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Coraline
Bewertung:
(4.1)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 11.04.2009
Autor:Neil Gaiman, P. Craig Russell
Übersetzer:Bernd Kronsbein
Typ:Comic / Graphic Novel
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-86607-819-2
Inhalt:196 Seiten, Softcover, US-Comicformat
Preis:19,95 €
Sprache:Deutsch

Neil Gaiman ist für zahlreiche und sehr unterschiedliche Romanliteratur bekannt, die sich vornehmlich im Bereich Horror respektive Mystik und Fantasy bewegt. Neben der Sandman-Reihe, die ausschließlich als Graphic Novels erschienen ist, wurden bereits einige seiner Romane, wie Sternwanderer oder Niemalsland in das Comic-Format gebracht. Auch Coraline basiert auf einem Bestseller-Roman von Gaiman.

 

Inhalt:

Die junge Coraline zieht mit ihren Eltern in ein alleinstehendes Herrenhaus. Noch sind Ferien und da sie niemanden kennt, langweilt sich das Mädchen. Auch ihre Eltern helfen ihr nicht gerade. Ihre Mutter ist streng, ihr Vater arbeitet den ganzen Tag. Dann entdeckt Coraline die Tür, die scheinbar zugemauert ist, aber sich dann doch öffnet, als die Eltern einmal nicht da sind. Als Coraline durch die Tür geht, eröffnet sich ihr, scheinbar dasselbe Haus in dem sie schon wohnt. Doch schnell wird klar, dass dieses Haus dem ihren nur ähnlich ist und seltsamerweise ist hier alles besser. Ihr Zimmer, ihr Spielzeug, das Essen, selbst ihre anderen Eltern. Ihre anderen Eltern? Ganz genau, denn diese Eltern kümmern sich um das Mädchen, auch wenn sie komische Knopfaugen anstatt echten Augen haben. Natürlich merkt Coraline bald, dass etwas nicht stimmt. Die anderen Eltern sind unheimlich und vor allem sind sie nicht das, was sie vorgeben zu sein. Außerdem wollen sie ihr kleines Mädchen nicht mehr gehen lassen…

 

Schreibstil & Artwork:

Wer schon das eine oder andere Werk von Neil Gaiman kennt, der kann ein wenig abschätzen was ihn auch bei Coraline erwartet, auch wenn der Autor ohne Zweifel sehr wandelbar und vielseitig ist. Dem vorliegenden Graphic Novel liegt der Roman von Gaiman zugrunde. Aber er wurde nicht von Gaiman selbst geschrieben, denn P. Craig Russell zeichnet für die Adaption ins Comic-Format verantwortlich und „zeichnet“ kann man hier auch direkt wörtlich nehmen, denn der „alte Hase“ ist sowohl für Text, wie auch für die Illustrationen verantwortlich. Dabei ist Coraline nicht seine erste Arbeit, die er zusammen mit Neil Gaiman bewerkstelligt und das merkt man auch, wenn man die anderen Novels kennt.

Die Story von Coraline ist interessant und spannend gestaltet, hat ein paar sehr überraschende Wendungen, ist aber an manchen Stellen auch vorhersehbar. Dennoch funktioniert die Geschichte sehr gut und macht enorm viel Spaß, denn sie hat den richtigen Mix zwischen Fantasy, Mystik und Märchen, die mit einer kleinen Prise albtraumhaften Horror garniert wurde. Dabei ist „Coraline“ keineswegs blutig, aber durchaus voller Grauen.

Sehr auffällig ist aber die Erzählweise, die in „Coraline“ an den Tag gelegt wird. Diese hebt sich deutlich von anderen Comics ab und wirkt manchmal sogar (wahrscheinlich bewusst) ein wenig wie die Erzählung aus einem Kinderbuch. Das liegt vor allem daran, dass zumeist kurze und prägnante Sätze benutzt werden, die zuweilen auch über mehrere Panels gesplittet werden. Außerdem beginnen viele der Sätze auf dieselbe Art. Das alles lässt die Erzählart an sich ein wenig skurril wirken, macht sie aber auch sehr interessant.

Dazu passt dann auch das Artwork von Russell, das generell eher einfach wirkt, da zumeist tiefgehende Details fehlen. Dadurch wird aber das Wesentliche der Panels hervorgehoben. Die Illustrationen glänzen in klaren Linien, präsentieren sich in dezenten Pastelltönen und haben einen eher klassischen Stil, wie er vor allem in den 80ern und 90ern aktuell war. Das ist aber auch kein Wunder, denn der Künstler ist schon seit über 35 Jahren im Comicgeschäft. Alles in allem wirkt das Artwork aber wirklich toll und passt sehr gut zu der Erzählweise der Geschichte. Dieser Eindruck wird von den durchdacht aber geordnet angelegten Panels verstärkt.

 

Qualität & Übersetzung

Das Buch kommt im Panini-üblichen Softcover im US-Comicformat und ist sowohl gut übersetzt als auch lektoriert, denn Fehler sind kaum aufgefallen und die Texte sind flüssig zu lesen. Die Qualität von Druck, Papier und auch Einband ist sehr hoch und kann überzeugen.

 

Fazit:

Ich mag Neil Gaiman Geschichten, denn bei jeder neuen Story des Ausnahmeautors weiß man im Vorfeld nicht, was einen erwartet. Gaiman trumpft mit neuen Ideen auf und jede Geschichte entwickelt sich auf eine subtile Art und Weise anders. So auch „Coraline“. Außerdem ist Gaiman sehr vielseitig und wandelbar, was seine Geschichten angeht. Mal sind es richtige Horrorstories, mal eher Fantasy, manchmal auch ein Mix aus allem. „Coraline“ gehört dabei eher zu den Letzteren. Hier mischt sich Fantasy mit Mystik und einem Hauch von Horror der gruseligen Art. Auch „Coraline“ ist, wie die meisten der Gaiman Comics, eine Adaption der Romanfassung und wurde von P. Craig Russel sowohl adaptiert als auch gezeichnet.

Die Geschichte ist fesselnd und weiß zu gefallen, birgt einige Überraschungen, ist aber auch teilweise etwas vorhersehbar. Nichtsdestotrotz macht die Story Spaß und sorgt für Kurzweile, was nicht zuletzt an der sehr eigenen Erzählweise liegt.

Die Artworks sind schick, aber ohne großen Schnickschnack, passen aber gerade deswegen hervorragend zur Geschichte und runden das Gesamtbild in Verbindung mit den gut geordneten Panels sehr gut ab.

Wer Gaiman Comics und Geschichten bisher mochte, der wird auch an „Coraline“ Gefallen finden, denn der Autor zeigt auch hier wieder seine skurrile Ader.

 

Info:

„Coraline“ wurde kürzlich verfilmt und läuft derzeit recht erfolgreich in den USA. Dabei ist Coraline kein herkömmlicher Film, sondern ein Trickfilm in der Art von „Corpse Bride“ und „A Nightmare before Christmas“.