Links zur Rezension Nachdem ich die letzten Bände der Reihe nach und nach begutachtet habe, gehe ich nun den ungewöhnlichen Weg und mache bei den ersten Ausgaben weiter. Der Grund ist einfach: ich bin mitten drin in diese Serie eingestiegen und habe erst jetzt einige frühere Ausgaben erhalten.
Inhalt:Yorick, sein Kapuzineräffchen Ampersand, die Agentin "355" sowie die Wissenschaftlerin Dr. Mann stranden bei ihrer Odyssee durch Amerika im kleinen Kaff Marrisville, irgendwo in Ohio. Ein Utopia in einem chaotischen Land. Aber die Idylle trügt. Denn die Frauen haben eine Vergangenheit, die sie auf dem Umweg über ein Gericht direkt hinter Gitter brachte. Und Marrisvilles größter Arbeitgeber war – das Frauengefängnis…
Schreibstil & Artwork:Es ist beeindruckend wie Autor Brian K. Vaughan immer wieder auf neue Ideen kommt und seine apokalyptische Story zu einer extrem komplexen und vielseitigen Angelegenheit macht. Grundlegend will Yorick mit „seinen Frauen“ – wie er sie selbst nennt – einfach nur nach Los Angeles gelangen, weil sich dort ein Backup-Labor von Dr. Mann befinden soll, in dem diese ihre Forschungen weitertreiben kann. Immer noch hängt alle Hoffnung am Überleben der Menschheit bei Yorick und seinem süßen, aber frechen Äffchen Ampersand. Doch auf ihrer Reise quer durch die Staaten sind schon Monate vergangen. Die Fortbewegung gestaltet sich nach der Seuche deutlich schwieriger. Flugzeuge fliegen nicht, Züge fahren wenn überhaupt nur unregelmäßig und die Autobahnen und Straßen sind immer noch mit Millionen von gestrandeten Fahrzeugen verstopft. So stapfen die Vier quer durchs Land und treten immer wieder in neue Fettnäpfchen. Das ist auch in Sachen Marrisville nicht anders. Doch die Frauen hier – obwohl ursprünglich Strafgefangene – verhalten sich so ganz anders, als Yorick zunächst erwartet hätte. Dennoch spitzen sich die Ereignisse schnell zu. Der Autor schafft es hervorragend, diese Thematik einer in sich geschlossenen, nahezu utopischen kleinen Welt, inmitten der Apokalypse, authentisch und dicht zu erzählen. Aber nicht nur ihr Ausflug ins mysteriöse Marrisville macht den Plot aus, sondern auch die sich mehr und mehr entwickelnden Beziehungen zwischen den drei Gefährten. Die knallharte 355 ist vielleicht doch nicht so knallhart, wie sie nach außen hin tut und Dr. Mann selbst verbirgt etwas Wichtiges. Und auch Yorick handelt nicht immer rationell, sondern oftmals instinktiv und vor allem unüberlegt, was die Gruppe und vor allem sein eigenes sehr wichtiges Leben unnötig in Gefahr bringt. Das Alles strickt Vaughan zu einer vielschichtigen und packenden Story, die einfach rund um Spaß macht.
Die Artworks von Pia Guerra (die die Reihe glücklicherweise bis zum Schluss (Band 10) begleitet hat) unterstützen die Erzählweise von Brian K. Vaughan nahezu perfekt. Der Zeichenstil der Künstlerin ist als klassischer Comicstil zu bezeichnen, der mit klar definierten und präzisen Konturen glänzt und eine ansprechende Detailfülle aufweist. Die Illustrationen sind einfach schick und wirken gestochen scharf. Die ansprechende Kolorierung zeigt zumeist Pastelltöne, wobei immer ganze Seiten themenartig mit einem Farbton eingefärbt sind. Das unterstützt die deprimierende Grundstimmung des Settings sehr gut, bildet aber auch gleichzeitig einen ruhigen Gegenpol. Die lineare und aufgeräumte Anordnung der einzelnen Panels rundet die Sache gekonnt ab.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungDie Übersetzung ist erstklassig und die Texte sind flüssig zu lesen, was gerade bei so einem Comic, wie „Y“ sehr wichtig und sehr auffallend ist. In Sachen Produktionsqualität gibt es wie immer nichts zu meckern, denn diese bewegt sich wieder auf höchstem Niveau. Am Ende des 128 Seiten starken Softcovers mit Faltklappen befindet sich ein kleines Sketchbook mit einigen Skizzenzeichnungen.
Fazit:Auch mit dem zweiten Band erzählt das Team Vaughan und Guerra eine enorm spannende und einnehmende Geschichte, die vielseitig und komplex ist, denn Yorick und seine Gefährtinnen wollen auf der einen Seite die Welt retten, auf der anderen Seite sehen sie sich aber immer wieder mit neuen Problemen konfrontiert, die die noch junge apokalyptische Frauenwelt hervorbringt. Dabei kann man nicht von der Hand weisen, dass die Comicreihe auch subtil gesellschafts- und sozialkritisch ist. Gerade in dem vorliegenden zweiten Band wird eins der größten Probleme der USA thematisiert: die überlaufenden Gefängnisse und die Resozialisierung. Das Ganze webt der Autor geschickt in seine Hauptstory ein und lockert das Ganze immer wieder mit sehr dramatischen Wendungen und Zwischenspielen auf. Die Illustrationen von Guerra haben sich im Vergleich zu Band ein kleines bisschen weiter entwickelt, auch wenn das eher nur auf den zweiten Blick auffällt. Auf jeden Fall bleiben die Artworks ansprechend und erstklassig und außerdem passen sie zu „Y – The Last Man“ wie die sprichwörtliche Faust auf das Auge. Wer die „Y“-Reihe mag und Band 2 noch nicht sein eigen nennt, sollte hier unbedingt weitermachen. Eine absolut geniale Comicreihe, die – und soviel kann ich ja vorweg greifen – bis zum Ende hervorragend bleibt.
|
||||||||||||||||||||||