Schwerter des KönigsTyrannei und Schwarze Magie – Düstere Zeiten sind angebrochen im Königreich Ehb. Unter der Führung des machthungrigen Zauberers Gallian ziehen Horden von Krugs plündernd und brandschatzend durch das Land. König Konreid und einige wenige Helden stellen sich der Gefahr entgegen.
Vorab Der vorliegende Roman Schwerter des Königs/In the Name of the King – A Dungeon Siege Tale beruht auf dem gleichnamigen Film von Uwe Boll aus dem Jahre 2007. Wie der englische Titel bereits preisgibt, Schwerter des Königs soll die Welt des PC-Spiels Dungeon Siege (2002) in Szene setzen, zumindest nach Aussage des Produzenten, der bereits einige andere PC- und Videospiele ins Kinoformat brachte. Mir ist weder das Spiel noch der Film bekannt – wobei ich zumindest ersteres besitze – so dass ich relativ unvoreingenommen an den Roman herangehen kann. “Relativ”, da mir zum einen der Ruf, der Uwe Boll vorauseilt, nicht entgangen ist, zum Zweiten ist mir der Name des Autors kein Begriff und zum Dritten ist dies erst mein dritter “Roman zum Film” (Aliens, Die Mumie kehrt zurück). Wie alle Bücher dieser Art hat auch Schwerter des Königs ein inhärentes Problem: Der Plot wie auch die Handlungen und Gespräche der Helden sind dem Autor quasi fest vorgegeben. Inwieweit dieser dann zusätzlich noch Eigeninitiative ergreifen kann bzw. konnte, lässt sich dann nur schwer nachvollziehen. Als Leser erwartet man natürlich – gerade wenn man den Film nicht kennt – so viele Informationen und Details, um der Handlung folgen und sich diese vorstellen zu können. Jemand, der den Film hingegen kennt, wird vielleicht etwas mehr Einsicht in die Gedanken der Akteure oder den Hintergrund erwarten. Severin Rast ist dem versierten Leser als Romanautor für Feder & Schwerts Engel-Setting (Hiobs Botschaft 1 & 2) bereits ein Name.
Aufmachung Das Buch ist in ein qualitativ hochwertiges Softcover gehüllt, welches einige Szenen aus dem Film wiedergibt. Natürlich ist Jason Statham alias “Farmer” zu sehen, dazu Ron Perlman (Norick), Ray Liotta (Gallian), Brian White (General Tarish), Claire Forlani (Solana) und schließlich John Rhys-Davies (Merick (HdRs Gimli)). Da “Terminatrix” Krystanna Loken (Elora) hier fehlt, sollte es natürlich gleich Abzüge in der B-Note geben. Ein weiteres Bild zeigt uns zu Beginn des Textteils nochmals sowohl Farmer und Tarish als auch Muriella (Leelee Sobieski), die Tochter des Magiers Merick. Landkarten oder ähnlich erklärende Dinge fehlen leider, eine kurze Besetzungsliste zur Orientierung wäre hilfreich gewesen. Aber es gibt ja IMDB.
Allgemeiner Inhalt Anders als sonst bei Romanrezensionen üblich wird im Folgenden auch ein wenig zur Handlung geschrieben, da man davon ausgehen kann, dass ein “Roman zum Film” in erster Linie von jemandem gekauft wird, der den Film und/oder das Spiel bereits kennt und sich lediglich Zusatzinformationen holen will. Sollte dies nicht der Fall sein, sei der Leser hiermit vor Spoilern gewarnt. Die Handlung führt uns in das Königreich Ehb, über dessen Lage und Situation uns das Buch nicht weiter informiert (vgl. dahingehend aber Wikipedia – Dungeon Siege), wenn man einmal von augenscheinlich regelmäßigen Überfällen durch die sogenannten Krugs absieht. Letztere sind augenscheinlich eine Art von Goblin oder Ork: barbarische, schmerz- und emotionslose Kreaturen. Ein Sprung in die Vergangenheit leitet die Geschichte ein, ein Sprung in eine Zeit, als das Schloss von Ehb durch die Krugs angegriffen wurde. Der Sohn des Königs wird vom Stalljungen in Sicherheit gebracht, ein solide Basis für eine Heldenkarriere, die seit Siegfried von Xanten (Die Nibelungen) sicher auch nicht öfter als ein- bis zweihundertmal herangezogen wurde. Zurück in der Gegenwart sieht sich der König erneut einer Bedrohung seitens der Krugs gegenüber, diesmal jedoch geschickt gelenkt durch einen mächtigen Magier. Jener Gallian lässt seine Horden taktisch klug vorgehen und unterstützt sie zudem durch von ihm gelenkte Schwarze Ritter – unheimliche Kreaturen, denen gefangene Seelen innewohnen. Unter der Führung eines solchen Ritters wird das Dorf Stonebridge attackiert und eine nicht geringe Anzahl an Einwohnern getötet, unter ihnen der Sohn von “Farmer”. Letzterer ist, wie wir schnell erfahren, ein Mann mit unbekannter Vergangenheit, den sein älterer Freund Norick vor langer Zeit hierhergebracht hat. Auf die Frage (im Film sicher zur wichtigen Aufklärung des Publikums gedacht) des Sohnes, wieso sein Vater denn “Farmer” hieße, antwortet dessen Frau Solana: “Dein Vater glaubt, man werde zu dem, was man tut.” (Das hätte dann auf gut Deutsch eigentlich “Rübenbauer” sein müssen und der Leser freut sich natürlich mit Farmer, dass er sich nicht für den Beruf Schuster oder Kesselflicker entschieden hat.) Ein kurzer Kommentar seitens des Autors hinsichtlich des wahren Namens wäre hier sicher wünschenswert gewesen, doch wir erfahren ja am Ende des Romans, wie Farmer wirklich heißt. Solana wird während des Überfalls von den Krugs gefangen genommen und Farmer zieht mit seinen Freunden Norick und Bastien los, um seine Frau zu finden. Dies macht er entgegen der Weisung des Königs, der die überlebenden Männer des Dorfes aufruft, sich seiner Armee anzuschließen. (Damit schwächt der König das bereits arg gebeutelte Dorf abermals und wären die Krugs am nächsten Tag nochmals vorbeigekommen ...) Im Schloss selbst hat sich Gallian in das Vertrauen (und Bett) der nach Magie strebenden Muriella, der Tochter des Hofmagiers, geschlichen, benutzt dort zudem als direkten Handlanger auch Herzog Fallow. Wir haben also zwei parallele Handlungen laufen, zum einen die Suche Farmers nach seiner Frau, zum anderen Gallians Intrigen bei Hofe. Auf seiner Jagd lernt Farmer die Waldweiber von Sedgwick kennen, Hüterinnen des Waldes mit bemerkenswerten Fähigkeiten. Deren Anführerin Elora wird später eine gewichtige Rolle spielen, wenn es gegen Gallian direkt geht. Die erste Befreiungsaktion misslingt den Helden jedoch und Norick und Bastien fallen den Krugs in die Hände, Farmer fast dem Schwert eines Schwarzen Ritters zum Opfer. Nach diesem Misserfolg schließt er sich widerwillig dem Heer des Königs an, der zwischenzeitlich selbst bei einem Giftanschlag fast ums Leben kommt. In einer ersten Schlacht behält das Heer des Königs die Oberhand, doch Gallians Festung, Crystwind, spuckt immer neue Scharen an Krugs aus, die mit von menschlichen Sklaven geschmiedeten Rüstungen und Waffen eine ernstzunehmende Gefahr bilden. Der zweiten Schlacht muss sich das Königsheer zudem ohne seinen König stellen, denn Konreid fällt im Kampf und wenngleich Hofmagier Merrick das Geheimnis um Farmers Herkunft zwar löst und diesen als König proklamiert, will Farmer das Problem an der Wurzel packen – sprich Gallian in Crystwind selbst angreifen. So kommt es ähnlich Herr der Ringe zu einer doppelten Konfrontation, auf dem Schlachtfeld und in der Festung Gallians. Eine Gruppe mit Farmer, Muriella, Elora und Merrick benutzt einen abgelegen Pfad, um Crystwind zu erreichen, Norick und Bastien üben sich unterdessen im Sklavenaufstand und General Tarish stellt sich einer überlegenen Streitmacht von Krugs und Schwarzen Rittern. Am Ende gibt es neben vielen Toten auf beiden Seiten die gerechte Rache einer Frau und mit ihrem Schwertstreich endet die Herrschaft Gallians über Crystwind und dessen Heer. Wir springen auf dem Weg zum Finale – augenscheinlich wie im Film – schnell von einem Schauplatz zum nächsten, doch danach endet der Roman sehr abrupt. Nicht wenige Leser (und vermutlich auch Kinobesucher) werden sich an dieser Stelle sicher gefragt haben: Ja und?! Etwa ein halbes Dutzend Fragen, die sich bis zum Finale angestaut haben, bleiben schlichtweg unbeantwortet. Fragen, die man mit einer halben Szene hier und da einfach und schmerzlos hätte klären können.
Fazit: Sicher war dies keine wirklich dankbare Aufgabe, die zudem auch relativ kurzfristig anberaumt war – der Film kam ja erst Ende November 2007 in die Kinos. Die Handlung hat Severin Rast sehr anschaulich in Worte gefasst, insbesondere die Beschreibung der Örtlichkeiten können überzeugen. Die Kämpfe hingegen erinnern stark an jene, die wir von R. A. Salvatores Haupthelden Drizzt do’Urden her kennen, sie sind zudem gelegentlich sehr kurz abgehandelt (was ja nicht unbedingt nachteilig ist). Natürlich war auch die abrupte Wandlung vom Rübenbauer zum gefährlichen Messerschwinger kaum erklärbar, dies und insbesondere die Dialoge sind ja hier anders als in einem normalen Roman fest vorgegeben. Immerhin wird ab und an von der “Blutlinie” gesprochen, die auch in Farmers Adern fließt und ihn zu Taten befähigt, die den Mann etwa genauso überrascht haben, wie seinerzeit Simon Phoenix alias Wesley Snipes bei seinem Erwachen in Demolition Man. Was wünschenswert gewesen wäre, sind Erläuterungen, die einem sicher schon im Film gefehlt haben. So wirken einige der Dialoge fehl am Platze und den Akteuren fehlt etwas Farbe. Natürlich weiß man nicht, inwieweit es Vorgaben oder Beschränkungen gab, letztlich sprach der Autor nicht mit Uwe Boll und die künstlerische Freiheit war hinsichtlich tiefer greifender Erklärungen sicherlich eingeschränkt. So fragt man sich ...
Warum hat Norick den Sohn nicht eher zum König gebracht, wo er doch um das Erbe weiß? Wieso bringt es der Hofmagier 30 Jahre lang nicht zustande, den Königssohn (den er beim ersten Aufeinandertreffen quasi sofort erkennt) in einem Dorf zu bemerken, welches nur einen Tagesritt vom Schloss entfernt liegt? Was geschieht mit Herzog Fallow? Was mit Elora? Was mit den Krugs, die plötzlich ohne “geistige Führung” völlig hilflos erscheinen – mitten im Schlachtgetümmel?
Mit dem Abschluss der Hauptqueste fällt einfach der Vorhang, der auch durch Solanas freudige Botschaft eines neuen Kindes nicht wirklich aufgehalten wird. Weder für Muriella noch für Bastien und das von ihm gerettete Mädchen wird auch nur ein erklärendes Wort verwendet ... doch wie sollte der Autor auch, wenn der Film so abrupt endet? Dahingehend bliebe es zu wünschen, dass Filmregisseure – zumal sie augenscheinlich die Mittel für anständige Schauspieler und ansprechende technische Möglichkeiten zur Verfügung haben – die Handlung soweit ausführen und in sich geschlossen halten, um uns nicht kopfschüttelnd mit einer Handvoll offener Enden zurückzulassen. Die Handlung hält sich bis zum Überfall auf das Dorf auch recht genau an die PC-Spiel-Vorlage, was danach geschieht, hatte jeder Spieler und auch Uwe Boll selbst in der Hand.
Das Buch als solches bietet uns gute Fantasy-Hausmannskost, die den Freunden des Films sicher am ehesten zusagen wird.
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