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Luuna 1 - Die Macht des Totems
Bewertung:
(3.0)
Von: Carsten Bockelmann
Alias: Tzelzix
Am: 04.03.2009
Autor:Didier Crisse, Nicolas Keramidas, Bruno Garcia
Übersetzer:Monja Reichert
Typ:Comic / Gaphic Novel
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-939823-80-3
Inhalt:48 Seiten, Hardcover
Preis:12,80 €
Sprache:Deutsch

Erster Eindruck

Pocahontas? Tiermensch-Indianer? Nun, irgendetwas mit einem Mond hat es jedenfalls zu tun. Der Name ist eindeutig, doch das Coverbild gibt erst einmal nicht viel mehr Aufschluss, als dass eine vollbusige, gestreifte indianische Kriegerin offenbar nichts Freundliches im Sinn hat. Beim ersten Durchblättern fällt sofort der Kontrast zum Coverbild auf, denn der Rest des Comics wird zunächst eher farbenfroh und freundlich. Der Zeichenstil ist teilweise etwas gröber, wobei „typisch indianische“ Elemente wie etwa Nasenpartien zum Teil extrem überzeichnet werden. So weit ganz ansprechend, doch schauen wir uns die Details an.

 

Inhalt

(evtl. Vorsicht Spoiler!!!)

Die Handlung beginnt ohne große Umschweife mit der Hauptfigur des Comics, Luuna. Der jungen Paumanok, ein heiliger indianischer Stamm, der enge Verbindungen zur Welt der Geister pflegt, steht ihr großer Tag bevor. Alleine wird sie in den Wald geschickt, um ihr Totem zu finden und damit zu einer vollwertigen Paumanok zu werden. Ihre besondere Verbindung zu den Geistern des Waldes und den Tieren hat ihr viele Freunde eingebracht, unter anderem ein paar kleine Quälgeister, die stets als wandelnde Clowns an ihrer Seite herumtoben. Allerdings hat sich der Stamm für ihre Einweihung eine besondere Nacht ausgesucht, an dem der Mond voll am Himmel hängt. Unkui, die schwarze Seele der Erde, ein besonders böser Geist/Gott, der den Menschen nur Unheil bringt. Statt nur eines Totems erhält sie zwei, eines vom Geist des Waldes und eines von Unkui, auf dass sie in der Nacht eines vollen Mondes ganz Unkui gehört.

 

Aus Angst, ihren Stamm in Gefahr zu bringen, sucht sie den Rat eines weisen, alten Tiergeistes. Auf der Reise dorthin wird sie jedoch von Unkuis Dienern angegriffen und zeigt zum ersten Mal ihre finstere Seite, die gnadenlose Kriegerin. In der Hoffnung auf Erlösung sagt sie sich von ihrem Stamm los und zieht in den Süden, um dort Rat von einem magischen Volk zu erhalten.

 

Qualität und Übersetzung

Die Qualität der Zeichnungen variiert zum Teil erheblich innerhalb des Bandes, so dass bisweilen der Eindruck aufkommt, der Zeichner hätte Unsicherheiten bei der Darstellung bestimmter Perspektiven. Insbesondere der Körper von Luuna ist immer wieder seltsam verzerrt und Größenverhältnisse sind nicht konstant. Mal wirken die Beine z. B. schlank, dann wieder eher klobig. Mal wirkt der Winkel des Kopfs unnatürlich, dann wieder wohl proportioniert und elegant. Dabei ist es nicht die comichafte Überzeichnung bestimmter Körpereigenschaften, die störend ins Auge fällt, sondern die Inkonsistenz in der Darstellung und die Unsicherheit im Umgang mit menschlichen Bewegungen und Posen, die der Zeichner zeigt.

 

Die Übersetzung wirkt gelungen und fehlerfrei. Dialoge haben etwas Lebendiges, machen einen flüssigen Eindruck, so dass der Übersetzerin nur eine gelungen Arbeit attestiert werden kann.

 

Fazit:

Das Thema von Luuna ist im Prinzip gut gewählt, eine Art indianischer Werwolfsmythos (ihre Totems sind im übrigen Wölfe) ohne eine direkte Verwandlung in eine wolfsartige Gestalt, sehr wohl aber eine Verwandlung in Verhalten und Auftreten (Muss man hier erwähnen, dass die junge Squaw sich natürlich entkleidet, wenn sie sich verwandelt? Nicht sonderlich explizit, aber die Metapher ist dennoch vorhanden). Ein wenig zu viel sind in meinen Augen die „Pipintus“, die kleinen Quälgeister, die beständig blödelnd an Luunas Seite durch die Welt hüpfen. Ihre Funktion als „Erklärbären“, die durch dumme Fragen die erfundene Welt von Luuna für den Leser öffnen, ist eigentlich eine gute Idee, aber mit der Zeit ist der Wechsel von finsterer Geschichte und Blödelei etwas entnervend. Nimmt man dazu die darstellerischen Schwächen, muss man Luuna wohl ins Mittelfeld der vielfältigen Comic-Welt einordnen.