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Tunnel - Das Licht der Finsternis
Bewertung:
(3.3)
Von: Nico Kevin Bracht
Alias: Cut
Am: 04.10.2008
Autor:Roderick Gordon, Brian Williams
Typ:Hörbuch, Lesung
Verlagdhv Der Hörverlag
ISBN/ASIN:978-3-86717-285-1
Inhalt:8 CD Box, ca. 571 Minuten
Sprache:Deutsch

Roderick Gordons und Brian Williams Beitrag zur gegenwärtigen Fantasy-Welle in der Jugendliteratur (Harry Potter, Eragon, Der Goldene Kompass etc.) nennt sich auf Englisch schlicht „Tunnels“, während die nahezu wörtliche Übersetzung des deutschen Buches „Der Tunnel“ ist, aber mit dem Untertitel, „Das Licht der Finsternis“ versehen wurde.

 

Da das Zugpferd des Hörverlages im Fantasy-Segment gerade mit der Veröffentlichung des siebten und letzten Harry Potter-Bandes am Ende angelangt ist, legen sie nun eine Lesung des ersten Bandes des Romanes „Der Tunnel“ nach.

Das Hörbuch „Der Tunnel – Das Licht der Finsternis“ ist im Sommer 2008 erschienen.

 

Die Aufmachung und die Verpackung:

Wie gewohnt ist die Aufmachung des Sets wohlfeil und die Verpackung angenehm stabil.

Die starke Pappschachtel, in der die 8 CDs untergebracht sind, ist ganz in dunklen Farbtönen gehalten. Im Mittelpunkt der Titelbildgestaltung stehen das „Licht der Finsternis“ (eine Glaskugel mit einer leuchtenden Flüssigkeit) und ein unterirdischer, stollenartiger Tunnel.

Das Cover ist stimmig, die Box selber erweckt den Anschein, stabil genug zu sein, um den CDs in ihrem Inneren ein sicheres zu Hause zu bieten und sie auch auf Transporten in der Tasche oder im Rucksack vor (Stoß-)Schäden zu schützen.

Die acht CDs selbst sind jeweils in kleine Klarsichtplastiktaschen verpackt.

Diese bieten guten Schutz, lassen gleichzeitig einen Blick auf die im Stile der Umschlaggestaltung bedruckten CDs zu und sind haltbar genug, um sie unbesorgt verwenden zu können.

Ein einigermaßen knapp gehaltenes Booklet liegt ebenfalls in der Schachtel. Hier finden sich neben den Trackinfos auch ein paar Informationen über die beiden Autoren und den Leser.

 

Wie immer bietet einem der Hörverlag im Hinblick auf die Verarbeitung gute handwerkliche Qualität und eine gute Aufmachung. Hier gibt es von meiner Seite nichts zu meckern.

 

Der Sprecher:

Nachdem Rufus Beck sich mit der Lesung der Harry Potter Reihe einen großen Bekanntheitsgrad unter den Stammhörern des Hörverlages gemacht haben dürfte, hat er nach Abschluss der Harry Potter Reihe begonnen (leider für einen anderen Verlag), die Goldene-Kompass-Trilogie einzulesen. Rufus Beck stand also für das Tunnel-Projekt nicht zur Verfügung. Gelesen wurde die – gekürzte – Version des Buches stattdessen von Andreas Fröhlich.

Fröhlich ist auf dem Hörspiel- und Synchronsprechersektor kein Neuling. So ist er beispielsweise fester Bestandteil der Hörspiel-Reihe „Die drei ???“ und hat für das Programm des Hörverlages Alexandre Dumas „Die Drei Musketiere“ eingelesen.

Mir persönlich aber war die Stimme von Andreas Fröhlich aus einem meiner Lieblingsfilme, „Grosse Point Blank“ bekannt. Nicht nur in diesem Film ist Andreas Fröhlich die etatmäßige Synchronstimme des US-Schauspielers John Cusack.

In der Lesung von „Der Tunnel“ liest Fröhlich für meine Begriffe recht gut, wenngleich er auch an manchen Stellen ein wenig zu schnell ist. Dieses Empfinden kann aber daraus resultieren, dass ich den Tunnel vorher nicht als Buch gelesen hatte, wie ich es sonst gerne mache. Bis auf die Sache mit der Geschwindigkeit war ich mit der Lesung zufrieden: Fröhlich spricht deutlich und angenehm, Fröhlich betont gut und hat eine runde, angenehme Stimme, der ich gerne zugehört habe.

 

Der Inhalt:

Diese Rezension beschäftigt sich mit der Umsetzung des Romans als Hörbuch, nicht jedoch ausgiebig mit dem Roman selber. Dennoch werde ich zum besseren Verständnis meiner Ausführungen ein wenig auf den Inhalt des Buches eingehen, ohne jedoch dabei den gleichen Anspruch zu haben, den ich bei einer Romanbesprechung hätte. Ich habe mich bemüht, wenig bis gar nichts Essentielles aus der Handlung zu verraten.

Weiter muss dazugesagt werden, dass ich das Originalbuch nicht kenne und daher nur aus dem Begleitmaterial der Box sagen kann, dass das Buch für die Lesung gekürzt wurde. Welche Teile der Schere der Redaktion oder Regie zum Opfer fielen, vermag ich nicht zu beantworten.

 

Inhaltlich befasst sich „Der Tunnel“ mit dem jugendlichen, fast weißhaarigen Jungen Will Borrows, den mit seinem Vater die Leidenschaft zur Erforschung unterirdischer Gewölbe und allgemein archäologischen Projekten verbindet. Die Geschichte beginnt in England, im London der Gegenwart. Dort ist Dr. Borrows der Direktor eines kleinen Museums. Zwar hat Borrows zwei Hochschulabschlüsse und einen Doktorgrad der Archäologie vorzuweisen, aber der Ruf an eine Universität an einer der Londoner Universitäten ist bisher ausgeblieben. Der Job als Direktor des winzigen Museums füllt den interessierten und umtriebigen Mann bei weitem nicht aus. Aber er stellt das Familienauskommen sicher. Borrows hat den Posten nun schon seit über 10 Jahren inne, als die Erzählung einsetzt.

Zu Beginn stoßen er und sein Sohn Will in eine seit Jahren stillgelegte unterirdische U-Bahnstation vor und erkunden diese. Nur wenige Tage später wird durch einen ehrenamtlichen Mitarbeiter des Doktors ein außergewöhnlicher Gegenstand ins Museum gebracht: Eine gläserne Kugel, die eine seltsame Flüssigkeit enthält. Je dunkler der Raum ist, in dem sich die Kugel aufhält, desto intensiver beginnt die Flüssigkeit im Inneren des Glaskörpers zu leuchten. Bringt man die Kugel jedoch ans Tageslicht, verblasst das Licht. Die Flüssigkeit selber verfärbt sich und wird beinahe schwarz. Natürlich weckt dieser seltsame Gegenstand sofort die Neugierde des Doktors...

Ungefähr zeitgleich hat ein Bauarbeiter bei Abrissarbeiten im Keller eines sehr alten Hauses eine vermauerte Tür freigelegt. Als er diese öffnet, betritt er einen dunklen Schacht, der in die Tiefe führt. Als er diesen hinabsteigt, kommt er an dessen Ende tief unter der Erde an eine Tür mit Bullauge. Dieses gewährt ihm einen kurzen Einblick in eine Welt, in der die Zeit stillgestanden zu sein scheint. Sie erinnert stark an das England der viktorianischen Zeit, mit Gaslaternen an den Straßenzügen. Erschrocken sieht er aber auch, dass diese Welt bewohnt zu sein scheint. Er weicht zurück, als er einige der Bewohner erblickt. Diese haben einen leichenblassen Teint, so dass der Bauarbeiter im ersten Moment glaubt, eine Art Vorhof der Hölle entdeckt zu haben. Er flieht überstürzt und ohne die Tür zu öffnen, um einer Entdeckung durch die blassen Wesen zu entgehen.

Doch dies gelingt ihm nur vorübergehend. Denn die Bewohner dieser Unterwelt sind ihm gefolgt und entführen ihn aus seiner Wohnung...

Es dauert nicht lange, bis auch Will und sein Vater mit dieser unterirdischen Welt in Berührung kommen. So verschwindet Wills Vater eines Tages und der neugierige Will macht sich zusammen mit einem Freund auf die Suche nach ihm. Dabei betreten die beiden Jungen ebenfalls diese geheimnisvolle, andere Welt unter der Erde. Und Will wird auf eine absolut unerwartete Weise mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert, was seine ohnehin schon schwierige Situation nicht unkomplizierter macht...

 

Fazit:

„Der Tunnel“ wird in Fachkreisen schon als ein legitimer Nachfolger der Harry Potter Bücher im modernen Genre der (Jugend-)Fantasy gehandelt. Passenderweise ist die Erstauflage des Buches auch beim gleichen britischen Verlag erschienen, der einst den ersten Harry Potter Band veröffentlichte.

Die Autoren Gordon und Williams haben selbstredend auch schon damit begonnen, zwei weitere Teile der Reihe zu schreiben, die die Geschichte rund um Will weiter entwickeln sollen. Sogar die Filmrechte haben sie wohl schon erfolgreich verkauft.

Nun war sicherlich „Harry Potter und der Stein der Weisen“ noch nicht das erzählerische Meisterstück von der Autorin J. K. Rowling, aber dennoch vermochte mich die Geschichte um den kleinen Zauberschüler mit der gefährlichen Vergangenheit, die ihm eine Narbe auf der Stirn bescherte, schneller und intensiver in ihren Bann zu ziehen als es jetzt der Erzählung um den hellhaarigen Will gelungen ist.

 

Das soll nicht heißen, dass das Hörbuch nicht unterhaltsam wäre. Das ist es durchaus, nur hat die Geschichte auf mich eine geringere Anziehungskraft entwickelt als Harry Potter.

 

Die Geschichte ist vom Hörverlag für Hörer ab 12 Jahren empfohlen.

Dennoch finde ich einige der Passagen sehr brutal und habe mich schon etwas gewundert, warum man hier nicht ein anderes Alter gewählt hat. Bei einer Empfehlung hätte man auch problemlos zwei Jahre höher greifen können. Damit wäre man der Sache in meinen Augen gerechter geworden. Ich vermag nicht einzuschätzen, ob die Kürzung des Textes möglicherweise Stellen betroffen hat, die noch brutaler waren, oder aber ob andere Gründe ausschlaggebend für die Streichung waren.

Trotz dieser Kritikpunkte, bekommt man auf 8 CDs unterm Strich eine interessante Geschichte geliefert, der zu folgen Spaß macht und an deren Ende man sich fragt, wie Wills Leben wohl weitergehen wird.

 

Ohne sie gelesen zu haben, behaupte ich, dass es sich bei der ungekürzten Vorlage nicht wirklich um ein literarisches Meisterwerk gehandelt hat, attestiere dem gelesenen Text aber eine technisch gute und saubere Umsetzung als Hörbuch-Produktion. Ob die gekürzten Stellen den vollständigen Roman vom Niveau her über den Inhalt der gekürzten Lesung heben, wage ich zu bezweifeln. Dennoch kann ich mit guten Gewissen Hörbuchhörern, die Freude an fantastischen Geschichten haben, den Vorschlag machen, sich mit dem Hörbuch einen einfachen und bequemen Einblick in die Welt Will Borrows und des Tunnels zu verschaffen.

Hörbücher ermöglichen es ja - anders als Bücher -, dass man während der „Lektüre“ nebenbei noch zwei Hände frei hat. Mit diesen kann man sich dann gleichzeitig anderen alltäglichen Arbeiten (etwa der Hausarbeit oder dem Kochen) widmen, oder aber die Geschichte (wie ich) unterwegs auf einer Urlaubs-Fahrt verfolgen.

 

Aufgrund der einmal mehr einwandfreien Umsetzung durch den Hörverlag fällt die Benotung des Hörbuchs schlussendlich positiv aus.

 

Ich bewerte das Hörbuch „Der Tunnel“ mit der ordentlichen Note von 3,3 Punkten.