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Abolethic Sovereignty 2 - City of Torment
Bewertung:
(2.8)
Von: AlexH
Alias: AlexH
Am: 25.03.2010
Autor:Bruce R. Cordell
Typ:Roman
Setting:Forgotten Realms
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:978-0-7869-5184-0
Inhalt:310 Seiten, Softcover
Sprache:Englisch

Vorbemerkung

Der von mir rezensierte, englischsprachige Roman verwendet viele Begriffe (z. B. Kreaturenbezeichnungen, Namen und Zauber), die aus der 4. Edition des Forgotten-Realms-Kampagnenhintergrundes entstammen. Da für viele dieser Begriffe eine offizielle deutsche Übersetzung dem Rezensenten nicht vorlag, werde ich in der nachfolgenden Besprechung diese Begriffe in englischer Sprache verwenden und bitte diesbezüglich um Verständnis des Lesers.

 

Vom Erscheinungsbild und Layout her handelt es sich um ein typisches Wizards-of-the-Coast-Taschenbuch. Dies schließt die aus weiteren Rezensionen bekannten kleinen Problemchen mit ein. So bricht zum Beispiel der nur relativ dünn verleimte Buchrücken sehr schnell und das ganze Buch macht nach der Lektüre einen recht ramponierten Eindruck. Für Sammler, die gerne ein extra Regal-Exemplar kaufen, sicherlich verschmerzbar, für den Leser, der sich hin und wieder über die aktuellen Vorgänge in den Realms informiert haben möchte, seine Bücher aber dennoch ins Regal stellen mag, leider ein Negativpunkt. Das Papier ist griffig, die Schrift sehr klein und die rund 310 Seiten restlos vollgepackt. Echte Absätze finden sich so gut wie gar nicht, stattdessen arbeitet man mit vielerlei Einrückungen des Textes, um den Lesefluss etwas angenehmer zu gestalten. Das Cover ist dunkel, schriftdominiert und zeigt nur ein kleines Bild, welches zudem als wenig gelungen betrachtet werden kann, deutet aber schon die etwas „wirre“ Atmosphäre an, die einen bei der Lektüre stets begleiten wird.

 

 

Inhalt

Der Roman beginnt zeitlich etwas nach den Geschehnissen des ersten Bandes. Der endete darin, dass die Traumform von Anusha Marhana von dem Artefakt Dreamheart eingefangen wurde. Dieses Artefakt wurde von dem Warlock Japeth, der von der Rettung Anushas besessen ist, entwendet, damit der Mönch Raidon Kane es nicht in die Hände bekommt, um es zu zerstören.

 

Das Buch verfolgt nun die zahlreichen Protagonisten (dankenswerterweise wird dem Text ein Personenverzeichnis nachgestellt) auf ihren Wegen. Japeth versucht, über Rituale und Zauber an die in ihrem Traumkörper gefangene Anusha heranzukommen. Diese wiederum befindet sich in Xxiphu, der sich tief im Erdinneren befindenden Stadt der Aboleths. Als sie dort aufwacht, erkennt sie, dass sie nur einer von Tausenden Träumern ist, die von den Aboleths dort eingefangen wurden, um dem Eldest, dem ältesten Abolethen, als Nahrung zu dienen und ihn aus seinem äonenalten Schlaf zu reißen.

 

Unterdessen befindet sich der Mönch Raidon Kane in Begleitung des sich langsam in einen Fischmenschen verwandelnden Captain Thoster und der ehemaligen Roten Magierin Seren wiederum auf der Jagd nach Japeth, um ihm das Dreamheart zu entreißen und zu zerstören. Den schlafenden, leiblichen Körper von Anusha führen sie dabei bei sich.

 

Auf der Jagd nach dem Dreamheart befinden sich aber auch der Archfey Neifion und die Eladrin Malyanna. Hinzu kommen noch ein paar Kopfgeldjäger, Adelige und ein Riesenkraken, und der Reigen der Handelnden ist komplett.

 

Schon bald stellt sich heraus, dass alle Spuren nach Xxiphu führen, der versunkenen Stadt der Aboleths, die gerade dabei sind, den Eldest aus seinen Schlaf zu wecken, um Chaos über die Welt zu bringen. Doch wie begibt man sich derart tief in das Erdreich unterhalb der Sea of Fallen Stars?

 

 

Fazit:

Eines muss man Bruce R. Cordell lassen. Seine Charaktere sind originell, haben alle eigene Motive und entsprechen so gar nicht den gängigen Fantasy-Schablonen, die man in solchen Romanen leider häufig findet. Allerdings hat er, und das ist in meinen Augen das große Manko des Romans, im Bereich des phantastischen einfach nur noch übertrieben. Zum einen die sehr heftigen Lovecraft-Anleihen: Gottgleiches Wesen schläft in einer versunkenen Stadt, wird von Dienerwesen angebetet, verständigt sich im Traum, streut Wahnsinn, die Anhänger verwandeln sich nach und nach in Fischwesen, es gilt zu verhindern, dass der Schlafende erwacht, die Formen und sein Anblick sind abartig und für den normalen Geist kaum begreifbar, die Aboleths als Dienerrasse schleimig und außerirdischen Charakters … ja, interessant, meinetwegen. Die Welten und Kreaturen des D&D-Multiversums hatten schon immer gewisse Anleihen am Lovecraft-Mythos, hier wird es aber definitiv übertrieben. Wo ich grad beim Übertreiben bin: 1 riesenhafter Engel, der eine große Tempelglocke trägt, in der wiederum ein Warlock und ein halbgottartiger Archfey, Neifion, der Lord of the Bats, sitzen, und der durch alle Dimensionen reist, um die „Engelglockenkutsche“ nach Xxiphu zu tragen? Ein Piratenschiff, das in einem Ritual mit extradimensionalen Fischen umgeben wird, damit es durch alle Dimensionen und Materialen nach Xxiphu reisen kann? Ein fliegender Krake, schleimige Gänge, in Eis gefangene Traumkörper, Red Wizards, ein intelligentes, von der Zerstörung so genannter Aberrations besessenes Schwert, ein „älteres Zeichen“, das auf die Brust des Mönchs gebrannt wurde, welches zudem hellblau strahlt, Geister, Dream-Walker … und … und … und ...

 

Cordell übertreibt hier maßlos und die diversen Plotlines, die in der Stadt Xxiphu dann zusammengeführt werden, sind teilweise etwas holprig ineinander verschachtelt. Man muss als Leser wirklich einiges an Geduld aufbringen, um sich in das Material überhaupt noch hineindenken zu können, was aufgrund des Grades an phantastischen Schilderungen fast nie gelingen mag. Postiv sind die gut dargestellten Motivationen und die Vielschichtigkeit der handelnden Charaktere (von denen jeder Einzelne fast einen eigenen Roman tragen würde) und die rasante und sehr bildhafte Darstellung von Kampfszenen zu erwähnen. Ansonsten frage ich mich, wie dieser Mittelteil einer Trilogie (ohnehin eine undankbare Position) zu einem Finale führen soll, was noch einigermaßen in der Welt der Forgotten Realms glaubhaft bleiben soll.

 

Schade, weniger wäre mehr gewesen. Cordell hätte sich meines Erachtens nach auf etwas weniger Charaktere und eine etwas weniger „abgefahrene“ Szenerie und Ausstattung beschränken müssen. So bleibt das Buch Mittelmaß und ist allenfalls für Sammler und FR-Fans interessant.