InhaltNach dem Verschwinden Wulfgars reisen Drizz't do Urden und Cattie-Brie auf dem Schiff Captain Deudermonts und helfen diesem, die Gewässer an der Schwertküste vor der ständig drohenden Piratengefahr zu beschützen. Als Captain Deudermont entführt wird und eine Nachricht erhält, die auf eine legendäre Insel hinweist, ist es für den Dunkelelfen selbstverständlich, seinen Freund zu begleiten, um ihm gegen jede Gefahr beizustehen. Er weiß nicht, dass die Gefahr tatsächlich gegen ihn gerichtet ist, dass alles nur ein hinterhältiger Plan eines alten Feindes ist. Auf der Suche nach der geheimnisvollen Insel Caerwich treffen sie unverhofft einen alten Bekannten, den ziemlich verrückten wie begabten Magier Harple Harkell, der sich ihrer Suche anschließt. Die Insel selbst erweist sich nur als Zwischenschritt. Ein Orakelspruch lässt Drizz't erkennen, dass er die eigentliche Person ist, um den sich die mysteriösen Vorgänge drehen, doch wieder zieht er die falschen Schlüsse und glaubt, auf die Spur seines verloren geglaubten Vaters Zaknafein geraten zu sein. In der Zwischenzeit haben sich die Barbaren des Eiswindtals wieder ihren alten Wegen zugewandt und nehmen eine immer feindlichere Haltung gegenüber den Bewohnern von Zehnstädte und insbesondere den ins Tal zurückgekehrten Zwergen um Bruenor Battlehammer ein. Und so stehen am Ende die alten Gefährten Drizz't, Bruenor, Cattie-Brie und Regis alleine gegen den Dämon Errtu und seine Schergen, und erst als die Falle zuschnappt, erkennt der Dunkelelf, dass der Dämon die ganze Zeit über ein übles Spiel mit ihm getrieben hat.
Beurteilung:Ich bin Salvatores Romanen normalerweise recht positiv gegenüber eingestellt, aber bei diesem hier war er sicher nicht in Bestform. Eine der Sachen, die mich eigentlich immer stören, sind seine Slapstick-Charaktere, die in diesem Roman in der Form des Magiers Harple Harkell massiv zum Einsatz kommen. Nicht nur, dass es einfach nicht lustig ist, der praktischen Inkompetenz dieses theoretisch hochbegabten Idioten zuzuschauen, es ist auch noch höchst unglaubwürdig, dass gerade aus seinen erratischen Handlungen jedes Mal das für den Rest der Protagonisten wünschenswerteste Ergebnis herausspringt. Der Deus Ex Machina ist ein sehr sorgsam einzusetzendes Mittel, diesem aber eine herausragende Protagonistenrolle zuzugestehen, macht die Handlung zu einer Farce und verdirbt dem Rezensenten nahezu die Lust am weiterlesen. Das später mit Ivan und Pikel Bouldershoulder zwei weitere Slapstick-Komödianten auftreten, macht die Sache auch nicht besser. Dazu kommt, dass Drizz't do Urden vor lauter Selbstzweifeln und dem Glück darüber, endlich mal nicht im Mittelpunkt der Handlung zu stehen (glaubt er zumindest), offenbar jedes Denkvermögen abhanden gekommen zu sein scheint. Was dem Leser um so stärker auffällt, als er ja schon quasi ab Seite 1 ziemlich genau weiß, um was es in diesem Roman eigentlich geht. Und dann wäre da noch das Finale, dass der Autor dieses Mal leider ebenfalls verdorben hat. Er schafft es, seine Helden in eine so ausweglose Situation zu bringen, dass auch hier wieder eine völlig unglaubwürdige Handlung herhalten muss, um den Tag zu retten.
Man kann es positiv sehen. Kennt man Salvatores spätere Romane (und natürlich auch seine früheren), dann merkt man schnell, dass hier ein Autor auf der Suche nach einer neuen Form ist. Er will nicht mehr der reine Actionschriftsteller sein, als der er begonnen hat. Er kämpft aber noch mit der Darstellung seiner Charaktere und übertreibt es im Versuch, diesen Tiefe zu verleihen zu sehr mit seiner Symbolik. Darüber verliert er leider den Blick für die grundlegende Glaubwürdigkeit der eigentlichen Romanhandlung.
Nichtsdestotrotz kann man dem Roman einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen. Es ist ja nicht so, als hätte Salvatore die Beschreibung actionreicher Szenen plötzlich verlernt und so kommt der Fan seiner Romane wenigstens hier auf seine Kosten. Und merkwürdigerweise gelingt es Salvatore gerade außerhalb seiner langjährigen Helden, nämlich mit den Barbaren Revjak und Kieergard (und eigentlich auch mit Captain Deudermont) zu zeigen, dass er durchaus die Begabung zur Charakterisierung besitzt. Sobald man es nämlich mit "normalen" Personen zu tun hat, machen seine Beschreibungen plötzlich Sinn. Das lässt den Leser nach Ende des Romans wenigstens mit der Hoffnung zurück, dass Salvatore noch Verbesserungspotential besitzt.
Fazit:Unterhaltsam: Ja. Spannend: teilweise. Gut: nicht wirklich. Das ist das Fazit eines der möglicherweise schlechtesten Romane aus der Feder Salvatores. Echte Fans der Legende von Drizz't wird das nicht davon abhalten, sich auch diesen Roman zu Gemüte zu führen, der immerhin den Abschluss eines seit des ersten Bandes immer mitspielenden Handlungsstrang bildet. Und tatsächlich hat das Buch ja auch seine Momente, die die diesmal leider sehr deutlichen Schwächen vielleicht nicht überdecken, aber doch wenigstens erträglich machen. Bei Neulesern, die vielleicht ausgerechnet diesen Roman als ersten in die Finger bekommen, steht allerdings zu befürchten, dass sie sich gar nicht erst an weiteren Romanen um den Dunkelelfen versuchen werden. Und wer noch nie etwas mit Salvatore anfangen konnte, findet hier eine Menge Bestätigung für seine Meinung. Auf jeden Fall ist es eine Schande, dass Salvatore ausgerechnet dieser Roman, der eigentlich ein Schlüsselroman in der Saga um den Dunkelelfen sein sollte, über die reine Unterhaltungsleistung hinaus so dermaßen missraten ist. |
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