Links zur Rezension Tracy Hickman Presents The Anvil of Time, Vol. OneDer Roman kommt in der typischen amerikanischen Paperback-Fassung daher, deren Qualität bekanntlich alles andere als herausragend ist. Wenn man mit leicht verschwitzten Händen über die Druckerschwärze fährt, beginnt diese bereits zu verwischen. Positiv anzumerken ist, dass die Seiten vernünftig geleimt zu sein scheinen und nicht, wie bei meinen alten Dragonlance-Büchern, nach mehrmaligem Lesen beginnen, auseinanderzufallen. Dies kann ich jedoch nicht endgültig festhalten, da ich das Buch bisher genau einmal gelesen habe. Über die Qualität des Coverbildes kann sich jeder selbst ein Bild machen, ich persönlich fand es jedoch recht ansprechend. Und nun wollen wir zu den wirklich wichtigen Dingen kommen:
Die GeschichteAuf den ersten sechzig oder siebzig Seiten des Buches waren viele Teile der Geschichte für mich nur schwer zu ertragen. So hatte ich wiederholt das Gefühl, ein niedergeschriebenes Rollenspielabenteuer zu lesen und zwar keines von der außergewöhnlich guten Sorte. So kam es mir doch höchst befremdlich vor, dass der Einstig des Protagonisten Vanderjack in die Geschichte durch einen blöden Zufall (was noch zu verschmerzen wäre) und dem darauf folgenden Anheuern durch einen Lord geschehen ist. Jedoch entwickelt die Geschichte sich daraufhin in deutlich besseren Bahnen, es werden Bezüge zu Vanderjacks Vergangenheit hergestellt, die die Geschichte in einen glaubwürdigeren und besseren Zusammenhang stellen. Natürlich kann diese nicht durch besonderen Tiefgang überzeugen, ist aber dennoch einem Fantasyroman durchaus angemessen. Was noch zu erwähnen bleibt, ist die Tatsache, dass The Sellsword den Auftakt zu einer neuen Dragonlance-Romanreihe namens ‚The Anvil of Time‘ bildet. Der zweite Teil ‚The Survivors' wird voraussichtlich am 4. November 2008 erscheinen und stammt nicht aus der Feder von Cam Banks, sondern von Dan Willis.
Die CharaktereDas Interessanteste an diesem Roman ist Vanderjack bzw. eigentlich Vanderjacks Schwert ‚Lifecleaver‘. Denn dieses Schwert hat die ungewöhnliche Eigenschaft, den Geist von denjenigen ‚aufzusaugen‘, die noch nicht bereit waren, zu sterben, als das Schwert sie diesem Schicksal zugeführt hat. Diese Geister, von Vanderjack ‚Sword Chorus‘, Chor des Schwertes genannt, umgeben ihn, reden mit ihm, können ihm im Kampf beistehen, um ihn auf Dinge aufmerksam zu machen, die er nicht sieht, und sind zweifellos auch häufig einfach nur nervig. Die übrigen Charaktere sind wenig erwähnenswert, auch wenn sie alle mit dem einen oder anderen netten Detail ausgeschmückt werden. So bleibe ich also an Vanderjack und dem Sword Chorus hängen. Diese an sich wirklich gute Idee (wenn sie auch zweifellos nicht völlig neuartig ist) hätte schlicht und ergreifend mehr ausgenutzt werden sollen. Zusammenfassend kann man sagen, dass das Buch das Potential der Charaktere, welches zweifellos da war, einfach verschenkt und nicht das Niveau erreicht hat, welches es hätte erreichen können.
Der SchreibstilIch bin zweifellos kein Experte dafür, wie ein Buch geschrieben gehört, im Englischen noch weniger als im Deutschen, aber ich habe den Schreibstil von The Sellsword gemocht. Cam Banks verstrickt sich nicht in übermäßig komplexen Sätzen, handelt aber auch nicht alles nur in Hauptsätzen ab. Man kann das Buch flüssig lesen und bekommt sogar das eine oder andere mal ein Schmunzeln auf die Lippen gezaubert. Für die wohl überwiegend deutschsprachigen Leser hier kann ich noch anmerken, dass sowohl Grammatik als auch Vokabular nicht zu ausgefallen sind. Ich musste nur selten einzelne Wörter nachschlagen oder länger über einzelne Sätze nachdenken.
FazitPotential nicht ausgeschöpft, aber dennoch kein schlechtes Buch, so kann ich meine Empfindungen zu diesem Buch wohl zusammenfassen. Viele gute Ideen und Ansätze finden sich zweifellos, aber werden einfach nicht zu Ende gedacht bzw. geschrieben. Was bleibt, ist damit ein leider nur durchschnittlicher Dragonlance-Fantasyroman.
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