Links zur Rezension Neues Unheil bedroht das Archipel der Träume. Als in den Ländern der Fantasie alle Kinder entführt werden und gleichzeitig die mächtigen Drachenschiffe verschwinden, ruht die letzte Hoffnung auf John, Jack und Charles. Nur sie können die gefahrvolle Suche wagen und den Kampf mit dem unbekannten Feind aufnehmen. Denn sie sind die Hüter der Imaginarium Geographica.
Soweit der Klappentext auf der Rückseite des optisch ansprechend gestalteten, zweiten dicken gebundenen Wälzers aus der Reihe „Die Chroniken der Imaginarium Geographica“. Ob es ebenso spannend und kurzweilig weitergeht wie im ersten Band, mögen die folgenden Zeilen enthüllen:
Über das Buch (Achtung: Spoiler!)Vor neun Jahren gerieten die Freunde Charles Williams, J. R. R. Tolkien und C. S. Lewis zum ersten Mal mehr oder weniger unfreiwillig zum Archipel der Träume, wo sie als Hüter der Imaginarium Geographica ein großes Erbe anzutreten hatten. An der Seite von faszinierenden Gestalten wie Kapitän Nemo, dem intelligenten Dachs Tummler oder aber auch Artur, dem späteren König des Archipels, kämpften sie gegen den Winterkönig, der das Archipel und seine Bewohner bedrohte. Der Winterkönig wurde gemeinsam besiegt, ein neuer König gekrönt und Friede kehrte nicht nur im Archipel der Träume ein – auch der große Krieg in unserer Welt fand ein Ende. Die Hüter kehrten nach ihrer Aufgabe zurück in unsere Welt und haben sich seit dieser Zeit nur selten gesehen und pflegen ihre Freundschaft so weit es geht im Verborgenen, um das Geheimnis der Imaginarium Geographica und des Archipels zu wahren. Doch die vermeintliche Ruhe ist dahin und John und Charles ahnen nichts Gutes, als Jack sie zu sich bittet, da er von furchtbaren Alpträumen gequält wird. Gemeinsam stellen sie fest, allesamt mehr oder weniger ähnliche Träume zu haben – doch wird ihre Diskussion im Garten von Jack jäh durch das Erscheinen eines kleines Mädchens mit Flügeln unterbrochen, die eine wichtige Nachricht mit sich führt. Niemand anderes als Peter Pan bittet die Hüter der Imaginarium Geographica durch seine Enkelin, das junge Mädchen Laura Leim, die ausgestattet mit den künstlichen Flügeln des Erfinders Daedalus und einer magischen Kompassrose in Jacks Garten gelandet ist, um Hilfe. Scheinbar wird das Archipel erneut von dunklen Geschehnissen bedroht wird: Jemand hat sämtliche Kinder des Archipels entführt...
Doch zunächst gilt es ein Missverständnis mit Laura zu klären, da der Brief eigentlich für Sir James Barrie bestimmt ist, einem guten Freund von Peter Pan, von dem dieser annimmt, er sei noch der Hüter der Imaginarium Geographica. Die drei bringen also Laura zu Barrie und erfahren von ihm von dem alten Mythos um einen Kreuzzug.
Die Freunde schaffen es, Bert herbei zu rufen und machen sich mit dem zwischenzeitlich zu einem Luftschiff umgebauten Indigodrachen schnellstens auf den Weg nach Paralon, der Hauptstadt des Archipels. Bedauerlicherweise lassen sie allerdings das Imaginarium Geographica nach einem Unfall mit dem Auto von John in unserer Welt zurück.
Die Männer kämpfen sich aber auch ohne das Buch tapfer vorwärts und besuchen auch einige alte Bekannte aus „Wo Drachen sind“, unter anderem auch Bug, der nunmehr als König Artus das Archipel regiert. Dieser hat mittlerweile ein gemeinsames Kind mit Aven und unterstützt die drei natürlich bei ihrer Suche nach den verschwundenen Kindern, wurde doch nicht zuletzt auch sein eigenes entführt. Doch nicht nur die Kinder sind verschwunden – auch die Drachenschiffe verschwanden in der gleich Nacht und es gibt nicht die geringste Spur für den Urheber dieser seltsamen Geschehnisse.
Der einzige Hinweis, den John, Jack und Charles auf ihrer Suche nach den Kindern haben, ist die Botschaft: „Der Kreuzzug hat begonnen“. Bei ihrer Suche müssen sie allerdings feststellen, dass alles noch viel schlimmer ist als sie gedacht hatten: Nicht zuletzt verursacht durch die unbeabsichtigten Ereignisse im ersten Band stürzt die Feste der Zeit langsam ein und dadurch öffnen sich die zahllosen Zeittore und verursachen Zeitstürme, die Ereignisse und Begebenheiten durcheinander bringen und manche Sachen für immer verändern. Um die Welt vor dem Untergang zu retten, müssen die Hüter den legendären Roten Drachen finden.
Es folgt eine abenteuerliche und auch gefährliche Reise zur Rettung der Kinder, welche die Charaktere unter anderem durch die neun Kreise aus Dantes Göttlicher Komödie, die Spuren des Odysseus bis hin ins Nimmerland des Peter Pan führt, so wie ohnehin in diesem Band Bezüge zur Mythologie und Sagenwelt verstärkt im Vordergrund stehen. Natürlich darf auch ein furios angelegtes Finale nicht fehlen – aber hierzu möchte ich an dieser Stelle nichts verraten.
Über den AutorDer 1969 geborene Amerikaner James Owen zählt sicherlich mit zu den talentiertesten Comic-Künstler seiner Generation. Seine Graphic-Novel-Reihe „Starchild“, bei der er zugleich als Autor und Zeichner fungierte, erschien 1992 in seinem eigenen Verlag Coppervale Press, wurde aber zeitweise auch vom Branchenriesen „Image“ vertrieben. Das bizarre Phantastik-Epos im Stil von Washington Irving oder den Mythago Wood-Büchern Robert Holdstocks hat ihm etliche Fans, zahllose euphorische Kritiken und das Lob der namhaftesten Autoren eingebracht: So schrieb etwa Neil Gaiman nicht nur die Einleitung zu einem der Starchild-Sammelbände, er spielt sogar unter dem Namen „Little Neil“ eine regelmäßige Nebenrolle in der Saga um die magische Familie Higgins, die wundersame Taverne „Two Penny Inn“ und das düstere Waldland, in dem sich das Schicksal der Helden erfüllt. Owen lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Silverton - Arizona.
Größere Bekanntheit in Deutschland erlangte er als Autor in der Reihe „Kai Meyers Mythenwelt“, die zwischen 2002 bis 2004 im Festa-Verlag nach Ideen von Kai Meyer geschrieben und veröffentlicht wurden. Bedauerlicherweise wurde die ursprünglich auf sieben Bände geplante Reihe nach dem Erscheinen von Band vier eingestellt.
Mit dem vorliegenden zweiten deutschen Band „Die Suche nach dem Roten Drachen“ aus der Reihe „Die Chroniken der Imaginarium Geographica“, die die fiktive Vergangenheit der Autoren J. R. R. Tolkien, C. S. Lewis und Charles Williams schildert, legt Owen ein weiteres Buch voller skurriler Einfälle, Kuriositäten und irrwitziger Gedanken vor, das seinem Vorgänger in nichts nachsteht – ganz im Gegenteil. In englischer Sprache liegen zur Zeit die ersten drei Bände vor, der vierte soll im Oktober 2009 erscheinen, wobei die Reihe selbst auf insgesamt sieben Bücher ausgelegt sein soll – hoffentlich kein böses Omen für den Leser!
Die auch im zweiten Band vorhandenen wunderbar gestalteten Schwarzweiß-Illustrationen stammen - wie sollte es auch anders sein - allesamt aus der Feder von James Owen und warten mit zum Teil sehr schönen Details auf, die manchmal auch augenzwinkernd für sich sprechen.
FazitErneut präsentiert Owens mit „Die Suche nach dem Roten Drachen“ ein Buch voller skurriler Einfälle und einem Sammelsurium von Kuriositäten und irrwitziger Gedanken, die aus allen nur denkbaren literarischen Bereichen zusammengetragen worden ist. Die Idee von Owens, dabei reale und fiktive Figuren zu nehmen und sie zu einer gemeinsamen Geschichte zu vermischen, ist sicherlich nicht neu oder unbekannt, hier ist sie Owens aber - wenn auch mit einigen Abstrichen - recht originell und unterhaltsam gelungen.
Owen bedient sich in diesem zweiten Band vornehmlich bei Sagen und anderem mythischen Hintergrundmaterial. Dies tut er allerdings in einem Umfang, dass dem Leser vor lauter Hinweisen, Anspielungen oder Figuren manchmal schon fast der Kopf rauchen kann, da sich Kapitel für Kapitel immer wieder neue Dinge auftun. Darunter leidet natürlich auch ein Stück weit der Handlungsfaden, da sich dieser manchmal von Kapitel zu Kapitel sehr abrupt durch das Auftauchen von neuen Charakteren ändern kann und manchmal Lösungen für bestehende Probleme in letzter Sekunde (also in den letzten Zeilen des Kapitels) zum Teil auch geradezu beiläufig erwähnt werden.
Durch die zahllosen Anleihen bei Sagen, Mythen und vielen anderen Geschichten sowie deren recht unorthodoxe Kombination, präsentiert sich die Geschichte des öfteren ein wenig konfus und es bedarf manchmal ein wenig Geduld und einer gehörige Portion Hintergrundwissen, um mancher Ausführung des Autors folgen zu können.
Owen zeichnet zwar weiterhin seine Figuren mit viel Leben und Witz, dennoch bleiben auch im zweiten Band die Charaktere meist seltsam blass und oberflächlich. Wer detaillierte Beschreibungen von Charakteren erwartet ist hier falsch – damit scheint sich Owens nicht sonderlich lange aufzuhalten.
Nach dem eigentlich recht gelungenen ersten Band der Reihe bin ich auch weiterhin skeptisch: Auf der einen Seite präsentiert Owens einen abwechslungsreichen und durchaus originellen Handlungsablauf, doch scheint mir diesmal die Geschichte etwas zu überfrachtet. Dies auch vor dem Hintergrund der eigentlichen Zielgruppe dieses Buches, das sich an Leser ab 12 Jahre wendet. Man muss mit Sicherheit nicht jeden kleinen literarischen Wink verstehen, doch entgeht einem ohne diese Kenntnis sicherlich auch viel Spaß an diesem Buch. Was soll da wohl ein zwölfjähriger Leser denken? Vor allem aber – was soll in den geplanten 5 Folgebänden noch alles geschehen bzw. welche Figuren bleiben noch übrig, die Owens nicht schon längst verwendet hat?
Wer seine Freude an dem ersten Band hatte, der wird auch hier wieder voll und ganz auf seine Kosten kommen, insbesondere wenn man bereits „Wo Drachen sind“ wegen seiner zahlreichen Anleihen bei anderen Geschichten, Romanfiguren und Autoren gemocht hat. Wer allerdings die Sagenwelt der Antike (und einige andere literarische Anleihen des Buches) nicht direkt präsent hat, könnte von diesem Band enttäuscht sein, da ohne diese Kenntnis vieles an Witz an einem vorbei läuft. Allerdings kann man sich auch des Nachwortes bedienen, in dem der Autor freundlicherweise einige Hinweise auf die Entwicklung der Hintergründe gibt und die unter Umständen zu weiterer Lektüre ermuntert.
Auch wenn sich einige Schwächen des ersten Bandes fortgesetzt haben, freue ich mich nichts desto trotz dennoch auf Fortsetzung im nächsten Band!
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