The Quintessential ClericThe Quintessential Cleric ist das dritte Buch der unter neuem Namen aufgelegten Complete Handbook Reihe. Hierbei hebt sich der Quintessential Cleric doch in einigen Punkten von seinen Vorgängern ab und bedarf einer etwas genaueren Betrachtung. Der wohl wichtigste Unterschied ist die Tatsache, dass nach den Vorgängerpublikationen rund um den Fighter und Rogue nun zum ersten mal eine magiebegabte Klasse eine detaillierte Betrachtung erfährt. Hierbei hätte man wohl eher ein Handbuch über Wizards und Sorcerer erwartet, die wesentlich allgemeingültiger und vielerorts beliebter erscheinen. Gerade der Bezug eines Priesters zu den Göttern seiner Kampagnenwelt ist in einem generischen Werk der Quintessential Reihe nur schwer vermittelbar. Betrachtet man Layout und Druck wird man wenig bis gar nichts neues entdecken können. Die Abbildungen sind weitestgehend als gelungen zu bezeichnen und bieten ein attraktiveres Bild, als dies noch im Quintessential Rogue der Fall war. Das Layout ist schlicht und zweispaltig und bei der gewählten Textgröße noch gut lesbar. Die 128 Seiten des Buches sind in einem Softcover gebunden, das in seiner Aufmachung sehr an die alte Complete Handbook Reihe erinnert.
Inhaltlich wird sich der Leser der vorherigen Quintessential Publikationen auch schnell zurecht finden. Es beginnt gewohnt mit den Charakter Concepts, einer Art von Vorlagen für bestimmte Charaktertypen, die eine allgemeine Klasse weiter verfeinern sollen. Bis auf wenige Ausnahmen folgen diese Templates der Idee, dem Cleric einen Hintergrund, der seine Berufung wiederspiegelt, zu vermitteln. So spiegelt sich in den Templates sehr deutlich wieder, warum der Charakter den Weg zum Glauben gefunden hat. Regeltechnisch sind die Templates eher harmlos, d.h. der Spieler wird nur wenige wirkliche Vorteile aus einem Konzept ziehen können ? es dient in erster Linie zur Verdichtung der Atmosphäre.
Es folgen dann nach etablierter Sitte neue Prestige Klassen, wobei die Richtung hier vor allem in die speziellen Aufgaben innerhalb der Kirchenhierarchie weist. So sind die meisten Prestige Klassen in fast allen Kirchen denkbar und somit auch im Spiel allgemein einsetzbar. Hierdurch wird eine gewisse Unabhängigkeit von konkreten Göttern, die der Publikation nicht zu Grunde liegen, erreicht.
Die erste wirkliche Neuerung bietet sich im dritten Kapitel, in dem besondere Umstände und Fragen des klerikalen Lebens beantwortet werden, die in den herkömmlichen Veröffentlichungen unter den Tisch fallen. Unter Tricks of the Trade erfährt man hier einiges über heilige Orte, die Herstellung heiliger Symbole, Glaubensprüfungen und vor allem eine Abhandlung über die Kernaufgabe des Klerus ? die Gewinnung neuer Anhänger. Dieser Punkt kommt hier noch relativ kurz, wird sich jedoch wie ein roter Faden durch das Buch ziehen und an einigen Stellen noch ausführlich behandelt. Gerade dieser für Kleriker eigentlich essentielle Aufgabe - die Weitergabe ihre Glaubens - findet hier zum ersten Mal in einer d20 Publikation ausführliche Behandlung.
Es folgen drei Seiten mit neuen Feats, wobei sich hier der Trend der vorherigen Quintessentials fortführt sich kurz zu fassen. Die Fülle an Feats, die mittlerweile Bestandteil jeder Publikation sind, ist mittlerweile so groß, dass es nur noch wenig wirklich interessantes und neues in diesem Sektor zu präsentieren gibt ? diesem Umstand zollt auch Mongoose Publishing Tribut, indem sie sich auf einige Essentials beschränken.
Für den abenteuertreibenden Kleriker bietet dann das nächste Kapitel eine Fülle an Materialien, die ihm auf seinen Reisen nützlich sein können. Neben allerlei religiöser Utensilien werden hier auch Rüstungen vorgestellt, die heilige Krieger auf ihren Feldzügen beschützen mögen.
Das eigentliche Highlight des Buches, nach einigen Kapiteln mit relativ gewohnter Kost, bildet der nächste Abschnitt über Gemeinden und Anhängerschaften. Hier wird in einer d20 Publikation erstmalig auf die Rolle und die Vorteile einer eigenen Gemeinde eingegangen ? ein Ziel, was viele Spieler verfolgen, jedoch meist nicht wirklich wissen, wie eine regeltechnische Ausgestaltung aussehen kann. Neben allgemeinen Informationen über den Aufbau, die Funktionsweise und die Fähigkeiten von Ordensgemeinschaften, werden hier die Hymnen der Macht vorgestellt, mit deren Hilfe die Kleriker besondere Macht aus ihrer Ordensgemeinschaft ziehen können. Diese Domainabhängigen Hymnen besitzen außerordentliche Macht und dürften bei vielen Klerikern den Wunsch erwecken, sich zukünftig um eine eigene Gemeinde zu bemühen. Hier wird sehr geschickt ein magieähnliches Konzept integriert, ohne auf Aufwände Regelmechanismen zurückgreifen zu müssen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Lebens als Ordenskleriker ist die Bindung zum verehrten Gott und die Organisation des Glaubens selbst. Hier greifen die meisten Kirchen auf relativ ausführliche Regelwerke, Schwüre und Gesetze zurück, die jedoch im Spiel meist nur eine nebensächliche Rolle spielen, da sie nirgendwo festgehalten sind. Der Quintessential Cleric schafft hier Abhilfe und bietet sehr ausführliche Informationen über Glaubensschwüre und Grundsätze, die das Leben einer Glaubensgemeinschaft bestimmen. Hierbei bietet das Buch regeln, wie mit Schwurbrüchen und Transgressionen gegenüber Dogmen des Glaubens verfahren werden kann. Weiterhin gibt es Hinweise und zahlreiche Beispiele, wie Glaubensgrundsätze und Dogmen auf der Basis der Gesinnung des verehrten Gottes aufgebaut werden können.
Einige neue Zauber und eine Erweiterung des Domänenkonzeptes dürfen natürlich auch nicht fehlen, wobei gerade die Zauber wenig neues für niedrigstufige Kleriker bieten. Hier sollte man schon mindestens Zauber des fünften Grades beherrschen, um hier in den Genuss der meisten Zauber zu kommen.
Das Ende des Buches bieten dann wieder sehr stimmungsvolle Hintergrundinformationen über Kleriker, die ihn ihrem Glauben straucheln, die Macht und Form von Opfergaben (inklusive zahlreichen Beispielen, wie Opfergaben abhängig von den Domänen und der Gesinnung des Gottes aussehen könnten) und schlussendlich ein Kapitel über den Bau und den Betrieb eigener Tempelanlagen.
Alles in allem erhält man mit dem Quintessential Cleric genau das, was man nach den ersten beiden Guides erwarten durfte. Der übliche Regelteil mit neuen Charakterkonzepten und Prestige Klassen ist wie immer außerordentlich solide und stimmig umgesetzt worden, wenngleich der überragende Innovationsschub hier sicherlich ausbleibt. Interessant sind jedoch die neuen Konzepte der Gemeinden, die es Klerikern zum einen endlich ermöglichen eine eigene Gemeinde aufzubauen und dies auch regeltechnisch zu erfassen und auf der anderen Seite das Konzept des Priesters noch einmal deutlich erweitern. Gerade die zahlreichen Hintergrundinformationen und Konzepte zu Opfergaben und Dogmen gehen ebenfalls in diese Richtung und bieten eine ganze Reihe von neuen und sehr interessanten Aspekten, die auch Spielern, die selten oder gar nicht Kleriker spielen, neue Impulse geben können, es einmal zu versuchen. Die Ausarbeitung und Regelkenntnis ist wie immer sehr solide und auch im überlicherweise schwächeren Illustrationsbereich zeigen sich erste Verbesserungen. Alles in allem ein rundum gelungenes Produkt, was einem Leser genau das bietet, was er nach den ersten Quintessential Guides erwartet. Interessant ist das Buch sicherlich vor allem für Spielleiter und Spieler von Klerikerfiguren ? denn schlussendlich muss man Spaß daran haben einen Kleriker zu spielen, um schlussendlich von den zahlreichen Neuerungen des Buches auch profitieren zu können. |
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