Links zur Rezension Night of the Long Shadows - Rezi
Unhallowed origins finally revealed!
VorabMit Oracle of the Morrigan liegt der sechste Band der Hallowmere-Reihe vor, Autor ist hier der in Südafrka lebende „Scottish speculative fiction“-Schriftsteller Paul Crilley, der auch für den Eberronroman Night of the Long Shadows (The Inquisitives II) verantwortlich zeichnet. Es geht zurück ins Schottland des späten 13. Jahrhunderts, also eine Zeit am Vorabend der Kriege eines William Wallace und Robert the Bruce. Heldin ist die Magd Siobhan, die in der eigentlichen Mädchenrunde um Corrine eher eine untergeordnete Rolle gespielt hat. Doch auch sie wird mit der Suche nach den Rathstones beauftragt und tritt eine gefährliche Reise an, in deren Verlauf sie die Spaltung der Fey in die Hallowed und Unhallowed miterlebt. Crilley bedient sich hier in erster Linie irischer Mythologie, die in Schottland etwas fehl am Platze wirkt ... und ist.
AufmachungWiederum wurde das Cover von Trish Yochum gestaltet, zeigt uns das Gesicht eines Mädchens um die 12 Jahre, von einem dunklen Rahmen mit einigen angedeuteten Runen umgeben. Schriftgröße und sonstige Aufmachung entsprechen ebenfalls den bisherigen Büchern der Reihe, ein kurzes Nachwort nebst Danksagung finden sich auf den letzten Seiten.
Allgemeiner InhaltSiobhan wird mittels der Portalreise direkt in die Vergangenheit geschickt, macht also im Gegensatz zu den meisten anderen Heldinnen keine geografische Weltreise. An den Ufern des Loch Tay, nahe Fearnan (wo Corrine und die ihren später wohnen wird) trifft sie alsbald auf die Fey, die zu diesem Zeitpunkt noch ein geschlossenes Volk sind – zumindestens in dieser Gegend. Siobhan wurde aus dem Jahre 1867 gut 600 Jahre in die Vergangenheit geworfen, denn wir schreiben ein Jahr zwischen 1260 und 1270. An den Ufern des Loch Tay leben die Fey mit den Menschen einträchtig beisammen, heiraten untereinander und tragen keinerlei Zwistigkeiten aus. Doch Siobhan erfährt recht schnell – sie trifft gleich nach der Ankunft auf den ortsansässigen Herrscherssohn Conal – dass es einige Probleme gibt. Der Pfarrer des Ortes ist verschwunden und der neue Mann gerade auf dem Weg. Zudem scheinen sich die „jungen Wilden“ unter den Fey, angeführt von Euan – der später der „Dark Prince“ wird – und dessen Vertraute, der Priesterin Leanan, von den Fey um das Königspaar gesinnungsmäßig zu entfernen. Schon kurz nach der Ankunft wird die Magd anlässlich eines Festes in den Rath selbst geführt, in dem Menschen wie Fey miteinander noch einträchtig feiern. Hier bemerkt sie die ersten Unstimmigkeiten unter den Fey, von denen einige Anspruch auf mehr Land erheben und sich damit gegen ihren eigenen König (nebst Königin) stellen. Bei der Vorstellung des neuen Pfarrers, Father Josephus (alias Father Joe aus zeitlich späteren Büchern), treten die Konflikte stärker zu Tage und Siobhan kann die Ränkespiele von Euan und Leanan langsam aber stetig entwirren. Gerade Letztere treibt als Priesterin der irischen Göttin Morrigan einen Keil zwischen König und Sohn (Euan), wie auch die Menschen und die Fey. Die Geburtsstunde der Unhallowed rückt unweigerlich näher und in dieser Atmosphäre muss die sonst so ängstliche Siobhan zudem noch ihren eigentlichen Auftrag erfüllen, nämlich den hiesigen Rathstone in Sicherheit zu bringen. Denn nur dadurch können die Mädchen um Corrine den Dunklen Prinzen davon abhalten, Hallowmere und alle Länder der Sterblichen zu beherrschen. Dank ihres „Zweiten Gesichts“ ist sie in der Lage, Freund von Feind zu unterscheiden, doch allein dadurch lässt sich der Kampf nicht gewinnen. Am Ende muss Siobhan wie alle Mädchen über sich hinauswachsen.
Fazit:„NYPL Book for the Teen Age“ steht auf der Rückseite dieses Buches. Unterhaltsam ist die Geschichte allemal, als leichte Lektüre für die jüngere Generation sicher auch sehr gut geeignet. Die Spannung wird hier wie in den Vorgängern mit einfachen Mitteln hochgehalten, ein junges (schüchternes) Mädchen wird in eine harte, gefährliche Zeit geschickt und muss weit über sich hinauswachsen (im Vergleich zu ihrem bisherigen Erscheinungsbild in Hallowmere), um ihre Aufgabe zu erfüllen. Wenn man das Schnittmuster kennt, kann man relativ entspannt an das Buch herangehen, denn wie bei Buffy wird der Hauptheldin kein Leid angetan (von den psychologischen Schrecken mal abgesehen). Dahingehend ist die Handlung unterhaltsam – schließlich erfährt man, wie die Fey sich spalteten und die Unhallowed entstanden – ohne dass dem zarten Gemüt eines Young Adult zuviel zugemutet wird. Die Bewertung wird im Mittelfeld angesetzt und Freunde des Genres werden den Roman vielleicht höher bewerten. In der Fantasyliteratur gibt es zweifelsohne Besseres, insbesondere für Leser älterer Jahrgänge. Abzüge ... waren zwingend notwendig. Es ist zwar ehrlich vom Autor, dies zu schreiben, doch offenbart er im Nachwort eklatante Nachlässigkeit. Sicherlich ist das Beschreiben einer anderen Zeitepoche immer etwas schwierig (wohlgemerkt, er schrieb auch für die Fantasywelt Eberron!), doch die Aussage, dass es kaum Material zum frühmittelalterlichen Schottland oder etwa der Region gibt (Loch Tay ergibt auf Altavista mal eben 445.000 Treffer, ganz zu schweigen von einem Beitrag nebst Links auf Wikipedia.org), ist schlichtweg ein Armutszeugnis. Dieses stellt er sich auch aus, wenn er ergänzt, dass seine Lektorin beim Korrekturlesen mal eben über eine schöne Landkarte der Gegend stolperte. Der Hintergrund des Buches an sich, also die vorwiegend irische Mythologie, ist zwar in diesem Teil Schottlands, der schon recht früh von Gälisch sprechenden Stämmen besetzt wurde, nicht gänzlich falsch, aber dass beispielsweise die Morrigan in Schottland verehrt wurde, ist nicht belegt. Natürlich könnten die Fey als omnipräsente unsterbliche Wesen diesen Glauben aus Irland mitgebracht haben. Die Namen der Beteiligten sind zudem auch meist irscher Herkunft (s. u.), was auf den eher lockeren Umgang mit der Mythologie hindeutet. Das kennen wir aber aus dieser Reihe (und anderen amerikanischen, „historischen“ Romanen) bereits. Was am Flair in Oracle of the Morrigan fehlt, sind die erwarteten schottischen Wörter, von denen weniger als eine Handvoll (lass, lad, nae) in den wörtlichen Reden auftauchen. Um mal einen Hinweis darauf zu geben, mit welchen lokalen sprachlichen Problemen Siobhan zu kämpfen gehabt hätte, abschließend ein Zitat aus The Bruce in zeitgenössischem Scots ...
A! Fredome is a noble thing Fredome mays man to haiff liking. Fredome all solace to man giffis, He levys at es that frely levys. A noble hart may haiff nane es Na ellys nocht that may him ples Gyff fredome failyhe, for fre liking is yharnyt our all other thing.
Oh! Freedom is a noble thing. Freedom lets a man have pleasure. Freedom all solace to men gives. He who lives at ease who freely lives. A noble heart may have no ease, Nor aught else that pleases him If freedom fails, for free decision, Is longed for above all else.
Natürlich würde Siobhan in der Gegend auch auf und gerade bei den Gestalten und Romanfiguren vorwiegend auf Gälisch sprechende Schotten treffen (es ist sogar sehr stark anzunehmen, dass die Fey ohnehin eher Gälisch denn einen der angelsächsischen Dialekte gesprochen haben) und ob Siobhan mit dem Mittelirisch/Goidelischem klargekommen wäre, bleibt zu bezweifeln. Letztlich erhebt der Roman wie alle anderen allerdings keinen Anspruch auf Originalität, auch wenn ein wenig mehr davon Oracle of the Morrigan sicher gut zu Gesicht gestanden hätte.
Anmerkungenvgl. Rezension zu Hallowmere II und IV
Einige sprachliche und etymologische Anmerkungen Elaphe – eine Gattung von Schlangen, kein irischer Name (in Irland gibt es keine Schlangen) Euan – anglisierte Version von Eoghan („yew“/Eibe) The Morrigan – mor rigan (great queen/Große Königin) eine gefürchtete Göttin der irischen Mythologie, insbesondere der Kriegswut. Sie gehört mit Badb (/badv/ or /bave/) und Macha zu einem Trio von irischen Kriegsgöttinnen namens Mórrígna. Niamh – /ni:ev/ bzw. NIE-v (irischer Vorname) „bright“/„hell“ Siobhan – shiVAWN (irischer Vorname)
Paul Crilleys Bibliographie- Night of the Long Shadows (The Inquisitives )
|
||||||||||||||||||