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Eine Reise voller Magie und Gefahren - eine Reise ins Königreich der Fantasie. Ein rätselhafter Mord bringt in einer düsteren Nacht während des 1. Weltkriegs in London drei junge Männer zusammen: John, Jack und Charles. Ein seltsamer Fremder namens Bert eröffnet ihnen, sie seien von nun an die Erben und neuen Hüter der Imaginarium Geographica, eines Atlas all der Länder, die in Mythen, Legenden und fantastischen Geschichten je beschrieben wurden. An Bord des „Indigo-Drachen", eines lebenden Drachenschiffs, nimmt Bert sie mit in eine nie geahnte andere Welt - ins Archipel der Träume. Aber zerstörerische Mächte bedrohen das Schicksal des Archipels. Gemeinsam müssen John, Jack, Charles und Bert Gefahren bestehen, die sie an die Grenzen ihrer Kräfte bringen - aber auch zu den Geschichtenerzählern reifen lassen, als die man sie später kennen wird.
Soweit der Klappentext auf der Rückseite des optisch ansprechend gestalteten, dicken, gebundenen Wälzers – ob sich der Inhalt jedoch lohnt, mag man den folgenden Zeilen entnehmen:
Über das Buch (Achtung: Spoiler!)London im Jahre 1917: Ein rätselhafter Mord an dem Oxford-Professor Stellan Sigurdsson bringt in einer düsteren Nacht während des Ersten Weltkriegs drei junge Männer zusammen: John, der als Soldat wegen Grabenfiebers von der Front beurlaubt wurde und der trotz schwieriger Kriegsumstände bei dem Professor alte Sprachen studiert hat, sowie Jack und Charles, die die Leiche gefunden haben.
Um sich von dem Schrecken zu erholen, ziehen sich die drei in einen privaten Club zurück – und werden von den sich dann rasch entfesselten Ereignissen mitgerissen. Ein Fremder namens Bert taucht unversehens in dem Club auf und überreicht John das Vermächtnis seines ermordeten Professor: Das Imaginarium Geographica, ein kunstvoll gearbeitetes Buch und Kartenwerk, das sämtliche Länder verzeichnet, die in Mythen, Legenden und fantastischen Geschichten seit Anbeginn der Menschheit je beschrieben wurden. John, Jack und Charles seien, so verkündet Bert, die neuen Hüter dieses wichtigen Buches. Zeit für lange Überlegungen bleibt nicht, da die Mörder von Stellan Sigurdsson bereits auf der Spur der Männer sind. Die Flucht aus dem Club klappt mit knapper Not und unversehens sind sie an Bord des „Indigo-Drachen“, die sich mit den drei Gefährten an Bord anschickt das Archipel der Träume anzusteuern. Die Zeit drängt, da sich der Winterkönig nach dem Tod des letzten Königs anschickt, die Macht an sich zu reißen und auch in den Besitz des Imaginarium Geographica zu kommen.
Die Geschichte von „Wo Drachen sind“ spielt in zwei Welten, einer imaginären - der Mythen- und Sagenwelt der Menschen - und der realen – des England im Jahre 1917, während des Ersten Weltkrieges. Ziemlich rasch dürfte dem geneigten Leser klar werden, wer sich letztlich hinter den Namen John, Jack, Charles und Bert verbirgt: Keine geringeren als J.R.R. Tolkien, C.S. Lewis, Charles Williams und H.G. Wells. Zwischen Fabelwesen – etwa Trolle, Zwerge, Elfen, Gobline, Drachen und sprechenden Tieren – liegt es an den vermeintlichen Helden, die endgültige Trennung der imaginären Welt von der realen zu verhindern, da die Zerstörung der einen auch die andere unweigerlich nach sich ziehen würde und die auf den Karten verzeichneten Länder der Imaginarium Geographica nicht nur in dieser beschrieben, sondern auch auf magische Art und Weise mit diesem Buch verankert sind.
Angekommen auf dem Archipel der Träume geraten die Charaktere in der Stadt Paralon mitten in die Ränke und Aufstände um den neu zu bestimmenden König, da die Traumlande zur Zeit ohne König sind. Und so beginnt sich natürlich die weitere Handlung, die sich auch um die Nachfolge der Herrschaft dreht und hier gibt es noch eine überaus interessante, wenn auch absehbare, Überraschung für die Charaktere. Nach ihrer überstürzten Flucht aus dem Parlament von Paralon hilft der älteste (und scheinbar letzte noch lebende) Drache Samaranth den Protagonisten in ihrem ungleichen Kampf bzw. ihrer Suche und gibt ihnen einige wertvolle Informationen mit auf den Weg: Sie sollen einen Mann namens Ordo Maas alias Deucalion, die Büchse der Pandora sowie schließlich den Kartografen suchen, der das Imaginarium Geographica zeichnete. Ein Rennen gegen die Zeit beginnt und der Winterkönig ist den Helden dicht auf den Fersen – mehr sei an dieser Stelle aber nicht verraten, außer vielleicht der möglichen Rückkehr von Drachen, die vom wahren neuen König beschworen werden können und noch viel mehr Ideen, die bis zur letzten Seite ausgetobt werden.
Über den AutorDer 1969 geborene Amerikaner James Owen zählt sicherlich zu den talentiertesten Comic-Künstler seiner Generation. Seine Graphic-Novel-Reihe „Starchild“, bei der er zugleich als Autor und Zeichner fungierte - erschien 1992 in seinem eigenen Verlag Coppervale Press, wurde aber zeitweise auch vom Branchenriesen „Image“ vertrieben. Das bizarre Phantastik-Epos im Stil von Washington Irving oder den Mythago Wood-Büchern Robert Holdstocks hat ihm etliche Fans, zahllose euphorische Kritiken und das Lob der namhaftesten Autoren eingebracht: So schrieb etwa Neil Gaiman nicht nur die Einleitung zu einem der Starchild-Sammelbände, er spielt sogar unter dem Namen „Little Neil“ eine regelmäßige Nebenrolle in der Saga um die magische Familie Higgins, die wundersame Taverne „Two Penny Inn“ und das düstere Waldland, in dem sich das Schicksal der Helden erfüllt. Owen lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Silverton - Arizona.
Größere Bekanntheit in Deutschland erlangte er als Autor in der Reihe „Kai Meyers Mythenwelt“, die zwischen 2002 bis 2004 im Festa-Verlag nach Ideen von Kai Meyer geschrieben und veröffentlicht wurde. Bedauerlicherweise wurde die ursprünglich auf sieben Bände geplante Reihe nach dem Erscheinen von Band vier eingestellt.
Mit dem vorliegenden ersten deutschen Band „Wo Drachen sind“ aus der Reihe „Die Chroniken der Imaginarium Geographica“, die die fiktive Vergangenheit der Autoren J. R. R. Tolkien, C. S. Lewis und Charles Williams schildert, legt ein Owen ein Buch voller skurriler Einfälle, Kuriositäten und irrwitziger Gedanken vor, das bereits in Amerika auf positive Resonanz gestoßen ist. In englischer Sprache liegen zurzeit die ersten drei Bände vor, der vierte soll im Oktober 2009 erscheinen, wobei die Reihe selbst auf insgesamt sieben Bücher ausgelegt sein soll – hoffentlich kein böses Omen für den Leser!
Die im Buch vorhandenen wunderbar gestalteten Schwarzweiß-Illustrationen - wie sollte es auch anders sein - stammen allesamt aus der Feder von James Owen und warten zum Teil mit einigen kleinen aber sehr schönen Details auf, die augenzwinkernd für sich sprechen und manchmal fast schon selbst zu einer kleinen Rätselsuche einladen.
FazitZu Beginn lässt sich der Roman etwas langsam an, bis die Charaktere schließlich das Archipel der Träume erreichen und eigentlich erst hier mitten im Geschehen im Kampf gegen den Winterkönig landen. Insgesamt folgt die Geschichte dem Aufbau eines geradezu klassischen Fantasy-Romans, in dem die Guten am Anfang schlechte Karten haben, gegen das übermächtige Böse antreten und zu guter Letzt dann doch obsiegen (soweit man das nach dem ersten Band überhaupt sagen kann ...).
Owen gelingt es aber, diesen Punkt in seinem Roman auf ziemlich elegante Weise zu umschiffen, in dem er sein Buch randvoll mit Figuren und Motiven stopft, die man aus anderen Romanen oder Erzählungen des Genres her kennt. In diesem Wust aus Personen, Anspielungen aber auch ziemlich direkten Worten trifft man auf einige alte Bekannte, muss manchmal um Hintergründe rätseln oder freut sich über die Entwicklung, die vertraute Personen unter der Feder von Owen durchlaufen haben. Natürlich unterlässt es Owen nicht, auch das literarische Werk seiner Helden (welches zu diesem Zeitpunkt zum Teil erst noch entstehen soll) zu plündern und gaukelt uns auf charmante Weise vor, die Erlebnisse der drei Protagonisten in der imaginären Welt seien letztlich der Schlüssel für zahlreiche „eigene“ Ideen gewesen.
Bedauerlicherweise bleiben die Akteure für meinen Geschmack leider etwas unscharf, obwohl gerade bei der manchmal recht freien Interpretation der realen Charaktere dies doch wohl den größten Reiz für einen Autor ausgemacht hätte. Hier fehlen mir ein Stück weit die Innenansichten und Gedanken der Helden, die sich zum Teil rastlos durch das vor ihnen liegende Abenteuer „kämpfen“. Meines Erachtens nach dürfte dies aber sicherlich auch ein Zugeständnis an die vom Autor vorgesehene Altersgruppe sein, firmiert das Buch doch nicht zuletzt in der Sparte „Fantasy ab 12 Jahre“ – was dem Buch aber absolut unrecht tut, den jugendlichen Leser allerdings von der Pflicht entbindet, sich vielleicht allzu viele Gedanken über die mehr als zahlreichen Wortspielereien und Hinweise aus der Mythologie, Sagenwelt oder den eigenen Werken des Quartetts zu machen.
Bei aller anfänglichen Skepsis sei auch dem erwachsenen Leser dieses überaus kurzweilige und raffiniert konzipierte Buch ans Herz gelegt, selbst wenn sich die Reise zu Beginn etwas stockend entwickelt um erst spät Fahrt aufzunehmen und sich aber dann in eine rasante und zum Teil auch überaus amüsante Geschichte zu entwickeln, die den Leser in ihren Bann zieht. Wer ohnehin ein Fan der Werke von Tolkien, Lewis, Wells oder dem im deutschen Sprachraum eher etwas unbekannten Charles Williams ist, dürfte hier – selbst bei nicht mehr so jugendlichem Alter – lang anhaltendes Vergnügen finden!
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