Links zur Rezension Drachenring ist der zweite Band der Drachenerde-Saga von Alfred Bekker, der damit die Geschichte um den jungen Prinzen Rajin im Kampf um den Thron Drachenias weiterführt.
Aus dem ersten Band „Drachenfluch“ erinnern wir uns an „Bjonn Dunkelhaar“ bzw. „Rajin“. Die Geschichte des zweiten Bandes setzt dort an, wo der erste aufgehört hat. So viel vorweg: Die Story wird noch grausiger.
Inhalt(evtl. Vorsicht Spoiler!!!)Vorweg: Der Hinweis „Achtung Spoiler“ ist hier absolut ernst zu nehmen.
Bevor die eigentliche Handlung losgeht, bekommen wir Auszüge aus irgendwelchen Chroniken serviert, die sich auch so lesen („Es war aber zum Ende des Fünften Äons, als ...“). Eigentlich eine nette Idee, nur übertreibt es Bekker hier eindeutig, indem diese Chroniken über 8 Seiten gezogen werden und dabei aus 10 fiktiven Quellen zitiert wird. Nach dieser Einführung geht der eigentliche Roman los, wobei hier jedes Kapitel mit einer tollen Überschrift eingeleitet wird, die meistens wie eine Zusammenfassung des Kapitels wirkt und dementsprechend schon im Voraus spoilert wie „Angriff der Luftschiffe“ oder „In der Falle der Minotauren“ oder sie einfach Nonsens sind, so dass man sie genauso gut hätte weglassen können („Der Schlüssel des Geistes, das Pergament der Torheit und das Feuer des Drachen“ (ist eine Überschrift!)) Doch dann geht endlich die eigentliche Geschichte los:
Rajin hat bei einem befreundeten Fürsten Drachenias Unterschlupf gefunden und trainiert nun mit dem Weisen Liisho seine inneren Kräfte. Einziges Ziel: Den Drachenthron zurückerobern. Wie? Dem Urdrachen Yyuum (ein grooooßer Drache, der unter einem ganzen Gebirge seit dem ersten Äon (wir befinden uns jetzt im fünften) schläft (Ja, der aufmerksame Leser kann sich hier bereits seinen Teil schon denken ...)), einen von drei Drachenringen abnehmen, mit denen die Drachen Drachenias kontrolliert werden. Ursprünglich hatte der Drachenkaiser alle drei Ringe, einer wurde diesem jedoch von einem Bergaffen geklaut, der unter Yyuums Kontrolle stand. Um dem Urdrachen jedoch gegenübertreten zu können, muss Rajin die Kräfte der Leuchtenden Steine von Ktabor in sich aufnehmen, die jedoch im Land Magus liegen. Währenddessen sind Rajins Frau und ungeborener Sohn immer noch in einer Art Schlafzustand, aus dem sie niemand so recht zurückholen kann. Von hier an nimmt die Geschichte ihren Lauf: Der Drachenkaiser zettelt einen Krieg an, der Großmeister von Magus bietet Rajin an, mit seiner Hilfe die Kraft der Leuchtenden Steine von Ktabor aufzunehmen, um sich dann den Ring zurückzuholen und den Kaiser zu stürzen. Währenddessen rumort es im Gebirge, wo Yyuum begraben ist, und das ist nicht gut ...
Die Geschichte von „Drachenring“ ist beinahe so lächerlich wie die von „Drachenfluch“, jedoch auf eine andere Art und Weise. Zum Glück lässt Bekker seinen Fasching der Fantasynamen endlich hinter sich und konzentriert sich mehr auf die Geschichte. Das in Teil eins so exzessiv aufgebaute und ständig erklärte Pantheon der Winterländer wird dabei in keinem Satz mehr erwähnt. Hier muss ich mich also korrigieren, als ich in meiner ersten Rezension schrieb: „Dieses Schema zieht sich durch das gesamte Buch. Zwar scheinen die Götter, die mehr oder weniger auch tatsächlich in Persona erscheinen, eine größere Rolle zu haben, doch geht einem das krampfhafte Aufbauen dieses Pantheons schon nach kürzester Zeit extremst auf die Nerven.“
Die Götter spielen KEINE größere Rolle. Einzig und allein der Todesgott vollführt mittendrin eine Deus-Ex-Machina, als er den in der Schlacht verstorbenen Lehrmeister von Rajin, Liisho, wieder ins Leben zurückholt, jedoch unter der Vorraussetzung, ihm einen Befehl zu erfüllen, sobald Rajin an der Macht ist. So weit, so gut.
Auf jeden Fall werden die 300 von den 400 Seiten des Buches dafür aufgewendet, von A nach B zu kommen. In diesem Fall also von der Burg des Fürsten nach Magus bzw. dann nach Ktabor, um die Kraft der Steine in sich aufzunehmen. Der eigentliche Akt des Aufnehmens wird dann in 2 Sätzen abgehandelt! Im Anschluss geht es ins Gebirge zum Urdrachen Yyuum, von dem immer wieder berichtet wird, „wie er im ersten Äon die Erde aufreißt“ und „mit seinem riesigen Körper die Welt in den Abgrund führt.“ Rajin kommt dann tatsächlich auch im Gebirge an und tritt dem fast erwachten Urdrachen gegenüber. Er nimmt den Ring an sich und der Drache erwacht. Dieser öffnet daraufhin sein Maul, doch auf irgendeine mystische Weise wird die Flamme umgelenkt und der Drache tötet sich damit selbst (!). Hier wird ebenfalls innerhalb eines Satzes die Gefahr abgehandelt, die über knapp 790 Seiten (ging schon in Band 1 los) aufgebaut wurde. Im Anschluss daran wird dann noch der eigentliche Drachenkaiser schnell getötet. Um dies zu verdeutlichen, hier der gesamte Kampf:
„Blitzender Stahl schwirrte durch die Luft und prallte gegeneinander. Zwei-, dreimal konnte der Usurpator die Angriffe Ganjons parieren, dann fiel er auf eine Finte des Ninja herein, und dessen Schwert trennte ihm den Kopf von den Schultern, der daraufhin über den Boden der schwankenden Gondel rollte.“
Das war der Kampf. Hier stirbt gerade in 3 Zeilen der Kaiser, der seit Beginn der Saga gestürzt werden soll.
Die Charaktere im Buch bleiben, wie abzusehen, sehr eindimensional und blass. Einzig und allein Liisho, der mysteriöse Weise, hätte das Potenzial zu etwas Interessantem gehabt, doch wird er ab ca. der Hälfte des Buches zum reinen Mitläufer degradiert, der hin und wieder seine Kommentare abgibt. Der mysteriöse Pakt mit dem Todesgott geht übrigens so auf, dass der Gott Liisho befiehlt, Rajin zu töten, weil er „interessante Schauspiele mag“. Liisho bringt sich daraufhin selbst um und der Todesgott kehrt beleidigt auf seinen Mond zurück.
So endet der zweite Band. Allerdings soll noch ein dritter im September folgen. Ich vermute, dass sich dieser der Rettung seiner Frau und Sohnes annehmen wird.
Fazit:„Drachenring“ ist wie schon sein Vorgänger „Drachenfluch“ einfach nur schlecht. Obwohl sich im zweiten Band große Störpunkte wie die Namensvergabe und die ständige Erwähnung des Pantheons nicht wiederholen, krankt das Buch an einer logischen Geschichte, die spannend erzählt wird. Während sich die Geschichte innerhalb von 5 Seiten auflöst, was in 390 bzw. 790 Seiten (nimmt man den ersten Band noch hinzu) aufgebaut wird, fühlt man sich als Leser eben veräppelt oder ist stark enttäuscht. Ich glaube, Bekker hat hier eine riesige Welt im Kopf mit unzähligen Details, die er in das Buch einbringen möchte, doch alles nur streift und dann nie wieder erwähnt. Er verliert dabei absolut die eigentliche Handlung aus den Augen und beendet diese dann sehr rasch am Ende des Buches. Stilistisch kann man dem Mann nicht mal allzu viel vorwerfen, doch wenn es derartig an der Story krankt, rettet es das Buch auch nicht mehr.
Alles in allem stellt sich mir nur die Frage, welches der beiden Bücher ich schlechter finde. Doch sind letztendlich beide Teile so grottig, dass ich nur vom Kauf dieser Lektüre dringendst abraten kann.
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