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Metro 2033
Bewertung:
(3.5)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 21.12.2008
Autor:Dmitry Glukhovsky
Übersetzer:David Drevs
Typ:Roman - SF, Horror, Mystery, Fantasy
VerlagHeyne (Randomhouse)
ISBN/ASIN:978-3-453-53298-4
Inhalt:784 Seiten, Taschenbuch
Preis:14,00 €
Sprache:Deutsch

Erster Eindruck:

Das Buch hat für ein Taschenbuch eine optisch beeindruckende Wirkung, was einer der Gründe war, warum mir der Roman überhaupt ins Auge gefallen ist. Die Story, die auf dem Klappentext vorgestellt wird, klingt sehr interessant und verspricht ein postnukleares Feeling in den Metrotunneln von Moskau.

 

Inhalt:

Ein Atomkrieg in den frühen 2000ern hat die Erde für die Menschen unbewohnbar gemacht. An der Oberfläche kann man aufgrund der hohen Strahlung kaum überleben und mutierte Monster treiben dort ihr Unwesen. Nur die mutigsten Stalker wagen sich nach oben. Die wenigen Überlebenden haben sich in die weitläufigen Tunnel der Moskauer Untergrundbahn - der Metro - zurückgezogen und dort seit vielen Jahren einen mehr oder weniger sicheren Unterschlupf gefunden. Sie leben in einer selbst geschaffenen, düsteren Welt und kämpfen jeden Tag ums Überleben. Die einzelnen Stationen sind dabei zum Großteil unabhängig voneinander und haben sich ihren eigenen Vorstellungen und Ausrichtungen nach in verschiedene Fraktionen unterteilt. Mitunter bekriegen sie sich auch jetzt noch, treiben Handel und versuchen zu überleben. Doch dann wird die unabhängige Station WDNCh von den unheimlichen "Schwarzen" angegriffen. Diese albtraumhaften Kreaturen kommen möglicherweise von der verseuchten Oberfläche und stellen nicht nur eine Bedrohung für die WDNCh dar, sondern auch für alle anderen Stationen.

Der junge Artjom, der in der WDNCh lebt und einer ihrer Wächter ist, macht sich auf, um in einer weit entfernten Station einen Mann zu treffen, der möglicherweise helfen kann, die Schwarzen aufzuhalten. Doch der Weg ist weit, und die Tunnel sind nicht nur stockfinster, sondern beherbergen ganz andere Gefahren...

 

Stil & Artwork:

„Metro 2033“ ist das Debut des russischen Autors Dmitry Glukhovsky, der in Russland damit angeblich einen Millionenbestseller gelandet hat. Anfangs kann man dies noch gut nachvollziehen, denn auf den ersten 100 - 150 Seiten erschafft der Autor eine beklemmend düstere Atmosphäre, die dem postnuklearen Setting durchaus gerecht wird. Interessant ist dabei die eigene politische und gesellschaftliche Welt, die der Autor hier geschaffen hat, eine Welt die von eigenen Gesetzen und eigenen Gefahren geprägt ist und sehr glaubwürdig dargestellt wird. Gerade die klaustrophobische Stimmung, die in der Metro herrscht, kommt hervorragend rüber. Vor allem wenn der Autor über die Wachlager bei den verschiedenen Hundertmetermarken redet, die die letzen Schutzbarrieren vor der Finsternis sind. Zunächst hat der Leser das Gefühl, dass ständig etwas in der Finsternis lauert und das erzeugt erst einmal eine beständige Gänsehaut.

Doch leider nutzt sich dieses Gefühl auch schnell ab, denn der Autor redet immer wieder drum herum und bereits nach knapp 200 Seiten wird das Buch immer langweiliger und das bedrückende Gefühl verschwindet, der Autor verstrickt sich immer wieder in Wiederholungen und kommt dabei einfach nicht in die Gänge. Nach fast einem Viertel des Buches ist noch immer nichts Gravierendes passiert. Das ist schwach.

Doch auch andere Elemente wirken ziemlich ungereimt. Die Dialoge werden deutlich schwächer, Artjom macht kaum Entwicklung durch und wirkt weiterhin wie ein kleiner Bubi, auch die Reaktionen anderer Charaktere erscheinen wenig durchdacht, teilweise sind sie einfach nur komisch.

Was auch extrem nervig ist, sind die vielen verschiedenen russischen Bezeichnungen der einzelnen Stationen, bei denen man als europäischer Leser schnell durcheinander kommt und den Überblick verliert. Aber es gibt in den Innendeckeln des Covers zwei sehr gute Übersichtskarten von der Moskauer Metro, die die Orientierung deutlich verbessern. Dennoch verliert man leicht den Überblick, denn die Bezeichnungen der Stationen klingen für einen Europäer fremd und letztendlich guckt man auch nicht immer in den Karten nach. Da wird von etlichen Stationen geredet, die alle mit „kaja“ oder Ähnlichem enden, was zusätzlich verwirrt und die eben schwer auseinander zuhalten sind.

Letztendlich liest man dann aber doch weiter, weil man denkt „jetzt müsste ja mal was passieren“, aber jede weitere Seite offenbart einem, dass es dann eben doch nicht so ist. Der rote Handlungsfaden fehlt ganz oder ist zumindest nur blass rosa, das große Ganze bleibt zu lange in den Schatten der Tunnel.

Der Roman hat viel Potential, welches aber in großem Maße verschwendet und verhunzt wird.

 

Fazit:

„Metro 2033“ macht anfänglich einen sehr guten Eindruck und kann den Leser auf den ersten Seiten den schon sehr fesseln. Das liegt daran, dass der russische Autor eine fesselnde, bedrückende und düstere Atmosphäre schafft und seine postnukleare Metrotunnelwelt wirklich glaubhaft darstellt. Doch nach dem ersten Viertel wird diese komplexe Atmosphäre durch beständige Wiederholungen zunehmend langweilig, vor allem weil die Story an sich nicht in die Gänge (oder Tunnel) kommt. Auch die Dialoge und die Charakterentwicklung sind mitunter zweifelhaft und stagnierend. Die zahllosen russischen Bezeichnungen der einzelnen Stationen verwirren den Leser zusätzlich, auch wenn es zwei schicke Karten der Moskauer Metro zur Orientierung gibt.

Schade, denn die Idee, die hinter Metro 2033, steckt ist wirklich toll und hat mit Sicherheit richtig Potential, aber leider hat der Autor dieses nicht ausgenutzt. So bleibt ein unterdurchschnittlicher Roman, der zwar eine tolle Stimmung hat, dessen Plot aber nicht in die Gänge kommt und der genau deswegen auf Dauer langatmig und langwierig wirkt.

 

Anmerkung zur Wertung: Ich habe etwa 400 Seiten des Buches geschafft, bevor ich das Buch entnervt weggelegt habe. Deswegen vergebe ich keine Wertung. Würde ich bis dato eine Wertung geben müssen würde das Buch nicht mehr als 2.0 Punkte bekommen, schon alleine deswegen, weil es mich nicht ausreichend gereizt hat, das ich es bis zum Ende lese.

 

 

Fazit 2: Nachtrag zur Rezension und Wertung

Aufgrund der - in meinen Augen unberechtigten - Kritik an meiner Rezension in unserem Forum, in dem moniert wurde, dass ich das Buch rezensiert habe, obwohl ich es nicht zu Ende gelesen hatte auch wenn ich das klar dargestellt und auf eine Wertung verzichtet habe, habe ich mich doch entschlossen, das Buch nochmals in die Hand zu nehmen und auch die restlichen gut 350 Seiten zu lesen.

Und tatsächlich… ab etwa Seite 430 wird das Buch dann wieder richtig spannend und kann wieder fesseln. Die oben erwähnten Schwächen werden vom Autor überwunden, die Dialoge werden wieder besser und gehaltvoller, auch Spannung wie Action kommen nicht mehr zu kurz. Der zuvor bemäkelte fehlende Handlungsfaden taucht dann doch auf und innerhalb weniger Seiten eröffnet sich dem Leser die Geschichte, die hinter all dem steckt.

Der Autor legt dabei locker um 200% zu und es scheint so, als ob er zuvor einfach ein paar schlechte Tage hatte beim Schreiben, denn das langweilige drumherum Erzählen, verschwindet fast gänzlich und Glukhovsky beschränkt sich auf das Wesentliche und kommt auf den Punkt.

Die Story selbst birgt nun unerwartete Wendungen und sehr interessante Örtlichkeiten, die der Protagonist besucht. Auch die anderen Charaktere und Fraktionen, denen er begegnet, wirken lebendig und durchdacht. Die Frage bleibt, warum das zwischen den Seiten 150 - 430 nicht auch möglich war!

 

Wie dem auch sei, das Buch wird jenseits der Seite 400 mit einem Schlag wieder spannend und tatsächlich will man es dann nicht mehr aus den Händen legen. Zu dumm, dass ich es kurz vorher weggelegt hatte.

Mein Resümee: Metro 2033 ist auf den ersten 150 Seiten spannend und erfrischend neu, dann gibt es eine langweilige Durststrecke von gut 250 Seiten, während die abschließenden 350 Seiten wieder richtig spannend und packend sind und mit vielen tollen Ideen, Örtlichkeiten und Überraschungen glänzen.

Wäre das gesamte Buch wie die ersten 150 und die letzten 350 Seiten, so würde ich mit Sicherheit eine Wertung von 4.0 oder mehr Punkten geben. Doch ein Buch, bei dem ein gutes Drittel schlicht gesagt stinklangweilig ist, kann natürlich nicht solch eine Wertung bekommen. Aber meine oben erwähnte gemutmaßte 2.0, die ich aufgrund der ersten 400 Seiten des Buches begründet habe, treffen auch nicht mehr zu. Nachdem ich Metro 2033 komplett gelesen habe, würde ich dem Buch eine 3.5 geben.

Schade, dass die Qualität so sehr schwankt, denn Metro 2003 hätte ein absoluter Knaller sein können! Dennoch… wer ein skurriles Setting und eine abgefahrenen Endzeitgeschichte mag, die mit phantastischen Elementen aufgelockert wird, der kann bei Metro 2033 zu greifen, vielleicht findet er die Mitte ja nicht ganz so langweilig wie ich.