InhaltVorsicht! (Wenige) Spoiler!!!Ed Greenwood presents Waterdeep: Downshadow von Erik Scott de Bie. Aha! Ed Greenwood hat den Roman also nicht geschrieben. Immerhin hat er ihn gelesen, wie er nicht müde wird zu erwähnen. Das ist ja auch schon etwas.
Auf der Rückseite erzählt uns der alte Ed sogar, dass er „Downshadow“ mehrmals gelesen hat. Es ist gar dermaßen spektakulär, dass er sich schon auf die nächsten Lektüredurchgänge freut. Wers glaubt…
Der „wahre“ Autor, Scott De Bie, verscherzt es sich mit mir schon vor der ersten Seite, indem er sich krampfhaft anbiedert und das Werk mir, dem Leser, widmet. Na herzlichen Dank!
Nach dem Lesen der ersten Seiten allerdings pendelt sich meine Stimmung etwas ein. Ich kann zwar Eds Enthusiasmus nicht teilen, aber der Schreck über die anbiedernde Widmung verschwindet auch schnell, denn man findet flott in die Handlung, gerade die erste Kampfszene ist schwungvoll und interessant geschrieben.
Held in „Downshadow“ ist Kalen, Paladin eines toten Gottes, der bei Tag Mitglied der Stadwache von Waterdeep ist, nachts aber als eine Art Dark Batman, ausgestattet mit internen Konflikten, die für einen eigenen Roman reichen könnten, versucht, die Stadt auf andere Weise vom Bösen zu reinigen.
Neben dem alltäglichen, uns allen bestens bekannten Superheldenproblem, seine Identität geheim zu halten, muss Kalen noch zusätzlich seine Spellplague-„Infektion“ verschleiern, die ihn zwar körperlich schwächt, aber seine Haut immer widerstandsfähiger und ihn bis zu seinem herannahenden Tod dadurch immer weniger angreifbar macht.
Die Spellplague muss wohl etwas Modernes sein, denn die war mir, der ich die Realms nur bis in ihrer AD&D 2E-Zeit verfolgt hat, völlig unbekannt. Ich habe mich etwas schlau gemacht und dieser Roman scheint die erste offizielle Veröffentlichung zu sein, die die Spellplague als etwas „Menschlicheres“ erscheinen lässt, mit dem man sich arrangieren kann.
Aus spoilertechnischen Gründen möchte ich nicht auf den Plot eingehen, der ja bei einer Fantasy-Superheldenvariante ohnehin nicht viele Überraschungen bergen kann, aber ich möchte ein paar der recht gut konstruierten Charaktere vorstellen, um etwas Appetit auf die Lektüre zu machen. Neben dem von seinen eigenen Problemen gequälten Superhelden mit mysteriöser Vergangenheit haben wir da zunächst seinen Sidekick, eine Halblingsdame namens Cellica, mit der er die Wohnung, aber nicht das Bett teilt und die ihn immer wieder nach seinen nächtlichen Eskapaden zusammenflickt und ihm den Rücken frei hält. Dann gibt es seine Chefin bei der Stadtwache, Araezra, mit der eine Liebesbeziehung zwar permanent in der Luft liegt, die aber durch die Zerrissenheit der Heldenfigur wohl nicht funktionieren kann, sowie den interessantesten Gegner: den glatzköpfigen und – noch schlimmer – glatzkinnigen Zwergenmeuchelmörder Rath. Wichtig ist auch die geheimnisvolle Schöne Fayne, die gleich mehrere wichtige Rollen spielt, oder das noch viel geheimnisvollere Waisenmädchen Myrin, das sich im Leben unseres Helden breit macht und eine Beherrschung der Magie aufweist, die absolut beneidenswert ist. Daneben gibt es geheimnisvolle Intriganten, adelige Schnepfen, die Kalen nachsteigen, oder Räuberbanden, denen er einarmig den Hintern versohlt… Fazit:Downshadow ist kein „Herr der Ringe“ oder im Forgotten Realms-Vergleich keine „Avatar-Trilogie“, aber es ist ein absolut lesenswerter Roman mit gut gezeichneten Figuren und schön geschilderten Kämpfen und Verfolgungsjagden. Auch die Stadt Waterdeep gewinnt im Laufe des Romans an Tiefe und genau hier kommen wir zum Hauptkritikpunkt: Downshadow, eine Ebene von Undermountain, dem Dungeon-Komplex unter der Stadt Waterdeep, kommt viel zu kurz. Nach Lesen der Ankündigung auf dem Backcover ist man wirklich gespannt auf diesen Bereich und dann kommt er nur einige Male bei Verfolgungsjagden und bei der Intro-Szene zur Geltung. Ddie Haupthandlung spielt eigentlich in Waerdeep.
Downshadow ist Teil einer Reihe, in der bisher drei Romane erschienen sind: „Blackstaff Tower“, von Steven E. Schend, der mir auch noch von früher bekannt ist, und „Mistshore“, sowie „City of Dead“ von Autoren, die mir nun gar nichts sagen. Für 2010 sind zwei weitere Folgen der lose zusammenhängenden Anthologie um Waterdeep angekündigt: „The God Catcher“ und „City of Skulls“. Ich werde mir wohl noch einige Bände der Reihe zulegen, denn zumindest Schends Halaster-Roman hört sich wirklich interessant an, auch der Titel „City of Dead“ macht mich als Untoten-Fan doch neugierig. Die Rezension zeigt also schon ihre ersten Effekte. |
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