Nun also Before They are Hanged. Der Nachfolger von The Blade Itself knüpft inhaltlich direkt an die Geschehnisse des ersten Bandes von Joe Abercrombies Trilogie an. Immer noch geht es um eine Ansammlung von Antihelden, deren Schicksale von entscheidender Bedeutung für den Verlauf diverser Kriege sind.

So versucht Inquisitor Glokta, die Stadt Dagoska gegen eine enorme Übermacht zu verteidigen und muss dabei äußerst widerwillig auf finanzielle Unterstützung einer dubiosen Organisation zurückgreifen. Jezal dan Luthar hadert – wie immer – mit seinem Schicksal und seinen ungastlichen Gefährten und Logen Ninefingers philosophiert zwischen blutigen Gemetzeln darüber, wie es wäre, ein besserer Mensch zu sein.

Enttäuschend ist bei diesem 2. Band der Trilogie, dass der Plot nur sehr wenige Überraschungsmomente bietet und unzählige Gefechte als – zugegeben sehr spaßige – Lückenfüller dienen müssen. Diese sind, wie im Vorgänger, sehr blutig und verkommen mir manchmal etwas zu sehr zum Selbstzweck.

Über die Geschichte der Fantasywelt erfährt man einiges durch die Erzählungen Bayaz, des Ersten der Magier, doch stört es ohnehin nicht weiter, dass man nicht in vergleichbarem Maße wie in anderen Fantasyserien aufgeklärt ist: Weiterhin konzentriert sich die Geschichte auf die Charaktere; die wechselnden Perspektiven schaffen zudem immer wieder fiese Cliffhanger, die zum Weiterlesen zwingen. Auch bedient sich Abercrombie noch mehr als im ersten Teil der Gedanken der Protagonisten, um Gedankengänge darzustellen und somit die Stärke der Reihe, nämlich die manchmal rauen, manchmal zynischen, manchmal verzweifelten und oft einfach lustigen Kommentare zu betonen.

Im Gegensatz zum etwas überzogenen Einsatz von Gewalt wirkt das Verhalten der Charaktere und dessen Beschreibung überaus realistisch und nachvollziehbar. Logen, Jezal und Co. haben deutlich mehr Ecken und Kanten, als man gewohnt ist, womit sich die Serie erfrischend von der Masse an Fantasy-Romanen abhebt. So durchbricht er immer wieder die eindimensionalen Schemata von Figuren wie Logen, die wie prädestiniert für dumpfes Gemetzel scheinen, aber wesentlich vielschichtiger dargestellt werden.

Fazit:

Before They are Hanged vermag erneut erstklassig zu unterhalten, wenn auch der Plot die eine oder andere Länge und gegen Ende eine handfeste Enttäuschung aufweist. Zudem erschien es mir sehr unglaubwürdig, dass die Reise von Bayaz und seinen Gefährten auf Hunderte von Seiten gedehnt wurde, der Rückweg jedoch kaum mehr als ein paar Sätze wert war.