InhaltDetective Inspector Karen Pirie, eigentlich zuständig für ungelöste Fälle, wird aufmerksam, als die achtundzwanzigjährige Misha Prentice ihren Vater Mick bei der Polizei als vermisst meldet. Etwas verwunderlich ist der Zeitpunkt des Verschwindens. Er liegt über zwanzig Jahre zurück. Doch heute ist der kleine Sohn von Misha an Leukämie erkrankt, und nur eine Knochenmarkspende kann helfen. Ein möglicher Spender ist der Großvater. Mick Prentice war damals ein überzeugter Gewerkschafter und verschwand in Zeiten eines mit äußerster Härte geführten Bergarbeiterstreiks. Misha gibt an, ihr Vater habe der Familie seitdem gelegentlich anonym Geld geschickt, in Kuverts, abgestempelt in Nottingham. Karen will Misha gerne helfen, doch mit ihren Ermittlungen in Glenrohtes, Micks schottischem Heimatort, stößt sie auf eine Mauer der Ablehnung und des Schweigens.
Zeitgleich entdeckt die ehrgeizige Journalistin Bel Richmind in der Toskana ein Poster, das vor Jahren im Zusammenhang mit einem spektakulärem Entführungsfall durch die Medien ging. Catriona Grant, Tochter von Sir Brodie, einem der reichsten und einflussreichsten Männer Schottlands, wurde im Januar 1985 während der Lösegeldübergabe erschossen. Ihr kleiner Sohn Adam ist seither spurlos verschwunden. Bel erkennt auf dem ersten Blick die Brisanz des Fundes und hofft auf die Story ihres Lebens.
So landet auch noch dieser alte Fall auf Karens Schreibtisch, und dann geschieht noch ein neuer Mord.
Die Autorin Val McDermind vermischt in ihren neuesten Roman sehr geschickt die unterschiedlichen Erzählebenen. So springt sie zwischen dem Vermissten- und dem Entführungsfall sowie den Handlungsorten Schottland und Italien hin und her. Dabei werden die Vernehmungen in der Gegenwart durch Erinnerungen und relativ ausführliche Rückblenden ergänzt. So entsteht für den Leser ein fast vollständiges Bild. Doch es bleiben immer noch Fragen offen, und so wechselt die Szene, und die Handlung wird an einem anderen Ort bzw. zu einer anderen Zeit weitergeführt. Dabei stehen nicht ihr beide Ermittler im Vordergrund. Über sie erfährt man nur wenig, und das Privatleben wird spärlich beleuchtet. Dafür gibt es sehr ausführliche Beschreibung der anderen Figuren. Hier werden dunkle Familiengeheimnisse offengelegt und die dunklen Seiten, wie Habgier und Verrat beleuchtet. Die Autorin liefert, wie auch bei anderen Romanen aus ihrer Feder, eine psychologische Betrachtung der handelnden Personen, und so ergibt sich die Lösung am Ende wie von selbst.
Fazit:„Nacht unter Tag“ kommt ohne viel Blutvergießen aus. Stattdessen gibt es gut beschriebene Charaktere mit ihren dunklen Seiten. Sie handeln im sehr interessant beschriebenen Bergarbeitermilieu, und die Autorin verzichtet so gänzlich auf reißerische Elemente.
|
||||||||||||||||