Links zur Rezension InhaltIn Begleitung von Elide macht sich der Unbekannte auf die weitere Reise und auf die Suche nach seiner Frau Madalis in den gigantischen Weiten des Narrenturms. An einem Brunnen trifft Elide auf einen älteren Mann, dem nicht zuletzt der Unbekannte dreimal hintereinander das Leben rettet, obwohl er sich umbringen wollte. Nach seiner Rettung stellt sich der Mann als Meister Borlan heraus, Meister der Ebene des Wassers der Ergossenen Seelen. Dieser wollte eigentlich der Tradition gemäß seine Kräfte und seinen Titel an seine Tochter übergeben, doch diese wurde getötet. Er ist verzweifelt, da er nicht weiß, an wen er jetzt sein Wissen weitergeben soll. Angesprochen auf Madalis und die Suche nach einem Sanodath reagiert Borlan allerdings sehr unwirsch und läuft schnell vor den Gefährten davon.
Erschöpft von seiner Rettungsaktion um Borlan und unter dem Einfluss von Sogrom nimmt Amodef wieder Kontakt mit dem Unbekannten auf und schlägt ihm einen Handel vor: Falls er Amodef hilft, an Informationen heranzukommen, die er sich nicht selbst beschaffen kann, wird er helfen, Madalis wieder zu finden.
Amodef ist fasziniert von dem Unbekannten ohne Namen, der gänzlich anders unter dem Einfluss von Sogrom reagiert, und so erzählt er dem Unbekannten einiges über seinen bisherigen Verbleib im Narrenturm und wie es letztlich dazu kam, dass er die absolute Verkörperung des Sogroms ist. Zwei unterschiedliche Gruppierungen teilen sich dabei die Freuden des Sogroms: Die Sanodath benutzen es, um sich in Stimmung für ihren suizidären Wahnsinn zu bringen. Die Sogromzüchter – die als Totengräber von Torinth fungieren – hingegen bauen das Sogrom an, da es in ihnen eine Liebe zu allem Morbiden erweckt. Amodef erzählt auch, die Frau des Unbekannten habe sich den Sanodath angeschlossen. Er selbst habe sie bei ihrer Ankunft in der Pfahlstadt erspäht, die sich am See der Ergossenen Seelen befindet und am Rande der Gräber liegt, welche die Grenze zum Gebiet der Sogromzüchter markiert. Doch ab diesem Ort verliert sich ihre Spur ins Unbekannte. Mit dieser wichtigen Information machen sich die Gefährten weiter auf den Weg in die Pfahlstadt, wo sie der Spur von Madalis nachgehen wollen.
Die Suche gestaltet sich aber in Pfahlstadt schwieriger als zunächst gedacht, und so sind die Gefährten froh, als sie schließlich in Erfahrung bringen können, dass Madalis bei einem Mann namens Mezühl gelebt hat. Als dieser schließlich gefunden und befragt werden kann, schildert Mezühl, er habe Madalis die Scheune neben seinem Haus überlassen, doch war sie eines Tages verschwunden. Die Gefährten untersuchen die Hinterlassenschaften von Madalis in der Scheune, und dem Unbekannten wird klar, was Madalis antreibt. Die ganzen technischen Geräte deuten darauf hin, dass sie weiter damit beschäftigt ist, ihren ehemaligen Forschungen nachzugehen. Doch Madalis hatte scheinbar noch andere Kontakte, da sie sich gelegentlich mit Lank-Milo, Mezühls Bruder, traf, der ein Sanodath wurde.
Dem Unbekannten gelingt es, Lank-Milo abends zu stellen, um mit ihm über Madalis zu sprechen. Im Verlauf des Gespräches stellen sich einige neue Hintergründe heraus, die Madalis dazu angetrieben haben, mit den Sanodath zusammen zu arbeiten. Scheinbar ist es ihre Arbeit an der berühmten Theorie von Vhorn und dem Streben nach Unsterblichkeit.
Lank-Milo führt die Gefährten zu dem riesigen Friedhof, da er von dem Unbekannten dazu genötigt wird, ihn zu Madalis zu bringen. Doch die Reise über die riesige Anlage wird jäh unterbrochen, da Sogromalgen die Vandalenliga angelockt haben. Diese wollen die Algen zerstören und zeigen sich erfreut, Lank-Milo wieder zu sehen, um an ihm ein Exempel zu statuieren – doch bevor es soweit ist, erscheinen Sogromzüchter und es kommt zu einem großen Kampf zwischen den beiden Fraktionen. Die Züchter gewinnen den Kampf und nehmen die Gefangenen, unter ihnen auch die Gefährten, mit sich, damit diese in steinerne Särge verpackt als Nahrung für Algen dienen, um neues Sogrom zu produzieren. Und so scheint es, als würde die Suche nach Madalis ein finsteres und nasses Ende als Futter für die Algen finden...
Schreibstil & Artwork:Nicolas Fructus studierte an der renommierten Kunsthochschule Emile Cohl in Lyon und entwickelte nebenbei auch ein kreatives Talent im Design von Videospielen oder im Bereich der Filmanimation. Er ist seit 1997 der künstlerische Direktor der Firma Arxel Tribe, die neben der Entwicklung von Adventuregames zurzeit ein weiteres Standbein im Rollenspielbereich aufbaut.
Nicolas Fructus selbst dürfte einer der talentiertesten „Infographisten“ unserer Zeit sein: Er hat zahllose Illustrationen für Presse- und andere Printmedien entworfen und mit namhaften Künstlern wie z.B. Moebius bei der Umsetzung des PC-Games „Pilgrim“ oder mit Druillet bei „Ring“ zusammen gearbeitet. Das Colouring des Comics „Bouncer“ übernahm er an der Seite von François Boucq, ebenso oblag ihm unter anderem die Mitarbeit beim Bühnenbild und dem Figurendesign des Films „Arthur und die Minimoys“.
Neben seinen zahlreichen beruflichen Verpflichtungen ist es Fructus nunmehr gelungen sowohl als Autor als auch als Zeichner mit seiner alleinigen Schöpfung „Thorinth“ endlich auch in Deutschland in Erscheinung zu treten. Er selbst hat sich mit diesem ambitionierten Erstlingswerk, dessen erster Band bereits 2002 in Frankreich erschienen ist, viel vorgenommen, wobei die erste Herausforderung in Frankreich bereits gelungen ist, da der hoch geschätzte Verlag „Les Humanoides Associes“ die Reihe verlegt hat. Die auf insgesamt fünf Bände ausgelegte Reihe liegt im Mutterland der frankobelgischen Comics bereits komplett vor und soll bei uns in der gewohnt schnellen Art des Splitter Verlags in einer entsprechend hochwertigen Ausführung veröffentlicht werden.
Die künstlerische Qualität des Comics bewegt sich auch im zweiten Band weiterhin auf sehr hohem Niveau und kann alleine schon durch ihre sehr saubere formale Gliederung überzeugen. Die Panels stehen fein in Reih und Glied und bilden ordentliche Zeilen mit einem größeren, in klassischem Weiß gehaltenen Gutter. Auf aufwendige panelübergreifende Bilder oder ähnliche künstlerische Experimente hat Fructus verzichtet, dafür begeistern immer wieder die oftmals großformatigen Bilder den Betrachter, die vor überbordender Detailfreude und grandioser Kolorierung nur so strotzen.
Fructus lässt mit seinen aufwendig gestalteten und farbenprächtigen Bildern insgesamt das Herz des Betrachters höher schlagen. Großformatige Panorama-Panels wechseln sich mit Close-ups der handelnden Charaktere ab, wobei die Darstellung der Mimik und Gestik der Charaktere im Gegensatz zum ersten Band nunmehr wesentlich klarer ist, so wie Fructus auch in der Farbgestaltung etwas mehr Mut für härtere Kontraste an den Tag zu legen scheint.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungIn Sachen Qualität gibt es beim Splitter Verlag selten etwas Negatives zu sagen. Falls doch, so bewegt sich diese Kritik allerdings auf sehr hohem Niveau. In Sachen Verarbeitung gibt es an dem Hardcoverband nichts zu bemängeln und auch die Übersetzung von Tanja Krämling ist stimmig. Meine Kritik an der Übersetzung der Bezeichnung für die kleinen Tierchen, die den Turm bevölkern, mit dem Wort „Schnuffel“ habe ich bereits beim ersten Band abgegeben. Und es ist sicherlich Gejammer auf hohem Niveau, wenn ich an dieser Stelle vielleicht fehlendes Bonusmaterial anprangere, wie beispielsweise Skizzen aus dem Storyboard oder vielleicht noch einige erklärende Worte von Fructus selbst über die Hintergründe seiner Geschichte. Aber es erscheinen ja noch drei Bände und vielleicht tut sich da ja noch etwas.
FazitBereits der erste Band hat mich vollends überzeugt und so war ich neugierig auf die Fortsetzung dieser aberwitzigen Geschichte. Umso erstaunter war ich nunmehr, als meine Erwartungen mit dem zweiten Band nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen wurden. Hat sich Fructus bereits im ersten Band mit wilden Ideen ausgetobt, so setzt er noch einmal einen drauf und weiß den Leser mit bizarren Figuren und Geschehnissen zu konfrontieren, die man selten in so geballter Form in solch einer geradezu extravaganten Geschichte versammelt sieht. Und noch schöner – die Geschichte und deren Handlung leidet keinen Deut darunter. Vielmehr erreicht die seltsame Suche der ungleichen Gefährten in dem Turm ein neue, fast schon philosophisch anmutende Tragweite, die sicherlich manchmal sperrig und nicht immer leicht verständlich ist. Für mich persönlich eine absolute Kaufempfehlung für Leser, die bizarre und wilde Geschichten im Bereich der Phantastik suchen, die sowohl inhaltlich als auch gestalterisch absolut auf hohem Niveau sind.
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