Links zur Rezension Neuauflagen und Remakes sind derzeit nicht nur in Hollywood "in". Ganz im Gegenteil, denn das Comic-Geschäft boomt schon seit einigen Jahren mit Neuauflagen von alten Klassikern. Von "Conan, der Barbar" über "The Spirit" bis hin zum vorliegenden Jonah Hex. Dabei ist Hex erstmalig 1972 in der zehnten Ausgabe von "All-Star Western" aufgetaucht und hatte schnell eine große Fangemeinschaft um sich geschlossen. Justin Gray und Jimmy Palmiotti haben sich den Kopfgeldjäger im Jahre 2006 vorgenommen und ganz neue Geschichten um den einsamen Helden geschrieben. Der vorliegende erste deutsche Sammelband umfasst die ersten sechs US-Hefte der Western-Reihe.
Inhalt:Sechs abgeschlossene Geschichten umfasst dieser Band und so erlebt Jonah Hex auch sechs verschiedene Abenteuer. In einer Geschichte begibt er sich auf die Fährte eines Kindes-Entführers, der die Jungs gegen blutrünstige Kampfhunde antreten lässt. "Kugeln aus Silber, Kreuz aus Gold" führt den Westernhelden auf die Spur einer Bande, die ein heiliges goldenes Kreuz geraubt haben. In "Auge um Auge" trifft Jonah auf die Apachen, die Vergeltung suchen. Der Kopfgeldjäger sorgt dafür, das die Indianer diese auch bekommen. Außerdem erlebt Jonah noch drei weitere Abenteuer, die es in sich haben.
Zu Story, Schreibstil & Artwork:Western-Stories scheinen in den letzten Jahren im Comic-Bereich wieder sehr in Mode gekommen zu sein, denn nicht umsonst erfreuen sich Serien wie "Preacher" und "Loveless " sehr großer Beliebtheit. Auch "Jonah Hex" geht da ähnliche Wege, denn hierbei handelt es sich um einen waschechten Western-Comic, der all das hat, was man vom Western-Genre her kennt. Da Jonah Hex wie bereits erwähnt seinen Ursprung in den frühen 70ern hat - zu einer Zeit als Western noch sehr klassisch waren und nicht so realistisch dargestellt wurden wie es heutzutage zumeist der Fall ist (siehe beispielsweise die TV-Serie "Deadwood") - ist die Machart schon sehr klischeebehaftet. Ein einsamer, knallharter und leicht entstellter Outlaw, der die Staaten durchstreift und für Vergeltung und Gerechtigkeit sorgt. Dabei hinterlässt er einen Haufen Leichen, die natürlich immer die bösen Buben sind. Interessanterweise hat Jonah Hex dabei (mal abgesehen von der entstellten Gesichtshälfte) eine unübersehbare Ähnlichkeit zu Western-Legende Clint Eastwood. Naja, soviel zur Grundstory der Reihe. Palmiotti und Gray haben aber mehr daraus gemacht und haben Jonah Hex offensichtlich in das neue Jahrtausend verfrachtet (auch wenn ich die ursprünglichen Geschichten aus den 70ern nicht kenne), denn die Themen der sechs feilgebotenen Geschichten haben es durchaus in sich und behandeln kritische Bereiche aus der damaligen Zeit. Dabei zeigen sie die bösen Machenschaften der Fieslinge ungeschönt und äußerst brutal und auch die eine oder andere Wendung im Plot ist dabei schon sehr heftig und lässt den Leser durchaus schlucken. Die sechs Geschichten werden dabei sehr ansprechend in kurzen Episoden mit eigenen Titeln präsentiert, die das Western-Flair unterstützen. "Jonah Hex" ist dabei knallhart inszeniert und macht durchweg Spaß, was nicht zuletzt am düsteren Touch liegt, das den Comic durchweg durchzieht. Die Geschichten sind spannend und kurzweilig und wissen zu gefallen, vor allem da sie einen sehr ernsthaften Grundton haben.
Auch von der zeichnerischen Seite her weiß Jonah Hex zu überzeugen. An den sechs Geschichten haben zwei Zeichner gearbeitet, wobei in diesem Fall fünf Stories aus der Feder von Luke Ross stammen und nur eine von Tony Dezuniga. Das ist gut so, denn Ross' Artwork ist einfach eine Wucht und zeigt Jonah Hex von einer atemberaubend schicken und ansprechenden Seite. Das liegt daran, das Ros einen sehr sauberen und detaillierten Zeichenstil hat, der viele Feinheiten bietet und dabei noch sehr passend koloriert ist. Saubere und kräftige Konturen runden dabei das hervorragende Gesamtbild ab. Die Artworks von Dezuniga sind hingegen deutlich dreckiger und wirken krakeliger und gefallen mir persönlich nicht ganz so gut. Zum Glück ist aber der Großteil des Heftes mit Ross Artworks gesegnet und so macht das Comic von vorne bis hinten sehr viel Spaß.
Qualität & Ausstattung:Die Produktionsqualität des Bandes ist wie Panini üblich sehr gut und gibt keinen Anlass zum meckern. Der Sammelband umfasst 148 Seiten im US-Format und beinhaltet die ersten sechs US-Hefte der Serie aus dem Jahre 2006. Extras gibt es keine.
Fazit:Auch wenn "Jonah Hex" eine Neuauflage einer Comic-Reihe aus den 70er ist - oder gerade deswegen - weiß diese neue Westernserie doch sehr zu gefallen. Das liegt wohl aber auch daran, das es sich hier nicht einfach um einen Reprint handelt, sondern um komplett neue Geschichten, die von zwei sehr renommierten Autoren und einem ebenso erstklassigen Zeichner umgesetzt wurden. Dabei hat die Westernserie um einen eher klischeehaften einsamen Kopfgeldjäger einen sehr dunklen Unterton und zeigt diese Zeit von einer sehr realistischen Seite. Die sechs abgeschlossenen Stories sind dabei sehr spannend und kurzweilig inszeniert und machen durchweg Spaß. Auch seitens der Artworks ist Jonah Hex eine Wucht und sieht einfach toll aus. "Jonah Hex 1 - Zeit zu sterben" ist auf jeden Fall etwas für Western-Fans, die brutale und ungeschönte und vor allem moderne Outlaw-Geschichten mögen, die nicht so derbe Klischees erfüllen, wie die Western-Filme und Geschichten aus den 60er und 70ern. Jonah Hex ist ganz klar der Auftakt zu einer sehr viel versprechenden neuen Western-Reihe. Bleibt zu hoffen, das davon noch mehr kommt.
Info: In Kürze ist Jonah Hex auch auf der großen Leinwand zu sehen.
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