Inhalt:

Holden Carver hat es bis an die Spitze des Tao-Syndikats geschafft, das heißt, er gehört zu den drei wichtigsten Personen unter dem Boss Tao. Allerdings wollte Carver nie bis dort oben hin, denn so weit oben sitzt er auch direkt im Sichtfeld von Tao selbst und der vertraut nur sich selbst.

Der gestrandete Spion hat sich in seiner Tarnidentität eingerichtet, hat eine Geliebte und einen besten Freund in der Organisation. Außerdem hat er vielleicht einen Weg gefunden, seinem Doppelagenten-Dasein zu entkommen, aber er ist sich nicht mehr sicher, ob er das überhaupt noch will …

 

Stil & Artwork:

Brubakers Undercover-Agenten-Story geht dort weiter, wo sie in Band 1 aufgehört hat. Das ist kein Wunder, denn die US-Originalausgaben umfassen insgesamt 12 Hefte, von denen Band 1 nur die ersten sechs beinhaltet.

Der Plot bleibt weiterhin spannend und packend und weiß auch in der zweiten Hälfte auf ganzer Linie zu überzeugen. Brubaker bleibt seinem anfänglichen Stil treu, geht tief in die Materie und beschäftigt sich vor allem mit den verschiedenen Charakteren, die er vorgestellt hat. Dabei geht er mitunter auch nicht zimperlich mit diesen um und sowieso ist der Comic mehr was für Erwachsene (nicht umsonst ist das empfohlene Lesealter 16+ Jahre), denn Brutalität und Sexismus sind an der Tagesordnung. Diese wirken aber nicht überzogen, sondern machen den Comic glaubwürdig.

Natürlich liegt das Hauptaugenmerk auf Carver und seinem inneren Zwist selbst. Im zweiten Band geht es hauptsächlich darum, ob Carver sich zum tatsächlichen Überlaufen in sein Verbrecherleben oder zur Rückkehr in die gerechte Welt entscheidet, denn eine Möglichkeit dazu hat sich ihm eröffnet. Allein das ist schon spannend und der Leser erhält tiefe Einblicke in die Psyche des Protagonisten.

Für die Artworks ist auch weiterhin Sean Phillips verantwortlich und an seinen Qualitäten hat sich nichts geändert. Das ist auch gut so, denn so wirkt der Comic wie aus einem Guss. Die Artworks und die Kolorierung gleichen dem des Vorbandes und passen zur Story.

 

Qualität & Übersetzung:

„Sleeper“ kommt wie so oft bei Cross-Cult im DIN-A5-Hardcover. Druck- und Papierqualität wissen auf ganzer Linie zu überzeugen. Ebenso die Übersetzung und das Lektorat. Hier gibt es keine negativen Ansatzpunkte. Der vorliegende Band beinhaltet die US-Ausgaben 7 - 12.

Die 140-seitige Story wird von einer vierseitigen Abhandlung über Sean Phillips abgeschlossen.

 

Fazit:

In „Die Schlinge zieht sich zu“ geht es ans Eingemachte und die Agenten-Story um Undercovermann Holden Carver geht in den Endspurt. Dabei ist es bis kurz vor dem Ende nicht klar, was Carver machen und wie er sich entscheiden wird, was für eine hohe Spannungskurve sorgt.

Im Großen und Ganzen ähnelt der zweite Band dem Ersten und das ist gut so, denn es erzeugt Kontinuität. Brubaker erzählt seine Story weiterhin konsistent und fesselnd, zieht den Leser quasi mit ins Geschehen. Eine Sache, die Mr. Brubaker zweifellos hervorragend beherrscht. Die Charaktere – vor allem aber Carver selbst – erhalten noch mehr Tiefgang und so wirkt die gesamte Story einfach plausibel.

Die Zeichnungen stammen wieder von Sean Phillips, dessen Artwork sehr gut zu „Sleeper“ passt. Verändert hat sich aber weder im Zeichenstil noch in der Kolorierung etwas zum Vorgänger – auch das ist gut so.

Auch hier kann ich nur wieder sagen, was ich auch schon zu Band 1 gesagt hatte: Wer Krimigeschichten mag oder gar Werke wie „Criminal“ oder „Point Blank“ von Brubaker faszinierend findet, der sollte sich „Sleeper“ unbedingt ansehen. Allerdings muss man zwangsläufig mit Band 1 von „Sleeper“ beginnen. Das erwähnte Prequel „Point Blank“ vorab zu lesen, schadet übrigens auch nicht, muss aber nicht zwangsläufig sein.