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Angel 6.01 - Nach dem Fall - Die Hölle von Los Angeles!
Bewertung:
(3.8)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 24.04.2009
Autor:Joss Whedon, Bryan Lynch, Franco Urro
Übersetzer:Claudia Kern
Typ:Graphic Novel / Comic
Setting:Angel / Buffy
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-86607-803-1
Inhalt:144 Seiten, Softcover, US-Comicformat,
Preis:16,95 €
Sprache:Deutsch

Vorab:

Scheinbar war die Fortsetzung der achten Staffel von Buffy in Comicform ein durchschlagender Erfolg, denn auch das Spin-Off „Angel - Jäger der Finsternis“ erfährt seine Fortsetzung jenseits der fünften und letzten Fernseh-Staffel nun im Comic-Format.

 

Inhalt:

Als Resultat einer Streitigkeit zwischen dem Vampir mit Seele und der Kanzlei „Wolfram & Hart“, für die Angel in der fünften Staffel gearbeitet hat, finden sich nun nicht nur Angel und seine Freunde, sondern auch ganz Los Angeles in eine Höllendimension versetzt. Für die Menschen ist das sprichwörtlich die Hölle und so liegt es an Angel, Connor, Spike, Gunn etc. die Überlebenden vor den Dämonen-Clans zu schützen, die verschiedene Territorien von L.A. für sich beanspruchen. Doch die ehemaligen Freunde haben ein Problem, denn sie sind in einzelne Parteien gespalten und jeder steht quasi für sich allein. Angel hat dabei scheinbar die größten Probleme, denn er ist nicht nur Staatsfeind Nr.1 im Dämonenreich, sondern auch noch zum Mensch geworden, womit er keine Superkräfte mehr hat. Zum Glück hat er aber einen großen Freund… einen waschechten Drachen!

 

Schreibstil & Artwork:

Joss Whedon und Bryan Lynch haben zusammen an der Story und dem Skript der Fortsetzung von Angel geschrieben und dabei ist ein sehr abgedrehtes Setting herumgekommen, das stark an Hellgate: London erinnert (oder auch andersherum). Los Angeles ist quasi ein Dämonenloch, voller grauenvoller und grausamer Kreaturen, welches tödlich für die wenigen Überlebenden ist. Mittendrin sind die altbekannten Protagonisten um Angel, die nun mehr oder weniger Einzelgänger geworden sind und unabhängig voneinander agieren. Vor allem Angel und sein Sohn Connor haben dabei ihre eigenen Differenzen. Generell sind in der einen oder anderen Form aber so ziemlich alle wieder dabei und versuchen auf ihre Art die Welt, sprich L.A. vor den Dämonen zu retten und aus der Dimension wieder in die normale Welt zu portieren. Doch das ist schwerer als es aussieht.

Whedon und Lynch erzählen eine dichte Story, die durchaus einen guten Spannungsbogen mit vielen Enthüllungen und Überraschungen hat. Aber teilweise wirkt die Story auch ein wenig arg überzogen und abgedroschen, aber das ist man ja von Whedon eigentlich gewöhnt. Die Charaktere strotzen dabei nicht gerade vor Tiefgang, zeigen aber genug Persönlichkeit um glaubhaft zu wirken, sofern Dämonen, Vampire, Geister und ähnliches glaubhaft wirken können. Die Dialoge sind Whedon üblich mit coolen (aber nicht immer wirklich coolen) Sprüchen vollgestopft, lesen sich aber flüssig und regen durchweg zum Schmunzeln an. Whedon und Lynch schaffen es auf jeden Fall den sehr eigenen Charme der TV-Serie auch im Comic einzufangen. Schön ist dabei auch, dass es einen umfassenden zweiseitigen Rückblick auf die vorigen Staffeln und ihre Ereignisse am Anfang des Buches gibt, so ist man schnell wieder in der bisherigen Story.

 

Die Artworks stammen derweil von Franco Urro, der schon diverse Spike-Comics gezeichnet hat, sich also Bestens im Setting auskennen sollte. Seine Zeichnungen sind okay, reißen den Leser aber mit Sicherheit nicht vom Hocker, weil es ihnen zumeist an Details fehlt. Selbst Gesichtszüge sind teilweise sehr ungenau gezeichnet und oftmals ist es schwer, bestimmte Personen auseinander zu halten. Das ist aber auch nicht bei allen Illustrationen so, es wirkt fast so als ob Urro gute und schlechte Tage hatte, während er zeichnete. Prinzipiell gehen die Artworks aber okay und Urro schafft es auf jeden Fall, das Flair des Dämonenwelt-Settings gut einzufangen und glaubhaft rüber zu bringen. Die Panelanordnung untermauert diese Wahrnehmung recht gut, was wohl an der vielseitigen Präsentation der Panels liegt, die es quasi in allen Formen und Größen gibt - auch strikt geordnet und überlappend. Abgerundet wird das Ganze von einer sehr passenden und guten Kolorierung mit weitestgehen düsteren Tönen.

 

Qualität & Übersetzung

Übersetzung von Panini. Da gibt es eigentlich nichts mehr zu sagen, denn bisher ist mir noch nicht eine Übersetzung des Verlages untergekommen, die man nur als durchschnittlich bezeichnen hätte können. Auch Angel ist gut übersetzt und dadurch flüssig zu lesen. Fehler sind ebenso wenig aufgefallen.

Der Comic kommt im üblichen US-Comicformat, hat ein Softcover mit Faltung und verspricht einen dämonischen Drachenritt durch L.A. auf 144 Seiten. Die Qualität der Produktion ist wie immer ordentlich.

 

Fazit:

Ich war und bin noch immer ein wenig skeptisch, was die Fortsetzung von „Angel“ als Comic angeht. Ich mochte die „Buffy“ Fortsetzung (Links rechts in der Linkliste) bisher recht gern, aber irgendwo muss auch mal gut sein, was Fortsetzungen angeht. Doch „Angel“ ist anders als „Buffy“, denn wir befinden uns bei Angel in einer Dämonenwelt, in der es ums nackte Überleben geht und dadurch wirkt das Ganze mehr wie eine Apokalypse, das Ende der Welt, denn wie das heroisch düstere Vampir-Epos, das Whedon mit der TV-Serie geschaffen hat. Dabei ist die Story nicht schlecht, auch wenn sie stark an Hellgate: London erinnert, nein ganz im Gegenteil, sie ist sogar recht spannend und mit dem typischen Humor und der typischen Action durchzogen, die man schon aus der Serie kennt. Die Zeichnungen könnten allerdings deutlich besser sein, denn sie missen sehr viele Details und wirken manchmal sogar unvollständig. Die Artworks sind zwar nicht wirklich schlecht, viele Panels sehen sehr schick aus, aber sie sind auch nicht atemberaubend toll. Allerdings tun sie ihren Teil zur Story bei und passen schon allein der Farbgebung wegen, wirklich gut zum Setting.

Whedon lässt es richtig krachen in der sechsten Staffel von Angel, die exklusiv als Comic erscheint und man schon gespannt auf mehr sein. Allerdings ist der Comic auch wirklich nur was für echte, eingefleischte Buffy und/oder Angel-Fans. „Mal eben so nebenbei“ wird einem dieses Graphic Novel nicht wirklich gefallen.

Ich persönlich fände es interessant zu sehen, wie diese Staffel im TV ausgesehen hätte, doch das wird wohl nur ein Wunschgedanke bleiben.

Also, Buffy/Angel-Fans können und sollten hier auf jeden Fall einen Blick riskieren - alle Anderen können das natürlich auch tun.