Links zur Rezension The SpiritWill Eisner, der 2005 im Alter von 88 Jahren verstarb, ist eine der bekanntesten Größen des Comic-Business. Der legendäre Eisner-Award, die höchste Auszeichnung der Comic-Szene, ist nach ihm benannt. Bereits 1940 erschuf Eisner seinen unorthodoxen Held Spirit und bis 1952 erschien die eigentliche Serie als 16-seitige Comicbeilage, die in den USA damals als Beiheft zu diversen Zeitschriften erschien. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Geschichten um den mysteriösen Detektiv mit der Maske jeweils neu aufgelegt, zuletzt in den frühen 90ern. Auch eine deutsche Übersetzung gab es damals. Die vorliegende Graphic Novel ist allerdings keine Neuauflage des ursprünglichen Comics, sondern eine komplette Neuinterpretation aus der Feder von Darwyn Cooke.
Inhalt: Denny Colt ist der maskierte The Spirit. Eigentlich war er Polizist, doch bei einem Einsatz gegen seinen Erzgegner El Morte wird er von Säure übergossen und stirbt – zumindest glauben das alle. Tatsächlich überlebt Denny Colt und taucht als Spirit wieder auf, doch nur wenige wissen davon. Denny Colt ist tot und wird beerdigt. Der Spirit ist geboren. Ihm dient ein unterirdisches Labor auf dem Friedhof als Hauptquartier. Mit Hilfe des Polizeichefs, dessen Tochter und Dennys Liebe Ellen sowie dem Jungen Ebony geht der Spirit nun mit Maske auf Verbrecherjagd. Dabei ist er kein unfehlbarer Superheld mit übernatürlichen Kräften, sondern bestreitet seine Abenteuer mit seinen menschlichen Fertigkeiten.
Soweit zum Grundthema von Spirit. Im ersten deutschen Sammelband befinden sich die ersten sechs Hefte der neuen Serie. Jedes Einzelne bildet eine abgeschlossene Kriminalgeschichte, in deren Hintergrund aber so etwas wie ein roter Faden verläuft, der eine Grundgeschichte um den Spirit weiterspinnt. Immer wieder gibt es auch Rückblicke, in denen unter anderem erzählt wird, wie Denny Colt zum Spirit wurde. In einer Story geht es um eine quotengeile TV-Journalistin, in der nächsten Geschichte dann um eine männermordende Edeldame und in einer weiteren um die tragische Liebe eines Rockstars.
Qualität, Stil & Übersetzung: Sowohl für die Stories, als auch für die Illustration ist Darwyn Cooke selbst verantwortlich und seine Hommage an Will Eisner ist extrem gut gelungen. Cooke schafft hier eine enorme Gratwanderung zwischen dem Original und einer eigenen Fassung, ohne dabei wie eine Kopie zu wirken. Die Geschichten um den neuen Spirit spielen in der heutigen Zeit. Die Technik ist auf unserem Niveau und dennoch haben die Geschichten den gleichen Charme, wie die der Originalserie. Das mag zum einen daran liegen, dass der Stil der Zeichnungen sehr nah am Original liegt. Selbst die Gimmicks, die Eisner verwendet hat – wie beispielsweise das drastische oder amüsante Einbeziehen des Spirit Logos in die Titelseite bzw das Coverartwork – werden von Cooke aufgegriffen und runden den äußerst positiven Eindruck des neuen Spirit ab. Die Geschichten sind spannend und actiongeladen. Das Grundmotiv bei The Spirit ist dabei ohne Zweifel die Kriminalgeschichte, aber auch Einflüsse von Mystery und Komödie finden hier Anwendung. All das zusammen ergibt eine gut ausgewogene Mixtur, die durch einen schicken und passenden Zeichenstil präsentiert wird. Klare Linien und kräftige, aber nicht zu kräftige Farben dominieren Cooke’s Stil. Dabei nutzt der Künstler geschickt einen anderen Zeichenstil, wenn plötzlich Rückblicke in der Story auftauchen und hebt diese damit auch optisch von den eigentlichen Erzählungen ab. Darwyn Cooke greift dabei zu ähnlichen Techniken wie seinerzeit schon Will Eisner, denn auch er experimentiert mit zahlreichen gestalterischen Mitteln, wie dramatischen Schattenwürfen, unkonventionellen Schnitten und ungewöhnlichen Blickwinkeln.
An der Übersetzung durch Panini Comics gibt es – wie eigentlich immer – nichts auszusetzen. Die Texte sind flüssig zu lesen und auch Fehler tauchen, wenn überhaupt, nur sporadisch auf.
Fazit: The Spirit ist eine komplett neue Serie und keine Neuauflage der originalen The Spirit Reihe. Darwyn Cooke hat Will Eisners Idee aufgegriffen und den Spirit in die heutige Zeit versetzt. Dabei lehnt er sich stark an den Grundtenor und auch die Optik, die seinerzeit The Spirit ausgemacht und von der Masse abgehoben hatte, an, liefert aber keinen stupiden Abklatsch ab. Die sechs Geschichten im Sammelband - ebenfalls angelehnt an die Originalreihe – erzählen die Abenteuer von Denny Colt, dem Spirit, in einer neuen, modernen Fassung. Im Sammelband finden sich die ersten sechs Einzelhefte der Reihe. Jedes steht für eine eigene kurze und abgeschlossene Geschichte. Jedoch läuft im Hintergrund auch eine beständige Story weiter, die ebenso beständig weitergestrickt und vorangetrieben wird. Darwyn Cooke ist sowohl für die Stories, als auch für die Zeichnungen der neuen Serie verantwortlich und er hat hier einen äußerst guten Job gemacht. Optisch erinnert seine Spirit Version sehr an die Originalserie und allein das lässt Fans schon in Erinnerungen schwelgen. Auch die Geschichten haben dieses düster-komische Krimiflair, mit dem der maskierte Detektiv schon immer glänzen konnte. Cooke wollte mit seinem neuen Spirit definitiv Will Eisner ehren und das ist ihm meiner Meinung auch ohne Zweifel gelungen, denn der neue Spirit ist ein würdiger Nachfolger, ohne dass er dabei den Cooke-Touch verliert. Alte Fans werden glänzende Augen bekommen. Man kann diese Graphic Novel einfach nur empfehlen.
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