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Sandman 6 - Fabeln & Reflexionen
Bewertung:
(4.4)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 24.01.2009
Autor:Neil Gaiman, Bryan Talbot, Stan Woch, P. Craig Russell, Shawn McManus, John Watkiss, Jill Thompson, Duncan Eagleson, Kent Williams,
Übersetzer:Gerlinde Althoff
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Sandman
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-86607-628-0
Inhalt:264 Seiten, Softcover
Preis:24,95 €
Sprache:Deutsch

Vorab:

Weiter geht es mit der Neuauflage der bereits in den 90ern bei Ehapa erschienenen Sandman-Reihe von Neil Gaiman, die seinerzeit mit vielen Traditionen im Comic-Business gebrochen hat. Paninis Neuauflage geht dabei mit einer Neuübersetzung einher.

 

Inhalt:

Im Gegensatz zu den vorigen Bänden gibt es in „Fabeln & Reflexionen“ keine zusammenhängende Geschichte, sondern stattdessen viele einzelne Kurzgeschichten, die aber locker miteinander verwoben sind.

Dream - der Herr der Träume - berührt die Menschen sanft in ihren Träumen, gibt ihnen einen Schubs, ohne sie dabei wirklich zu lenken, sondern zeigt ihnen völlig wertfrei neue Möglichkeiten und Denkweisen, die ihre Handlungsweisen und ihr Leben verändern oder verbessern können. Dabei ist Dream völlig neutral und wertfrei.

So urteilt er auch nicht darüber, dass sein eigener Sohn Orpheus in die Unterwelt hinabsteigt, um um das Leben seiner wahren Liebe zu bitten, selbst dann nicht als er zum Spielball der Lady Constantine wird, die der französischen Revolution eine neue Wendung geben will.

In einer weiteren Geschichte geht es um den jungen Marco Polo, der sich in der Wüste verirrt und dort auf seltsame Reisende trifft. Dieses Treffen verändert sein Leben.

In der nächsten Geschichte geht es um den mächtige Kaiser Augustus, der noch im hohen Alter einer Tradition folgt und sich einmal im Jahr als Bettler verkleidet, um sich unter das Volk Roms zu mischen. Er will wissen was die Menschen über ihn denken.

Weitere Geschichten handeln von Harun al Rashid, der aufgrund seiner Suche nach Antworten den Herrn der Träume beschwört und von einem alten Mann, der in seinen Träumen zum Kaiser von Amerika aufsteigt…

 

Stil & Artwork:

Auch der sechste Sandman Band folgt den Pfaden, die auch schon die ersten Bände genommen haben. Literarisch höchst anspruchsvoll, wissen diesmal die zahlreichen Kurzgeschichten vollkommen zu überzeugen. Wie bei Gaiman eigentlich üblich, sind die Geschichten und auch das Setting an sich schon als sehr skurril zu bezeichnen, doch das ist das, was Sandman von jeher ausmacht. Neil Gaiman nimmt sich in diesem Band vornehmlich alte Geschichten und Sagen vor, denn alle Stories spielen in der Vergangenheit und oftmals geht es um namhafte Persönlichkeiten der Zeitgeschichte. Dabei ist Sandman wie üblich keine leichte Comickost und immer wieder mutet das Ganze philosophisch und zum Nachdenken an. Gaiman versteht es wie kein anderer, über typisch menschliche Eigenarten, die unser Leben erst lebenswert machen, zu schreiben. Er verknüpft diese philosophischen Ergüsse geschickt mit abenteuerlichen Szenen und Sprüngen zwischen der Realität und der Traumwelt, die die Protagonisten durchleben.

Illustriert wurden die verschiedenen Geschichten auch von zahlreichen verschiedenen Zeichnern. Überraschenderweise ähneln sich die vielen Stile aber allesamt so weit, dass kein Eindruck von Stilbruch entsteht. Das ist gerade bei einer solchen Masse von Zeichnern eine gute Leistung. Die Artworks sind allesamt ebenso skurril angelegt wie die Erzählungen von Gaiman selbst, was gleichsam bedeutet, dass die Artworks sehr gut zu Sandman passen, auch wenn sie mir persönlich nicht ganz so gut gefallen. Auf jeden Fall gibt es viele Details und prinzipiell kann man die Stile als klassisch bezeichnen.

 

Qualität & Übersetzung:

Sandman 6 kommt im üblichen Softcover aus schwerer Pappe. Üblich für Panini. Dabei hat es das originale US-Comicformat und kommt nicht wie die ursprüngliche Ehapa-Auflage im Albumformat. Die Übersetzung ist neu und gut gelungen und auch das Lektorat weiß zu überzeugen. Für knappe 25 Euro bekommt man knappe 270 Seiten.

 

Fazit:

Sandman 6 kann wie seine Vorgänger überzeugen. Anders als zuvor gibt es diesmal mehrere Kurzgeschichten, die zwar locker miteinander verknüpft sind, aber keine Gesamtgeschichte bilden. Dabei sind die Stories allesamt interessant und spannend und auf ihre ganz eigene - für Gaiman typische - Art skurril, phantastisch und abgedreht, dabei aber auch philosophisch und intellektuell. Gaiman versteht es eben, solch seltsame Sachen zu schreiben, dafür ist er bekannt und das kann er einfach. Die Zeichnungen von diversen Künstlern passen allesamt zum Setting und wirken sogar alle seltsamerweise sehr nah beieinander. Das ist gut, das ist konsistent. Die Artworks weisen einen hohen Detailgrad auf, sind prinzipiell klassisch gehalten und haben eine ebenso skurrile Optik und Farbgebung wie die Erzählungen von Gaiman selbst. Das passt, auch wenn mir persönlich der Stil der Artworks nicht ganz so zusagt.

Alles in allem kann man sagen: wer die Sandman-Reihe bisher mochte oder Gaiman an sich zu schätzen weiß, der kann hier bedenkenlos zugreifen, denn „Fabeln & Reflexionen“ steht den vorigen Bänden in nichts nach. Wer mit der Reihe beginnen will, sollte unter Umständen mit Band 1 beginnen, auch wenn das nicht zwingend notwendig ist. Auch der vorliegende Band ist ein guter Einstieg in die skurrile Welt von Dream, dem Herrn der Träume.