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Star Wars - Das Erbe der Jedi-Ritter 16 - Der verschollene Planet
Bewertung:
(3.9)
Von: Nico Bracht
Alias: Cut
Am: 11.08.2008
Autor:Sean Williams & Shane Dix
Übersetzer:Regina Winter
Typ:Sci-Fi-Roman
System:Star Wars
Setting:Star Wars
VerlagBlanvalet / Randomhouse
ISBN/ASIN:978-3-442-24438-6
Inhalt:461 Seiten, Taschenbuch
Sprache:Deutsch

Der verschollene Planet

Vorwort:

Der zweite Band des dreibändigen Zyklus „Force Heretic“, der im Gesamtgefüge der „Das Erbe der Jedi-Ritter“-Reihe angesiedelt ist, greift thematisch auf eine der frühesten Fortsetzungen der Star-Wars-Saga zurück: „Der Pakt von Bakura“ erschien zwar erst nach der ersten offiziellen Fortsetzung der Saga, der sog. „Thrawn-Trilogie“, doch spielte die Handlung des Einzelbandes zeitlich direkt im Anschluss an den Sieg der Rebellen über Endor, also nach dem Ende des Star-Wars-Kinofilms „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ und damit vor den Geschehnissen um Großadmiral Thrawn.

Von vielen Fans wird „Der Pakt von Bakura“ als eine der schwächsten Fortsetzungsgeschichten angesehen, die bisher erschienen sind. Weder der Erzählstil noch die Geschichte selber vermochten zu überzeugen. Doch das ist der Stoff für eine andere Rezension.

 

Jedenfalls kehren der Planet Bakura und die insektoiden Ssi-Ruuk mit „Der Verschollene Planet“ zurück auf die Bildfläche des Star-Wars-Universums. Eine Tatsache, die mich im Vorfeld der Lektüre sehr abgeschreckt und meine Erwartungen an das Buch gedämpft haben.

 

Die Optik und die Qualität:

Das Titelbild zeigt einen Jedi in kämpferischer Pose mit aktiviertem Lichtschwert. Ihm gegenüber steht ein Ssi-Ruuk mit einem Paddelstrahler.

Das Titelbild passt sich dem Niveau der bisherigen Cover an und gefällt mir somit eher weniger.

 

Das Taschenbuch ist wieder auf recyceltem Papier gedruckt und wiederum ist der Druck gelungen, dass Schriftbild klar und dank angenehm gewählter Schriftgröße gut lesbar. Die Bindung macht trotz des großen Umfangs des Werkes einen guten Eindruck. Hier kann man durchaus zufrieden sein.

 

Die Übersetzung:

Bis auf die stets wechselnden Bezeichnungen von den Raumschiffstypen und dem „Sprachbrei“ in Bezug auf die Übersetzung (oder eben das Ausbleiben einer Übersetzung) von Schiffsnamen kann ich mich an keine Stelle erinnern, wo ich den Kopf hätte ungläubig schütteln müssen.

Das ist rückblickend auf die ganze Serie eine positive Entwicklung.

Warum der imperiale Kreuzer englisch „Widowmaker“ bleibt, während die Jadeschatten von Mara eingedeutscht wird, erschließt sich mir nicht.

 

Der Inhalt:

In „Der Verschollene Planet“ werden von den Autoren überraschend gekonnt drei parallel zueinander verlaufende Handlungsstränge verknüpft:

Einer befasst sich mit der Expedition um Luke Skywalker und dem imperialen Kreuzer Widowmaker, die sich auf der Suche nach Spuren und Fährten des Planeten Zonama Sekot gemacht haben.

 

Ein weiterer Bogen erzählt die Geschichte um Han Solo, Leia Organa Solo, Jaina Solo und der jungen Jedi Tahiri. Diese Gruppe befindet sich auf einer Tour durch die vom Krieg von der Neuen Republik länger abgeschnittenen äußeren Bereiche. Den Hinweisen folgend, die die Gruppe im vorangegangenen Roman erhalten hatte, begeben sie sich nach Bakura.

 

Der dritte Handlungsstrang, der am knappsten dargestellt wird, befasst sich einzig und alleine mit dem Versuch des ehemaligen Exekutors der Yuuzhan Vong, Nom Anor, sich in der Unterschicht als Prophet zu etablieren und einen Plan auszuhecken, wieder in der Gunst des Oberlords zu steigen. Dabei ist es als äußerst angenehm zu bewerten, dass der Handlungsstrang über die Yuuzhan Vong im Vergleich recht wenige Seiten eingeräumt bekommt. Fast könnte man meinen, einen älteren Star-Wars-Roman vor sich zu haben, aus der Zeit, als es diese Serie, in der die Invasoren im Rampenlicht stehen, noch nicht gab.

 

Erstaunlicherweise schaffen es die beiden Autoren, die Geschichte um Verschwörung, Verrat und das muntere politische Ränkespiel auf Bakura regelrecht spannend aufs Papier zu bringen, so dass ich trotz anfänglicher Ablehnung, das Buch zügig lesen konnte und der Geschichte großes Interesse entgegenbrachte.

 

Während Jaina, Leia und Han sich dem politischen Ränkespiel auf Bakura stellen und dort erkennen, dass sich die Dinge anscheinend sehr verändert haben seit ihrem letzten Besuch, begibt sich die Expeditionsgruppe um Luke und Mara in den Raum der ebenso charismatischen wie enigmatischen Chiss (dem Volk, aus dem auch Großadmiral Thrawn stammte!) und der Leser bekommt erstmals Einblicke in die Denkweise und Gesellschaft dieses interessanten Volkes, welches in meinen Augen bisher im Expanded Universe viel zu kurz gekommen ist.

 

Jacen Solo gelingt es, mit Hilfe der Chiss und ihrer Bibliothek (einer Bibliothek im klassischen Sinne, sei hier angemerkt!), die Spur des verlorenen Planeten aufzunehmen und gegen Ende des Buches ist die Suche nach Zonama Sekot tatsächlich abgeschlossen. Im abschließenden Band der „Force Heretic“-Trilogie „Wider aller Hoffnung“, steht dann wohl die Erforschung der Begebenheiten um den Planeten im Vordergrund.

 

Neben der interessanten Geschichte ist es allgemein positiv zu bemerken, dass es den beiden Autoren gelungen ist, die Figuren im wesentlichen charakterlich stimmig zu beschrieben.

 

 

Fazit:

Für mich ist „Der Verschollene Planet“ eines der besten Bücher der „Das Erbe der Jedi-Ritter“-Reihe. Und das ist der Fall, weil zwei der drei Handlungsstränge überhaupt nichts mit dem Krieg gegen die Yuuzhan Vong zu tun haben, sondern sich vielmehr mit Gegebenheiten und Ideen aus dem älteren Expanded Universe beschäftigen. Zwar werden die Auswirkungen der Invasion auf die Galaxis besprochen, aber das Augenmerk ist nicht auf die Invasoren oder die Darstellung ihrer Pläne gerichtet, wie es in früheren Bänden der Fall war. Dies ist für manchen Fan sicherlich ein Minus, für meinen Geschmack aber ein dickes Plus des Buches.

 

Daneben rückt mit den Chiss ein bisher sehr im verborgenen gehaltenes Volk erstmals massiv in den Fokus der Aufmerksamkeit. Die Autoren überraschen mit einer guten Fortsetzungsgeschichte, die auf dem Planeten Bakura angesiedelt ist. Einem Planeten, der Star-Wars-Fans aus einem der ersten und gleichzeitig bis heute schwächsten Fortsetzungsbücher der Star-Wars-Saga ein Begriff ist.

 

Der Ton, den die Autoren anschlagen, ist so, wie ich es mir von einem Star-Wars-Roman wünsche. Die Figuren handeln stimmig, die Geschichten sind spannend, wenngleich auch an manchen Stellen etwas vorhersehbar. Politik und Action halten sich die Waage und die Chiss sind eine interessante Facette des Universums, die nun endlich mal aus der Nähe beleuchtet wird. Alles in allem war „Der Verschollene Planet“ eine kurzweilige Lektüre, die mir noch am ehesten den Lesespaß vermitteln konnte, den ich von älteren Star-Wars-Romanen gewohnt bin.

 

Ich vergebe 3,9 Punkte.