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The Boys 1 - Spielverderber
Bewertung:
(4.8)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 26.02.2008
Autor:Garth Ennis, Darick Robertson.
Übersetzer:Bernd Kronsbein
Typ:Graphic Novel (Comic)
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:n/a
Inhalt:144 Seiten, Softcover, Sammelband
Sprache:Deutsch

Spielverderber

Alle Superhelden sollten sich warm anziehen, denn die Boys haben nur ein Ziel: Die arroganten Typen in buntem Spandex in die Schranken zu verweisen, die nur allzu oft ganz normale Menschen als „Kollateralschäden“ in ihren Gefechten verbuchen.

 

Vorwort:

Achtung! Nur für Harte Jungs! prangt auf dem Cover von „The Boys“ und schon nach wenigen Seiten wird klar, warum das so ist. Dieses Graphic Novel ist nichts für Jugendliche und schon gar nichts für Kinder. Es richtet sich definitiv an ein erwachsenes Publikum.

 

Die Story (Vorsicht Spoiler!):

Die Geschichte der „Boys“ beginnt idyllisch und der Leser ist noch ahnungslos. Doch im nächsten Moment taucht ein Superheld namens A-Train auf und hinterlässt Tod und Zerstörung, während er einen Superbösewicht zur Strecke bringt. Kollateralschäden sind normal bei den „guten Jungs“, die nicht nur höchst arrogant sind, sondern ebenso dunkle Seiten haben, wie sie jeder hat. Und diese werden in „The Boys“ gnadenlos zur Schau gestellt.

Die „Boys“ – angeführt von Billy Butcher – bestehen aus dem Frenchman, dem Weibchen, Mother’s Milk und Wee Hughie, der seit dem Zwischenfall mit A-Train zum Team dazu gehört. Allesamt sind sie ehemalige Opfer der Helden. Die Boys sind ein Team und sie kümmern sich um die sogenannten Helden, passen auf, dass sie keinen zu großen Schaden anrichten. Wenn das bedeutet, dass der eine oder andere Held von der Bildfläche verschwinden muss, so stecken gewiss die Boys ebenfalls dahinter.

In den ersten sechs Bänden, die den vorliegenden Sammelband bilden, geht es zuerst einmal darum, dass Billy Butcher die „Boys“ wieder zusammenstellt und dann sind er und seine Jungs einem jungen, noch aufstrebenden Superhelden-Team auf den Fersen – den Teenage Kix – um an ihnen ein Exempel zu statuieren und den restlichen Helden zu zeigen: „Hey, hier sind wir wieder und wir klopfen euch arroganten Ärschen auf die Finger!“

Dabei wird immer wieder gezeigt, wie widerwärtig die eigentlichen Helden doch so sind. Nicht nur dass sie Kollateralschäden in Kauf nehmen und arrogant sowie aufgeplustert daherstolzieren, nein, die Helden feiern Sauf- und Drogengelage, geben sich wilden Orgien hin und treten die normalen Menschen, die sie nach außen hin beschützen, im Geheimen gehörig in den Arsch. Auch intern geht es hoch her und nichts ist so glorreich, wie es nach außen hin erscheint. Das muss beispielsweise die junge und naive Heldin Starlight schnell erkennen, als sie als neue Rekrutin zu den famosen „Seven“ zustoßen soll. Natürlich nicht bevor sie dem Chef und den restlichen männlichen Mitgliedern des Teams der „Seven“ einen besonderen Gefallen getan hat …

 

Qualität & Übersetzung:

„The Boys“ hat mich vom ersten Moment an in seinen Bann geschlagen, denn dieses Graphic Novel ist vollkommen anders als jeder herkömmlicher Superhelden-Comic.

Garth Ennis (Story) und Darick Robertson (Zeichnungen) haben eine Superhelden-Welt geschaffen, die nicht so glorreich ist, wie man sie von den ganzen anderen herkömmlichen Reihen kennt. Hier haben die eigentlichen Helden extrem dunkle Seiten, sie scheren sich nicht um die Sicherheit der normalen Menschen, sie sind arrogant, sie feiern Gelage und Orgien und benehmen sich einfach daneben, einfach weil sie es können und sie keiner stoppt. Doch mit den „Boys“ ändert sich das. Sie sind quasi die Superhelden-Polizei, die Jungs, die den Helden auf die Finger hauen und das nicht zu knapp.

Dabei nehmen die Autoren sowohl von der Geschichte und dem Sprachgebrauch als auch von den Zeichnungen her absolut kein Blatt vor den Mund. Blutige und sehr brutale Szenen sind ebenso normal wie sexistische Szenen mit eindeutigen Posen (ohne dabei jedoch pornografisch zu sein). Auch der gezielte und geschickt eingesetzte Gebrauch von Fäkalsprache macht diese Story extrem und außergewöhnlich, aber es passt einfach und macht das Ganze glaubwürdig.

Wie eingangs bereits erwähnt ist „The Boys“ absolut nichts für Kinder und meiner Meinung nach auch nichts für Jugendliche. Das Graphic Novel richtet sich ausschließlich an Erwachsene.

Dabei ist die Geschichte sehr spannend gemacht und bietet sehr makabere Wendungen und viel schwarzen Humor und zieht dabei die Superhelden so richtig schön in den Dreck. Die Story stammt aus der Feder von Garth Ennis, der unter anderem an Preacher- und Punisher-Comics gearbeitet hat. Die Illustrationen stammen von Darick Robertson, der zuvor an Serien wie Spider-Man und Wolverine gewerkelt hat. Die Zeichnungen von Darick sind erstklassig. Er hat einen eigenen Stil, der sehr zu gefallen weiß und seinen eigenen Charme hat, auch wenn er in Sachen Mimik und Gestik der Charaktere seine Ecken und Kanten hat. Aber der Stil passt einfach zur Story wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Autor und Zeichner ergänzen sich in diesem Graphic Novel hervorragend und schaffen gemeinsam ein herausragendes Gesamtwerk, welches durch bizarre, aber gut durchdachte Charaktere – sowohl die „Boys“ als auch die Superhelden – abgerundet wird. Die Charaktere wirken glaubhaft, wenn auch mitunter mysteriös oder seltsam. Hinzukommt, dass gerade die „Boys“ einen nicht unerheblichen Coolness-Faktor aufweisen.

Die deutsche Ausgabe ist netterweise wieder ein Sammelband und beinhaltet die ersten sechs Ausgaben der amerikanischen Reihe. Weitere Bände werden sicherlich folgen. Die Lokalisation durch Panini Comics ist wieder einmal sehr gut gelungen und macht die ganze Sache rund.

 

Fazit:

„The Boys“ ist ganz anders, als ich zuerst erwartet habe, und doch hat mich dieses Graphic Novel sofort in seinen Bann geschlagen. Brutal, blutig und sexistisch zieht es die so tollen Superhelden ziemlich durch den Dreck und zeigt deren düstere Seiten auf. Auf der anderen Seite stehen die „Boys“, die den arroganten Helden auf die Finger klopfen und das ohne die Hand vor den Mund zu nehmen. Die Story ist durchweg spannend und herzhaft makaber und wird von erstklassigen Zeichnungen begleitet. „The Boys“ ist aber definitiv nichts für Minderjährige, sondern nur was für „Harte Jungs“. Das steht schon auf dem Cover und dem ist auch so. Jeder, der mal was anderes sucht als den üblichen Superhelden-Einheitsbrei, der sollte sich „The Boys“ angucken. Einfach göttlich böse. Hoffentlich geht es bald weiter mit neuen Geschichten über die „Boys“. Auf jeden Fall absolute Kaufempfehlung!