Links zur Rezension Inhalt:Wir schreiben das Jahr 2034. Nach einem verheerenden Krieg liegen weite Teile der Welt in Schutt und Asche. Auch Moskau ist eine Geisterstadt. Die Überlebenden haben sich in die Tiefen des U-Bahn-Netzes zurückgezogen und dort eine neue Zivilisation errichtet. Eine Zivilisation, wie es sie noch nie zuvor gegeben hat... An der Station Sewastopolskaja, die seit Tagen von der Verbindung zur Großen Metro abgeschnitten ist, taucht der geheimnisvolle Brigadier Hunter auf. Er nimmt den einsamen Kampf gegen die dunkle Bedrohung auf, der sich die Bewohner der Metro gegenübersehen, und bricht zu einer gefährlichen Expedition in die Tiefen des Tunnelsystems auf. An seiner Seite steht Homer, ein alter, erfahrener Stationsbewohner, der die Metro und ihre Legenden kennt wie kein anderer – und der seine Lebensaufgabe darin sieht, ihre Geschichte aufzuschreiben. Als die beiden auf die 17-jährige Sascha treffen, glaubt Homer, er habe in dem gebrochenen Helden und dem Mädchen das perfekte Paar für sein Epos gefunden – aber er darf sie in der Gefahr keine Sekunde aus den Augen lassen.
Schreibstil & Artwork:Wer meine Review zu Metro 2033, dem ersten Teil der Reihe, gelesen hat, der weiß, wie zwiegespalten ich bei diesem Buch war, denn es hatte gerade im Mittelteil enorme Schwächen, die sich dann aber später wie von selbst wieder auflösten. Glücklicherweise macht der russische Autor Dmitry Glukhovsky so weiter, wie er am Ende des ersten Bandes aufgehört hatte – nämlich spannend. Zwar entwickelt sich die Story von „Metro 2034“ anfänglich etwas schleppend, dafür kreiert der Autor aber zunächst eine sehr beklemmende Atmosphäre, die wichtig für den weiteren Verlauf der Story ist. Dabei spielt Glukhovsky sehr geschickt mit den ureigenen Ängsten der Menschen: Einsamkeit, Schrecken, die in der Dunkelheit lauern, Trostlosigkeit und vor allem Hoffnungslosigkeit. Das Setting, das weiterhin ausschließlich in der Moskauer Metro (der Untergrundbahn) nach einem alles verheerenden Atomkrieg spielt, gibt gerade für diese Elemente natürlich eine Menge her. Gerade die Enge und die bedrückend engen Tunnelschächte gepaart mit dem Einfluss der Radioaktivität der vernichteten Außenwelt bieten hier Potential ohne Ende, das der Autor auch sehr gut anzapft. Während der Brigadier „Hunter“ ein alter Bekannter aus dem ersten Buch ist, sind die restlichen Protagonisten zunächst neu und unbekannt. Überhaupt spielt die Story erst einmal in einem ganz anderen Teil der riesigen Moskauer Metro. Aber der Autor vergisst seine vorigen Charaktere scheinbar auch nicht ganz, denn sehr viel später im Buch taucht auch Artjom, der „Held“ des ersten Teils, wieder auf. Waren die „Monster“ – jene Kreaturen die scheinbar durch die bereits Jahrzehnte andauernde Verseuchung der Oberfläche entstanden sind - im ersten Teil zwar eine gegenwärtige Bedrohung und fester Bestandteil der Story, so rückt Glukhovsky die monströsen und zahlreichen Schrecken, die in seiner dunklen Welt lauern, in diesem Band mehr und mehr ins Licht. Spätestens wenn einer der Protagonisten durch ein ganzes Nest schlafender blutrünstiger Kreaturen schleichen muss, wird einem klar, dass die Bewohner der Metro mit viel mehr als nur einem trostlosen Dasein zu kämpfen haben. Der Plot, so er denn erst mal in Schwung gekommen ist, ist ziemlich spannend und weiß durchaus zu fesseln. Der Autor zeigt viele tolle Ideen und überrascht immer wieder mit durchdachten und brutalen Wendungen.
Das wirklich einzige Manko, das der Roman immer noch hat, ist aber wohl eher ein regional bedingtes Phänomen. Wie schon im ersten Teil wirken die zahlreichen russischen Stationsnamen der Metro für einen Deutschen recht verwirrend, zumal viele Stationsnamen sehr ähnlich klingen. Zwar gibt es wieder schick gemachte Karten der Metro in den Innendeckeln des Paperbacks, aber diese helfen nur bedingt – zumal das hin und her Blättern auch etwas stört. Aber wie gesagt, das ist eher ein hausgemachtes Problem und vielleicht liegt es ja auch nur an mir.
Dmitry Glukhovsky sieht seine beiden Metro-Romane übrigens als „Warnungen“, denn auch wenn seit den späten 80ern die nukleare Bedrohung durch den Kalten Krieg verschwunden ist, haben heutzutage viel mehr Staaten der Welt Zugriff auf Atomsprengköpfe. Tatsächlich wurde sogar in vielen Foren, TV-Talkshows und Radiosendungen bereits darüber diskutiert, wie realistisch Glukhovskys „Metro“ ist. Dabei geht es natürlich nicht um den Realismus bezüglich der Auswirkungen eines Atomkrieges, sondern viel mehr darum, ob die Moskauer Metro tatsächlich der größte „Atomschutzbunker“ der Welt ist, wie der Autor es sehr glaubhaft darstellt.
Fazit:Nach dem sehr durchwachsenen ersten Teil, der extreme Höhen aber auch enorme Tiefen hatte, schafft es der russische Autor Dmitry Glukhovsky mit dem zweiten Band seiner „Metro 2033“ Reihe, einen packenden und ansprechenden postapokalyptischen Sci-Fi Roman vorzulegen, der seinem Vorgänger in vielen Dingen klar überlegen ist. Zwar kommt die Story anfänglich noch etwas schleppend in Gang, diese Zeit nutzt der Autor aber geschickt, um das bedrückende Endzeit-Gefühl aufzubauen, das für die Erzählung so enorm wichtig ist. Hat er das erreicht, legt der Autor richtig los und es geht ans Eingemachte. Ein toller Roman, der jedem zu empfehlen ist, der postapokalyptische Settings im Stile von „Fallout“ und „Mad Max“ mag, auch wenn „Metro“ weiterhin unter der Erde spielt. Man darf gespannt sein, ob es noch weitere Bücher zu dieser Welt gibt. Wünschenswert wäre das auf jeden Fall.
Hintergrund-Infos:Interessant ist übrigens, wie es Dmitry Glukhovsky geschafft hat, sein Buch zu veröffentlichen, denn zunächst standen die Sterne überhaupt nicht gut für ihn. Zahlreiche Verlage hatten sein Manuskript (zu Metro 2033) damals abgelehnt und so nahm der Autor sein Schicksal selbst in die Hand und richtete mit www.m-e-t-r-o.ru seine eigene Website ein, auf der er seinen Roman Kapitel für Kapitel veröffentlichte. Die Besucher seiner Website gaben immer wieder Tipps und Kommentare ab und diese nahm sich der Autor zu Herzen und besserte seine Story mehr und mehr aus. Letztendlich wurden durch den Erfolg der Website doch einige Publisher auf das Buch aufmerksam und so erhielt der Autor dann eine echte Veröffentlichung. Anfang nächsten Jahres soll dann auch endlich das Spiel zum Roman auf den Markt kommen, das seit einigen Jahren entwickelt wird. Natürlich ist es ein Ego-Shooter, denn das Buch ist quasi eine Ego-Shooter in literarischer Form. Allerdings wäre auch ein Rollenspiel in diesem Setting durchaus interessant gewesen. Ein paar Bilder zum Spiel gibt es in der Link-Sammlung. Bleibt also nur noch eine filmische Umsetzung, denn auch dafür hätte diese Reihe durchaus Potential.
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