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Stummer Zorn
Bewertung:
(2.4)
Von: Daniela Wiedmer
Alias: Robbe
Am: 24.04.2010
Autor:Charlaine Harris
Typ:Roman
VerlagFeder und Schwert
ISBN/ASIN:978-3-86762-068-0
Inhalt:ca. 220 Seiten, Taschenbuch
Preis:10,95 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt

(evtl. Vorsicht Spoiler!!!)

Nickie stammt aus dem konservativen Städtchen Knolls in Tennessee, hat es aber weit gebracht. Sie ist Model in New York City geworden, doch ihre Karriere nähert sich einem schnellen Ende. Darum beschließt sie, in ihre Heimatstadt zurück zu kehren und dort wieder zum College zu gehen, um Schriftstellerin zu werden. Als ihre beste Freundin Mimi ihr anbietet, mit ihr das so eben geerbte Haus zu bewohnen, steht Nickies Entschluss endgültig fest. Doch bereits ihre Ankunft wird überschattet durch die Nachricht, dass die junge Studentin Heidi Edmonds auf dem Campus vergewaltigt wurde. Zunächst noch eher unberührt von diesem Geschehnis - im Glauben, dass dieses Verbrechen noch weit von ihr entfernt ist - beginnt Nickie ihr Studium in Knolls und trifft auf Mimis Bruder Cully, der sie schon immer fasziniert hat. Doch dann wird Barbara Tucker, Nickies Studienberaterin, Opfer einer weiteren Vergewaltigung. Zudem gibt es nun Hinweise darauf, dass weitere Frauen vergewaltigt wurden, die sich jedoch nicht bei der Polizei gemeldet haben. Als Nickie schließlich selbst diesen Alptraum durchlebt, begibt sie sich gemeinsam mit Barbara auf die Suche nach dem Vergewaltiger, der bald sein erstes Mordopfer fordert...

 

Es mag sein, dass Charlaine Harris mit den Sookie-Stackhouse-Romanen (True Blood) seit Jahren die Bestsellerlisten der New York Times dominiert, wie der Rückentext des Buches verkündet, mit Stummer Zorn ist ihr allerdings kein Glanzstück gelungen. Titel und Inhaltsangabe lassen zunächst vermuten, dass es sich um einen Thriller oder Krimi handelt, und die Geschichte trägt durchaus solche Züge. Es wird jedoch schon zu Beginn klar, dass man es allenfalls mit einem kriminalistischen Drama zu tun hat, das eine junge Frau in den Vordergrund stellt, die einem schrecklichen Verbrechen zum Opfer fällt und die Auswirkungen dessen irgendwie verkraften muss, möglichst indem sie denjenigen findet, der ihr das angetan hat. Leider bleibt der gesamte Roman stets nur an der Oberfläche und kratzt verschiedene Bereiche an. Mehr als ein Drittel des Romans beschäftigen sich zunächst mit Nickie, ihrer beendeten Karriere in New York, ihrer Ankunft in Knolls und ihrem Wiedersehen mit Cully. Hinzu kommen die Scheidungsprobleme der beiden Houghton-Geschwister (Mimi und Cully) und Mimis neuer Freund Charles, den Nickie spontan nicht leiden kann. Das eigentliche Verbrechen, das Nickie bereits bei ihrer Ankunft erwartet, wird kurz angesprochen, gerät dann aber völlig aus dem Blickfeld, bis zu dem Moment, in dem die zweite Vergewaltigung stattfindet und kurz darauf auch Nickie ein Opfer wird. Allerdings ist so ein Verbrechen ein sensibles Thema und es ist immer schwer, ausgerechnet die Hauptperson eines Romans unter den Auswirkungen leiden zu lassen, weil es eine Menge Einfühlungsvermögen bedarf, das Harris in ihren Beschreibungen allenfalls oberflächlich zustande bringt. Der Mittelteil des Romans ist jedoch noch der stärkste Abschnitt der Geschichte, der zumindest den Wunsch erweckt, heraus zu finden, wer der Vergewaltiger ist. Leider wird das alsbald offensichtlich. Nickie und Barbara versuchen gemeinsam, Personen auszuschließen und ein wenig nachzuforschen, aber auch diese „Detektivarbeit“ ist sporadisch und bringt kein Ergebnis zustande. Besonders schade daran ist, dass interessante Kandidaten wie Mimis Freund Charles und ihr Bruder Cully praktisch schon zu Beginn mit ausgeschlossen werden. So stehen am Ende drei Kandidaten auf der Liste, bis der Mörder wieder zu schlägt. Das Ende ist dann noch einmal als besonders schwach zu charakterisieren. Das Überwältigen des Mörders wird zu einer fast schon albernen Farce. Ein wenig hatte ich sogar das Gefühl, Harris hat mit Nickies Aktionen ihre Vorliebe für Vampire erneut zum Ausdruck gebracht. In so einer Geschichte ist das allerdings ziemlich daneben gegriffen.

Fazit:

Knappe 220 Seiten lang fragt man sich, was Stummer Zorn eigentlich ist. Am Ende dürfte man zu der Erkenntnis kommen, dass Harris sich hier anscheinend an etwas Neuem versucht hat und daran gescheitert ist. Kann man lesen, darf man aber auch gerne sein lassen.