Links zur Rezension Gary Gygax auf Wikipedia (org)
Der Tod ist nicht böse, nicht im natürlichen Plan der Dinge. Und Böses bringt nicht notwendigerweise den Tod mit sich. Das Leben ist oft viel bösartiger als sein Ende. Es gibt viel zu erfahren, viele Dinge, die analysiert und verstanden werden müssen, bevor es möglich sein wird, vernünftige Schlüsse zu ziehen.
VorabDie Romanreihe um Setne Inhetep, den Zauberpriester des Toth gehört zu der Mythus-Spielewelt des D&D-Erfinders Gary Gygax. Letzterer gilt bei vielen als Vater des Rollenspiels, gerade mit seinem Dungeons & Dragons-Spiel, welches er über seine Firma TSR (Tactical Studies Rules) ab 1973 auf den Markt brachte. Das Setting, in welchem die Mythus-Serie angesetzt ist, nennt sich Dangerous Journeys und entstand ab 1995, nachdem Gygax TSR (Hobbies) verlassen hatte. Inwieweit dieses Spiel damals erfolgreich war, lässt sich heute kaum sagen. Bekannt sein dürfte dem heutigen Rollenspieler vor allem die von Sword & Sorcery auf d20 (3.0E) konvertierte Kampagne Necropolis. Die Welt wird schon damals vor allem in Europa auf geteilte Meinungen gestoßen sein, geht doch der Autor allzu sorglos mit den Mythologien und Religionen als auch der Geschichte der Alten Welt um, denen Gygax zudem noch etwas Moderne beimengt. Man wird hier mitunter an den lockeren Umgang mit der Fantasy und der realen Welt wie beispielsweise von Terry Pratchett erinnert.
Paizo hat – augenscheinlich als Ehrung des kürzlich verstorbenen Autors – zumindest eine Neuauflage des 3. Bandes der Reihe angekündigt: Death in Delhi soll im Januar 2009 erscheinen. The Anubis Murders wurde bereits 2007 von Planet Stories neu verlegt, nachdem es 1992 erstmalig veröffentlicht wurde.
AufmachungHeyne legte damals das Buch als ein 270-seitiges Softcover auf, welches von einem Bild Larry Elmores geschmückt wurde. Letzteres zeigt uns einen Ägypter und dessen Leibwächterin, beide passen zur Beschreibung der Protagonisten. Im Hintergrund sehen wir eine Gestalt im Anubis-Kostüm. Wie Paizo bzw. ein etwaiger deutscher Verlag dies wieder adaptiert, bleibt abzuwarten.
Allgemeiner InhaltMythus ist eine Welt, in der, wie schon angesprochen, wirklich gelebte Historie und Sagenwelten verschmelzen und ebenso Mythologie und Religionen einfließen. Hinzu kommt ein Schuss Magie, um dem Ganzen einen Fantasy- und – so möchte man sagen – D&D-Schein zu geben. Da haben wir das Ägypten mit dem Pharao neben einem Albion und einem Lyonesse mit Camelot, Kalevala in Finnland, die Hanse in deutschen Landen, die Phönizier im Mittelmeer und Atlantis irgendwo im Westen. Und in dieser Welt agiert Magister Setne Inhetep, ehemaliges Mitglied des Geheimdienstes des Pharao, Prinz, Gutsbesitzer und nun leidenschaftlicher Jäger von Verbrechern, Staatsverrätern und Verschwörern. Im vorliegenden Buch hat Setne, ein Mann um die 50, mit einem gerissenen wie mächtigen Gegner zu tun, der die Königreiche und Herrscher des nördlichen Europas in Angst und Schrecken versetzt. Der „Meister der Schakale“ erpresst die Länder um immense Geldbeträge und verlangt die Anerkennung und öffentliche Verehrung des ägyptischen Gottes Anubis. Diesem Ansinnen kommen viele zunächst nicht nach und so werden die mächtigsten Magier und Zauberwirker dieser Reiche alsbald Opfer perfider Mordanschläge. Von diesen erfährt Setne über drei Gesandte, die ihn in seinem Urlaubsort Valencia (!) am Mare Librum aufsuchen: den mächtigsten Druiden, Barden und Richter des Reiches Lyonesse. Dessen Herrscher steht auch auf der Liste der zu Erpressenden, doch wollen die Gesandten wie auch der Kronprinz dem König von der Bedrohung nichts mitteilen und schalten Setne ein, sich dem Fall anzunehmen. Denn der Ägypter sollte genau der richtige Mann sein, da der Übeltäter sich als „Meister der Schakale“ bezeichnet und auch in seiner typisch ägyptischen Gestalt auftritt, der des Gottes Anubis. Auf der Reise wird Setne von seiner Leibwächterin Rachelle begleitet, einer ehemaligen Sklavin, die er 25 Jahre zuvor gekauft und zu einer Ausbildung fortgeschickt hat – nicht in den Tempel der Maat (wie von Setne geplant), sondern – nach eigenem Willen - den der Kriegsgöttin Neith. Sowohl der Zauberpriester wie auch Rachelle sind auf ihren Gebieten fast unschlagbar – nichts ungewöhnliches, eingedenk des Autors – wenngleich nicht unfehlbar. In Lyonesse erwartet die beiden ein fein gesponnenes, tödliches Komplott, welches Setne trotz eines Abstechers in das Reich der ägyptischen Götter nicht ohne weiteres aufdecken kann.
Fazit:Die Anubis Morde bieten für einen Fantasy-Krimi gute Unterhaltung, wenngleich dem Leser des 21.Jahrhunderts das allzu bunte Durcheinander von realer Welt (Polizeireviere in Camelot?), Mythologie, Religion, Geschichte und Sagenwelten alsbald schwer im Magen liegt. Verdängt man diese – man möchte sagen typisch amerikanische – Vermengung, bleibt ein guter Roman mit einigen überraschenden Wendungen, den Freunde des Autors sicher auch höher bewerten würden. Der Folgeroman, Die Lösung von Samarkand, schneidet deutlich besser ab, denn zum einen bleibt er in Ägypten, zum anderen merkt man hier deutlich mehr vom Einfühlungsvermögen in dieses, Gygax augenscheinlich sehr vertraute, Reich.
Gary Gygax - BibliographieAufgrund der Unmengen an Veröffentlichungen: vgl. Link zu Wikipedia.org |
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