Links zur Rezension
Stephen King ist zweifelsohne eine präsente Größe in der modernen Literatur. Der amerikanische Schriftsteller, der seinen Ursprung im Horror-Genre hat und mit Romanen, wie "Shining" oder "Cujo" bekannt geworden ist, hat sich im Laufe der Jahre aber auch auf andere Wege begeben. Neben einer sehr ergreifenden Geschichte um den Insassen einer Todeszelle (The Green Mile) hat er mit "Der dunkle Turm" ein enormes Fantasy-Epos verwirklicht, das ebenfalls seinen Weg in das Comic-Genre gefunden hat (siehe die Reviews dazu). Auch "The Stand" geht ebenso einen für King eher untypischen Weg, auch wenn man die Story durchaus als Horror behaftet beschreiben kann. Die Story aus dem Roman, der schon viele Jahre Leser auf der ganzen Welt begeistert hat, hat nun seinen Weg in das Graphic Novel Format gefunden.
Inhalt:Ein geheimes US-Militär-Forschungslabor irgendwo in der kalifornischen Wüste. Ein Unfall setzt ein künstlich gezüchtetes und absolut tödliches Grippevirus frei, das von einem Mann in die Weiten der USA getragen wird. Innerhalb von Stunden sind die ersten Zivilisten infiziert und die Verantwortlichen sind nicht in der Lage, die Ausbreitung aufzuhalten, denn ein Impfstoff wurde nicht entwickelt. Viel schlimmer ist, das sich "Captain Trips" sehr leicht per Luft oder Kontakt überträgt und so, so gut wie nicht unter Kontrolle zu bekommen ist. Millionen von Menschen sterben einen qualvollen Tod. Dann ist da noch der seltsame wandernde Geck, eine Art schwarzer Mann, der durch die USA wandert. Seine Ziele sind nicht ganz klar, aber Gutes führt er mit Sicherheit nicht im Schilde...
Zu Story, Schreibstil & Artwork:Stephen King hat zwar die ursprüngliche Geschichte verfasst und hat das Team auch künstlerisch unterstützt, aber für die Portierung des Romans in das Comicformat ist Roberto Aguirre-Sacasa verantwortlich, der bereits einige Storylines für Marvel geschrieben hat. Die Portierung ist dem Autor dabei hervorragend gelungen und er nutzt die Elemente des grafischen Romans sehr gut und strickt eine packende und anspruchsvolle Geschichte, die von der ersten Seite an zu begeistern weiß. Dabei wird das sehr realistische Grauen hervorragend herüber gebracht, das die erschreckende Ausbreitung des Virus mit sich bringt. Gnadenlos wird gezeigt, was so ein Virus anrichten kann und dabei ist das Szenario sehr glaubwürdig, denn es könnte sich tatsächlich genauso abspielen. Niemand weiß woran Wissenschaftler in geheimen Labors arbeiten und schon die Natur hat uns mehrfach gezeigt, wir gefährlich schon natürliche Viren sein können - man denke an Ebola oder die schwarze Pest, die i Mittelalter ein Drittel der Bevölkerung Europas ausgerottet hat. Sogar eine normale Grippe kann heute noch selbst in unseren Kreisen tödlich sein und die Influenza rafft jedes Jahr tausende Menschen allein in Deutschland dahin. Was also, wenn ein militärischer Virus, der als biologischer Kampfstoff entwickelt wurde, durch irgendeinen dummen Unfall in die Welt gelangen würde? Genau das ist worum es bei "The Stand" geht und das erzählt der Autor sehr eindrucksvoll und ohne geschönte Szenen. Zugegebenermaßen kommt Stephen Kings "Das letzte Gefecht" auch nicht ganz ohne das Übernatürliche aus, das in Form des wandelnden Gecken Randall Flagg, präsentiert wird. Ein sehr mysteriöser Wanderer, von dem man schnell den Eindruck bekommt, das er der Tod oder gar der Leibhaftige ist. Interessanterweise erscheint er auch den wenigen Menschen, die Resistenz gegen das Virus zu sein scheinen, in ihren Albträumen. Was es letztendlich mit Flagg auf sich hat, erfährt der Leser in diesem ersten Band von "The Stand" allerdings nicht. Ebenso wenig wird nicht abschließend gezeigt, wer die Pandemie überlebt und wie das letzte Gefecht tatsächlich aussieht. Das alles heben sich die Macher für später auf. Dennoch: "Das letzte Gefecht" ist eine unglaublich dichte und erschreckende Erzählung, die es einem eiskalt den Rücken runter laufen lässt, die aber auch literarisch gesehen absolut überzeugen kann.
Nicht zuletzt liegt das aber auch an der gelungen grafischen Umsetzung, denn ein Comic lebt schließlich nicht nur von Story und Text, sondern auch von den Artworks, die es mit sich bringt. Für die atemberaubenden Illustrationen ist Mike Perkins (Captain America) verantwortlich, der von der Koloristin Laura Martin (Astonishing X-Men) unterstützt wurde. Zusammen liefern die beiden Künstler eine umwerfende Optik ab, die die beängstigende Geschichte einfach hervorragend in Szene setzt. Die einzelnen Panels sind sehr sauber gezeichnet und zeigen viele Details, die - wenn notwendig - vollkommen ungeschönt präsentiert werden und das Grauen das das Virus anrichtet gnadenlos zeigen. Geschickt spielt der Zeichner mit Schatteneffekte und erzeugt damit ein oft düsteres Szenario mit einer bedrohlichen Atmosphäre, die wie ein Damoklesschwert über dem Ganzen schwebt. Die Panels machen die Sache sehr dynamisch und flott, zeigen dabei oftmals auf subtile Art und Weise, die Ausbreitung des Virus: ein Niesen hier, ein Hände schütteln da. Der Schattierung entgegen stehen die eher satten, kräftigen Farben der Kolorierung, die die Optik des Comics sehr natürlich wirken lässt. Alles in Allem einfach tolle Artworks, die hervorragend zur Story passen und diese in bester Manier präsentieren.
Qualität & Ausstattung:"Das letzte Gefecht" kommt im Softcover mit Faltklappen. Von produktionstechnischer Seite her gibt es an dem Band nichts zu meckern, aber das ist bei Panini eigentlich auch normal. Der Band kommt im US-Format und beinhaltet die ersten fünf Kapitel der Reihe. Abgerundet wird der Band mit zwei ausgiebigen Vorworten und einem umfangreichen Skizzenbuch, das ein paar schwarz weiße Konzeptzeichnungen von Mike Perkins zeigt, die wirklich toll aussehen (fast besser als die späteren farbigen Versionen). Außerdem gibt es eine umfangreiche Covergalerie, sowohl in schwarz weiß wie auch in Farbe. Abschließend gibt es noch zwei drei Seiten des Skriptes, das letztendlich zum Comic geführt hat. Ein üppiges Angebot. Neben der Softcover-Ausgabe gibt es auch noch eine Hardcover-Variante.
Fazit:"Das letzte Gefecht: Captain Trips" ist der Beginn der nächsten Stephen King Reihe, die in Deutschland als Graphic Novel auf den Markt gebracht wird. Schon die Adaption von Kings Fantasy-Epos "Der Dunkle Turm" konnte sowohl grafisch wie auch Inhaltlich bisher überzeugen und auch wenn "The Stand" eine völlig andere Thematik hat, ist der vorliegende Band einfach umwerfend gut. Die Story ist düster, beängstigend, bedrohlich, dabei aber auch spannend und fesselnd, denn sie wird sehr geschickt erzählt und die verschiedenen Handlungsstränge werden dabei Stück für Stück ausgearbeitet. Dabei legen die Macher auch viel wert auf die optische Inszenierung, was man nicht zuletzt an den atemberaubend schönen, aber auch ungeschönten Artworks und den sehr dynamisch angelegten Panels erkennen kann. "Captain Trips" wirkt einfach in sich schlüssig und zeigt sich von einer hervorragenden Seite. Vor allem aber macht das sehr real wirkende Setting viel der Faszination dieses grafischen Romans aus. Wer also einem sehr realistisch beängstigend wirkenden Setting nicht abgeneigt ist, der sollte sich "The Stand 1" unbedingt ansehen, denn dieser Band stell nicht nur den sehr gelungenen Auftakt zu einer neuen Stephen King Reihe im Comicformat dar, sondern weiß auch ansonsten auf ganzer Linie zu überzeugen. Zugreifen!
|
||||||||||||||||||||||