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The Citadels 3 - The Shield of Weeping Ghosts
Bewertung:
(4.5)
Von: Alex Heppe
Alias: Alex Heppe
Am: 11.08.2008
Autor:James P. Davis
Typ:D&D Roman
System:D&D
Setting:Forgotten Realms
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:978-0-7869-4877-2
Inhalt:310 Seiten, Paperback
Sprache:Englisch

Aufmachung und Layout:

Äußerlich handelt es sich um ein typisches WotC-Paperback mit 310 Seiten. Der Einband ist in kalten Blautönen gehalten und zeigt das auf einem gefrorenen Untergrund spiegelnde Abbild einer von Geistern bewohnten Burgruine, wobei sich das Titelbild über den gesamten Umschlag bis hin auf das Backcover zieht, wo den Leser dann das Spiegelbild eines geisterhaften Mädchens grüßt. Der Umschlag ist matt, statt wie bisher bei den Romanen hochglänzend, und fasst sich stabil an. Die Seiten sind von geringerer Papierqualität, was aber bei einem Trade-Paperback üblich ist. Der Roman ist so gesetzt, dass er die 310 Seiten gut vom Platz her ausnutzt, was eine relativ kleine Schrift und einen geringen Zeilenabstand zur Folge hat. Dies ist auch der Grund, warum man das Buch nur bei wirklich guten Lichtverhältnissen angenehm lesen kann. Neben einer kleinen, für die Lektüre aber unwichtigen, Karte der namensgebenden Burgruine finden sich noch 4 Seiten Werbung für andere WotC-Romane. Außerdem lässt die Klebebindung, wie von mir bei WotC-Romanen schon häufiger bemängelt, leider etwas zu wünschen übrig, so dass sich Bruchkanten im Buchrücken eigentlich kaum vermeiden lassen. Dies werde ich bei der Benotung in Abzug zu bringen haben.

 

Inhalt:

Da dieser Roman ausgesprochen viel Lokalkolorit und entsprechende Begriffe verwendet, werden diese durch ein Asterisk gekennzeichnet und im Anschluss an den Text erläutert. Eine Erläuterung im Rezensionstext hätte zu viele Unterbrechungen zur Folge gehabt.

 

Das Buch spielt in den östlichen Reichen, nahe Rashemen*, in der untergegangenen Stadt Shandaular*, den Ruinen der alten Hauptstadt des Königreichs Ashanath*. Bastun, ein Vremyonni*, soll ins Exil verbannt werden. Die Tradition verlangt, dass dies in der Stadt der weinenden Geister, und dort in der Festung „Shield“ geschieht, wo die Wychlaran einen Außenposten unterhalten. So wird Bastun am Beginn des Romanes über den See Ashane gefahren, in Begleitung von Thaena, einer Ethran*, Duras, ihrem Berserker* Beschützer, sowie etwa 30 Berserkern der Ice Wolf Lodge*.

 

In der Stadt angekommen, stellen sie fest, dass einiges nicht stimmt. Die Bannzauber, mit denen die Wychlaran feste Wege durch die Ruinen geschützt haben, sind durch Nar-Runen zerstört worden, so dass die Geister der Stadt frei herumziehen können. Untote, die den Lebenden die Lebenswärme entziehen, tauchen auf, und es hat den Anschein, als haben Barbaren aus Narfell* den Weg in die Stadt gefunden.

 

Zunächst unfähig, einen sicheren Weg zu finden, treffen die Rashemi auf ungewöhnliche Verbündete. Eine Durthan* und ihre Söldner bieten an, gemeinsam den Weg zu meistern. Eine ungewöhnliche und äußerst fragile Allianz formiert sich, um zum „Shield“ vorzudringen und die Nar zu vertreiben. Dort angekommen stellt sich heraus, dass Bastun über Wissen verfügt, welches in der Lage ist, eine drohende Katastrophe abzuwehren. Er trennt sich von der Gruppe und sucht auf eigene Faust nach Artefakten der Vergangenheit, um die Geister der Stadt zu erlösen, die ein schreckliches Geheimnis umgibt - und all dies, bevor ihn die Vergangenheit im wörtlichen Sinne einholt…

 

 

Mehr kann an dieser Stelle nicht verraten werden, ohne dass der Lesespaß deutlich getrübt würde. Der Roman sprudelt nur so über vor (östlicher) Realmslore und man erfährt viel über die Vergangenheit der Region, insbesondere Shandaular, dessen Untergang und das Nar-Imperium betreffend.

 

 

Anmerkungen:

*Rashemen: Im Osten Faerûns gelegenes Land. Von den Hexen, den Wychlaran, regiert, stellt Rashemen ein Land voll hart arbeitender Menschen dar, die sich mit dem Grund und Boden und den überall vorkommenden Naturgeistern und Ahnen verbunden fühlen. Rashemen ist wild und unabhängig, seine Berserker und Hexen kampfstark und mächtig und stellt eine durch den Mythos des Landes bekräftigte Bastion gegen die Roten Magier von Thay dar.

 

*Shandaular und Ashanath: Hauptstadt und Königreich, welches durch das Nar-Imperium im Jahr -946 Dales Reckoning vernichtet wurde. Hatte den Nar am längsten standgehalten.

 

*Vremyonni: Männliche Magier in Rashemen. Entgegen den Wychlaran treten diese nur selten offen in Erscheinung, tragen jedoch wie diese Masken. Sie leben meist zurückgezogen und widmen sich dem Geschichtsstudium und der Erforschung sowie Entwicklung magischer Gegenstände und helfen so den herrschenden Wychlaran.

 

*Ethran: Niederrangige Wychlaran, steht jedoch als Hexe allen Berserkern und Kriegern vor.

 

*Berserker, Ice Wolf Lodge: Die Krieger von Rashemen sind für ihren Mut und ihre Wildheit berühmt. Sie sind in „lodges“ organisiert und leben dem Ideal des gewählten Totems nach, in diesem Falle dem des Eiswolfs. Manchmal erwählt sich ein Berserker eine einzelne Hexe und agiert als deren Beschützer, eine fast mythische Verbindung. In Rashemen hat vieles symbolische Bedeutung, wenn die Krieger das Herz Rashemens sind, so sind die Wychlaran der Geist…

 

*Narfell: Kläglicher Überrest des einst großen, bösen Nar-Imperiums, welches den Pakt mit Dämonen gesucht hatte, um seine Macht zu erhalten. Heute sind die Nar untergegangen und in einen Zustand der Barbarei degeneriert und in viele Stämme zersplittert.

 

*Durthan: Böse Hexen, die dem Weg der Wychlaran nicht folgen können. Auch wenn sie genauso mystisch mit dem Land verbunden sind, sucht die Durthan jedoch stets nach Macht, um den Konflikt zu den Feinden Rashemens zu tragen, anstatt das Land nur zu verteidigen.

 

Fazit:

Die Charaktere sind liebevoll und sehr detailliert beschrieben sowie durch ihre Vergangenheit vielschichtig miteinander verbunden. Besonders gelingt es dem Autor, die Spannungen zwischen den einzelnen Protagonisten aufzuzeigen: Bastun, der von den Berserkern misstrauisch beäugt wird, weil er ins Exil gehen soll. Die ständigen Zweifel, ob man der Durthan trauen kann oder nicht. Das Philosophieren über das Land und seine Geschichte sowie die Verbundenheit damit. Der Umgang mit dem Tod, Verzweiflung, Machthunger und Opfer. All dies wird thematisiert und wirkt zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt. Zur Mitte des Buches hin nimmt die Auseinandersetzung der Charaktere und deren Querverbindungen teilweise etwas zu sehr zu, was sich gegen Ende jedoch gut auflöst. Irgendwie passt es zu dem mystischen Rashemen, dass alles verbunden zu sein scheint. Darüber hinaus ist der Roman ein wirklich lesenswerter Titel, der Erforschung und „Dungeon Crawling“ zwar beinhaltet, dies aber dazu nutzt, seine tiefschichtige Geschichte zu erzählen. Die Kampfsequenzen sind lebendig beschrieben, die Ortsbeschreibungen sehr atmosphärisch und in der Verbindung aller Elemente merkt man, dass sich der Autor eingehend mit der lokalen Realmslore auseinander gesetzt hat und ein farbenprächtiges (na gut: kaltblaues) Bild einer untergegangenen Stadt und deren schrecklichem Ende zeichnet, ohne jedoch den Schimmer Hoffnung zu vernachlässigen.

 

Ein großartiger Roman, der nur wegen der Bindung, des etwas augenunfreundlichen Layouts und etwas zu vielen inneren Konflikten Punktabzug erhält. Insgesamt jedoch verdiente 4.5 Punkte. Für einen Freund der Region „Unapproachable East“ ist es ein „Must-Read“.