Links zur Rezension Bereits im frühen 19. Jahrhundert veröffentlichte Mary Shelley die heute weltberühmte Horrorgeschichte um das Monster von Dr. Frankenstein. Seither hat es viele Adaptionen und Variationen gegeben. Auch der moderne Horror-Meister Dean Koontz hat sich der Thematik angenommen und den Horror-Klassiker gänzlich neu aufgezogen und anders interpretiert. Nachdem die Geschichten in Romanform erschienen sind, gibt es nun auch eine Comic-Adaption.
Inhalt:Ein bizarrer Serienmörder treibt im modernen New Orleans sein Unwesen. Scheinbar tötet er ohne jedes Muster und macht dabei keine Unterschiede zwischen Männer und Frauen. Jedem seiner Opfer raubt er ein anderes Körperteil oder Organ und das teilweise ganz ohne Narkose. Detective Carson O’Connor und ihr Partner Michael Maddison tappen schnell im Dunkeln, bekommen aber plötzlich Hilfe von einer sehr mysteriösen Gestalt, die sich selbst Deucalion nennt. Deucalion scheint das legendäre Monster von Frankenstein zu sein und will nun seinen irren Schöpfer Victor Helios zur Strecke bringen, der scheinbar indirekt etwas mit den Morden zu tun hat, denn Deucalion ist nicht die einzige Kreatur, die Victor geschaffen hat. Viel mehr steckt dahinter und die beiden Detectives und auch Deucalion tauchen in eine albtraumhafte Welt ein …
Schreibstil & Artwork:Chuck Dickson (Batman, Moon Knight, Punisher War Zone) ist für die Adaption der Romanvorlage von Dean Koontz und Co-Autor Kevin J. Anderson ins Comicformat verantwortlich und man merkt schnell, dass der Autor ein alter Hase im Geschäft ist, denn der Comic geht locker von der Hand und liest sich spannend und anspruchsvoll. Die Dialoge sind ausgefeilt und erklären das Geschehen sehr gut. Die gesamte Story ist schön dynamisch und wird tiefgreifend erzählt. Gerade bei den verschiedenen Charakteren merkt man das sehr gut, allen voran beim Frankensteinmonster Deucalion und dem nach Perfektionismus strebenden Victor Helios. Die Story ist dabei überzeugend und fesselnd und sorgt für Kurzweile. Koontz geht mit seiner Frankenstein-Interpretation dabei aber deutlich andere Wege als seinerzeit Mary Shelley, denn hier ist nicht die erschaffene Kreatur das Monster, sondern vielmehr der Schöpfer Dr. Frankenstein (in Form von Victor Helios), der mit seinen Kreationen ein viel höheres Ziel anstrebt. Das allein macht die Geschichte schon interessant, denn sie ist nicht einfach ein weiterer Frankenstein-Klon, sondern, auch wenn thematisch an das Original angelehnt, eine sehr eigenständige Erzählung, die mit vielen Wendungen und Überraschungen glänzen kann. Koontz, der nun mal die grundlegende Story in Romanform geschrieben hat, verpackt seine Story dabei geschickt in eine Ummantelung voller Horror und Grauen, kein Wunder, denn der Autor ist für sehr derbe Geschichten bekannt und hat sich über viele Jahre damit einen Namen gemacht. Sein Frankenstein geht dabei wieder in die richtige Richtung und lässt einem die Nackenhaare aufrichten. Wie die Story letztendlich ausgeht, kann man derzeit allerdings noch nicht abschätzen, denn „Das Gesicht“ ist der Auftakt zu einer Trilogie, es folgen also noch weitere Bände und dementsprechend bleiben auch viele Fragen und Mysterien einfach noch offen. Gut so.
Gezeichnet wurde Frankenstein von Brett Booth, der sich seit den 90ern mit Werken wie Backlash und später auch Anita Blake: Vampire Hunter einen Namen gemacht hat. Sein Stil gehört zweifelsohne zu den modernen Varianten, die Mitte der 90er mehr und mehr aufkamen und für Furore sorgten. Im Zuge von Spawn, Witchblade und ähnlichen Reihen damals tauchte nach und nach eine ganz neue Riege an Comic-Künstlern auf, zu denen eben auch Booth gehörte. Seine Artworks sind atemberaubend detailliert und dabei zumeist sehr dynamisch inszeniert, wenn dem einen oder anderen Panel auch ein wenig mehr Bewegung nicht schaden könnte. Dennoch sind die Illustrationen wunderschön und überzeugen auf ganzer Linie, passen vor allem aber sehr gut zur Handlung des Comics und bringen das Grauen, das diese vermittelt, sehr gut herüber. Auch die Kolorierung zeigt sich mit sehr satten und kräftigen Farben von einer sehr guten Seite, könnte aber generell auch etwas düsterer sein, was etwas besser zum Setting passen würde. So oder so überzeugen die Artworks und präsentieren die Horrorgeschichte in einem tollen Licht.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungDas 128-seitige Softcover kommt in der üblichen, sehr guten Qualität, die man von Panini-Produkten schon lange gewohnt ist. Druck, Bindung und auch die Qualität des Papiers wissen ebenso zu überzeugen wie die Übersetzung aus dem Amerikanischen. Extras gibt es bis auf eine kleine Cover-Galerie keine.
Fazit:Dean Koontz liefert mit seiner Frankenstein-Interpretation eine ganze eigene Version des Klassikers ab, die auf jeden Fall kurzweilig ist und dabei ansprechend präsentiert wird. Die Comic-Adaption der Romanreihe ist dabei gut gelungen und zeigt eine Comicgeschichte mit vielen Überraschungen und Wendungen. Außerdem ist die Story schön düster und gruselig und ganz in typischer Koontz-Manier auch mit ein paar ordentlichen Splattereinlagen ausgestattet. Die Artworks sind ansprechend schick und zeigen sich von einer sehr detaillierten Seite. Teilweise wirken sie aber etwas zu kräftig koloriert für das düstere Setting. Alles in allem ist „Dean Koontz Frankenstein“ ein guter Horror-Comic, der für ein paar gute Lesestunden während der kalten Wintertage geeignet ist. Allerdings fehlt dem ersten Band das berühmte I-Tüpfelchen, um wirklich absolut klasse zu sein. Aber was nicht ist, kann ja noch mit den nächsten Bänden werden.
|
||||||||||||||||||||||