Links zur Rezension HaloGraphic Novels sind immer mehr im Kommen und das auch in Deutschland. Gerade Comics zu Computer- oder Videospielen sowie aus dem Bereich Fantasy und Rollenspiel erfreuen sich großer Beliebtheit. Auch das Video- und PC-Spiel „Halo“ ist davon nicht verschont geblieben, aber anders als bei den meisten bisherigen Comics wird in diesem Sammelband nicht nur eine komplette Geschichte erzählt, sondern vier einzelne Storys, die auch jeweils von verschiedenen Autoren und Zeichnern umgesetzt wurden.
Erster Eindruck: Beim ersten Durchblättern fallen einem sofort die großen Unterschiede in den Zeichenstilen auf, von denen man keinen als wirklich mehr als durchschnittlich bezeichnen kann. Einzig allein die Galerie am Ende des Buches zeigt ein paar schöne Illustrationen.
Inhalt und Qualität: Da es sich um vier Einzelgeschichten handelt, gehe ich ausnahmsweise hier mal anders vor und zeige pro Geschichte direkt kurz den Inhalt auf und sage dann was zu Zeichenstil und Story.
01 – Die letzte Reise der Infinite Succor (48 Seiten) Ein Notruf führt den Elite-Spec-Ops-Commander zu einem Versorgungsschiff der Allianz, das manövrierunfähig am Rande des Threshold-Systems durch das All schwebt. Als sie das Schiff betreten, wird schnell klar, dass eine außerirdische Bedrohung hier auf sie wartet. Angelehnt ist diese Geschichte an eine Zwischensequenz aus Halo 2 und sie erklärt u. a., wie der Spec-Ops-Commander Rtas Vadumee so viel über die „Flood“ weiß.
Lee Hammock und Simon Bisley haben diese Geschichte verfasst. Die Story der Kurzgeschichte ist auf jeden Fall interessant, wenn auch nichts wirklich Neues. Eine Marine-Einheit findet ein verlassenes Schiff und wird von Ungeheuern angegriffen. Gab es schon zigtausendmal, ist aber dennoch irgendwo interessant. Die Zeichnungen dieser Story sind eigentlich ganz ordentlich, aber das Gesamtbild der „Infinite Succor“-Geschichte ist einfach zu bunt und unübersichtlich geworden, als dass es mehr als ein „etwas besser als Durchschnitt“ erreichen könnte. Alles in allem eine nette Geschichte, die recht einfach in Szene gesetzt wurde. Nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut.
02 – Rüstungstest (12 Seiten) Ein Spartaner lebt gefährlich und seine Rüstung ist die letzte Verteidigung, die er hat. Natürlich ist es da lebensnotwendig für ihn, diese zu testen, was aber ein ebenso gefährliches Unterfangen sein kann. In dieser wirklich kurzen Geschichte wird der bekannte Halo-Kampfanzug im Einsatz getestet.
Neben Jay Foerber, der die kurze, aber prägnante Geschichte geschrieben hat, sind Ed Lee und Andrew Robinson für die Zeichnungen hier verantwortlich. Diese gefallen mir persönlich deutlich besser als die Illustrationen der ersten Geschichte. Sie erinnern ein wenig an die Sonntagmorgens-Comicserien auf den einschlägigen Fernsehsendern. Die Illustrationen sind relativ schlicht, aber dennoch stilvoll gehalten.
03 – Ausbruch aus der Quarantäne (12 Seiten) In „Ausbruch aus der Quarantäne“ hat Sgt. Avery Johnson ein echtes Problem. Er ist gefangen im Inneren eines außerirdischen Flood-Artefakts und umgeben von Tausenden, meist hoch infektiösen Lebensformen. Ihm bleiben dabei nur zwei Optionen: entweder die Flucht oder dabei zu sterben.
Für diese Geschichte ist nur ein Künstler alleine verantwortlich. Tsutomu Nihei hat sowohl die Story erdacht als auch künstlerisch umgesetzt, was ihm eigentlich recht gut gelungen ist. Die Optik der Illustrationen ist sehr schick und gehört mit Rüstungstest zusammen an die Spitze des Heftes, auch wenn sich beide Stile völlig voneinander unterscheiden. Tsutomus Artwork sind eher Aquarell- oder Wasserfarben ähnlich, was aber ganz gut zur Story passt, die ebenso spannend wie splatterig ist.
04 – Zweiter Sonnenaufgang über New Mombasa (13 Seiten) New Mombasa ist nach einem Angriff der Allianz dem Erdboden gleich gemacht, doch zuvor haben sich die Einwohner der aufblühenden afrikanischen Metropole zur Wehr gesetzt. Diese Geschichte erzählt ihre Geschichte.
Brett Lewis und Jean „Moebius“ Giroud schreiben und zeichnen für diese Kurzgeschichte verantwortlich. Zwar hat mir die Story an sich gut gefallen, das Artwork kann ich aber nur als grottenschlecht bezeichnen, denn es erinnert mich sehr stark an billige Comicproduktionen aus den 60ern und 70ern. Nicht dass die Comiczeichnungen damals schlecht waren, nur heute sind sie einfach absolut nicht mehr zeitgemäß und passen nur noch aus nostalgischen Gründen zu den Comic-Klassikern.
Abgerundet wird der Sammelband von einer mehrseitigen Galerie, die Halo-Artwork von verschiedenen Künstlern zeigt und diese sind weitestgehend wirklich gelungen und äußerst schick. Außerdem gibt es nach jeder Geschichte einen Kommentar der verantwortlichen Künstler, was einen kleinen Einblick in die Arbeit und die Gedanken hinter den Werken eröffnet.
Die Übersetzung ist wieder durch Panini Comics erfolgt und wieder einmal gut gelungen. Hier hat sich nichts zu den bisher getesteten Comics geändert.
Fazit: Das „Halo“-Graphic-Novel hat bei mir einen sehr faden Nachgeschmack hinterlassen, denn es ist leider wirklich mehr schlecht als recht. Über 50 Prozent des Sammelbandes, nämlich Geschichten Nr. 1 und Nr. 4, sind vom Zeichenstil her als äußerst ungelungen zu bezeichnen, während die anderen beiden Geschichten zwar deutlich schöner sind, aber auch nicht als super bezeichnet werden können. Die Kurzgeschichten sind allesamt auf ihre eine oder andere Art interessant und actionreich, aber auch sie können den Gesamteindruck nicht erheblich verbessern. Alles in allem ein Graphic Novel, das man nicht haben muss, es sei denn, man ist wirklich ein absoluter Halo-Fan, der einfach alles haben muss. Warum Panini so einen Comic auf den deutschen Markt bringt, ist mir ein wenig zweifelhaft, denn solche Werke kratzen am guten Ruf.
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