Links zur Rezension InhaltTammy hatte schon immer panische Angst vor dem Ertrinken und vor engen Räumen. Jetzt liegt das Mädchen mit Klebeband gefesselt und geknebelt im Kofferraum ihres eigenen Wagens eingesperrt, welcher an einem Strand in der Nähe des kalifornischen Städtchens Monterey geparkt wurde – sie hört bereits die Wellen der nahenden Flut gegen das Auto schlagen.
Am Vortag wurde am Rand des Highways ein mysteriöses Kreuz gefunden: Es trug nicht das Gedenkdatum an einen Verunglückten, sondern kündigte offensichtlich den Zeitpunkt von Tammys Ermordung an. Kurz darauf taucht ein zweites dieser unheimlichen Kreuze auf, und am nächsten Tag wird in dem Küstenstädtchen erneut ein Mordversuch an einem Mädchen begangen ...
Kathryn Dance, die Expertin für Kinesik (Analyse des Bewegungsverhaltens) des California Bureau of Investigation wird auf den Fall angesetzt. Mit Hilfe des charismatischen Computerspezialisten Jon Boling gelingt es ihr rasch, einen mutmaßlichen Täter ausfindig zu machen: Travis Brigham, ein Schüler, der aufgrund der sozialen Verhältnisse seiner Familie und seines Charakters zum Außenseiter wurde. Er verursachte einen Autounfall, bei dem zwei seiner Mitschülerinnen getötet wurden. Eine Verurteilung blieb jedoch aus, da ihm keine Schuld nachgewiesen werden konnte. Im Thread „Kreuze am Straßenrand“ des beliebten lokalen Nachrichtenblogs www.thechiltonreport.com, begann nach dem Unglück eine regelrechte verbale Hetzjagd gegen Travis. Dabei gaben viele der Blogger – unter ihnen Tammy – sorglos private Details preis; teilweise auch ihre größten Ängste.
Nun ist Travis Brigham, als „Gedenkkreuzmörder“ gebrandmarkt, mit der Waffe seines Vaters spurlos verschwunden. Kathryn Dance versucht den Urheber des Blogs, James Chilton, von dessen Schließung zu überzeugen, um Travis’ Hass- und Informationsquelle zu beenden. Chilton beruft sich jedoch auf die Pressefreiheit und weigert sich. Dabei versteigt er sich in die Rolle als Held, der sich als einziger traut, „Wahrheiten“ zu veröffentlichen – unter anderem angebliche Ermittlungsfehler bei Travis’ Autounfall.
Es geschehen weitere Morde, jedoch an Personen, die nicht unmittelbar Travis anprangerten, sondern lediglich in anderen Threads des Chiltonreport posteten. Die Einträge im Nachrichtenblog nehmen an Urhebern und Angriffslust zu, doch Chilton verhält sich weiter unkooperativ. Bei den Gesprächen mit Chilton greift Kathryn Dance auf ihr Wissen in Kinesik zurück und liest aus dessen Körpersprache, dass auch er einiges zu verbergen hat. Dance und Boling gelingt es zwar, einige der Blogger ausfindig zu machen und zu warnen, doch es tauchen weitere Kreuze auf ...
Nach „Die Menschenleserin“ ist „Allwissend“ nun der zweite Band der Ermittlerin Kathryn Dance von Jeffrey Deaver. Wieder einmal beweist der Autor, dass er zu den Meistern des Genre gehört. So ist der Roman durchweg spannend erzählt und kann, wie man es von Jeffrey Deaver kennt, immer wieder mit Wendungen und anderen Überraschungen zu begeistern.
Bei diesem Roman gelingt es, nicht nur den eigentlichen Fall sehr gut und spannend zu schildern, sondern auch die Hauptfigur entwickelt sich weiter. So wird das Privatleben von Kathryn weiter vorgestellt und auch auf die Anklage ihrer Mutter wegen Mords eingegangen. Dabei gelingt es dem Autor, seine Hauptfigur mit einer besonderen Fähigkeit auszustatten und sie doch normal erscheinen zu lassen. So ist die Sehnsucht nach einem Vater für ihre Kinder sehr groß. Aber auch die anderen Figuren sind gut ausgearbeitet und zeugen von der Fähigkeit des Autors. In der Regel wird aus der Sicht von Kathryn die Handlung geschildert. Nur vereinzelt wird aus Opfersicht oder aus der Sicht von Nebenfiguren berichtet.
Dabei ist die Handlung nicht so actionreich wie bei den beiden anderen Romanfigur von Deaver Lincoln Rhyme und Amelia Sachs. Sie ist vielmehr psychologisch aufgebaut und wohl dosiert. Trotzdem zieht einen der Roman sofort in den Bann und lässt einen nicht mehr los. Fazit:Allwissend ist ein spannender psychologischer Thriller, der einmal mehr beweist, dass Jeffrey Deaver zu den Meistern des Faches gehört. |
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