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Die Jünger der Drachenlanze 1 - Die Auserwählte
Bewertung:
(2.1)
Von: Mario Schmiedel
Alias: Quel'Thalas
Am: 30.01.2008
Autor:Margaret Weis
Übersetzer:Imke Brodersen
Typ:Roman
System:D&D
Setting:Drachenlanze
VerlagBlanvalet / Randomhouse
ISBN/ASIN:3442244005
Inhalt:383 Seiten, Softcover
Sprache:Deutsch

Die Auserwählte

Vorwort:

Die Jünger der Drachenlanze Band 1 (JdD1) ist die deutsche Ausgabe der Originaltrilogie Dragonlance - Dark Disciple. Das Buch knüpft an die Ereignisse der Kinder der Drachenlanze Reihe an, in der die Götter nach Krynn zurückkehrten und in der gleichzeitig versucht wurde, einige verkorkste Storyline-Elemente wieder rückgängig zu machen. JdD1 bildet die Übergangsbuchreihe der zweiten auf die dritte Edition von Drachenlanze, in der das von vielen nicht so recht lieb gewonnene Zeitalter der Sterblichen begann.

Als Autor zeichnet sich die Mutter der Drachenlanzewelt, Margaret Weis, höchstpersönlich verantwortlich. Neben den Raistlin-Chroniken, die sie allein, sowie in Zusammenarbeit mit ihrem Ex-Mann Don Perrin verfasste, ist dies ein weiterer Roman der Hauptgeschichte, den sie ohne den Drachenlanze-Miterfinder Tracy Hickman schrieb.

 

Erster Eindruck:

Das Buch fügt sich vom Optischen her nur bedingt in das Gesamtbild der Serie ein. Denn Blanvalet, bekannt für seine großen und kleinen Schnitzer, hat – abgesehen vom anderen Design des Verlagslogos, welches mittlerweile ein wenig verändert wurde und was das Recht eines jeden Unternehmens ist – die Schrift auf dem Buchrücken einfach umgedreht! War der Titel eines Romans der Reihe vorher noch von oben nach unten zu lesen, so ist es jetzt anders herum. Dies erinnert ganz stark an die wechselnde Schriftart innerhalb einer früheren Serie des Drachenlanzezyklus. Dieser Fehler ist dem Verlag bei dieser Serie jedoch wiederholt unterlaufen, wie ihr in der Rezension zu Teil zwei lesen werden könnt.

Ansonsten ist zu erwähnen, dass das Buch einen Teilausschnitt des Originalcovers Matt Stawickis zeigt und dass der Buchrücken und der hintere Teil des Buches die obligatorische weiße Farbe besitzen. Warum jedoch davon wie bei den Drizzt Romanen (waren früher schwarz) nicht endlich abgelassen wird und diese ebenfalls rundherum das originale Cover erhalten, ist mir ein Rätsel.

 

Story (Vorsicht Spoiler!!)

Chemosh, der Gott der Toten, begehrt mehr Macht über die Welt Krynn und Einfluss über die Lebenden, als nur über seine Welt der Untoten. Er möchte sich nicht mehr damit abfinden, dass fast ausschließlich Alte und Kranke ihn anbeten, dass sein Glauben nur in unterirdischen Katakomben oder Hinterhöfen ausgelebt wird. Er ist auf der Suche nach neuen Märkten, Anhängern und neuen Gläubigen. Da kommt ihm eine Mina, ehemalige Auserwählte der nun toten Göttin Takhisis, gerade recht. Er sucht die zur Zeit in eine tiefe Depression gefallene Kriegsfürstin in dem versteckten Wüstental auf, in dem sie ihre nun tote Göttin in einer Höhle begraben hat und über das Grabmal wacht, während sie über das Dahinscheiden trauert. Dort macht Chemosh ihr ein verlockendes Angebot. Er erhofft sich von Mina ergebene Liebe, ihren treuen Glauben, sowie grenzenlose Ergebenheit. Im Gegenzug dafür bietet er ihr ewige Jugend, Gesundheit und Schönheit an. Mina jedoch möchte den Pakt mit Chemosh nur eingehen, wenn er ihr das gewährt, was sie wirklich begehrt: Die Macht über das Leben und den Tod. Angekommen im Abgrund, in der Heimat des Gotts der Toten, wird sie von ihm auf eine Reise geschickt, um ihm ihre Loyalität zu beweisen. Chemosh möchte den Todesritter Ausric Krell, der in der Geschichte Krynns nur als „der Verräter“ bekannt ist, da er einst Lord Ariakan, den Sohn Lord Ariakus', dem ersten Drachenfürst in der Zeit der Chroniken und der Göttin Zeboim, der herrschsüchtigen Göttin der Meere, tötete, aus seinem Gefängnis auf der Insel Sturmfeste befreien, auf der er von Zeboim persönlich eingekerkert wurde. Sollte Mina diese Bewährungstat bestehen, so erhofft sich Chemosh mit Hilfe dieser beiden an der Spitze, eine schlagkräftige Armee auf die Beine stellen zu können, mit deren Hilfe er sich mehr Macht und Einfluss unter den Lebenden erhofft. Ihm entgegen stellt Zeboim (den nicht ganz getreuen) Rhys Mason, einen ehemaligen Majere Mönch, dessen Bruder (ein Anhänger Chemoshs) die gemeinsamen Eltern und ein Kloster voller aufrichtiger Mönche vergiftete. Diesem zur Seite steht ein etwas besonderer Kender : Nachtschatten Stechbirn (!!!) - ein untypischer Kender, der mit den Toten spricht. Im Gegensatz zu anderen Kendern hasst er den Ausdruck des „Borgens“ und nennt es ohne Umschweife „Diebstahl“. Nachtschatten ist ein Nachtwandler. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, versucht er für Hinterbliebene Kontakt mit den Seelen ihren Toten herzustellen. Mina sowie Rhys begeben sich auf eine Reise, die in einem unausweichlichen Aufeinandertreffen gipfeln wird.

 

Qualität:

Die ersten 50 Seiten des Buches plätschern nur so dahin. Es fehlt dem Buch an dieser Stelle der Schwung, den ein Medium, egal welcher Gattung, benötigt, um seinen Käufer zu fesseln. Jedoch hat mir dieses „Dahin plätschern“ sehr geholfen, da dies der erste Ausflug in die Drachenlanze-Welt für mich seit der War of Souls-Trilogie gewesen ist. Und dies ist mittlerweile schon einige Jährchen her. Außerdem hat mir an dem „lahmen Start“ sehr gut gefallen, dass der Leser auf diesen Seiten eine Menge an Informationen geliefert bekommt, was in den vorherigen Büchern geschah, wie das Zeitalter der Sterblichen begonnen und welche Veränderungen es mit sich gebracht hat (z.B. Exil der Elfen, Invasion der Minotauren, Veränderungen im Pantheon), wie Takhisis und Paladin ihr letztendliches Schicksal fanden und vor allem, wer denn eigentlich diese geheimnisvolle Frau, mit den bernsteinfarbenen Augen ist. Einem neuen Leser wird dadurch ein Einstieg sehr erleichtert. Jedoch sollte eigentlich nicht davon ausgegangen werden, dass Neuleser die anvisierte Zielgruppe eines Romans sind, der den Hauptplot einer Welt weiterspinnt, deren Romanreihe aus dutzenden von Bänden besteht.

Der Gott der Toten, Chemosh, erinnert in dieser Anfangsphase an eine Mischung aus einem Cyric (Gott der Lügen, Intrigen, Mörder aus den Vergessenen Reichen), was die Art zu denken und sich darzustellen anbelangt (leicht den Leser belustigend jähzornig und zynisch, aber auch machtbesessen und intrigant) und einem Lestat (Interview with the Vampire), von körperlichem Verlangen erfüllt, um dabei faszinierend anziehend zu sein.

 

Im weiteren Verlauf beginnt das Buch zwar an Fahrt aufzunehmen, dennoch bleiben Mina und Rhys, der einzig nennenswerte Charakter neben Mina in dem Buch, die wenig wirklich wahren Lichtpunkte des Romans. Die anderen Charaktere sind meist eher langweiliger oder mit aller Macht gewollt konstruierter Natur und schaffen es kaum bis gar nicht zu fesseln. Es ist zwar schön, dass nicht alle Kender dem Klischee eines solchen entsprechen. Aber muss es denn gleich „so anders“ sein?

 

Der Schreibstil ist an weiten Strecken ziemlich monoton und langatmig. Obwohl das Buch nach dem ersten Drittel wie oben erwähnt spannender wird, bleibt es doch ziemlich gleichbleibend: Flüssig zu lesen, jedoch ohne wirklich nennenswerte neue Inhalte zu bieten. Dem Buch fehlen die originellen Ideen, die Weis als Fantasyautorin weltbekannt gemacht haben. Oder vielleicht fehlt ihr auch einfach nur Tracy Hickman.

 

Übersetzung

Da es kaum Rollenspielprodukte der Drachenlanze-Welt im Deutschen gibt, ist das Bild der deutschen Bezeichnungen auf den Schultern Goldmanns bzw. Blanvalet entstanden. Demnach kann an dieser Stelle nichts ausgesetzt werden. Die Übersetzungen und Namensgebungen gefallen mir fast ausnahmslos (auch wenn „Stechbirn“ nicht gerade zu meinen Lieblings-Bezeichnungen gehören wird). Ich kenne leider zu wenig englischsprachige Drachenlanze-Begriffe, um dies besser einordnen zu können. Imke Brodersen, die Stammübersetzerin der Reihe, hat hier sehr gute Arbeit geleistet. Am Lektorat selbst ist wie immer bei Romanen aus dem Hause Blanvalet nichts auszusetzen.

 

 

Fazit:

Was eine richtige Fantasy- Reihe ist, da muss es Katastrophen ohne Ende geben. Drachenkriege, Weltuntergang, Grausteine und die totale Apokalypse wurden in Jahrzehnten der Unruhe auf Krynn abgelenkt und endlich ist mal wieder ein Friede ins Land gekommen, da erweist sich dieser - oh Wunder - als trügerich. Denn Chemosh, Herr der (Un-)Toten, muss feststellen, dass sein Ansehen in der Welt gelitten hat. Um neue Anhänger zu finden, macht er schöne, junge Leute zu seinen willenlosen Sklaven. Damit die ihm aber vertrauen und ihr Blut willig dem Tod verschreiben, braucht der Gott die bekanntlich wunderschöne Mina.

Was folgt ist eine mittelmäßige Vampire-auf-Krynn-Story mit einem Hauch Liebesgeschichte mit der Botschaft: "Auch böse Götter haben Gefühle." Denn nach den einseitigen Darstellungen der Takhisis und Co in den vorherigen Romanen hat Krynn diese Denkweise bitter nötig.

Das ist dann aber auch schon das Tiefsinnigste. Immer wieder erfolgt der sichere Hinweis, dass Mina wunderschön ist, jeden haben kann und bernsteinfarbene Augen hat. Klasse zu wissen. Und im Gegensatz zu Chemosh werden die anderen Götter wieder üblich gleichbleibend dargestellt, tiefelos und vollkommen klischeehaft ob ihrer jeweiligen Gesinnung.

Pluspunkte allerdings für den zugegebenermaßen interessanten Chemosh. Komisch, dass er in den Erben der Drachenlanze noch so ganz anders wirkte...

 

Eine Kaufempfehlung kann ich an dieser Stelle nur für Drachenlanze-Fans geben. Alle anderen sollten lieber die Finger von dem Buch lassen und noch einmal die Chroniken zur Hand nehmen.