Links zur Rezension Vorbemerkung:„Der Rote König“ ist der zweite Band in der Star Trek Buchserie „Titan“, die die Geschichten um die Crew von Captain William Riker erzählt. Zeitlich sind diese Bücher nach dem Star Trek Kinofilm „Nemesis“ angesiedelt. Wie alle Star Trek Bücher sind diese Bände nicht „canon“ und somit werden diese Geschichten kein Teil des offiziellen Star Trek Hintergrundes.
Die Handlung von „Der Rote König“ setzt unmittelbar nach dem Ende des ersten Titan-Buches „Eine Neue Ära“, zu dem es hier im Gate bereits eine Rezension gibt, an. Das Buch:Das Taschenbuch aus dem Cross Cult Verlag kommt wieder mit einem hochwertig produzierten und gestalteten Cover daher, welches dem Titelbild der US-Originalausgabe nachempfunden ist. Das Druckbild des Buches ist klar und frei von Schmieren, die Bindung und das verwendete Papier sind ordentlich. Im Vergleich zum ersten Band der „Star Trek – Titan“ Reihe fehlt in diesem Band ein vollfarbig gedruckter Einschub. Das Buch kostet dennoch wie sein Vorgänger und vergleichbare Bände aus der Star Trek „Vanguard“ Reihe 12,80 €.
Der Inhalt:Am Ende des Buches „Eine Neue Ära“ sind das romulanische Kriegsschiff Valdore unter Commander Donatra und die U.S.S. Titan unter Captain William T. Riker in ein Raumphänomen gezogen und in die kleine magellanische Wolke versetzt worden. Diesen extrem entfernten Bereich des Universums hat erst ein Föderationsschiff zuvor besucht, und zwar die U.S.S. Excelsior unter Captain Sulu. (Diese Geschichte ist in einem anderen Roman „Star Trek – The Sundered“ geschildert, der bis heute nicht auf Deutsch erschienen ist.)
An Bord der Excelsior waren bei dieser Mission die ca. 80 Jahre vor den Ereignissen des Romans „Der Rote König“ spielt, auch Tuvok und Akaar, also zwei Figuren, die sich zufällig auch jetzt an Bord der Titan befinden. Diese beiden Offiziere können Captain Riker also ein wenig an Informationen aus erster Hand zur Verfügung stellen.
Diesen Luxus hat Commander Donatra nicht, die zunächst getrennt von der Titan und auf sich alleine gestellt ist. Während sich die Valdore auf die Suche nach den Schiffen der verloren geglaubten romulanischen Flotte machen möchte, entdecken Riker und seine Mannschaft, dass ein Gebilde (oder ein Wesen?), welches die einheimischen Völker entweder den Schläfer oder eben aber den „Roten König“ nennen, dabei ist „zu erwachen“. Dieses Erwachen führt jedoch zu einer rigorosen Umgestaltung des gesamten Raum-Gefüges, so dass bereits ein Sonnensystem mit einigen bewohnten Planeten vollständig vernichtet wurde. Ein schnell gefasster Plan, die Anomalie, die ja erst durch die Vernichtung der Thalaron-Waffe an Bord des remanischen Schlachtschiffes „Scimitar“ entstanden ist (siehe Star Trek „Nemesis“), zu vernichten oder sie mit Gewalt zurück in den übergeordneten sog. „De-Sitter-Raum“ zu drängen, fällt zunächst flach: Ähnlich, wie in einer Episode aus der zweiten Staffel von DS9, scheint es sich bei der Anomalie um ein Proto-Universum zu handeln, dessen Entwicklung schon soweit vorangeschritten ist, dass es höchst wahrscheinlich selber Lebensformen, in irgendeiner Art, enthält. Captain Riker sieht sich nunmehr einem moralischen Dilemma in Form einer tickenden Zeitbombe entgegen. Die Raumanomalie breitet sich aus und wird in naher Zukunft den Heimatplaneten der Neyel erreichen und vernichten. Dabei werden Milliarden von intelligenten Wesen sterben und später noch mehr, wenn die Umstrukturierung des Raumes ungehindert weiter vonstatten geht. Die Anomalie konnte jedoch nur durch den Raumspalt, den die Zerstörung der Thalaron-Waffe an Bord der Scimitar hervorgerufen hat, in dieses Universum eindringen. Riker, der an Bord der Enterprise mit dafür gesorgt hat, dass die Scimitar vernichtet wurde, fühlt sich daher mitschuldig an der Bedrohung und sieht sich und seine Crew dem gesamten Raumgebiet gegenüber in der Verantwortung. Allerdings kann er die Anomalie auch nicht einfach zu vernichten versuchen, weil er sich damit womöglich eines Massenmordes an den Lebewesen schuldig machen würde, die das Proto-Universum bevölkern. Die einzige Möglichkeit, das komplette Unheil abzuwenden und die Anomalie zu verdrängen, erfordert eine Zusammenarbeit mit den Romulanern und Donatra und verlangt grade von dieser ein Opfer, welches sie wohl im Hinblick auf die prekäre politische Lage ihrer Heimat nicht zu bringen bereit sein dürften...
Der Stil und sonstiges:Allgemein schreiben die Autoren sehr routiniert und sicher. Sie kennen sich aus im Star Trek Universum und genießen die Möglichkeit, sich auf der Spielwiese, die ihnen die Titan-Serie bietet, in jeder Hinsicht auszutoben. Manchmal schlagen sie dabei etwas über die Stränge, allerdings sind auch einige sehr gelungene Passagen im Buch. Grade das Zusammenspiel zwischen den Romulanern und der Titan-Crew, aber auch die Konflikte und Beziehungen die entstehen oder unter den einzelnen Besatzungsmitgliedern entwickeln, sind stimmig erzählt und lassen sich gespannt verfolgen. Das Buch hat allerdings auch seine Schwächen: An erster Stelle meiner Kritik steht die in der Form, wie sie beschrieben wird, völlig uninteressante Spezies der Neyel, auf die die Titan trifft, und welche im Prinzip einen Teil des moralischen Dilemmas ausmacht, mit dem sich Riker auseinander setzen muss. Die Eröffnungsszene des Buches, die sich über mehrere Seiten erstreckt, dient einzig und alleine dem Zweck, dem Leser die später wichtig werdenden Figuren und das Volk der Neyel vorzustellen. Die ersten Seiten des Buches wirken gequält und ziehen sich endlos. Ein allemal unvorteilhafter Start in ein Buch. Die Sache war für mich so schwer zu lesen, dass ich, als ich seinerzeit das englische Original gekauft habe, das Buch nie richtig angefangen habe. „The Red King“ ist damit einer der wenigen ungelesenen Star Trek Romane in meiner Sammlung. Dieses Schicksal hat sich nun mit dem Erscheinen der deutschen Übersetzung doch noch gewandelt, doch auch bei der deutschen Fassung fiel es mir sehr schwer, dem Beginn der Geschichte Aufmerksamkeit zu schenken.
Die Tatsache, dass der Handlungsbogen der hier erzählten Geschichte sich allzu stark an eine frühe Star Trek Deep Space Nine – Episode („Playing God“ / dt. „Der Trill-Kandidat“) anlehnt, ohne dabei eine größere Eigendynamik zu entwickeln, als den Untergang eines bewohnten Planeten und die Verzweifelten Rettungsbemühungen der Titan-Crew zu schildern, macht das Buch auch nicht interessanter.
Weiterhin ist auch jedem Leser eigentlich von Anfang an klar, dass der Titan die Rückkehr in den Föderationsraum schon in diesem Band der Reihe gelingen würde, da man sonst einfach nur eine Neuauflage von Star Trek Voyager zu lesen bekäme. Also ist die Rückkehr nach Hause gegen Ende des Buches nicht wirklich eine große Überraschung. Überraschend ist vielmehr, dass sich nach der erfolgten Rückkehr der Titan in den bekannten Raum, noch einiges an weiterer Erzählung anschließt. Mit dieser Entscheidung der Autoren, die Geschichte noch weiter zu führen, hatte ich im Verlauf des Buches nicht gerechnet. Die „Aufräumarbeiten“ nehmen dabei noch mehrere Kapitel ein, die sich aber durchweg gut lesen lassen und den Boden für neue Abenteuer bereiten, die die Titan erleben darf. Der nächste Band der Reihe liegt auch schon auf Deutsch vor und trägt den Titel „Die Hunde des Orion“.
Die Übersetzung:Die Übersetzung dieses Bandes hat mich leider nicht überzeugen können. Neben einigen Drucksatz-Fehlern fallen regelmäßig ungünstig strukturierte Sätze auf. Die Übersetzung liest sich dadurch einfach nicht rund. Mehr als einmal hatte ich das Gefühl, dass die Sätze sprachlich nicht gelungen waren und man musste manche Passagen doppelt lesen um dahinter zu kommen, wie sich die Zusammenhänge tatsächlich darstellen. Da ich den Schreibstil der beiden Autoren aus anderen Büchern (sowohl in deutscher Übersetzung, als auch im englischen Original kenne) komme ich leider hier nicht umhin, eine Mitschuld für dieses „sprachliche Holpern“ bei der Übersetzerin, Frau Stephanie Pannen, zu suchen, der in manchen Momenten einfach das nötige Feingefühl für Satzstellung und Wortwahl fehlt. Grade auch im Hinblick auf eine gewisse eingeschliffene Terminologie im Star Trek Universum. Eines muss man Frau Pannen aber zu Gute halten: Die diversen, höchst komplizierten Namen der Titan-Besatzungsmitglieder und auch von anderer Protagonisten, machen es auch nicht grade leicht, in manchen der längeren Sätze, die Mangels/Martin anlegten, die Übersicht zu behalten.
Das Fazit:Blendet man die weiter oben genannten Kritik-Punkte aus und lässt man sich einfach unvoreingenommen auf die Geschichte ein, die in „Der Rote König“ erzählt wird, so kann das Buch relativ schnell und flüssig gelesen werden. Dabei entsteht sogar eine gewisse Spannung im Bezug darauf, wie manche der aufgeworfenen Konflikte bewältigt werden könnten und wie sich die Auflösung des Dilemmas gestaltet. Allerdings überschreitet das Buch leider dabei nie die Schwelle, die es zu einem besonderen Star Trek Buch-Abenteuer machen würde. So gehört „Der Rote König“ eher in die Rubrik nettes Urlaubsbuch, als zu den Star Trek Büchern, die Klassikern des Genres werden und die man alle paar Jahre wieder einmal hervorholt und nochmals mit großem Interesse liest. Ich bewerte das Buch daher lediglich mit 3,0 Punkten.
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