Links zur Rezension Vorbemerkung:Mit „Die Meister von Feuer und Stein“ (MFS) erscheint ein umfangreiches Quellenbuch, welches sich einzig und detailliert mit dem ältesten Volk auf der Spielwelt MIDGARD, den Zwergen, beschäftigt. Seit seiner Ankündigung auf der offiziellen MIDGARD-Homepage ( www.midgard-online.de) hatten sich die Fans auf das Erscheinen dieses Quellenbuches gefreut. Wie für MIDGARD Produkte üblich, haben sich die Autoren alle erdenkliche Zeit genommen, um dem Thema möglichst gerecht zu werden. Welch umfassende Arbeit die Autoren abgeliefert haben, zeigt sich daran, dass zu viel Material für die geplante Hardcover-Version erstellt wurde. Um das liebevoll erarbeitete Material nicht unter den Tisch fallen lassen zu müssen, entschied man sich, den Spielern mit dem Hardcover-Buch die als essentiell erachteten Informationen an die Hand zu geben und den Rest in einen geklammerten Softcover-Ergänzungband (EB) zu packen, der dann separat, aber auch für verhältnismässig kleines Geld zu erstehen ist. Diese Rezension widmet sich primär dem Quellenbuch, wird aber auch punktuell auf den gleichnamigen Ergänzungsband eingehen. Meinem Exemplar des MFS lag ein Werkstattbericht bei, der auch auf der Homepage des Verlags zu lesen ist. Dieser Bericht des Autors über die realen Hintergründe, auf die bei der Erstellung des Buches und der Kultur der Zwerge Bezug genommen wurde, stellt einen idealen Einstieg in die Materie dar und wird von mir unbedingt zur Lektüre empfohlen, verrät der Artikel doch schon sehr genau, auf was man sich bei der Lektüre des Werkes einstellen muss. Das Buch:MFS erscheint als gebundenes Buch mit etwas über 270 Seiten. Wie gewohnt sind die Verarbeitung und die Materialien erste Klasse. Die Bindung ist bombenfest, die Innenseite der Umschläge ist mit einer kräftigen roten Papierschicht überzogen. Eine Landkarte, wie sie in manch anderen MIDGARD Produkten (zuletzt im ALBA Quellenbuch) zu finden war, fehlt allerdings. Layout und Druck orientieren sich an der etablierten „MIDGARD-Optik“: schwarz-weisser Druck, gute bis sehr gute Illustrationen und eine Zierborte auf drei von vier Seitenrändern. Das Layout ist durchgängig und erstreckt sich 1:1 auch auf den 64-seitigen Ergänzungsband.
Die vollfarbige Coverillustration ist beiden Bänden gemeinsam und für meinen Geschmack sehr gelungen: Gezeigt wird ein zwergischer Thronsaal, komplett mit Herrscher auf steinernem Throne, zwei typischen Zwergen-Wachen, Goldmünzen in einer Schatzkiste, einem Schmied und Werkzeug. Mein Urteil: atmosphärisch absolut stimmig. Der Inhalt: Ein Zwergen-Quellenbuch:Das Quellenbuch umfasst 9 Kapitel und einen Anhang. Dieser Inhalt findet auf 272 Seiten Platz. Nachfolgend wird kurz auf den Inhalt der einzelnen Kapitel eingegangen.
Nach einem kurzen Grußwort des Autoren Gerd Hupperich beginnt das Buch mit dem ersten Kapitel. An den Wurzeln der ZeitAuf 33 Seiten wird hier die Geschichte der Zwerge, beginnend mit ihrer Entstehung als erstem Volke auf MIDGARD, erzählt. Bereits in diesem Abschnitt treten viele zentrale Themen das erste Mal auf: das EIS, die Riesen-Kriege, das Verhältnis zu den Gnomen und Elfen etc. Auch bekannte Zwergenhelden der Geschichte werden hier erwähnt. Das Kapitel ist ein stimmungsvoller Einstieg in die Welt und das Glaubensbild der Zwerge, und vermittelt einen ersten Eindruck auf den Anspruch, den die Zwerge auf MIDGARD erheben. Die Völker der Zwerge„In allen Gebirgen MIDGARDS sind die Zwerge zuhause – das weiß jeder...“ So beginnt das zweite Kapitel, das auf 14 Seiten die Gemeinsamkeiten, aber auch die Unterschiede der verschiedenen Zwergengeschlechter beschreibt, die auf MIDGARD verteilt zu finden sind. Meine Hoffnung, mehr über die Chimaq, die Zwerge Nahuatlans, zu erfahren, wurde leider enttäuscht. Die wenigen Zeilen, die über diesen sehr ausgefallenen Zwergenstamm zu lesen sind, enden in einem Verweis auf das sehr alte MIDGARD-Quellenbuch „Im Banne des Mondjaguars“. Doch schon dort war nicht viel über dieses kleine Völkchen zu erfahren. Anders als zu erwarten, finden sich in diesem Kapitel keine Anpassungen von Spielwerten für die jeweiligen Zwergenvölker. Aber das würde ja auch zum MIDGARD Spielsystem nicht passen. Vielmehr gibt es Informationen über die verschiedenen Kulturen und die Reiche, die diese Kulturen begründet haben und beherrschen. Zwei Landkarten und einiges über Pflanzen und bekannte Städte sowie eine Auflistung der Zwergenkönige im Artross runden dieses Kapitel ab.
Anmerkung: Positiv fällt die Vernetzung mit anderen aktuellen MIDGARD Produkten auf, etwa der RUNENKLINGEN Einsteigerabenteuer. So wird auch im MFS Saron Neragal, der Widerpart der Spielerfiguren in den drei Einsteigerbände, erwähnt. Das gibt der Spielwelt einen angenehmen Zusammenhalt. Ein klein wenig negativ ist das Fehlen einer Grundrisszeichnung einer typischen zwergischen Anlage (sei es eine Stadt, eine Festung oder eine Binge) anzumerken. Auch wenn ich das Kapitel, so wie es sich darstellt, für gelungen halte, hätte(n) ein(ig)e Visualisierung(en) dieser Art der Sache sicherlich gut getan. Die Götter der ZwergeMir fallen die Lektüre und die Bewertung von Religionsbeschreibungen in Rollenspielprodukten immer schwer. In meinen Kampagnen spielen Religion und Götter zumeist eine untergeordnete Rolle, so dass ich dieses 11-seitige Kapitel nur grob angerissen habe. Dabei sind die Götter für die Zwerge durchaus wichtig. Das Pantheon der Zwerge wird vorgestellt und auf die wichtigsten Götter eingegangen. Die Zwerge kennen jedoch nicht nur gute, sondern auch (vier) dunkle Götter, die sog. „vier Versucher“. Diese werden nachfolgend besprochen, ehe sich das Kapitel einem auch für meinen Spielstil interessanten Bereich, den Tempeln und Heiligtümern, annimmt. ZwergenwerkPassenderweise schließt sich an die Ausführungen über die Heiligtümer und bekannten Tempelanlagen gleich das 41-seitige Kapitel über die Baukunst der Zwerge an. Dieses Kapitel ist sicherlich ein Beleg dafür, warum das Buch so lohnend ist. Stimmungsvolle Beschreibungen über z.B. die Zwergenstädte und die Art und Weise, wie Zwerge ihre Häuser errichten, vermitteln einen guten Einblick in die „Seele“ dieses Volkes. Ausführungen über die „Geheimnisse der Berge“ führen das Kapitel fort. Es finden sich Informationen zu anderen Wesen, die die Berge neben den Zwergen bewohnen, und zu den Schätzen, aber auch den Gefahren, welche die Gebirge bergen. Immer wieder werden im MIDGARD-typischen Stil kleine Erzählungen in Kästchenform eingestreut, die weitere Informationen in Form von Sagen, Aussagen oder Erläuterungen beinhalten. Optisch wird dadurch der Fließtext aufgelockert. Ausführungen zu Werkzeugen, Nahrung, Metallen und ihrer Verarbeitung runden das lesenswerte Kapitel ab. (Weitergehende Informationen zu den Metallen finden sich im Ergänzungsband.) ZwergenlebenDas Kapitel „Zwergenleben“ befasst sich auf fast 40 Seiten mit den Dingen des alltäglichen Lebens, aber auch dem Tod. So werden Themen wie die Vorbereitung auf den Tod, aber besonders der Umgang mit dem Leben en detail beschrieben. Dabei wird extrem vielschichtig auf viele Details eingegangen: Neben den obligatorischen Ausführungen zu zwergischen Haaren, Bärten und den Namen finden sich Informationen über diverse Kleidungsstile, Spiele und kulturelle Eigenarten wie Musik, Tanz und auch den Humor. Aber auch Dinge, die das Zusammenleben regeln, wie Gesetze und Strafen, die deren Übertretung nach sich ziehen, sowie die große Bedeutung von Sippe und Familie für die Zwerge werden hier angesprochen. Sprache und Schrift sind noch mal ein zentraler Aspekt dieses Kapitels: „Dvarska“, so der Name der Zwergensprache, wird hier beinahe auf Lehrbuchniveau vorgestellt. Ein Überblick an Vokabeln ermöglicht es geneigten Spielern, verbal ein gewisses Maß an „Farbe“ ins Spiel einzubringen.
Anmerkung: Dieses Kapitel zeigt die Detailverliebtheit und Hingabe, mit denen die Autoren zu Werke gegangen sind. Wer über die hier gemachten Ausführungen hinaus Informationen dieser Art begehrt, dem sei der EB ans Herz gelegt, der genau diese Fäden aufgreift und weiterspinnt. Insbesondere hinsichtlich der Musik und der Sprache Dvarska bietet der EB mehr, als es dem Quellenbuch gut getan hätte. ZwergennachbarnDie nachfolgenden 14 Seiten umfassen das Kapitel „Zwergennachbarn“. Hier wird das Buch dann wieder etwas bodenständiger vom Inhalt her und widmet sich der Geschichte und der Koexistenz mit anderen Völkern und Wesen wie etwa den Drachen. Aber auch die Gnome, die alten Begleiter der Zwerge durch ihre Geschichte, und auch die Thursen und Riesen, als ständige Widersacher, werden hier genauer beleuchtet. Auch die Dunkelzwerge werden an dieser Stelle noch knapp besprochen, ehe sich das Kapitel dem Kampf und der zwergischen Kriegsführung zuwendet. ZwergenmagieNeue Magie und Zaubersprüche werden in diesem 15-seitigen Kapitel vorgestellt. Anmerkung: In diesem Kapitel findet sich zum Teil die Runenmagie, die einst im Quellenbuch „Waeland –Krieger des Nordens“ eingeführt worden war, nunmehr aufpoliert für die aktuelle MIDGARD Regelversion wieder. Die Darstellung ist jedoch (leider) nicht umfassend, da viel Material an den EB vergeben worden ist. Dies ist in meinen Augen bedauerlich, da die Runenmagie sehr gut zu den Zwergen passt und mittels Abdruck im Quellenbuch einem breiteren Spielerpublikum zugänglich gemacht worden wäre als über den EB. Doch das Kapitel umfasst nicht nur Ausführungen zu (neuen) Sprüchen und der Runenmagie: Vielmehr runden einige gelungene Beschreibungen von besonderen Artefakten, Waffen und Rüstungen das Kapitel versöhnlich ab. BestiariumÜber ein „Bestiarium“ im Rahmen eines Rollenspiel-Quellenbuches braucht man nicht viele Worte zu verlieren. Die Beschreibungen der Wesen sind gut lesbar, die Darstellungen gelungen. Insgesamt ist das Kapitel aber wenig überraschend, wobei das nicht negativ zu verstehen ist. Es gehört halt dazu, ist ordentlich, besticht aber auch nicht. ZwergenabenteurerIn diesem Kapitel, das sich hauptsächlich an Spieler richten dürfte, finden sich Spielwerte und Anpassungen sowie Informationen, wie etwa mit weiblichen Zwergen oder Halbzwerginnen zu verfahren ist. Die nötigen Lehrpläne runden das Kapitel ab. AnhangIm Anhang finden sich ein Index und eine ganzseitige Übersicht über verwendete Literatur und Quellennachweise.
Mit einer Seite Werbung für das Quellenbuch „ALBA – Für Clan und Krone“ (zu dem es hier im Gate eine Besprechung gibt) endet schliesslich das MFS-Quellenbuch. Der Ergänzungsband:Der MFS-EB umfasst neben einigen Textfragmenten (die im eigentlichen Quellenbuch keinen Platz mehr gefunden haben), die sich auf die Metallkunst und den Themenkomplex „Musik und Tanz“ (komplett mit einem in Notenform niedergeschriebenen Lied!) beziehen, schwerpunktmässig ein „Dvarska-Wörterbuch“ (Dvarska – Deutsch / Deutsch – Dvarska) sowie eine ausführliche Abhandlung zur Runenzauberei und zwei aus dem „Waeland“-Quellenbuch stammenden, jetzt an die aktuellen Regeln angepassten Runenzauberern: dem Runenschneider und dem Skalden, komplett mit dazugehörigen Lehrplänen.
Der Ergänzungsband ist, trotz seines überschaubaren Preises von glatten 6 Euro, eindeutig kein Produkt, das für sich alleine steht und auch nicht zwingend in jede MIDGARD Sammlung gehört. Vielmehr sehe ich es als Ergänzung zum Quellenbuch für die Spieler, die in ihren Runden entweder besondere Schwerpunkte auf kulturellen Tiefgang bei der Darstellung der Zwerge (grade in Bezug auf Musik und Sprache) legen oder die sich einfach nur für die Runenmagie besonders interessieren. Dass dieses ausgeklügelte Material zugänglich gemacht wird, begrüße ich sehr, dennoch hätte es mir gereicht, die Runenmagie mehr ins Quellenbuch einzubinden und dafür Abstriche bei der Ausgestaltung und Darlegung der Musik und Sprache zu machen. Aber diese Art, sich einem Spielvolk anzunähern, macht einen der besonderen Reize von MIDGARD und seinen Produkten aus. Daher sind diese Wertungen meinem persönlichen Spielstil geschuldet und nicht als Abwertung zu verstehen. Das Fazit:Jedem MIDGARD Spieler, der mehr über seine Welt erfahren möchte und dem die Zwerge bisher zu ein-dimensional vorkamen, kann ich nur zum Erwerb (oder zumindest zur Lektüre) des Quellenbuches „Meister von Feuer und Stein“ raten. Auf 270 Seiten wird atmosphärisch dicht eines der zwar gegenwärtigsten und doch unbekanntesten Fantasy-Völker für die Spielwelt MIDGARD aufbereitet. Die Autoren haben sich mit einer Hingabe dem Thema gewidmet, wie ich sie in einem Spieleprodukt selten gesehen habe. Positiv fällt auf, dass obgleich Materialkürzungen für die Veröffentlichung des Quellenbuches unumgänglich waren, nichts vom geschriebenen Material in der Versenkung verschwunden ist, sondern durch die Veröffentlichung eines 64-seitigen Ergänzungsbandes den Spielern zugänglich gemacht wurde. Alleine die Gewichtung zwischen Material, welches letztlich im Quellenbuch bzw. Ergänzungsband gelandet ist, hätte meines Erachtens etwas anders sein können. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Ich hatte viel Spaß bei der Lektüre beider Werke und freue mich darauf, die erhaltenen Hintergründe und Informationen in mein Spiel mit einfließen zu lassen. Ein tolles Kombiprodukt bewerte ich mit der guten Note von 4,0 Punkten.
Anmerkung: Leider lässt die Maske nur die Daten für ein Produkt zu. Der Ergänzungsband ist von Hupperich/Franke, kostet € 6,-- und hat die ISBN-Nr.: 978-3-924714-93-2. |
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