Links zur Rezension InhaltIn der von Jenny-Mai Nuyen entworfenen Welt „Feenlicht“ gibt es neben den herkömmlichen Energiequellen auch noch eine, die magische Kräfte besitzt: Lirium. Diese Substanz entwickelt sich im Kern der Welt, um dann zur Erdoberfläche hoch zu steigen und letztlich als Lebensbringer durch seine magische Kraft Menschen, Tiere und Pflanzen erst „existieren“ zu lassen. Doch Lirium dient den Menschen auch als ganz normaler Rohstoff, beispielsweise als Lichtquelle. Die exzessive Nutzung durch die Menschen hat Lirium allerdings zu einem äußerst knappen und begehrten Rohstoff werden lassen und der Abbau hat seine Spuren auf der Welt hinterlassen, da in einigen Landstrichen der Mangel an Lirium zum Sterben des ehemals lebendigen Landes führte. Nun, da es immer weniger Lirium gibt, wird das Leben vieler Menschen anstrengender und die Suche nach dem begehrten Rohstoff immer aufwändiger und gefährlicher.
Ein weiterer wichtiger Aspekt in „Feenlicht“ ist die „lebendige“ Erde, die sich bewegt, arbeitet, sich zu Bergen türmt, um im nächsten Moment wieder zu einem Krater werden und Menschen, die sich ohne den Schutz eines magischen Amulettes (einem sogenannten „Feenlicht“) durch sie bewegen, verschlingen kann.
So viel zunächst zu der exotischen Welt von „Feenlicht”, in der sich die Geschichte um die Sturmjägerin Hel dreht, ein halbblindes Mädchen das als Findelkind von Zwergen an Kapitän Gharra, einen Sturmjäger, verkauft wurde. Menschenhandel ist zwar grundsätzlich verboten und unter den Sturmjägern sogar verpönt, doch Hel besitzt eine seltene Gabe: Sie kann die begehrten Liriumstürme, hinter denen die Sturmjäger her sind, als schimmerndes Licht „sehen“ und so das Sammeln des begehrten Liriums wesentlich erleichtern. Da es immer weniger Lirium gibt und die Sturmjäger gezwungen sind, immer weitere und gefährlichere Reisen zu unternehmen, bedeutet Hel für die Mannschaft einen wahren Segen, macht es doch die Expeditionen des Luftschiffes „Schwalbe“ um einiges einfacher.
Aus dem gekauften Findelkind entwickelt sich ein genügsames, bescheidenes, stilles Mädchen, welches Kapitän Gharra letztlich als ihren Vater und die Mannschaft der „Schwalbe“ als ihre Familie betrachtet. Nicht zuletzt Dank ihrer Gabe entwickelt sich die „Schwalbe“ im Laufe der nächsten Jahre zu einem der erfolgreichsten Sturmjäger-Schiffe, bis es überraschend in der Nähe der Kauenden Klippen (einem Gebirgszug) in einen urplötzlich auftauchenden Sturm gerät und abstürzt. Seltsamerweise hat nur Hel den katastrophalen Absturz überlebt und wird in der Wüste von einem mysteriösen jungen Mann gerettet. Dieser kümmert sich um die Verletzungen von Hel, doch weder kann sie in Erfahrung bringen, woher der Fremde kommt noch, wie er überhaupt heißt. Doch eins weiß Hel mit Sicherheit: der Unbekannte (dessen Namen - Mercurin - man erst im späteren Verlauf der Geschichte erfährt) besitzt besondere magische Gaben, da er ohne Probleme Wasser aus dem trockenen Boden der Wüste beschwören kann und auch dazu in der Lage ist, eine magische Wesenheit namens Lymaerus herbei zu rufen.
Nachdem Hel wieder bei Kräften ist, machen sich die beiden auf den Weg nach Har’punaptra, der Hauptstadt der Zwerge und des Handels. Von dort aus möchte Hel nach Aradon weiterreisen, um den dort ansässigen Magiern von den seltsamen Vorkommnissen und dem Schicksal der „Schwalbe“ zu berichten, da das Schiff der Sturmjäger nicht zuletzt Eigentum der Magier war. Die Wege von Hel und ihrem Begleiter trennen sich allerdings in Har’punaptra – sehr zum Missfallen von Hel, die diesem seltsamen Unbekannten sehr zugetan ist.
Doch Hel trifft in Har’punaptra auf andere Sturmjäger, die hier Halt machen, da die komplette Flotte angewiesen wurde, sich in Aradon einzufinden. So reist sie an Bord der „Schwalbe“ ihres Freundes Nova, dem Sohn des Sturmjägers Nord, weiter nach Aradon, um den Magiern Bericht zu erstatten. In Aradon angekommen erfahren die Sturmjäger vom Magierrat, dass nicht nur die „Schwalbe” von dem Sturm betroffen war – insgesamt fünf Schiffe der Flotte sind abgestürzt und scheinbar kamen sogar ganze Dörfer zu Schaden. Der Magierrat möchte diese seltsamen und dramatischen Vorfälle gerne aufklären. Bis dahin wird die gesamte Flotte der Sturmjäger stillgelegt, um weitere mögliche Verluste zu vermeiden. Nicht zuletzt wegen ihrer Gabe, wird Hel von den Magiern gebeten gemeinsam mit dem Magier Olowain, dem Sturmjäger Nova (der sich eher unfreiwillig der Gruppe anschließt) und einer Handvoll Söldner aufzubrechen, um den Urheber dieser Katastrophe ausfindig zu machen. Gemeinsam machen sich diese zum Teil recht ungleichen Weggefährten auf eine überaus gefährliche und anstrengende Reise, die sie zunächst in die Küstenstadt Moia führt, um von dort aus weiter nach Pellinor zu reisen.
Standen zu Beginn noch die Isen (ein Volksstamm, der ursprünglich südlich des Festlandes auf einer Inselgruppe lebt, deren Bewohner zum Teil aber vor Jahrzehnten als Sklaven für den großen Krieg verschleppt wurden) in Verdacht, hinter den Geschehnissen zu stehen, stellt sich bald eine ganz andere Befürchtung ein: Dämonen scheinen rücksichtslos im Land zu wüten und zerstören Dörfer und töten Menschen. Diese zu finden und zu töten ist allerdings nicht einfach, zumal der Lebensretter von Hel, der mysteriöse Mercurin, mehr mit den Dämonen zu tun haben scheint, als es Hel recht ist. Unvermittelt steckt Hel mitten in einigen dramatischen Ereignissen – und dass sie sich in den mysteriösen Unbekannten verliebt hat, zwingt sie bald zu einer sehr schweren Entscheidung.
Über die AutorinDie deutsche Fantasieschriftstellerin Jenny-Mai Nguyen wurde am 14.03.1988 in München als Tochter eines vietnamesischen Vaters und einer deutschen Mutter geboren. Als großer Fantasy-Fan hat Jenny-Mai Nguyen alles verschlungen, was es an literarischen Vorbildern in diesem Bereich gibt: von Lloyd Alexander über Michael Ende bis zu Jonathan Stroud und Christopher Paolini. Und so wundert es auch nicht, dass sie bereits im Alter von dreizehn Jahren ihren ersten eigenen Roman verfasste - für das 360 Seiten umfassendes Debüt bedauerlicherweise aber keinen Verlag fand. Absage auf Absage folgte, bis sich schließlich (und glücklicherweise) ein Verlag fand. Auf Anraten ihres Verlages veröffentlicht sie ihre Bücher – nicht zuletzt der einfacheren Aussprechbarkeit wegen – unter dem Künstlernamen Nuyen.
Jenny-Mai Nguyen studiert seit 2006 Filmwissenschaft an der New York University und wohnt in New York, Florenz und München. Ihr Debütroman war „Nijura – Das Erbe der Elfenkrone“, der sich zwischenzeitlich über 100.000 Mal verkauft hat, doch auch die nächsten drei Bücher sollten ein Erfolg werden: „Das Drachentor“, „Nocturna - Die Nacht der gestohlenen Schatten“ und „Rabenmond - Der magische Bund“. Mit „Feenlicht“ legt sie den ersten Band der Trilogie „Die Sturmjäger von Aradon“ vor.
FazitDie Autorin lässt sich zu Beginn des Buches sehr viel Zeit ihre Protagonisten Hel zu entwickeln und die Welt von „Feenlicht“ auszubreiten. Dabei nimmt der Leser den Blickwinkel von Hel ein und erfährt nur Dinge über die Welt, die Hel selbst weiß (oder zumindest zu wissen scheint). Insofern hält sich die Autorin geflissentlich mit Erläuterungen zum Hintergrund der Welt von „Feenlicht“ zurück und überlässt manches erst einmal der Fantasie des Lesers. Der Einstieg mag vielleicht zu Beginn einige Längen aufweisen, doch hier schlägt wohl die Konzeption der Geschichte als Trilogie durch, die sich insgesamt etwas Zeit lassen möchte, um sich zu entwickeln. Doch Charaktere, die im Verlauf der Geschichte auftauchen, besitzen (neben der Protagonisten Hel) ein gehöriges Maß an Tiefgang und sind überwiegend recht passend und stimmig entwickelt. Neben der Figur von Hel wird ihnen ausreichend Platz geschaffen, so dass sie mehr als bloße Staffage für die Handlung sind, sondern den Leser unterhalten. Dabei wirken manchmal einige der Nebencharaktere zwar etwas zu plakativ und erfüllen eigentlich nur leidlich die üblichen Klischees eines Fantasy-Romans, aber das fällt hier insgesamt nicht sonderlich schwer ins Gewicht.
Wenn die Geschichte dann allerdings nach der Ankunft in Har’punaptra langsam ihren Fokus auf die Magier und den Stamm der Isen richtet, gewinnt die Sache wesentlich an Fahrt und die sich nach und nach abzeichnende Rebellion der Isen unter der Führung von „Mutter Meer“ und einige andere Ereignisse und Begebenheiten (an dieser Stelle sei nicht zu viel verraten) machen das Buch wirklich bis zum Schluss zu einem recht kurzweiligen Vergnügen, bis sich natürlich die Handlungsstränge der einzelnen Akteure zu einem recht gelungenen Abschluss des ersten Bandes verbinden.
Sprachlich dürfte die Autorin aus dem großen Heer der deutschsprachigen Fantasy-Autoren hervorstechen, da sie eine äußerst bildhafte Sprache verwendet, die sich als stilsicher und (trotz einiger Längen in der Geschichte selbst) nie als langweilig oder bieder herausstellt. Immer wieder schafft sie es, mit ihren gelungenen Beschreibungen den Leser für sich einzunehmen - aber dies dürfte wahrscheinlich ohnehin einer der Gründe für den bislang großen Erfolg der Bücher von Jenny-Mai Nguyen gewesen sein.
Auch wenn vielleicht die Zielgruppe eher jugendliche (oder jung gebliebene Leser) sind, war dieser Roman für mich persönlich ein recht schönes und angenehmes Lese-Erlebnis, da ich mich von der ersten bis zur letzten Seite recht gut unterhalten gefühlt und einen Handlungsrahmen vorgefunden habe, der neugierig auf die nächsten Bände der Trilogie macht.
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