Links zur Rezension InhaltMit der Skydoll Spaceship Collection hat der Splitter Verlag eine Hommage an Noa, die Heldin der bisher 3 Skydoll Comics, auf den Markt gebracht, in der sich verschiedene Autoren in sechs Kurzgeschichten der hübschen Doll annehmen.
Es handelt sich hierbei um die Autoren Matteo De Longis, Claudio Acciari, Pierre-Mony Chan, Riff Reb's und Bengal sowie Allessandro Barbucci aus dem ursprünglichem Autorenduo. Der Comic ist im DIN A4 Format veröffentlicht worden und enthält viele großformatige Zeichnungen, deren Qualität und Stil jedoch sehr schwankend ist. Zu jeder Geschichte gibt es eine Titelseite, mit jeweils einem ganzseitigem Titelblatt.
Für alle, die das Skydoll Universum nicht kennen, hier eine kleine Kurzbeschreibung: Noa, eine menschenähnliche Puppe (mit Katzenschwanz), lebt in einer Welt, in der Ludovica, eine jungen und verdorbenen Päpsti ihre totalitäre Herrschaft mit Hilfe von Massenmedien und Polizeigewalt ausübt. Wahre Liebe - in Gestalt einer zweiten Päpstin namens Agape - wurde längst verbannt und so entstand ein düsteres Szenario, das immer wieder auch ironische Andeutungen zum Zeitgeschehen macht.
Noa reist in der ursprünglichen Comicreihe mit zwei Missionaren der Päpstin durch diese Welt und begleitet sie auf ihrer Mission zum Planeten Aqua, auf dem sich die Anhänger Agapes einer nicht weniger zweifelhaften Religion hingeben.
Leider erfährt man von diesem eigentlich sehr interessantem Hintergrund der Reihe innerhalb der Spaceship Collection praktisch nichts. Würde nicht auf dem Buchrücken erklärt werden, das Noa in allen sechs Geschichten tatsächlich die Hauptrolle spielt, wäre mir vielleicht nicht einmal das klar geworden. So unterschiedlich ist der Stil, den die verschiedenen Kurzgeschichten zur Erzählung und Darstellung nutzen, und so gering der Zusammenhang zum Hintergrund und der eigentlichen Heldin der Reihe.
Die eigentliche Intention des Comics - Noa in sechs verschiedenen Berufen zu zeigen - führt dazu, dass es eigentlich auch in jeder Geschichte eine andere Protagonistin sein könnte - ohne dass dies irgendjemandem wirklich auffallen würde. Da gleichzeitig kaum Hintergrund eingeflochten wird, könnten einige der Geschichten auch problemlos innerhalb von vollkommen anderen Reihen mit ähnlicher Thematik spielen.
In die Puppe sieht man Noa in einer Fabrik für die androiden Dolls, in der sie eine kindlich naive Gothlolita Doll - Juliet - trifft und diese zum Ausgang und ihren neuen Herren führt, welche sich jedoch als Crash Test Dummies herausstellen. Nachdem Juliet und Noa sich über die Vorherbestimmung im Leben unterhalten haben, reist Juliet fröhlich mit dem Unfalltestwagen in ihr Verderben und Noa verlässt die Fabrik, in der sich wohl auch ihr Erschaffer befand.
Wenig später befindet sich Noa innerhalb der Geschichte Bang Bang auf einer Rinderfarm, deren Milchkühe von Milchsaugerkröten befallen sind. Ein Haushaltswarenvertreter verkauft den Arbeiterinnen der Farm Laserpistolen zum Abschuss der Kröten, die jedoch fatale Nebenwirkungen haben. Jeder Schuss lässt die getroffenen miteinander zusammenwachsen, weshalb bald sowohl die Kühe als auch Candice und der Vertreter miteinander verwachsen sind. Noa verlässt auch diese Arbeit - nach der Hochzeit der Arbeiterin und des Vertreters.
In Vodoo Child arbeitet Noa als Stripperin in einer Bar zusammen mit anderen Dolls. Gemeinsam planen diese ein okkultes Ritual, in dem eine der Androiden sich in ein normales Mädchen verwandeln möchte. An der fehlenden Träne einer Jungfrau (welche sich unter den Mädchen nicht befindet) und dem resoluten Eingreifen der Betreiberin scheitert dieses jedoch. Und so muss Justine - die Hauptfigur dieser Geschichte - weiterhin eine Doll bleiben. Noa dagegen sucht sich Mal wieder einen neuen Job.
Als Taxifahrerin in Lady Club Driver kutschiert sie zwei wenig ansprechende Kerle durch die Nacht, welche eine mysteriöse Fracht transportieren. Diese stellt sich während des Besuchs eines Stripklubs als heilige Relique (genauer gesagt das Bein eines Heiligen) heraus und wird prompt von dem Hund einer Bekannten Noas geklaut. Auf der Jagd durch die Nacht tauscht Noa die Relique mit einem Androidenbein aus und schickt ihre beiden betrunkenen Fahrgäste mit der falschen Fracht zu den Gläubigen, welche diese erwarten. Nachdem Noa erkennt, welches Ende die beiden wohl ereilt hat, sucht sie sich erneut lieber einen neuen Beruf.
In diesem wird sie von einem jungem Spanner dabei beobachtet, wie sie als Ludovika verkleidet den päpstlichen Palast aufsucht, so wo sie die masochistischen Wünsche der Mönche erfüllen soll. Die Geschichte dreht sich allein um ihren Beobachter und dessen Vorstellung von ihrem Besuch - und um die Musik, die er ihr anschließend überreicht. Ob es wirklich Madonnas "Like a Virgin" ist, wie der Titel der Geschichte und diese selbst andeuten, bleibt ein Geheimnis. Doch nach der Begegnung mit ihrem heimlichen Verehrer verlässt Noa auch diesen Beruf.
Schließlich schickt Allessandro Barbucci Noa in Smoke on the Water auf einen Tauchgang mit göttlichen (in Wahrheit von ihrem Chef gesprochenen) Kommentaren. In einer wahren Bilderflut psychodelischer Art reist Noa immer tiefer bis zu einer versenkten Leiche, von der sie eine Krone herab nimmt, um sie nach einem kleinem Ausspülvorgang ihrem verdächtig an ein Pokemon erinnernden Chef zu übergeben.
Fazit:Ich habe mich sehr schwer getan, die Spaceship Collection zu bewerten und den Comic darum auch anderen gegeben. um ihn zu bewerten. Die Einschätzung deckte sich dabei weitgehend mit meinem erstem Eindruck: Was für ein Quark. Unzusammenhängende Geschichten, bei denen man die Hauptfigur oft kaum erkennt; Zeichenstile, welche nicht zueinander passen und die oftmals auch nicht schön wirken; und dabei eine infantile Belanglosigkeit nach der anderen. Erotik kam trotz dauernder Zurschaustellung nackten (Androiden-)fleisches gleich gar nicht auf und Noa findet nie die richtige Mischung aus Naivität, Melancholie und tiefgehender Selbstbetrachtung.
Ich habe den Band seitdem etwas häufiger gelesen und muss meine Ersteinschätzung ein wenig korrigieren. Ja. Der Humor der Geschichten ist infantil, aber bestimmte Details die man beim ersten Lesen leicht übersieht (wie Juliets Fahrt als Crash Test Dummie) heben das Niveau doch etwas an und machen die Kollektion von Noas Lebensabschnitten stimmiger und geben den Geschichten mehr Sinn. Einige Geschichten finde ich im Nachhinein wirklich gut rübergebracht, insbesondere die Rolle des Beobachters in Like a Virgin. Zudem hilft es ungemein, sich mit Barbucci und Canepas Comicreihe zu beschäftigen, um überhaupt Interesse an Noas (Kurz-)Abenteuern zu bekommen. Ist dies einmal geweckt, so lässt sich auch gleich mehr Sympathie zu der Heldin aufbringen.
Letztlich ist meine Bewertung eine Mischung aus diesen beiden Meinungen . Für sich genommen lohnt sich Sky Doll Spaceship Collection aus meiner Sicht ganz und gar nicht. Als Ergänzung zu den anderen Comics ist es aber durchaus interessant – für Fans der Serie und für Neueinsteiger in das Sky Doll Universum.
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