Links zur Rezension Die Letzte ProphezeiungDie auf ursprünglich 18 Bände angelegte Star Wars-Mammutreihe „Das Erbe der Jedi-Ritter“ (englisch schlichter „New Jedi Order“) erstreckte sich letztlich auf nie da gewesene 19 Buchtitel. In Band 18 „Die Letzte Prophezeiung“ wird von Greg Keyes der Showdown der Reihe vorbereitet, der im die Reihe abschließenden 19. Band „Vereint durch die Macht“ stattfinden wird.
Aufmachung und Qualität:Auch der vorletzte Band der Reihe hat wieder kein ansprechendes bzw. schönes Titelbild bekommen. Dafür kann Blanvalet aber nichts, da sie einfach nur die Original-Titelbilder der US-Ausgabe übernommen haben. Hier ist konsequent für alle bisherigen 18 Bände jeweils ein unschönes Titelbild abgeliefert worden. Schade, da dass Star Wars-Universum so viele visuelle Möglichkeiten geboten hätte, ansprechende Titelbilder zu gestalten. Die Bindung und die Qualität der zur Herstellung des deutschen Buches verwendeten Materialien sind nach wie vor absolut in Ordnung. Mit der Übersetzung von Regina Winter werde ich immer noch nicht richtig warm, aber zu diesen Problemen habe ich in früheren Rezensionen zu Titeln aus dieser Reihe bereits ausführlich Stellung bezogen. Es ist mir bei der Lektüre von „Die Letzte Prophezeiung“ aber auch nichts erwähnenswert Neues mehr aufgefallen, was negativ hervorgehoben gehörte. Einzig ein paar Setzfehler sind zu verzeichnen. So gehen hin und wieder zwei Worte nahtlos ineinander über, die nicht zueinander gehören. Das ist mir bei den vorangegangenen Titeln der Reihe nicht so aufgefallen.
Inhalt:Der Titel des Buches bezieht sich auf die letzte Prophezeiung, die der ehemalige Exekutor der Yuuzhan Vong, Nom Anor, in seiner Verkleidung als Yu’shaa, dem Propheten der Beschämten, gemacht hat. Diese hatte den lebendigen Planeten Zonama Sekot in eine zentrale Position des angeblich kommenden Umsturzes der Kultur der Invasoren erhoben. Auch wenn Nom Anor diese „Vision“, auf die er sich beruft, nie wirklich hatte, sondern sie aus Teilen von alten, verbotenen Yuuzhan Vong-Legenden und verschiedenen geheimen Berichten aus dem Umfeld des Oberlords Shimrra zusammengebaut hat, um seine Anhänger aus der Kaste der Beschämten bei der Stange zu halten, zeichnet sich langsam aber sicher im Verlaufe des Romans ein reales Bild, welches der erfundenen Geschichte des ehemaligen Exekutors erstaunlich nahe zu kommen scheint...
Je mehr wir uns dem Ende der Reihe nähern, desto enger rücken auch die verschiedenen Handlungsstränge zusammen, die die letzten Romane ausgemacht haben.
In „Die Letzte Prophezeiung“ sind es nur noch zwei große Stränge und nicht mehr drei, wie in den vorangegangenen Büchern. So findet Lukes und Maras Expedition auf Zonama Sekot in Band 18 kaum eine Erwähnung. Vielmehr stehen eine Kampfgruppe um General Wedge Antilles und Jaina Solo einerseits und eine kleine Gruppe um Tahiri und Corran Horn, sowie drei Yuuzhan Vong- Persönlichkeiten andererseits im Mittelpunkt der Handlung. Wedge und Jaina nehmen an einer großen, langanhaltenden Raumschlacht um Bilbringi teil. Dieses System war auch schon zu Zeiten von Großadmiral Thrawn Schauplatz einer entscheidenden Schlacht und es wird in diesem Buch mehrfach daran erinnert, während sich am gleichen Ort erneut eine wichtige Schlacht abspielt. Hier sollen drei Kampfgruppen (zwei von der Galaktischen Allianz und eine vom Imperium) zusammen den Yuuzhan Vong eine Niederlage beibringen, um einen Brückenkopf zu errichten, von dem aus ein Angriff auf Coruscant möglich sein würde. Dieser Plan scheint jedoch nicht aufzugehen, als es den Yuuzhan Vong gelingt, mitten in den Angriff von Wedges Gruppe im Bilbringi-System, das intergalaktische HoloNet auszuschalten. Wedge sieht sich einer erdrückenden Übermacht gegenüber, gegen die er mit Waffengewalt eigentlich nicht bestehen kann. Ein Rückzug aber ist ihm durch anwesende Abfangkreuzer, die einen Sprung der Schiffe in den rettenden Hyperraum verhindern, verbaut. Die Unfähigkeit mit den beiden wartenden Kampfgruppen Kontakt aufzunehmen, bedeutet eigentlich das sichere Ende für Wedge, seine Großkampfschiffe und Jaina Solos Zwillingssonnen-Staffel. Doch Han und Leia erfahren über das Ryn-Netzwerk von den neuartigen Waffen, die die Invasoren nutzen, um das HoloNet lahm zu legen und beginnen einen Wettlauf gegen die Zeit, um als Kuriere mit dem Millenium-Falken die beiden Reservegruppen zu erreichen und zu einem Eingreifen zu überreden...
Zeitgleich erfährt die Gestalterin Nen Yim, die auf Geheiß des höchsten Oberlords der Yuuzhan Vong an verbotenen, neuen Protokollen forscht, um die Invasoren weiter zu entwickeln, als sie es jemals waren, von der Existenz des Planeten Zonama Sekot und dessen fortschrittlicher „Biotechnologie“, die frappierende Ähnlichkeiten mit dem von den Yuuzhan Vong geschaffenen Lebensformen aufweist. Ihr wird das Schiff in die Hände gegeben, mit dem einigen Yuuzhan Vong in Band 17 die Flucht von Zonama Sekot gelungen war. Shimrra, der Oberlord der Invasoren, hat aber scheinbar große Angst vor dem Planeten und dem, was er ausmacht. So lässt er alle Hinweise auf dessen Existenz verschwinden, die Besatzung des Schiffes töten und erklärt gegenüber der Gestalterin, dass der Planet zerstört sei und er ihr daher keine weiteren Beispiele der neuartigen Technologie zur Verfügung stellen kann. Gleichzeitig gibt er Nen Yim, aber den widersprüchlichen Befehl, Waffensysteme zu konstruieren, die wirkungsvoll gegen diese Art von Lebensformen wären. Die Gestalterin ahnt, dass der lebende Planet eine ungeheure Bedeutung für ihr Volk haben könnte und erkennt die Lüge des Oberlords. Warum soll sie während eines Krieges, der verloren zu werden droht, an neuen Waffensystemen forschen, die nur gegen einen Gegner eingesetzt werden können, den es schon nicht mehr gibt? Sie ahnt, dass der Planet nicht zerstört wurde, aber Shimrra um jeden Preis dessen Existenz verheimlichen will. Um das Wohl ihres Volkes besorgt, riskiert sie es, mit dem Priester Harrar Kontakt aufzunehmen, der ihr verspricht, sie mit den richtigen Leuten in Verbindung zu bringen, damit sie den verlorenen Planeten, so er denn existieren sollte, besuchen kann. Hier tritt dann wieder Nom Anor, in Gestalt des Propheten der Beschämten, auf den Plan. Er nimmt mit den Jedi Kontakt auf, um seine Abholung, in der Person des Propheten, zu arrangieren. Er bittet die Jedi darum, ihn von Coruscant zu „retten“ und ihn zu dem Planeten seiner Vision zu geleiten. Dabei gelingt es Nom Anor, den beiden ausgesandten Jedis auch noch Nen Yim und den Priester Harrar „unterzujubeln“. Hinter den Kulissen der Yuuzhan Vong-Gesellschaft, lässt es die Gestalterin Nen Yim so aussehen, als sei sie von den Jedi „entführt“ worden. Die beiden Jedi, die ausgesandt werden dieses seltsame Angebot zu prüfen, sind Corran Horn und Tahiri. Tahiri hat inzwischen eine interessante Entwicklung durchgemacht. Aus den beiden Teilen ihrer Persönlichkeit (der jungen Jedi, die einst in Anakin Skywalker verliebt war und der eingepflanzten Yuuzhan Vong-Persönlichkeit) hat sie eine neue, beide Seiten vereinende Persönlichkeit entwickelt. Nach einer abenteuerlichen Anreise und der genauso abenteuerlichen Flucht von Coruscant sind Tahiri, Corran und die drei Invasoren auf dem Weg nach Zonama Sekot. Doch jeder der drei Gäste hat seine eigenen Absichten, Erwartungen und Ansichten im Hinblick auf den Planeten und auch zwischen Corran und Tahiri ist nicht alles entspannt. Als das sekotische Schiff, mit dem die 5 auf dem Weg sind, unterwegs zu sterben droht, beginnen die Probleme erst, die sich noch viel mehr steigern, als die Gruppe den lebenden Planeten erreicht und es der Gestalterin Nen Yim gelingt, einen Kontakt mit dem Bewusstsein des „lebendigen“ Planeten herzustellen und sie einer Lösung aller Probleme zwischen den Yuuzhan Vong und den Bewohnern der Galaxis gewahr wird. Nom Anor erkennt ebenso wie der Priester Harrar die Bedeutung und die Wirkung des seltsamen Planeten auf die Yuuzhan Vong. Das ganze Leben, ja der ganze Planet zeichnet sich durch eine unglaubliche, biologische Verwandtschaft zu den Lebewesen der Invasoren aus. Anstatt seiner „Vision“ entsprechend zu handeln, erkennt er selber nur die Chance, wieder in der Gunst des Oberlords aufzusteigen und entschließt sich, einen Anschlag auf die Gestalterin durchzuführen, die beiden, bei den Invasoren gefürchteten, Jedi Horn und Tahiri zu töten und letztendlich den Planeten, vor dem der schreckliche Oberlord der Yuuzhan Vong Angst zu haben scheint, zu vergiften. Mit diesen Taten hofft er, wieder zu alter Größe aufzusteigen und sich in den Augen des Oberlords reinzuwaschen von den vielen Rückschlägen und Niederlagen, die er in der jüngeren Vergangenheit persönlich zu vertreten hatte...
Fazit:Greg Keyes erzählt routiniert und es gelingt ihm ständig gute Spannungsbögen aufzubauen und diese Spannung auch zu erhalten. Das Buch liest sich schnell und flüssig, auch wenn einige Wendungen vorhersehbar sind. Mit Wegde, Han und Leia spielen eigentlich nur drei Figuren der klassischen Film-Trilogie eine tragende Rolle, während der Löwenteil der Handlung alleine von Tahiri und Corran einerseits (also Figuren aus dem „Expanded Universe“) und den drei unterschiedlichen Yuuzhan Vong- Charakteren getragen wird. Dem Roman und seiner Qualität tut dies aber überraschenderweise keinen Abbruch. Die Gespräche und die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Kulturen und den Zweifeln, die Corran gegenüber Tahiri hegt, sind durchweg gelungen und gut lesbar geschrieben. Die Raumschlacht um das Bilbringi-System, die einen weiteren Großteil der Handlung ausmacht, wird ebenfalls gut geschildert. Einige innovative Ideen und ein Rückblick in die Zeiten Thrawns haben mir dabei sehr gut gefallen. Keyes Schreibstil gefällt mir in diesem Buch recht gut und die enge Auseinandersetzung mit nur drei Figuren der Invasoren und das angenehme Nicht-Abstellen auf die Religion der Invasoren, die Opferungen, den verübten Massenmord und Planetenvernichtungen durch die Yuuzhan Vong, lassen hier so etwas wie Star Wars-Gefühl entstehen, obgleich zentrale Figuren wie Luke, R2 oder auch Mara nicht mit von der Partie sind.
Das Buch ist glücklicherweise mehr als nur ein Lückenfüller, für den ich es anfangs gehalten habe. Es spinnt die Geschichte zwar ohne die große Überraschung weiter, unterhält aber durchweg und erzeugt angenehme Spannung. Der Erzählstil des Autors ist gut, die Raumschlachten lassen beim Leser im Kopf Star Wars-Bilder entstehen und die Dialoge sind durchweg lesenswert.
Alles in allem ist „Die Letzte Prophezeiung“ eines der besseren Bücher der Reihe und es enthält das nötige offene Ende, um den Leser zu animieren, schnell zum abschließenden 19. Band „Vereint durch die Macht“ zu greifen.
Ich bewerte „Die Letzte Prophezeiung“ mit 3,6 Punkten.
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