Links zur Rezension InhaltBevor die eigentliche Handlung des Romans beginnt, gibt es für den Leser zunächst eine Blick zurück in die lange Geschichte der Ewigen sowie über die drei großen Kriege, die im Laufe der Jahrtausende im Kampf gegen die Finsternis entbrannten. Doch die ursprüngliche Freundschaft zwischen den Völkern der Ewigen und der Sterblichen scheint vorüber und das ehemals Goldene Zeitalter der Ewigen scheint sich langsam aber sicher einem bitteren Ende zu nähern, wenn es nicht gelingt, den gegenwärtigen großen Angriff der Goblins und Dämonen im Norden des Landes abzuwehren.
Vor diesem Hintergrund lernen wir den Protagonisten des Romans kennen: Lyannen, ein junger Halbsterblicher und Sohn von Hauptmann Vandriyan, einem der letzten überlebenden Ewigen. Bislang wurde Lyannen – im Gegensatz zu seinen Brüdern – nicht gestattet, in die Schlacht zu ziehen und so sieht er sich gezwungen, sein „langweiliges“ Dasein als Absolvent der Militärakademie in Dardamen, der Hauptstadt des Reiches der Ewigen, mit seinen Freunden zu fristen. Sehr zum Entsetzen seiner Eltern hat sich Lyannen in Eileen verliebt. In die Tochter von Myrachon, König der Ewigen. Eine absolut unstandesgemäße Liaison, da der König niemals einer solchen Verbindung seiner Tochter zustimmen würde. Doch – wie sollte es auch anders sein – diese Liebe ist stärker als alle gesellschaftlichen Konventionen.
Spätestens hier gewinnt die Geschichte an Schwung, da Lyannen und seine Freunde heimlich die Sitzung des Großen Rates belauschen, wobei sie allerdings erwischt werden. Lyannen erfährt bei dieser missglückten Aktion, man habe Eileen aus dem Palast entführt und an den Druidenstein im Norden des Landes verschleppt. Nun gibt es weder für Lyannen noch für seine Freunde ein Halten – sie bitten den Rat um die Erlaubnis Eileen zu retten. Ein fast aussichtsloses Unterfangen, doch eine geheimnisvolle Prophezeiung aus uralter Zeit ist es letztlich, die den Ausschlag dazu gibt, Lyannen und seine Freunde mit der Rettung der Prinzessin zu betrauen und so gibt der Rat nach und die Männer machen sich auf den Weg Richtung Norden – mitten in das umkämpfte Grenzgebiet.
Zusammen mit seinen Freunden Elfhall, einem Ewigen von edler Herkunft, Drymn, dem Sohn des Hohen Ratgebers Alvidrin, und Validen, dem Neffen des Königs, macht sich Lyannen und der „Bund der Rebellen“, wie sich die jungen Männer selbst nennen, mit dem Segen des Königs auf den Weg in das umkämpfte Gebiet im Norden, doch schon recht bald müssen die Gefährten erkennen, dass sie ihre Reise in große Gefahren führt und nicht mehr viel mit den jugendlichen Schwärmerein von epischen Schlachten und ruhmreichen Abenteuern zu tun hat.
Ein weiterer Handlungsfaden des Romans dreht sich Mardyan, einen Ewigen, der sich vor Gesellschaft zurückgezogen hat und mit seinem jungen Zögling Slyman scheinbar ziellos durch einsame Gebiete streift. Die Geschichte dieses ungleichen Paares erschließt sich nur sehr langsam und es dauert noch ganze eine Weile, bis sich Mardyan dazu entschließt, dass sich Slyman von ihm trennen soll, um seinen eigenen Weg zu gehen und sich dem Bund der Rebellen anzuschließen. Slyman, dessen eigene Vergangenheit im Dunklen liegt, macht sich auf den Weg, die Gruppe zu suchen und muss sich selbst einigen Gefahren stellen und trifft bei seiner Reise einen ganz besonderen Gefährten.
Die vier jungen Männer, die über keine sonderlich große Kampferfahrung verfügen und immer wieder von Selbstzweifeln ob ihres Vorhabens gequält werden, schlagen sich tapfer durch die für sie unbekannte Gebiete und lernen auf ihrem Weg neue Gefährten kennen, die sich ihnen anschließen – darunter auch Slyman, der nach einigen Umwegen und Abenteuern endlich die „Rebellen“ findet.
Doch auch die Charaktere im Lager der Finsternis werden nicht ausgelassen. Während Eileen in einem magischen Käfig in einer anderen Dimension gefangen ist, lernt der Leser Gylion kennen, den Herrn der Finsternis, bei dem es sich um einen jungen Mann handelt, der Rache für den Tod seines Vaters nehmen will. An seiner Seite steht der recht eigensinnige Feuerdämon Scrubb, der vornehmlich in seiner menschlichen Gestalt in Erscheinung tritt und den Zweifel an Richtigkeit des Krieges von Gylion antreiben, die letztlich noch für einige andere, unvorhergesehene Ereignisse sorgen sollen.
Und so nähert sich der Bund der Rebellen – mit einigen unwillkommenen Unterbrechungen, aber auch neuen Freunden – langsam dem Druidenkreis. Doch auch noch andere Ereignisse und Verwicklungen finden ihren Platz in dem opulenten Reigen von Akteuren, bis sich schließlich einige lose Fäden der Geschichte schließen. Über die AutorinChiara Strazzulla wurde 1990 in Syrakus auf Sizilien geboren. Bereits mit 13 Jahren hatte sie erste Ideen für die Fantasy-Saga „Dardamen“, mit 15 fing sie an, die ersten Seiten der Geschichte im Stil von „Der Herr der Ringe" zu schreiben und mit 16 beendete sie den gewaltigen Roman, den sie letztlich mit 17 gedruckt und in Buchform in Händen hielt. Veröffentlicht wurde der Roman von „Einaudi“, einem der renommiertesten italienischen Verlage. Das sorgte nicht zuletzt auch in den italienischen Feuilletons für großes Aufsehen, da „Einaudi“ bis zu diesem Zeitpunkt keinen einzigen Fantasy-Roman publiziert hatte und sich nunmehr - begeistert von dem Erfolg von „Dardamen“ - an ein neues Verlags-Genre heran wagte. Der Roman „Dardamen“ ist allerdings nicht das einzige „Werk“ von Chiara Strazzulla. Bereits als Teenager wurde sie für einige kleinere Erzählungen ausgezeichnet. Als leidenschaftliche Theater-, Kunst-, Literatur- und Fantasyliebhaberin war es für die Autorin sehr naheliegend nach ihrem Schulabschluss in Rom nunmehr in Pisa Literaturwissenschaften zu studieren. FazitRecht keck bedient sich die Autorin Chiara Strazzulla an Elementen und Motiven zahlreicher bekannter (und weniger bekannter) Klassiker der Fantasy-Literatur, insbesondere aber im Oeuvre von J.R.R. Tolkien und bekundet dabei dem geneigten Leser ganz offenherzig, ihr Roman sei eine tiefe Verneigung vor dem Werk und dem Schaffen des großen Meisters. Und das sein Werk an zahlreichen Stellen bei Strazzulla durchschimmert merkt man - sei es bei der Charakterisierung der Ewigen, die den Elfen von Tolkien sehr ähnlich sind oder der Stadt Dardamen, die eine nicht von der Hand zu weisende Ähnlichkeit mit Gondolin aufweist. Doch dies sollte ihr nicht zum Nachteil gereichen – im Gegenteil. Der Stoff aus dem Fantasy-Romane gemacht sind ähnelt sich letztlich immer wieder (wenn auch mit zahllosen Abwandlungen), da der zentrale Mittelpunkt dieser Geschichten immer im geradezu klassischen Kampf von Gut gegen Böse liegt. Insoweit dürfte sich unter anderem auch die Aussage der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ relativieren, die Chiara Strazzulla bereits als italienische Enkelin von Tolkien gefeiert hat.
Selbst aus diesem kritischen Blickwinkel heraus legt uns die junge Autorin einen altersbedingt durchaus anspruchsvollen Roman vor, der mit seinen beiden jugendlichen Figuren Lyannen und Slyman durchaus eine gewisse Realitätsnähe zu „normalen“ Teenagern mit ihren Sorgen und Nöten durchblicken lässt. Sie beschreibt ihre Charaktere alle recht genau und lässt ihnen genügend Platz, sich im Laufe der Geschichte zu entwickeln, so dass man die Handlungen und Beweggründe dieser unbedarften jugendlichen „Helden“ angesichts der gewaltigen Bedrohung nachvollziehen kann, ohne dass es an Glaubwürdigkeit mangelt.
Bei der Darstellung der Welt greift die Autorin zwar ein Stück weit auf bekannte Klischees des Genre zurück, dennoch schafft sie es, in ihren klaren Beschreibungen immer wieder eigene und sehr persönliche Akzente zu setzen und dem Leser eine glaubwürdige und in sich schlüssige Welt zu präsentieren, die nicht davor zurückschreckt auch banale Kleinigkeiten in ihre manchmal opulenten Beschreibungen aufzunehmen. Manchen Leser mag das vielleicht stören – mir hat es (trotz manchmal eintretender Längen) ganz gut gefallen, war es doch eine recht interessante Abkehr von der sonst oftmals im Fantasybereich vorherrschenden „Einheitsbeschreibung“ von Wald, Wiesen und Kreaturen.
Die Handlung des Romans ist von ihrem Grundkonzept recht einfach, aber leider auf seinen mehr als 800 Seiten auch auf unterschiedliche Handlungsstränge und Personen verteilt. Insofern scheint sich Strazulla manchmal selbst im Fortkommen ihrer Handlung zu bremsen, bis das Timing der Akteure schließlich passt und sie es schafft, die einzelne Fäden der Handlung miteinander zu verbinden.
Ein wenig erinnert mich das bereits oben ausgeführte dauernde Reden über das Alter der Autorin an Flavia Bujor, eine französische Schriftstellerin mit rumänischer Herkunft, die bereits mit 13 Jahren als Autorin des Fantasy-Jugendromans „Das Orakel von Oonagh" in Erscheinung trat. Eine wunderschöne kleine Geschichte einer überaus sprachgewandten jungen Autorin, von der man nach ihrem Debüt leider nichts mehr sah und hörte. Hoffen wir das Chiara Strazzulla dieses Schicksal erspart bleibt und im Sturm der überschwänglichen Kritiken nicht untergeht und der Leser noch weitere gut gemachte Romane von ihr erwarten darf.
Bei aller vorgebrachter Kritik (und vielleicht einem Hauch Polemik) muss ich aber gestehen von diesem Roman insgesamt recht angetan und gut unterhalten worden zu sein – vielleicht mag das auch ein wenig der Bonus für das „Debüt“ gewesen sein. Die Zielgruppe dieses Buches sind zweifelsohne jugendliche Leser und nicht unbedingt Veteranen des Genres, die auf der Suche nach geeigneter Lektüre im Fantasy-Bereich sind. Wer sich also einige recht vergnügliche Stunden mit einem angenehm zu lesenden Fantasy-Roman machen möchte, dürfte hier ganz gut aufgehoben sein – wer es allerdings etwas derber, dreckiger mit einem kräftigen Schuss Action mag, sollte besser nicht die Jugendbuchecke seiner Buchhandlung aufsuchen und sich vielleicht nach einer anderen Lektüre umschauen. |
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