Spaß möchte mit seinem Schoßhund, einem Werwolf.
Die Heinzelmännchen, ein technisiertes kleines Volk, welches die Tore nach ‚Nebenan’ beschützt und sich selbst als Krone der Schöpfung empfindet, befürchten nun eine Invasion der ‚Dunklen’. Als durch einen mehr oder weniger unglücklichen Zufall auch noch die Liste mit den Spitzeln der Zwergenmenschen unter den ‚Dunklen’ an Cagliostro fällt, suchen sie einen Schuldigen und finden ihn in Till.
Das Chaos beginnt als die Fantasiefiguren sich immer wieder Menschen zu erkennen geben, die sich für verrückt erklären und daraufhin die ‚Ui Tailchu’ nach ‚Nebenan’ zur Spionage geschickt werden. Nun sind sie nicht nur in ihren Rollenspielabenden Helden, sondern ein echtes Abenteuer hat begonnen…
Auch in diesem Buch (vgl. ‚Die Elfen’) wechselt der Autor immer wieder die Perspektiven. Dadurch gibt es zwar einen bevorzugten Hauptcharakter, den Träumer Till, allerdings werden abwechselnd auch die Heinzelmännchen, die ‚Dunklen’ oder die ‚Inquisition’ in den Vordergrund gestellt. Der Leser hat somit Einblick in die Gedanken und Gefühle der unterschiedlichen Personen und kann daher auch die Motive von jedem nachvollziehen. Schnell entsteht dann auch die Frage, wer denn nun eigentlich ‚Gut’ und wer ‚Böse’ ist.
Dieser Erzählstil ist für Hennen sehr typisch. Er bricht gerne an der spannendsten Stelle einer Szene ab und wechselt zu einer zeitgleich stattfindenden anderen Begebenheit. Dadurch entsteht auch bei diesem Buch zumindest ein wenig Spannung und der Wunsch, wissen zu wollen wie es weitergeht, doch der Spannungsbogen ist nicht sehr stark. Manche Leser mag dieses Vorgehen vielleicht etwas verwirren, da man sich gut erinnern muss, was 10 oder 20 Seiten vorher geschah.
Der Band ist in sich abgeschlossen, mit einem eindeutigen Ende. Einige der Charaktere werden allerdings in dem Buch ‚Alica und die Dunkle Königin’ (von Bernhard Hennen) wieder angetroffen.
Fazit: Der Roman stellt sicherlich nicht eines der typischen Fantasiewerke dar, obwohl er zwar viele High-Fantasy-Elemente besitzt, aber dennoch auch die Märchengestalten wie Heinzelmännchen, Schneewittchen oder auch Goethes ‚Erlkönig’ mit umfasst. Von den Vorlagen Tolkiens wird hier Abstand genommen, vielmehr kann jedes Wesen in ‚Nebenan’ existieren, an das in der ‚Modernen Welt’ nur etwas geglaubt wird.
Der Roman ist zwar flüssig zu lesen und an Witz wird nicht gespart, aber es kommt wenig Spannung auf. Dafür sind die Bösewichte einfach nicht böse genug, das Schicksal der Welt steht zwar auf dem Spiel, aber der Leser fragt sich: Was wäre schlimm daran, wenn die Magie wieder in unsere Welt gelangt? Okay, Drachen sind nicht lustig, aber es wäre hier nicht mehr so langweilig.
Man sollte den Roman daher mehr als eine Art Parodie auf das eigene Rollenspielerleben sehen. Die Wünsche des Hauptcharakters Till erfüllen sich, er hat nun die Möglichkeit, fantastische Abenteuer zu bestehen, aber trotz allem Witz bleibt ein Funken Ernsthaftigkeit erhalten. Es werden auch ernste Themen angesprochen, wenn auch nur auf den zweiten Blick. Auch stellt sich das Problem, dass sich die Rollenspieler nun nicht mehr in einem von einem ‚Meister’ kreierten Abenteuer befinden, sondern schnell von den Helden zu den Gejagten werden.
Für Menschen, die der Meinung sind, Heinzelmännchen und Märchengestalten haben in einem Fantasieroman nichts zu suchen, ist dieses Buch sicherlich keine gute Empfehlung. Wer sich mit dem ‚etwas anderen Fantasy’ anfreunden kann, Witz liebt und einen jungen Mann dabei begleiten möchte, wie seine Träume zur Realität werden, dem kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen.
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