Links zur Rezension Der Sand der Seele bildet den fünften Teil der Sembia-Saga aus den Vergessenen Reichen. Das Buch besitzt das neue Cover, welches hochglänzend daher kommt. Ebenfalls besitzt es die gewohnt stabile Bindung und das Papier ist von überdurchschnittlicher Belletristikqualität.
Inhalt der Rezension stammt von A. Heppe, der das englische Original seinerzeit rezensiert hatte. Es wurde nur um Teile der deutschen Übertragung erweitert. Dabei ist aber der vorliegende 5. Band im englischen der 6. Band, da die Anthology (Band 1 der Reihe) hierzulande weggelassen wurde.
InhaltErneut wird der Blick des Lesers auf die Geschicke eines Familienmitgliedes der in der sembischen Stadt Selgaunt beheimateten Händler-Familie Uskevren gelenkt. Diesmal geht es um Thazienne (Tazi) Uskevren, die die diebisch veranlagte Tochter aus gutem Hause gibt und einmal mehr für Aufregung in ihrem langweiligen Leben sorgt.
Tazi ist vor zwei Jahren in einem Kampf mit dem calishitischen* Nekromanten Ciredor (der ihr zuvor von ihrer Mutter als möglicher Ehemann vorgestellt wurde) verletzt worden und leidet seitdem sehr. Was Tazi nicht weiß, ist, dass Ciredor bei ihrem Aufeinandertreffen einen Teil ihrer Seele geraubt und in ein Gefäß gesperrt hat. Der Elf Ebeian, ein alter Freund Tazis, bekommt dies auf einem seiner nächtlichen Raubzüge durch einen Zufall mit und zerstört das Gefäß, wird aber selbst zum Opfer Ciredors.
Die dadurch schlagartig gesundete Tazi erfährt durch einen weiteren Jugendfreund, den Magier Steorf, vom Tod Ebeians. Durch Recherche gelangen sie zu dem Schluss, dass eine weitere gemeinsame Freundin, die blinde Sharess*-Anhängerin Fannah, Ciredors nächstes Opfer werden soll. Offenbar sammelt der Nekromant Seelen für eine Art Ritual. Tazi, Steorf und Fannah beschließen, nach Calimshan zu reisen und dort Nachforschungen anzustellen, wie Ciredor aufzuhalten ist, denn sie wollen Ebeian rächen und Fannah retten.
Zu Dritt gelangen sie durch ein verborgenes Portal nach Calimhafen, wo sie sehr schnell die Höhlen im Unterreich unterhalb der Stadt ansteuern, um den dort gelegenen Tempel des Ibrandul* um Hilfe zu bitten. Sie können nicht ahnen, dass dieser Tempel bereits von Ciredor manipuliert worden ist und der Rat, man möge den „dunklen Bazar“ aufsuchen, nichts weiter ist als eine Falle. Gutgläubig lassen Tazi und Steorf die blinde Fannah in der Aufsicht der Priester und werden von drei Priestern in einen Hinterhalt tief im Unterreich geführt. Nach einem Kampf offenbart sich Tazi jedoch eine Art Geist, der sie dennoch in den in der Schattenebene gelegenen, von Shar*-Anhängern unterstützen dunklen Bazar führt, wo sie Antworten erhält: Offenbar plant Ciredor ein Ritual zu Ehren Shars und benötigt dafür Seelen, die er opfern kann. Aber wo? Auf der materiellen Ebene zurück befreien Tazi und Steorf Fannah und erbeuten Teile des verschlüsselten Tagebuchs Ciredors.
Es folgt eine lange Reise durch die Wüste Calim, bis die Gefährten endlich auf den Turm stoßen, wo das Ritual geplant ist. Eine letzte Konfrontation steht bevor, die noch eine weitere Überraschung bieten wird …
ÜbersetzungFeder & Schwert hat hier wieder einmal sehr gute Arbeit geleistet. Das Buch besitzt die gewohnte Qualität, die man allmählich beginnt zu vermissen im deutschen D&D-Roman-Sektor. Die verwendeten Übersetzungen sind durchgängig sehr leserlich; was dem Buch auch zu einem flüssigen Lesefluss verhilft (wenn man nicht gerade durch die Story zäh aufgehalten wird). Mann kann nur hoffen, dass F&S, nachdem sie die Lizenz für das D&D Rollenspiel verloren haben, uns wenigstens weiterhin mit tollen Romanen bescheren wird.
Fazit:Man hätte dieses Buch auch in einem Satz zusammenfassen können. Diebische Tochter aus gutem Hause reist, von Freunden begleitet, durch die Wüste, um Rache an Nekromanten zu nehmen. Mehr passiert nicht. Man erfährt etwas vom Flair der Stadt Calimhafen, aber schon nach wenigen Sätzen geht es in den Untergrund. Was dann folgt, gleicht einer Dungeon Crawl Sitzung, gefolgt von einem Reiseabanteuer: Encounter, Tempel, Encounter, wieder Tempel, Reise in der Wüste, Encounter, Encounter, Turm, Rätsel, Final Confronation. Gähn! Die Charaktere sind schablonenhafte Abziehbilder von zwei bis drei beliebigen Charaktereigenschaften, die sie in endlosen Dialogen wieder und wieder zur Schau stellen dürfen und gewinnen nicht einmal ansatzweise (mit Ausnahme Tazis und Fannahs) an Tiefe. Mit Sembia selbst hat der Roman, bis auf Tazis Herkunft, auch gar nichts zu tun. Wieder einmal hat ein Familienmitglied oder Haushaltsangehöriger ein Geheimnis, wieder einmal liegt es im (regeltechnisch ausgerückt) Schurken-Bereich, kurz gesagt: Alles schon da gewesen. Ich glaube, dass sich die Autoren der Sembia Reihe wirklich hätten besser absprechen müssen, um solche Wiederholungen tunlichst zu vermeiden. Der Roman bereichert weder die gesamte Sembia-Reihe, noch die VR als solches, sondern plätschert wie eine lustlos nacherzählte Rollenspielsession etwas nebenher. Das Einzige, was man dem Roman zugute halten muss, ist die Tatsache, dass sich die Autorin um eine echte Realms-Atmosphäre bemüht, indem sie alte Kulturen und Religionen heranzieht. Aber auch das konnten andere Autoren vor ihr besser. Schade, denn die Charaktere, allen voran Tazi und Fannah, haben in der Tat das Potenzial zu Größerem. Leider wird dies jedoch von Whitney-Robinson schnell verspielt. Im Ergebnis: Gut gemeint, aber nicht gut, für Realms Fans vielleicht erträglich, für Sammler der Sembia Reihe ebenfalls erträglich. Alle anderen: Kauft lieber Paul S. Kemps Romane!
*Calimshan = „arabisch“ anmutende Händlernation an der südlichen Schwertküste; der größte Teil wird von der Calim-Wüste eingenommen, Hauptstadt ist Calimport *Sharess = Göttin der sinnlichen Freuden und des Tanzes *Ibrandul = Schutzgott der unterirdisch Reisenden *Shar = Göttin der Dunkelheit, der Geheimnisse und des Verlustes
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