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Titan 3 - Die Hunde des Orion
Bewertung:
(2.8)
Von: Nico Kevin Bracht
Alias: Cut
Am: 07.11.2009
Autor:Christopher L. Bennett
Übersetzer:Stephanie Pannen
Typ:Roman
System:---
Setting:Das Star Trek Universum nach dem Kinofilm „Star Trek Nemesis“
VerlagCross Cult
ISBN/ASIN:978-3-941248-03-8
Inhalt:427 Seiten, Taschenbuch
Preis:12,80 EUR
Sprache:Deutsch

Vorbemerkung:

„Die Hunde des Orion“ ist der dritte Band in der Star Trek Buchserie „Titan“, die die Geschichten um die Crew von Captain William Riker erzählt. Zeitlich sind diese Bücher nach dem Star Trek Kinofilm „Nemesis“ angesiedelt. Wie alle Star Trek Bücher sind diese Bände nicht „canon“ und somit werden diese Geschichten kein Teil des offiziellen Star Trek Hintergrundes.

Die Handlung von „Die Hunde des Orion“ setzt irgendwann nach dem Ende des vorangegangenen Titan-Titels „Der Rote König“ ein. Auch zu „Der Rote König“ gibt es eine Rezension hier im Gate.

 

Das Buch:

Das Taschenbuch aus dem Cross Cult Verlag kommt wieder mit einem hochwertig produzierten und gestalteten Cover daher, welches dem Titelbild der US-Originalausgabe nachempfunden ist.

Zu sehen sind neben drei Crewmitgliedern der Titan (Deanna Troi (oben), Melora Pazlar (Mitte) und Dr. Ree (unten)) zwei Weltraumwesen, die der geneigte Star Trek Fan aus der Pilotfolge der Serie „Star Trek – The Next Generation“ (zu deutsch „Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert“) kennen dürfte.

Das Druckbild des Buches ist klar und frei von Schmieren, die Bindung und das verwendete Papier sind ordentlich. Im Vergleich zum ersten Band der „Star Trek – Titan“ Reihe fehlt in diesem Band ein vollfarbig gedruckter Einschub. Das Buch kostet dennoch wie seine Vorgänger und vergleichbare Bände aus der Star Trek „Vanguard“ Reihe 12,80 €.

 

Der Inhalt:

Nach der gelungenen Rückkehr in den Föderationsraum am Ende der Handlung von „Der Rote König“ nimmt die Titan zu Beginn von „Die Hunde des Orion“ wieder Kurs auf die unerforschten Bereiche des Weltraums, um dorthin vorzustoßen, wo noch niemand zuvor gewesen ist. Dabei trifft die Crew von Captain Riker auf eine Art von Lebensform, die Riker seit seiner ersten Mission auf der U.S.S. Enterprise nicht mehr gesehen hat. Diese führte ihn seinerzeit zur Farpoint Station. Damals stellte sich heraus, dass die Sternenbasis, die der Föderation zur Nutzung angeboten wurde, in Wahrheit eine intelligente und telepathisch veranlagte Lebensform war, zu deren Fähigkeiten es gehörte, ihren eigenen Körper in verschiedene Formen transformieren zu können. Dieser Spezies von den Weltraum bewohnenden und bereisenden Lebensformen, die Sternquallen genannt werden, begegnet die Titan nun wieder. Als diese friedvollen Geschöpfe Opfer eines Angriffes von mysteriösen Schiffen werden, die wie Sternquallen-Zombies wirken, ergreift die Titan Partei zu Gunsten der lebendigen Sternquallen. Doch schon bald stellt sich heraus, dass nicht alle Dinge so sind wie sie scheinen. Denn die Angreifer, die Pa’Haquel, sind ein ehrenvolles Volk, die in einer rituellen Jagd gezielt und unter zum Teil großen eigenen Opfern, einige wenige Sternquallen erlegen um sie mittels eines für sie beinahe heiligen Prozesses zu sogenannten „Himmelsträgern“ zu machen. Diese Himmelsträger sind für die Pa’Haquel im Anschluss an die Transformation mehr als nur Raumschiffe. Sie sind Lebensstätten der einzelnen Clans und werden letztendlich für die Große Jagd gebraucht.

Bald müssen Riker und Co. feststellen, dass eine Handlung, die sie im ersten Moment für moralisch geboten hielten, sich schnell zu einem moralischen Dilemma ausgewachsen hat, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Denn indem sie den Sternquallen Wege gezeigt haben, sich den Angriffen der Pa’Haquel besser zu entziehen, hat die Titan-Besatzung das Gleichgewicht der Kräfte empfindlich gestört. Denn ohne neue Himmelsträger, sind die Clans auf Dauer nicht mehr in der Lage, für ein Gleichgewicht der Kräfte zwischen aggressiven und friedvollen Bewohnern der Region zu sorgen und Jagd auf gefährliche Lebensformen zu machen, die eine extreme Bedrohung für alle bewohnten Systeme in diesem Raumbereich darstellen.

Unter anderem haben es die Pa’Haquel und ihre Verbündeten bei der Jagd auch mit Exemplaren von Kristallin-Wesen zu tun, die ebenfalls aus „The Next Generation“ bekannt sind.

Riker und seine Crew suchen verzweifelt einen Weg, den von ihnen angerichteten Schaden wett zu machen, ohne eine Seite zu übervorteilen oder zu unzumutbaren Opfern zu zwingen, bevor unschuldige und ahnungslose Dritte einen hohen Preis für das Einschreiten der Sternenflotte bezahlen müssen...

 

Der Stil und sonstiges:

Christoper L. Bennet scheint ein großer Freund von Geschichten zu sein, die im Weltraum lebende Kreaturen im Zentrum der Handlung haben. Er hat sogar einen eigenen Namen für diese Wesen an der Hand: Kosmozoane nennt er sie. Sie haben auch in seinem Star Trek – The Next Generation Roman „Greater Than The Sum“ (deutsche Übersetzung dieses Titels ist bei Cross-Cult in Vorbereitung) eine zentrale Rolle gespielt.

In „Die Hunde des Orion“ gelingt es ihm zunächst, geschickt Charakterentwicklungen von bereits aus den TV-Serien bekannten Figuren (z.B. Riker, Troi, Pazlar, Tuvok) und neu eingeführten Figuren (wie etwa Commander Vale oder Dr. Ree) mit einer Geschichte zu kombinieren, die Elemente aus alten Star Trek – The Next Generation Folgen aufgreift.

Die erste Hälfte des Buches liest sich gut, flüssig und macht richtig Spaß.

Die Charakterisierungen sind gelungen, die Figuren gut gezeichnet und die bekannten Personen in ihren Handlungen stimmig abgebildet. Die Verquickung der verschiedenen Elemente aus den TV-Serien-Folgen und dem aufgeworfenen moralischen Dilemma, vermischt mit einer Portion Intrige und einer Prise Sex (das brauchen Star Trek Bücher scheinbar immer mehr), macht dieses Buch zu einem „modernen“ aber trotzdem gelungenen Star Trek Roman, der einem beinahe das Gefühl gibt, ein TV-Serien-Abenteuer zu erleben. Allerdings ergibt sich ungefähr nach der Hälfte bis zwei Dritteln des Buches, ein Bruch in der Handlung (ungefähr ab dem Teil als die Titan-Crew auf einer von Flüchtlingen überlaufenen Raumstation aushilft). Die Erzählung verliert deutlich an Geschwindigkeit und vermag den Leser nicht mehr so sehr in ihren Bann zu ziehen wie zuvor. Dabei ist der Boden für ein Star Trek typisches Finale des Buches dadurch bereitet worden, dass Rikers Crew damit beginnt, eine Allianz zwischen den Sternquallen und den sie jagenden Pa’haquel auszuhandeln, um so ein Gleichgewicht der Kräfte wieder her zu stellen und die Große Jagd wieder zu beleben...

 

Die Übersetzung:

Die Übersetzung dieses Bandes hat mich leider erneut nicht überzeugen können. Neben den Kritikpunkten die ich bereits an dieser Stelle in der Besprechung zu „Der Rote König“ angemerkt habe, sind in diesem Band weitere unnötige Fehler enthalten, die eigentlich nur damit zu erklären sind, das Frau Pannen möglicherweise einen anderen Text zur Übersetzung vorgelegt bekommen hat, als den, der in der im Handel erhältlichen englischen Romanversion abgedruckt worden ist.

Ich habe „Orion’s Hounds“ im Original vorliegen und konnte daher an besonders unstimmig wirkenden Passagen Übersetzung und Quelltext nebeneinander legen und direkt vergleichen.

Dabei taten sich teilweise Abgründe auf.

Dass sich Frau Pannen im Star Trek Universum und seiner oftmals durchaus fremdartigen Nomenklatur und Ausdrucksweisen („Stichwort „technobabble“) erkennbar nicht zu Hause fühlt, habe ich bereits bei der Besprechung von „Der Rote König“ festgestellt. Damit ließ sich auch noch so einiges an sprachlichen Ungereimtheiten und besonders kantigen Übersetzungspassagen erklären. Jedoch sind Übertragungen von Sätzen aus dem Englischen wie dem in Kapitel neun zu lesenden Teil-Satz „...a beautiful blue-green planet, clearly M-class“ ins Deutsche als „ein wunderschöner blauer Planet, der frühe M-Klasse zu sein schien“ einfach total falsch. Das hat nicht einmal mehr etwas mit (vermeintlicher) übersetzerischer Freiheit zu tun.

Wenn Frau Pannen jedoch tatsächlich ein anderer Quelltext vorgelegen (vielleicht eine frühere (unlektorierte) Version des Werkes?) hat, und sie diesen an dieser Stelle tatsächlich richtig übersetzt hat, möchte sie mir die hier geäußerte Kritik nachsehen.

Zumindest was die Übersetzung der Eigennamen der verschiedenen Kosmozoane angeht, liegt Frau Pannen für mein Gefühl im Großen und Ganzen, in einem für das Star Trek Setting, vertretbaren Rahmen.

So übersetzt Sie etwa die Pa’Haquel-Bezeichnung für die von ihnen bei der Jagd erbeuteten Schiffe, zumindest inhaltlich passend, mit „Himmelsträger“ (englisch „skymounts“) und die Bezeichnung der zunächst als „Farpoint-Wesen“ bezeichneten Lebensformen (englisch „star-jellies“) sogar angenehm wörtlich mit „Sternquallen“.

 

Das Fazit:

Die erste Hälfte des Buches überzeugt auf ganzer Linie. Der Handlungsbogen ist deutlich als Star Trek erkennbar, die Protagonisten handeln glaubwürdig und stimmig. Die Erzählung geht gut und schnell voran. Actionreiche und charakterisierende Elemente wechseln sich in der Erzählung ab und halten sich angenehm die Waage, während sich langsam aber sicher ein moralisches Dilemma entwickelt.

Intrigen bringen die zunächst anvisierte Lösung nochmals in Gefahr und eine Prise „Erotik“ macht das Buch auch für Leser interessant, die in einem Star Trek Roman vielleicht mehr zu finden hoffen, als wirklich für die Geschichte nötig ist.

Leider hält das Buch sein gutes Startniveau nicht komplett durch. Dem Autoren gelingt es nämlich nicht, den Handlungsbogen und die damit verbundene Spannung konstant auf hohem Niveau zu halten, so dass man sich durch den letzten Teil des Buches mehr daran arbeiten muss, das Buch zu beenden, als das man den Drang verspürt, das Buch jetzt und sofort in einem Rutsch zu Ende zu lesen.

Dies ist sehr schade, zumal sich „Die Hunde des Orion“ ansonsten tatsächlich auf die Tugenden besinnt, die Star Trek – Folgen und Romane seit jeher interessant gemacht haben: Die Erkundung des Unbekannten, die Verbindung bekannter Serien-Elemente mit neuen Handlungsideen und die Konfrontation mit einem (selbstverschuldeten) moralischen Dilemma. Ausblickend auf die späteren Romane der Reihe ist leider abzusehen, dass diese Art der Mission für die Titan eine Ausnahme bleiben wird.

Dazu kommt noch, dass die hier angebotene deutsche Übersetzung leider nicht als besonders gelungen zu bezeichnen ist.

Wegen des guten Starts in Star Trek typische Gefilde, bewerte ich die in „Die Hunde des Orion“ erzählte Geschichte ebenso wie ihren direkten Vorgänger, mit 3,0 Punkten.

Ich muss diese Note aufgrund der Übersetzung allerdings noch etwas nach unten korrigieren, so dass ich am Ende leider nur 2,8 Punkte vergebe. Schade, denn hier war mehr drin.