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Neil Gaimans: Marvel 1602
Bewertung:
(4.5)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 30.04.2010
Autor:Autor: Neil Gaiman, Zeichner: Andy Kubert
Übersetzer:Steve Kups, Reinhard Schweizer
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Marvel 1602 / normale Marvel-Kontinuität
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-86607-930-4
Inhalt:220 Seiten, Softcover, US-Format, US-Originale Marvel 1602 #1-8
Preis:19,95 EUR
Sprache:Deutsch

Alternative Marvel-Superhelden-Geschichten sind schon seit Jahren kräftig gefragt. Bereits im Jahr 2003 hat der renommierte Neil Gaiman die vorliegende Marvel Mini-Serie geschrieben, die die bekannten Helden in einer ganz neuen Art und Weise ins Jahr 1602 verlagern. Panini haben diese Serie nun als Sammelband neuaufgelegt.

 

Inhalt:

Anno 1602. England zu Zeiten der Königin Elisabeth. Im Königreich werden Intrigen gesponnen, dem auch die Queen zum Opfer fallen soll, denn Schottlands König James VI trachtet nach dem Thron. Doch die Queen hat mit Nicolas Fury, den besten Spion an ihrer Seite. Doch ein seltsames Naturphänomen macht den Menschen sorgen, denn ein Unwetter überlagert England schon seit Wochen. Deswegen wird Dr. Strange hinzugezogen, um das zu klären. Was er dabei aufdeckt, kann das gesamte Universum verändern, denn scheinbar steht die Apokalypse bevor.

Als die Queen stirbt, wird James VI tatsächlich König und setzt einen spanischen Inquisitor auf den Fall an, denn er misstraut allen Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Doch der König weiß nicht das der Inquisitor selbst übernatürliche Kräfte hat. Trotzdem wird es für Fury, Strange und ihre Gefolgsleute naehzu unmöglich, die Apokalypse aufzuhalten - zumal sie dafür nach Amerika reisen müssen...

 

Zu Story, Schreibstil & Artwork:

Wie eingangs gesagt, erfreuen sich alternative Marvel-Universen sehr großer Beliebtheit. Beispiele dafür sind die "Marvel Zombies" oder die "Marvel Noir"-Geschichten oder eben die vorliegende Story, die die Marvel-Superhelden in das 17. Jahrhundert führen. Aber in diesem Fall ist die Sache etwas anders, denn 1602 spielt in der gängigen Marvel-Kontinuität und nicht auf einer alternativen Welt. Neil Gaiman hat 2003 diese Geschichte geschrieben und dabei die wichtigsten Helden und Schurken ins Jahre 1602 transportiert und das sogar durchaus sinnhaft und logisch, was man rausfindet wenn man den Band durchgelesen hat (ich möchte hier nicht zu viel spoilern).

Dabei hat er die verschiedenen Charaktere sehr geschickt platziert. Nicholas Fury als Oberspion, Dr. Strange als Hofmagier, den Dämon als Meisterdieb und Barde. Das sind natürlich nicht alle, denn auch Spider-Man, Dr. Doom, Magneto, die X-Men und die fantastischen Vier spielen in der einen oder anderen Form eine Rolle, auch wenn diese nicht immer sofort erkennbar sind. Wie gesagt, sehr geschickt gemacht und vor allem auch recht glaubwürdig, denn das Ganze ist hervorragend in die Welt des 17. Jahrhunderts integriert.

Aber nicht nur das, auch die Story ist facettenreich, spannend und mit vielen Überraschungen versehen und weiß absolut zu überzeugen. Mehr noch, sehr typisch für Gaiman, präsentiert sich die Story ziemlich anspruchsvoll, vor allem vor dem Hintergrund da der Ursprung bei den Superhelden-Comic liegt. Gaiman drückt dem Graphic Novel seinen ganz eigenen Stil spürbar auf, drängt sich dabei aber nicht in den Vordergrund, sondern erzählt einfach eine abgefahrene und ansprechende Story mit mehreren Handlungsebenen, die am Ende sehr geschickt zusammengeführt werde (und auch noch Platz für weitere Stories lassen, die es tatsächlich auch gibt).

 

Gezeichnet wurde "Marvel 1602" von Andy Kubert, der schon Einiges für Marvel geleistet hat. Die Illustrationen sind schick und passen sehr gut zum Setting, stellen die Welt von 1602 sehr glaubwürdig dar. Vor allem liegt das an dem sauberen und präzisen Stil, den Kubert dabei zeigt, der genug Details zeigt da wo sie gebraucht werden, und wenige wo es angebracht erscheint. Koloriert wurde das Ganze von Richard Isanove, der unter anderem auch "Der dunkle Turm" von Stephen King koloriert hat. Das Besondere hier ist, das Isanove vornehmlich die ungetuschten Zeichnungen des Künstlers in Photoshop packt und dort digital weiterverarbeitet. Wie auch immer: die Farbgebung ist perfekt und unterstützt die Artworks hervorragend.

 

Qualität & Ausstattung:

Verlagstypisch kommt der Band im Softcover und im US-Format in dem er auch im Original erschienen ist. Der fette Sammelband enthält die komplette achtteilige Mini-Serie, die damit abgeschlossen ist. Als Extra gibt es am Ende des Bandes noch alle acht Originalcover auf jeweils einer Seite- sehr schick.

 

Fazit:

Nachdem mir einige der alternativen Marvel-Stories sehr zugesagt haben, andere wieder nicht, hat mich Gaimans "Marvel 1602" vollkommen überzeugt. Auch wenn diese Serie bereits 2003 erschienen ist, so kannte ich sie bisher nicht und da habe ich wirklich was verpasst. Gaiman überzeugt hier wieder einmal mehr mit einer abgefahrenen und tiefgehenden Story innerhalb des gängigen Marvel-Universums bei der bekannte Superhelden und -schurken sehr geschickt in verschiedensten Position platziert, die oft zunächst einmal nicht auf die eigentlichen Fähigkeiten schließen lassen.

Dazu kommen die enorm gelungenen Artworks von Kubert und die ansprechende Kolorierung von Isanove, die de Sache einfach absolut rund machen.

"Marvel 1602" ist damit ein hervorragender und atemberaubender grafischer Roman, der ganz im Zeichen und Stil von Ausnahmeautor Neil Gaiman steht und allen Marvel-Fans eine gelungene Abwechslung vom normalen Superhelden-Zeugs bietet. Erste Klasse!