Links zur Rezension InhaltSophraea Carver ist die jüngste Tochter der Carver-Familie, die für die Pflege der Stadt der Toten in Tiefwasser zuständig ist. Wie die anderen Angehörigen ihrer Familie auch, betrachtet sie den Friedhof als Teil ihres Zuhauses, anders als der Rest ihrer Familie hat sie aber keine Lust, sich mit dem für sie vorgesehenen Leben zufrieden zu geben und wünscht sich stattdessen als Näherin in die Lehre zu gehen, um vielleicht eines Tages die Gewänder der Reichen schneidern zu können. Gustin Bone ist ein junger Zauberer, der nach Tiefwasser gekommen ist, um die Wunder dieser Stadt zu erleben. Und, um sich von den Carvers eine Statue schaffen zu lassen, die er mit seinen magischen Tricks zum Leben erwecken und damit den Schaulustigen das Geld aus der Tasche ziehen möchte. Diese beiden jungen Menschen geraten unfreiwillig in den Mittelpunkt eines Abenteuers, als Rampage Stunk, ein neureicher Finanzmann beginnt, große Teile des Friedhofs zu kaufen und nach seinen eigenen Vorlieben neu herrichten zu lassen. Auf die alten Gräber, die ihm bei seinem Vorhaben im Wege stehen, nimmt er dabei allzuwenig Rücksicht. Damit zieht er sich nicht nur den Zorn Lord Adarbrents, einem den alten Traditionen zutiefst verhafteten Adeligen, zu, sondern auch den der Toten, die über die Renovierungsarbeiten an ihrer Ruhestätte alles andere als erfreut sind. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse und das Undenkbare geschieht. Die Toten verlassen den Friedhof und versetzen die feine Gesellschaft Tiefwassers in Angst und Schrecken. Und während die Carvers verzweifelt versuchen, dem Treiben der Verstorbenen Einhalt zu gebieten, sind es ausgerechnet Sophraea und Gustin, die den Schlüssel in der Hand halten, mit dem sich der Aufruhr wieder eindämmen lässt. Fazit:City Of The Dead ist keiner der vielen Action-Romane, die andere Autoren in den Realms haben spielen lassen. Zwar dürfen die Carvers das ein oder andere Mal ihre mächtigen Fäuste fliegen lassen, doch finden diese Prügeleien eher am Rande statt. Stattdessen konzentriert sich die Geschichte ganz auf ihre beiden Protagonisten, einem unwahrscheinlichen Paar, das so gar nicht zum Heldentum geboren scheint.
Das tut dem Roman aber durchaus keinen Abbruch. Es ist eine schöne Abwechslung, mal nicht mit den Taten großer Helden, sondern mit dem ganz normalen Leben des "kleinen Mannes" konfrontiert zu werden. Rosemary Jones schildert dieses Leben mit einem Blick für Details und einem feinen Humor, der die Stadt wirklich "zum Leben erweckt", so wie Ed Greenwood es in seinem Vorwort verspricht. Es macht Spaß, den Wortgefechten Sophraeas und Gustins zu lauschen, deren Beziehung dadurch kompliziert wird, dass Sophraeas überbesorgte Brüder ein scharfes Auge auf den Magier werfen. Wie nebenbei verknüpft die Erzählung Details aus der Geschichte Tiefwassers mit denen der jüngeren Ereignisse.Tiefwasser wurde von der Spellplague einigermaßen verschont, und die Autorin erliegt glücklicherweise nicht der Versuchung, die historischen Umwälzungen mit Gewalt in die Geschichte einzubauen. Man findet Hinweise, wenn man hinschaut, aber an keiner Stelle verliert Rosemary Jones den Fokus auf ihre eigene Geschichte.
Und so ist dieser Roman eine kleine, positive Überraschung und ein rundum empfehlenswertes Buch für jeden, der auf wilde Schwertschwingereien, scheinbar unbezwingbare Monster und welterschütternde Magie verzichten kann, und stattdessen einfach eine "wundervolle" (Ed Greenwood) Geschichte genießen möchte, die ihre Magie nicht aus den Ereignissen, sondern aus den Charakteren zieht. Ich weiß nicht, ob ich so weit gehen würde wie ein anderer Rezensent, der Rosemary Jones nach ihrem Erstling "Crypt of the Moaning Diamond" bereits mit Elaine Cunningham verglichen hat. Aber neben dem Blick für ihre Charaktere haben die beiden definitiv eines gemeinsam: Ich freue mich darauf, mehr von ihnen zu lesen. Rosemary Jones ist eine frische neue und vor allem vielversprechende Stimme im Kreis der WotC-Autoren, so viel steht fest. |
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