Alaundo der Seher sagte einst voraus, dass sieben Plagen Cormyr heimsuchen und das Land in Schutt und Asche legen würden. Seit Jahrhunderten wacht die königliche Familie und sieht dieser uralten Prophezeiung entgegen.
Art, Aussehen und LayoutJenseits der Berge ist ein gebundenes Taschenbuch, das ca. 480 Seiten umfasst. Wie schon bei Teil 1 wurde auch hier nicht das Originalcover der Ausgabe von 1999 verwendet, sondern das Buch wurde mit dem Bildnis eines Drachen geschmückt. Im Inneren befindet sich eine Karte von Cormyr, die das Land sowie die umliegenden Gegenden darstellt. Außerdem hat der deutsche Verlag wie bei fast allen FR-Romanen der letzten Zeit dem Buch hinten ein Namen- und Begriffglossar angehängt. Wurde beim ersten Teil dieser Serie noch das Forgotten-Realms-Logo auf dem Cover entfernt, so ist es jetzt wieder auf dem Titelbild vorhanden (ob meine Rezi von Teil 1 etwas damit zu tun hat? ;-) )
Inhalt (Achtung Spoiler!)Ein Jahr ist vergangen, seit König Azoun IV. dem Anschlag eines Attentäters zum Opfer fiel und mit dem Tode ringend auf dem Sterbebette lag (Die Kormyr-Saga Band 1). Das Königreich hat den Beinahe-Verlust seines Königs erstaunlich gut überstanden, doch da ist immer noch die Prophezeiung des Sehers Alaundo, der geweissagt hat, dass eines Tages sieben Plagen Cormyr den Untergang bringen würden. Die älteste Tochter des Königs, Tanalasta, die Kronprinzessin von Cormyr, wurde nach der – wie sie im Königreich nur noch genannt wird – Abraxus-Affäre aus der Hauptstadt und dem königlichen Palast auf eine Art „Sonderurlaub“ geschickt. Damit sie eine Zeitlang aus den Augen des Adels verschwand, der hinter vorgehaltener Hand tuschelte, wie man auf eine geheuchelte Liebe, die sich nur den Thron unter den Nagel reißen wollte, hereinfallen und sich so manipulieren lassen konnte, und durch das Getratsche ihre Autorität als zukünftige Königin von Cormyr untergraben würde. Tanalasta reiste daraufhin einige Monate mit dem königlichen Magier Vangerdahast durch die Lande des Waldkönigreiches. Zwar hatte er ihr während dieser Zeit dabei geholfen, den Lauf der Welt besser zu verstehen und die Erniedrigung durch Anaudar Bleths Verhalten zu vergessen, aber gleichzeitig hatte er versucht, ihren zunehmenden Wissensdurst hinsichtlich der Göttin Chauntea, der Erdenmutter zu dämpfen und sie auf „angemessenere“ Pfade der Forschung zu leiten. Die Reise hatte letztendlich unglücklich geendet, als die Kronprinzessin erklärte, sie wolle dem Kloster von Hunduth beitreten. Daraufhin verbrachte Talanasta fast ein ganzes Jahr in der Obhut der Priester. Tanalasta, die auf das 36. Lebensjahr zuschreitet, hat noch immer keinen Mann und Erben vorzuweisen. Gewisse Personen haben es sich deshalb sogar zur Aufgabe gemacht, die Sache zu beschleunigen – allen voran der königliche Magier Vangerdahast, der Tanalasta unentwegt ins Gewissen redet und Intrigen spinnt, um die Zukunft des Königreiches zu sichern. Für den 63. Geburtstag des Königs hat „der geschickte alte Magier“ das Haus Marliir vorgesehen, um das Werben eines jungen Edelmannes voranzutreiben. Doch Tanalasta, die den ehrenvollen Adligen zwar achtet, aber keine Liebe für ihn empfindet, ist mittlerweile innerlich so weit, ganz auf den Thron und den damit verbundenen Titel zu verzichten. Auf der Reise von hinter „Jenseits der Berge“ in das Haus des Vogtes, in dem die Feierlichkeit zu Ehren des Königs abgehalten werden soll, entdecken Tanalasta und ihre Begleiter immer wieder Felder, die von einer Art schwarzer Fäulnis befallen sind. Angekommen im Wohnsitz des Vogtes, stellt sich auch schon bald heraus, dass Emperel verschwunden ist, ein Wächter des „Schlafenden Schwertes“, einer Geheimgesellschaft tapferer junger Edelleute, die mittels Magie in eine Art Winterschlaf versetzt worden waren als Vorsichtsmaßnahme gegen eine uralte Prophezeiung, die Cormyrs Untergang vorhersagte. Nach einem ausuferndem Streitgespräch mit ihren Eltern und dem königlichen Magier wird Tanalasta ausgeschickt, um ihre jüngere, rebellische Schwester Alusair, die kein Bett eines jungen und hübschen Edelmannes auslässt und mal wieder den Geburtstag des Königs verpasst hat, schnellstens vor den König zu bringen, um von diesem zu erfahren, dass sie als neue Thronerbin „ausgewählt“ wurde. Tanalasta jedoch nutzt die Gelegenheit der Reise, um mit ihren Chauntea-Mönchen den verfaulenden Feldern nachzugehen. Zu ihrem Bedauern begleitet sie die spitzzüngige Schlange Vangerdahast auf ihrer Mission. Doch schon bald macht die als königliche Purpurdrachen getarnte Eskorte mehrere erschreckende Entdeckungen, die das Wohl ganz Cormyrs betreffen.
Übersetzung und LektoratMarcel Bieger zeigt sich für die Übersetzung des Buches mitverantwortlich. Ihm zur Seite stand eine Frau Cornelia Köhler. Erfreulich ist, dass aus Fehlern vergangener Forgotten-Realms-Übersetzungen gelernt wurde und mittlerweile vieles mit der gewohnten und lieb gewonnenen Bezeichnung benannt wird (nach der Lektüre eines Elminster-Buches suchte ich doch vergebens nach der Stadt Wassertief auf meiner Posterkarte). Auch wenn es jetzt größenteils Zauberspruch und nicht mehr Zauberbann heißt, so haben sich dennoch wieder einige Fehler eingeschlichen. So zum Beispiel heisst das Gebirge, welches Cormyrs linke Flanke schützt, „Sturmhörner“, anstatt „Sturmhorngebirge“. Aber kann man hier dem Übersetzerteam einen Vorwurf machen? Ich denke: Nur bedingt. Blanvalet hat nichts mit dem deutschen Rollenspiel zu schaffen. Der Verlag muss es noch nicht einmal zwingenderweise kennen. Auch besteht die Zielgruppe seiner Fantasyromane nicht in solchen Maßen aus uns Rollenspielern, wie es bei Feder & Schwert der Fall ist. Ein breiteres Publikum liest Blanvalets Romane und viele, wenn nicht gar die Mehrzahl, wird die Begriffe in keiner anderen Formulierungs- bzw. Schreibweise kennen. Dennoch ist zumindest Marcel Bieger, seitdem er den ersten Elminster-Band übersetzt hat, die Problematik und das dazugehörende Rollenspiel mit seinen seit fast zwei Jahrzehnten im Deutschen bekannt. Unter anderem habe ich ihm damals selbst eine E-Mail geschrieben, die er erfreulicherweise sehr ausführlich beantwortet hat (das nur am Rande). Dennoch frage ich mich, wieso es so schwierig ist, sich ein Kampagnen-Set zuzulegen und somit nicht nur den Teil der Käufer glücklich zu machen, der von der Rollenspielwelt nichts weiß und zufrieden ist, ein gutes Buch in den Händen zu halten, sondern auch den Teil der Käufer, der die Begriffe seit eh und je so kennt? Das werde ich wohl niemals verstehen. Zumal eigentlich ein „Befürworten“ einer korrekten Schreibweise vorhanden sein müsste, da der Blanvalet Verlag zur Random House Group gehört und diese wiederum in den USA die Romane aus dem Hause Wizards of the Coast vertreiben. Fehler des Lektorats sind mir kaum welche aufgefallen. Ins Auge sind mir jedoch dreimal (!!!) fehlende Wörter in einem Satz aufgefallen. Ansonsten ist das Buch eine sehr solide und gewohnt gute Arbeit aus dem Hause Blanvalet. Fazit„Kormyr – Band 2“ ist gute Realmslore-Kost, die fast immer neugierig auf die nächste Seite macht. Groß wird die Geschichte (leider?) erst nach etwa der Hälfte, wenn sich die Handlungsfäden langsam verweben und das Ausmaß der bevorstehenden Tragödie allmählich ans Tageslicht kommt. Langeweile kommt beim Lesen – im Gegensatz zu manch anderen Vergessene-Reiche-Romanen – nie auf. Die Charaktere sind sehr schon ausgearbeitet und wirken echt. Ihre Gedankengänge und emotionalen Handlungen machen eine Veränderung im Laufe des Romans durch und wissen zu gefallen. Besonders lesenswert sind die Augenblicke, wenn man inmitten des Lebens von König Azoun ist und man nur allzu oft mitbekommt, wie der mächtige und starke König aus Faerûn auch nur ein Mensch mit Vorlieben und Abneigungen ist (Stichwort: Leberwurstpastete). Auch Vangerdahasts Rolle weiß zu gefallen. Der alte dickbäuchige Magier, dessen Bestreben dem Wohlergehen der königlichen Familie und des Landes gilt, wird nur allzu oft mit den passenden Adjektiven beschrieben, die seinen Charakter perfekt beschreiben. Auch wenn der Wandel Tanalastas Wesenszüge in dem einen Jahr ihrer Abwesenheit vom königlichen Hof manchmal zu enorm ist, weiß der Autor das jetzige Ich der Kronprinzessin realistisch und ansprechend wiederzugeben. Ebenfalls sehr gut gelingt es Troy Denning, die unterschiedlichen Wesenszüge der Prinzessinenschwestern Tanalasta und Alusair darzustellen. Das Buch gehört ins obere Drittel der deutschen „Vergessene Reiche“-Romane und somit vergebe ich, wie auch schon für Teil 1, eine 3.9. |
||||||||||||||||||||||