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Reader's Guide to the Legend of Drizzt
Bewertung:
(4.5)
Von: Mario Schmiedel
Alias: Thalas
Am: 20.11.2008
Autor:Philip Athans
Typ:Roman- und Rollenspielsammelband
System:D&D (AD&D, D&D 3E, D&D 4E)
Setting:Forgotten Realms / Vergessene Reiche
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:978-0786949151
Inhalt:167 Seiten, Hardcover
Sprache:Englisch

Vorwort

Ich war gerade erst 14 und frisch in die Phantasiewelt von D&D eingetaucht, als ich mit meinem damaligen Spielleiter in einem der früher noch zahlreich existierenden Fantasyläden hier bei uns in Köln, Romane unserer Rollenspielwelt der Vergessenen Reiche in den Regalen stehen sah. Nachdem ich mir ein paar der Covertexte durchgelesen hatte und die Geschichte um den Barbaren Wulfgar am wohlklingendsten war, kaufte ich mir von meinem Taschengeld für 8 Mark das Buch. Nicht wissend, dass die Bücher keine abgeschlossenen Geschichten beinhalteten, sondern zu einer Reihe gehörten, die zu dem damaligen Zeitpunkt schon ein paar Bände auf dem Buckel hatte. Als ich das Buch dann verschlungen hatte, musste natürlich gleich der nächste Band her. Doch es war nicht Wulfgar und dessen Geschichte, die mich am meisten fesselte, sondern die des Dunkelelfen Drizzt Do’Urden. Heute, 13 Jahre später, halte ich nun den „Readers Guide to R.A. Salvatores - The Legend of Drizzt“ in meinen Händen und blicke etwas nostalgisch auf die Zeit zurück, die mich dieser ewig heulende Dunkelelf nun schon in meinem Rollenspielleben begleitet. Auch wenn die letzten Begegnungen mit ihm nicht mehr so faszinierend und atemberaubend wie damals waren, kam ich nicht drum herum, mir den Readers Guide anlässlich des 20jährigen Jubiläums von Drizzt zu kaufen.

 

Aufmachung

Als Erstes fällt auf, dass die Küstenmagier, wie auch schon bei den Rollenspielprodukten der Star Wars Saga, ein unübliches Format gewählt haben. Die gewählte Größe ist keiner der in den USA üblichen ANSI/ASME Normen zuzuschreiben. An DIN A4 orientiert, ist das Buch in der Höhe etwa 1 cm und in der Breite etwa 5 cm größer. Durch den stabilen Hardcovereinband und das berauschende Bild von Drizzt und Guenhwyvar in der Schlacht, sowie dem übergroßen ungewöhnlichen Maß, erhält der geneigte Käufer das Gefühl etwas Besonderes in den Händen zu halten. Darüber hinaus besticht das Buch dadurch, dass es zu 100% in Farbe gehalten ist.

 

Als Zeichner des Covers zeigt sich – wie auch schon bei den Romanen des Zyklus The Legend of Drizzt – Tod Lockwood verantwortlich. Erfreulich hierbei ist, dass - neben dem tollen Bild - auch das Forgotten Realms Logo auf der Vorderseite zu sehen ist.

 

Inhalt

Schon das Deckblatt im Buch mit dem Titel des Guides beginnt mit einem klasse ganzseitigen, neuen Bild von Drizzt. Begonnen wird der Readers Guide selbst mit einem zweiseitigen Vorwort von Salvatore himself. Anschließend ist das Buch in vier Bereiche gegliedert. Der erste Teil (Seite 8 bis 35) beschäftigt sich mit den einzelnen Romanen der Reihe The Legend of Drizzt und gibt auf einer doppelten Seite einen Überblick über jeden der 13 Bände. Fast ganzseitig ist immer das komplette Cover des Romans zu bewundern, während die andere Seite die Ereignisse des entsprechenden Teils zusammengefasst wiedergibt. Ein wenig störend wirkt sich hierbei für mich aus, dass auf dem dargestellten Bild kleine Zahlen hinzugefügt wurden, die auf etwas hinweisen. Wie etwa beim Bild zum ersten Teil „Homeland“, auf dem „House Faen-Tlabbar“, „The View from Qu’ellarzori“ sowie „Giant Mushrooms“ gekennzeichnet und durch einen kurzen Text über dem Bild erklärt sind. Störend ist hierbei viel weniger die Zahl an sich in dem Bild, als das Gefühl solch ein großartiges Bild in seiner Vollkommenheit zu stören. Spätestens hier merkt man sicherlich, dass Lockwood für mich zu der Riege der ganz großen D&D Zeichner gehört.

 

Der zweite Teil (Seite 36 bis 108) heißt „The People of the Legend of Drizzt“ und stellt folgende Personen und Gruppierungen dar: Drizzt, Guenhwyvar, Catti-brie, Wulfgar, Bruenor, Artemis, Jarlaxle, Drow of Menzoberranzan, Dwellers in the Underdark, The Deep Gnomes of Blingenstone, Servants of Evil, Pirates of the Sea of Swords, Rogues and Pashas of Calimport, Dwarves of Mithril Hall and Beyond, People of Icewind Dale and the North, The Great Wyrm sowie Gods and Planar Denziens.

 

Der erste Eintrag stammt natürlich von Drizzt selbst und ist auf vier Seiten untergebracht. Ein großes Bild von ihm (ebenfalls genial gezeichnet) springt dem Leser sofort ins Auge (das Bild war die ersten Monate nach Ankündigung dieses Produktes ein Platzhalter für das letztendliche Cover im Internet -> siehe Bild 1). Neben diesem extra neu gezeichneten Bild befinden sich noch Darstellungen von mindestens drei weiteren Drizzt-Künstlern der letzten 20 Jahre. Drizzt wird auf insgesamt einer Doppelseite beschrieben. Dazu gibt es noch Bilder seiner Waffen (siehe Bild 2, 3 und 4), welche auch käuflich zu erwerben sind, sowie Seitenbalken zu seiner Maske des Gestaltwandels, seinen magischen Fähigkeiten und dem Unterreich.

 

Alle anderen Personen sind auf insgesamt zwei Seiten dargestellt. Ebenfalls mit einem neuen, fast ganzseitigen Bild (Wulfgars und Catti-bries Darstellungen aus den Händen von Parillo weiß hier, im Gegensatz zu Bruenors „4th editionierten Style“, mehr als zu überzeugen). Wie schon bei Drizzt befinden sich auch hier in den Seitenbalken Informationen aller couleur, wie z.B. über deren Waffen, Gegenstände, Herkunftsorte etc. Ebenso befinden sich mindestens zwei weitere Bilder in den Charakterbeschreibungen, die etwa ganze Cover oder Teilausschnitte der entsprechenden Personen der letzten 20 Jahre darstellen.

 

Die Darstellungen der Prota-, sowie Antagonisten sind überwiegend sehr gelungen. Besonders unterhaltsam ist der Wandel der Zeit an den Bildern auszumachen, welche ich heutzutage fast alle als überlegene Darstellungen gegenüber den Bildern aus den 80ern und 90ern empfinde (z.B. Drizzts Gesicht wie ein hellhäutiger menschlicher Greis, Wulfgar mit kleinem süßen Wikingerhütchen). Ebenfalls ist die Darstellung von Entreri sehr gut gelungen. Sein Wandel vom hyänenartigen Gesicht des AD&D Villain’s Lorebook zu einem echt „coolen“ Outlaw (Cover von Road of the Patriarch, Sellswords Bk. 3, sowie die Neuzeichnung im Drizzt Readers Guide) ist bemerkenswert.

 

Doch bei zwei Personen dreht sich mir fast der Magen um. Bruenor wirkt einfach immer „stylischer“. Wo ist seine Axt mit den Kerben hin, sein Helm mit abgebrochenem Horn, sein Schild mit überschäumendem Bierkrug, seine dicke Nase? Alles musste dem Wandel der Zeit weichen. Wo die aktuellen Darstellungen auf ein zeitgenössisches Aussehen, gepaart mit den Beschreibungen des Autors innerhalb des Romans, bauen, ist bei Bruenor nur noch das zum Teil übertriebene Aussehen der 3E/4E Zwerge geblieben. Noch viel schlimmer hat es meiner Meinung nach jedoch den Halbling Regis erwischt. In Folge der „Kenderisierung“ der Halblinge in der dritten Edition von D&D, welche in der 4E fortgeführt wird, stimmt an den aktuellen Darstellungen überhaupt nichts mehr überein mit dem, wie Salvatore seinen knurrbäuchigen Fresssack immer beschrieb. Auch wenn Salvatore nachgegeben und Regis in seinen letzten Romanen hat abnehmen lassen, ist dies in meinen Augen nicht Regis, den ich dort in gebieterischer Pose mit seinem Rubinanhänger sehe. Bezeichnend hierfür ist wohl, dass in Regis’ Eintrag kein Bild eines „alten“ Regis zu sehen ist. Anscheinend schämen sich die Wizards für ihre damaligen hobbitartigen Halblinge. Ich fand sie jedoch um so viel besser. Das neue Bild an sich ist jedoch ebenfalls bemerkenswert.

 

Weitere Charaktere, die in den Sammeleinträgen vorgestellt werden, sind bei den Drow aus Menzoberranzan u.a. DIE Mutter Oberin, Yvonnel Baenre, Gromph Baenre, Berg’inyon Baenre, Quenthil Baenre, Triel Baenre, Bladen’Kerst Baenre, Vendes Baenre, Sos’Umptu Baenre, Dantrag Baenre, Malice Do’Urden, Zaknafein Do’Urden, Dinin Do’Urden, Vierna Do’Urden, Nalfein Do’Urden, Briza Do’Urden, Maya Do’Urden, Rizzen Do’Urden, Mez’Barris Armgo, SiNafay Hun’ett, K’yorl Odran, Ghenni’Tiroth Tlabbar, Zeerith Q’Xorlarrin, Auro’Pol Dyrr, Miz’ri Mizzrym, Masoy Hun’ett, The Faceless One, Uthegenthal, Kimmurel Oblodora, Hatch’net, Rai’gy Bondalek, Khareesa H’kar.

 

Die nachfolgenden Sammlungen werde ich an dieser Stelle nicht wiedergeben. Doch es sei angemerkt, dass alle relevanten Charaktere der Romane im Readers Guide vorhanden sind. Viele besitzen extra für dieses Buch ein neu gezeichnetes Bild, während andere mit einem alten Bild auskommen müssen oder gar eines zugeteilt bekommen, welches schon an anderer Stelle für jemand anderes verwendet wurde. Dennoch hat man als Leser das Gefühl, eine wirklich komplette Sammlung dargeboten zu bekommen.

 

Der nächste große Abschnitt (Seite 118 bis 146) trägt den Namen „Realms of the Legend of Drizzt“ und beinhaltet folgende Kapitel: Faerûn, Menzoberranzan and the Underdark, Icewind Dale and Ten Towns, Mitral Hall and the Spine of the World, The North, Cities of the Sword Coast sowie Calimport. Faerûn wird durch die farbige Posterkarte des 3E Settings dargestellt, wobei in dem dazugehörigen Seitenbalken Informationen zu bestimmten Gegenden sind, in denen die Handlung der Drizzt-Reihe spielte. Wurde hier noch ein altes Bild verwendet (die Faerûn Karte), so wird das Auge des Lesers auf den darauf folgenden Seiten mit einer Fülle neuer Zeichnungen belohnt. Es gibt eine Karte von Blingdenstone zu sehen sowie einen Querschnitt des Unterreichs samt Grat der Welt (zu sehen sind u.a. Silverymoon, Citadell Adbar, Mirabar (samt Anordnung der Höhe über dem Meeresspiegel), sowie im Unterreich Araumycos, The Fardrimm, Yachtlol, Ched Nassad, Manthol Derith, The Sharnlands etc.). Auf den nächsten Seiten wird das Eiswindtal mit einer wunderschönen neuen Karte dargestellt. Zu bestaunen sind dort nicht nur Querschnitte von Verbergs‘ Lair und Cryshal-Tirith, sondern eine Karte jeder Stadt von Zehn Städte sowie einem weiteren Querschnitt des Bereiches um den Gletscher Immerschmelze, unter dem der Drachenhort zu finden ist, in dem Drizzt Icing Death mit Hilfe von Wulfgar besiegte. Mithril Hall and the Spine of the World zeigt weitere Karten der großen Zwergenstadt sowie einer schönen Panoramakarte des Grats der Welt, inklusive einiger Ausschnitte (z.B. Hengorot (Mead Hall) und dem Dorf Auckney). Weiter geht es mit einer großen Karte des Nordens (inklusive eines Querschnitts der Zitadelle Adbar) und Städten der Schwertküste. Auch hier gibt es wieder beeindruckende Karten einiger Städte zu bewundern, wie etwa Luskan, Baldurs Gate sowie Ausschnitte aus Tiefwasser und Calimhafen.

 

Dieser Teil des Buches hat mir sehr gut gefallen, da man das Gefühl hat, dass nichts ausgelassen und dem Leser ein komplettes Bild geliefert wird. Neben den ganzen Bildern und Karten gibt es noch etliche Informationen zu den dargestellten Bereichen in Form von Seitenbalken. Darüber hinaus ist erwähnenswert, dass die Karten fast ausschließlich alle gemalt und nicht an einem Cartographer am Computer erstellt wurden. Eine wunderbare Entscheidung, wie ich finde.

 

Der letzte Abschnitt des Readers Guide (Seite 148 bis 163) beschäftigt sich mit den Monstern des Drizzt-Zyklus. Kapitel in diesem Bereich sind: Creatures of the Underdark, Orcs, Goblins and Goblinoids, Giants and Greater Humanoids, Creatures of Faerûn und Beasts of the Outer Planes. Hier sind alle Wesen, die jemals in den Drizzt-Bänden auftauchten, mit einem Bild und einer Beschreibung versehen. Viele der Bilder in diesem Teil sind jedoch nicht extra neu gemalt worden, sondern bedienen sich aus früheren D&D Rollenspielpublikationen.

 

Abschließend bietet der letzte Teil (Seite 164 bis 167) noch ein Drow-Lexikon, welches mit etwas mehr als 150 Ausdrücken in der Sprache der Dunkelelfen aufwartet, sowie einem Schlusswort mit dem Namen „Shavrak Lil’Zheel“ von Philip Athans, von dem die Idee für dieses Buch ausging und der mit seinen Mitarbeitern 1.326.172 Wörter aus 13 Romanen durchforstete, um diesen Readers Guide zusammen stellen zu können.

 

Fazit

Das Buch bietet eine komplette Sammlung und Auflistung aller Personen, Ortschaften, Gegenstände etc., die jemals in den 13 Drizzt-Büchern (welche als The Legend of Drizzt zusammengefasst wurden) eine Rolle spielten. Dabei geht der Readers Guide jedoch selten in die Tiefe, was jedoch auch den Rahmen dieser Sammlung gesprengt hätte. Die neuen Bilder wissen fast alle zu gefallen und dass ebenfalls viele alte Zeichnungen genommen wurden, kann diesem Buch, das hunderte Bilder beinhaltet, leicht verziehen werden. Ärgerlich ist nach wie vor, dass Charaktere wie Bruenor und Regis kaum noch mit den Beschreibungen aus den Romanen übereinstimmen. Doch dies ist wohl ein unaufhaltsamer Prozess, der schon mit dem Start der dritten Edition von D&D begonnen hat.

 

Darüber hinaus besitzt das Buch nicht nur einen Anreiz für Fans von Drizzt, sondern jeder Realmslorer und Drow-Fanboy wird ebenfalls an einigen Stellen ein Entzücken verspüren. Und sei es nur wegen der tollen, gemalten Karten im Inneren und den kleinen Informationen, die man hier und dort seinem Rollenspiel-Portfolio einverleiben kann. Bei einem derzeit günstigen Preis auf Amazon.de von etwa 16,40 Euro sollte man eine Anschaffung in Erwägung ziehen (Stand: 18.10.08).

 

Schade fand ich, dass die Romanreihen „The Hunder’s Blade Trilogy“ sowie „Transitions“ keinen Einzug in das Buch gefunden haben. Bei der ersten, schon abgeschlossenen Serie kann ich es überhaupt nicht verstehen, wohingegen es bei Transitions (wo der zweite Teil „The Pirate King“ erst diesen Oktober erschienen ist) nachvollziehbarer ist. Wenigstens sind alle 13 Romane + die 5 Bücher aus den beiden zuletzt genannten Serien auf der letzten Seite des Guides noch einmal zusammenfassend dargestellt.

 

Ich vergebe für den Readers Guide eine Bewertung von 4.5 Punkten. Wobei 0,5 Punkte ganz klar auf nostalgischen Gefühlen sowie Sammler-, Fanboygründen beruhen.